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Hinduismus online


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Montag, 08. April 2013
Annapurna
By religionswissenschaftler, 22:08



Annapurna ({{SaS|अन्नपूर्णा|annapūrṇā}} „die an Nahrung Reiche“, dabei bedeutet anna „Nahrung“ und pūrṇa „gefüllt; voll von“ in der Bedeutung "die Nahrungsschenkende"), auch Vishalakshi (die Breitäugige) genannt, ist eine hinduistische weibliche Gottheit, die als Göttin des Hauses, der Ernte, des Reises, des täglichen Brotes, des Kochens, des Überflusses und der Nahrung verehrt wird. Sie verleiht auch die Gabe des guten Kochens. Annapurna soll dafür Sorge tragen, dass niemand Hunger leidet. Sie gilt als eine Form der Muttergöttin Parvati und als Frau und Shakti Shivas. Sie wird als die Erhalterin des Wohlstandes angesehen.Es wird angenommen, dass derjenige, der die Mägen der Hungrigen mit Nahrung füllt, von den Kräften der Gottheit erfüllt ist. Im hinduistischen Glauben ist die Gottheit mit der Befugnis ausgestattet, Essen in unbegrenzter Menge zu liefern. Man glaubt, dass derjenige, der sie verehrt, niemals an Nahrungsknappheit im Leben leiden wird. Sie symbolisiert den göttlichen Aspekt der nährenden Pflege und der himmlischen Fürsorge. Die Gottheit wird auch, speziell in Südindien, wo sie sehr beliebt ist und wo ihr viele verschiedene Schreine gewidmet sind, als Göttin der Fruchtbarkeit, des Reichtums und der Landwirtschaft verehrt. Der berühmteste Tempel der Annapurna befindet sich in Kashi (auch Varanasi oder Benares genannt) in Indien. Neben ihrem Mann Shiva, der dort als Vishvanatha verehrt wird, gilt sie als Königin von Kashi. In Horanadu, das etwa 100 km westlich von Chikmagalur im südindischen Bundesstaat Karnataka liegt, befindet sich als weitere wichtige Kultstätte der Annapoorneshwari Temple. Annapurna ist die oberste Göttin und Königin von Kashi. Es heißt, dass sie selbst nichts isst, bis alle ihre Anhänger in ihrem dortigen Tempel mit ausreichend Nahrung versorgt sind. Annapurna wird auch Mutter der drei Welten (Triloka) genannt. In ihrer 108-Namen-Hyme wird sie neben der Spendung von Nahrung, auch mit Weisheit und Weltabgewandheit in Verbindung gebracht.


Ikonographie


Annapurna wird mit allerlei Schmuck und einem juwelenverzierten Topf, gefüllt mit Brei, in einer Hand und einer Pfanne oder einem Löffel in der anderen, um die Nahrung an ihre Verehrer zu verteilen, dargestellt. Die Göttin trägt Schmuck am Handgelenk. In einigen Darstellungen wird sie in Sitzhaltung und Shiva für gewöhnlich bettelnd mit einer Bettelschale in Form eines Schädels um Nahrung vor ihr dargestellt. Annapurna füllt seine Schale mit ihrem Löffel. Ihre Körperfarbe ist rot. Sie sitzt oftmals auf einem Thron oder Lotus (siehe Bild).


Mythologie


Eines Tages fand Shiva, der ein Bettelmönch war, nichts zu essen, so dass er hungrig war. Er wurde von allen nur abgewiesen. Er fragte den Weisen Narada nach der Ursache seines Hungers. Dieser sagte ihm, dass dies nur an seiner unglücklichen Frau liege. Eine glückliche Frau bringe ihrem Mann Glück. „Sieh dir Vishnu an! Er hat Devi Sri geheiratet und seitdem lebt er im Überfluss.“

Daraufhin begab sich der Weise wieder in seine Küche, wo er die hungernde Parvati sah, die dort in schwermütiger Stimmung dasaß. Ganeshas Ratte und Karttikeyas Pfau hatten die spärlichen Überreste aufgegessen. Parvati fragte den alten Mann, warum sie zur Armut verdammt war.

Narada erklärte: „Das liegt nur an deinem Mann. Ein fähiger Gatte ernährt seine Familie, indem er genug Geld verdient. Sieh dir Devi Sri an! Seitdem sie mit Vishnu verheiratet ist, lebt sie wie im Himmel“.

Annapurna dachte darüber nach, und am nächsten Morgen, nachdem Shiva fortgegangen war, nahm sie ihre Kinder und verließ das Haus. Nachdem sie eine Weile gegangen war, erschien Narada und lehrte sie, wie sie die Leute überzeugen konnte, ihr zu essen zu geben.

Annapurna besuchte viele Familien, bekam von allen etwas zu essen und kam mit einem Korb voll Nahrung nach Hause. Als Shiva hungrig und mit leeren Händen heimkehrte, gab sie ihm bereitwillig zu essen, bis er satt war. Er war so dankbar, dass er sie umarmte, bis er mit ihr eins wurde. Diese Vereinigung vollkommener Liebe wird oft in Skulpturen dargestellt, die als Ardhanarishvara (halb Mann und halb Frau) bekannt sind.

Ein anderer sehr populärer Mythos erzählt folgendes:

Eines Tages spielten Shiva und Parvati ein Würfelspiel. Das Spiel wurde so interessant, dass dabei Wetten abgeschlossen wurden. Parvati setzte ihre Juwelen und Shiva seinen Dreizack. Shiva verlor das Spiel und damit seinen Dreizack. Um ihn wieder zu gewinnen, wettete Shiva diesmal seine Schlange und verlor abermals. Als das Spiel schließlich endete, verlor Shiva alles, was er hatte, auch seine Bettelschale.

Shiva zog sich gedemütigt in einen Wald zurück, wo sich ihm der Gott Vishnu näherte, der ihn fragte, ob er abermals spielen wolle, um alles zurückzugewinnen, was er verloren hatte.

Unter seinen Ratschlägen ließ sich Shiva darauf ein und gewann alles, was er im vorherigen Spiel verloren hatte, wieder zurück.

Doch die Göttin Parvati wurde misstrauisch über Shivas plötzliche Wendung seines Vermögens und nannte ihn einen Betrüger. Das führte zu einem verbalen Duell zwischen den Ehepartnern. Schließlich griff Vishnu ein und sagte, dass die Steine nach seinem Wunsch verschoben waren und sie nur unter der Illusion standen, dass sie spielten.

Symbolisch ist Leben wie ein Würfelspiel – unberechenbar und außer Kontrolle.

Das verbale Duell wandte sich bald in eine philosophische Diskussion um und Shiva sagte, dass Besitztümer nur vorübergehend sind. Alles sei Maya, auch die Nahrung, die wir essen sei Maya. Parvati war aber nicht einverstanden, dass Nahrung nur eine Illusion ist. Sie argumentierte, dass wenn Essen nur eine Illusion sei, sie auch nur eine Illusion ist. Sie wollte wissen, wie die Welt wäre, wenn sie ohne Nahrung überleben müsse und verschwand.

Ihr Verschwinden bedeutete den Stillstand der Natur. Es gab keine jahreszeitlichen Veränderungen mehr. Alles blieb unfruchtbar, es gab keine Regeneration und Geburt. Bald kam es zu schwerer Dürre und Nahrungsmittelknappheit.

Shiva erkannte bald, dass er unvollständig ohne Shakti war.

Götter, Menschen und „Dämonen“ bettelten um Nahrungsmittel. Die Göttin Parvati konnte nicht ertragen, wie ihre Kinder vor Hunger umkommen, und erschien in Kashi und begann die Verteilung von Lebensmitteln.

Shiva erschien vor ihr mit einer Bettelschale und Parvati fütterte ihn. Shiva sagte, dass die Nahrungsmittel nicht als bloße Illusion abgetan werden können und dass sie erforderlich sind um den Körper, der Atman in sich trägt zu nähren.

Seitdem wird Parvati als Annapurna, Göttin der Nahrung verehrt.

Der Mythos verdeutlicht, dass Moksha nicht ohne Nahrung erreicht werden kann.


Ein weiterer Mythos erzählt, wie einst der Weise Vyasa nach Kashi kam, die Stadt der Bettler. Er und seine Jünger klopften an allen Türen der Stadt, doch sie bekamen nur eine magere Ausbeute. Also verfluchte der wütende Weise die Stadt und ihre Bewohner, sie würden 100 Jahre ohne Freundschaft, Weisheit und Glück leben müssen. Das gefiel Shiva natürlich gar nicht, schließlich war Kashi seine Lieblingsstadt. Also erschien die Göttin Annapurna von Vyasa und errichte dort ihre Küche. Dabei wurde Vyasa so satt, dass er seinen Fluch ganz vergass.


Ritual und Verehrung


Annapurna wird in vielen hinduistischen Haushalten verehrt. Die Bilder der Annapurna sind in Küchen, Restaurants und in der Nähe des Abendbrottisches zu finden, wo das Essen zubereitet wird und man nur nach dem Aufstehen für die Segnung Annapurnas das Essen serviert. Wenn die Menschen in den hinduistischen Haushalten Speisereste wegwerfen, so glaubt man, dass dies ihren Zorn erregt. Deshalb werden Krümel von Lebensmitteln nicht nach dem Essen verschwendet. Die Göttin wird am vierten Tag der Durga-Navaratri verehrt. Während des Annakuta-("Speiseberg"-)Festes im Herbst wird tatsächlich ein Berg von Speisen errichtet, der ihren Tempel ausfüllt. Während eines Festes im Frühling, das sie mit dem sprießenden Reis in Zusammenhang bringt, werden ihr Bildnis und ihr Tempel mit grünen Reissprossen geschmückt.


Bemerkungen


Der Berg Annapurna im Himalaya in Nepal trägt den Namen der Göttin.


 Literatur


* Swami Satyananda Saraswati, Annapurna Puja and Sahasranam (ISBN 18-87472-85-1)


 Weblinks


* http://www.helium.com/items/581763-hinduism-characteristics-and-attributes-of-annapurna Beschreibung von Annapurna bei helium.com] (englisch), abgerufen 28. Dezember 2012

* http://www.studymode.com/essays/Goddess-Annapurna-1286013.html

* http://artedea.net/annapurna/

* http://festivals.igiftstoindia.com/goddesses/annapurna.html

* http://www.sanatansociety.org/hindu_gods_and_goddesses/annapurna.htm

* http://www.indianetzone.com/28/annapurna_




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Mittwoch, 03. April 2013
Brahma
By religionswissenschaftler, 22:34

http://www.yoga-vidya.de/Bilder/Galerien/gott-brahma.jpg

 


Brahma ist der hinduistische Gott der Schöpfung und der Weltenlenker.


Brahma wird dargestellt als alter Mann mit vier Köpfen und langem, weißen Bart. Sein vahana ist entweder ein Lotus, eine Brahmanengans oder ein

In seinen vier Händen hält er die Veden, einen Rosenkranz, eine Lotusblume sowie ein Ritualgefäß mit Wasser aus dem Ganges.


Mythologisch erscheint er häufig als der Gott der Dämonen Wünsche erfüllt und damit meistens als Auslöser weltlicher Katastrophen fungiert.


Mythologie


Literatur


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Dhumavati
By religionswissenschaftler, 22:12



Die tantrische Göttin Dhumavati ({{SaS|धूमावती|Dhūmāvatī}} „die Rauchende“) ist eine der zehn Mahavidyas (eine der zehn „großen Wissenden“, die die Shakti Shivas personifizieren und über bestimmte Siddhis verfügen) sowie Stadtteilgöttin (mohalla devi) von Benares. Sie kann als eine Avatare Parvatis betrachtet werden. Dhumavati ist die Göttin der Witwen und der sozial Ausgestoßenen. Innerhalb der tantrischen Mahavidya-Gruppe, in der sie stets an siebter Stelle genannt wird, nimmt sie eine außergewöhnliche, besondere Stellung ein und verkörpert den furchteinflößenden Aspekt des Weiblich-Göttlichen. Außerhalb des festen Kreises der Mahavidyas hat Dhumavati nur wenig Eigenleben entwickelt. Sie wird ausschließlich in tantrischen Schriften erwähnt. Da die Mahavidyas gelegentlich mit den Avatare Vishnus gleichgesetzt wurden, erscheint Dhumavati zum Teil als göttliche Mutter zur Zeit der Sintflut und wird mit Matsya in Beziehung gesetzt. Dhumavati ist die einzige Mahavidya ohne Ehemann, sie ist Shakti ohne Shiva. Sie ist die ewig Durst und Hunger Leidende und verkörpert somit unbefriedigte Bedürfnisse. Sie steht besonders in enger Verbindung zu Unglück, Armut, Entbehrung, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Unreinheit, Demütigung, Niederlage, Verlust, Enttäuschung, Frustration, Elend, Krankheit und Leid. Dhumavati steht für die Überlegenheit der Macht der Natur gegenüber allen anderen Kräften und damit für die Unüberwindbarkeit des Todes. Sie verfügt über ein erhebliches ugra- (gewalttätiges) Potential. In mittelalterlichen tantrischen Quellen wird sie mit der Vernichtung, Beherrschung, Schädigung, Bannung, Lähmung und Unschädlichmachung von Feinden verbunden (uccatana). Dort wird sie ausschließlich und einheitlich als gefahrvoll, bedrohlich, kriegerisch, zerstörerisch, unheilvoll und angsteinflößend betrachtet. Ihre Siddhi ist der Tod. Dhumavati personifiziert die Zerstörung der Welt durch Feuer, wenn nur noch der Rauch der Asche übrig bleibt. Trotz ihres überwiegend unheilvollen Charakters wird sie in ihrer ''1000-Namen-Hymne'' aber auch mit positiven Namen und Eigenschaften belegt. Darin erscheint sie morgens als junges Mädchen, tagsüber als verheiratet und abends als Witwe. Dort wird sie auch mit dem Gewähren von Nachwuchs verbunden. Außen hart, wird sie innerlich als mitfühlend und weichherzig beschrieben.

Die Göttin ist einsam, traurig, schädigend, unsicher, rau, unzugänglich, mürrisch, unzufrieden, indifferent, gequält, spröde, unbeständig, missgünstig, arglistig, angespannt, gierig und leicht zornig und hat, manchen Quellen zufolge, einen enormen sexuellen Appetit. Sie fängt gerne Streit an und sorgt für Missverständnisse. Dhumavati existiert in der Form von Rauch und kann sich wie dieser überall hinbewegen. Sie repräsentiert die Haftung an alles Irdische und verkörpert somit die Guna der Tamas („Unwissenheit, Trägheit, Dunkelheit, negative Kräfte“) und repräsentiert die daraus resultierende Unzufriedenheit. Dhumavati verweist auf die Nichtigkeit weltlicher Bedürfnisse und umfassende Erkenntnis und wird dadurch zur Göttin der Illusion Maya. Ihre Feinde soll sie durch stechenden Rauch besiegen können, ebenso kann sie ihre Adepten darin verbergen. Dhumavatis Beinamen sind: Alakshmi („Unglück“), Daridra („Armut“), Vidhiva („Witwe“), Nirrti („Elend“) und Jyestha („die Älteste“).


Entstehungsgeschichte/Dhumavatis Geburt


Die Puranas liefern verschiedene Anhaltspunkte zum Ursprung Dhumavatis, die ihren Charakter, die Bedeutung ihres Namens, ihren Witwenstatus und ihren Eigenschaften erklären. Einer Überlieferung zufolge soll Dhumavati aus dem (unreinen) Rauch, der sich ins Opferfeuer werfenden Göttin Sati, Shivas erster Frau, entstanden sein, daher auch ihr Name. Dadurch sind Satis negative Emotionen, die sie im Moment der Verbrennung empfand, auf Dhumavati übergegangen.

Ein anderer populärer Mythos erzählt folgendes: Sati habe einst ihren Gemahl Shiva um etwas zu essen gebeten, da sie unter schrecklichem Hunger litt. Shiva verweigerte ihr dies jedoch mehrfach und ignorierte so ihre Bedürfnisse. Sati wurde wütend, Rauch stieg aus ihrem Körper auf, woraufhin Sati ihn in einem Akt der Selbstbehauptung und der Unabhängigkeit einfach verschlang und sich damit selbst zur Witwe machte. Der Gott konnte sie aber davon überzeugen, ihn wieder auszuspucken. Daraufhin verfluchte er sie und verurteilte sie dazu fortan in Form der Göttin Dhumavati, der ewigen Witwe, zu leben. Ihre Existenz sollte von da an permanent durch Unheil, Leid und sogar Qual gekennzeichnet sein.

Eines Tages verweigerte Daksha Shiva, wohl aufgrund seiner unkonventionellen Lebensweise als Asket, die Teilnahme am Opfer. Als Sati davon erfuhr, wollte sie ohne ihn dort hingehen. Doch dieser verweigerte ihr aufgrund von befürchteten Konfrontationen seine Erlaubnis, ohne ihn zum Opferfest ihres Vaters Daksha zu gehen. All ihre Bemühungen, ihren Mann doch noch zu überreden, waren vergeblich. Sie nahm sogar die Gestalt einer erschreckenden Göttin an. Shiva versucht die anhaltende Diskussion abrupt zu beenden und will deshalb den Raum verlassen. Da fiel Sati in Wut und Rage, vervielfältigte sich und teilte sich in die zehn Mahavidyas auf, um Shiva den Ausgang zu versperren und ihn so einzukesseln. Sie verteilte sich in alle zehn „Himmelsrichtungen“ (die acht geografischen Haupt- und Neben-Himmelsrichtungen sowie Zenit und Nadir). Shiva wurde in Angst und Demut versetzt und gab schließlich nach, sodass Parvati ihr angestrebtes Ziel doch noch erreichte. Dabei wird Dhumavati im Südosten verortet.


Ikonographie und Symbolik


Dhumavati wird stets dargestellt als alte, schlichte, blasse, schmutzige, kranke, verhärmte, verwahrloste, ausgemergelte, schmucklose, schreckliche, furcheinflößende und hässliche Witwe mit hängenden, trockenen, langen Brüsten und zitternden Händen. Ihre Nase ist groß, lang und krumm. Die Ohren sind lang. Ihr Gesicht ist voller Falten. Ihre Haare sind grau, wild, offen und zerzaust. Dhumavati hat keine Zähne oder Zahnlücken im Mund. Sie hat einen harten, finsteren, ersten Gesichtsausdruck. Sie ist von grauer Körperfarbe, was von ihrer Verbindung zum Rauch herrührt. Teilweise wird ihr ein penetranter Geruch nachgesagt. Ihr Körper ist von Schweiß bedeckt. Die Göttin ist halb blind. Sie trägt ein weißes, abgenutztes Gewand, dass sie einer Leiche auf dem Leichenverbrennungsplatz abgenommen haben soll. Ihr wird nachgesagt, Knochen in ihrem Mund zu zerkauen, das Geräusch soll fürchterlich sein. Sie macht die Geräusche von Trommeln und Glocken, welche angsteinflößend und kriegerisch sind. Sie sitzt auf einem Wagen, vor den jedoch keine Zugtiere gespannt sind. Dies kann als die Ausweglosigkeit der sozialen Stellung der Witwen und der Parias in der Gesellschaft interpretiert werden. Dhumavati steht am Rande oder außerhalb der Gesellschaft. Sie kann sich nicht von der Stelle bewegen und ist in ihrer sozialen Situation gewissermaßen gefangen. Ihr Wagen führt buchstäblich ins Nichts, in die Leere. Dadurch ist sie aber auch frei von Einschränkungen und Verpflichtungen, die verheirateten Frauen auferlegt sind. Sie ist frei für spirituelles Streben wie beispielsweise Pilgerreisen, die ihr in ihren jungen verheirateten Tagen nicht möglich waren. Sie ist also auch als Befreiungsfigur der Witwen zu deuten, die im Hinduismus ausschließlich mit negativen Eigenschaften belegt werden, als unheilvoll und gefährlich gelten, Ärger hervorrufen sollen und unter anderem auf Grund ihrer unkontrollierten Sexualität gefürchtet und gemieden gelten.

Ihre Wohnstatt hat sie auf Leichenverbrennungsplätzen, verlassenen Häusern und Ruinen und Orten wie Wüsten, Wäldern, Wildnis oder Bergen, in den Wunden der Welt, im Rauch, Elend, Hunger und Durst, Krankheit, Frauen und insbesondere Witwen, in trauernden Kindern oder im Streit. Ihr Symboltier ist der Geier bzw. die Krähe, die auch auf ihrem Wagen sitzt oder als Banner dort zu sehen ist, als Aasfresser ein Symbol des Todes darstellt und in Zusammenhang mit dunklen, negativen Mächten, Unheil und schwarzer Magie steht. In ihren Händen hält sie oft eine Bettelschale (kalasa), teilweise Reiswerfel (surpa) oder Schwert und einen Korb, mit dem sie die Spreu vom Weizen (symbolisch das Wahre vom Unwahren) trennt. Die nahezu einzig freundlichen Züge, die sie in Abbildungen aufweist, sind die durch ihre rechte Hand angedeutete Wunschgewährungsgeste (varada Mudra) oder das Mudra der Zerstörung von Furcht (Abhayamudra).


Ritual und Verehrung


Besondere Verehrung genießt Dhumavati bei ungepaarten unverheirateten Mitgliedern der Gesellschaft wie Junggesellen, Prostituieren, Witwen, Asketen und Tantrikern. Für ihre Verehrung ist vorgeschrieben, dass sie nackt und nachts, schweigend mit verwildertem Haar an Leichenverbrennungsstädten, Wäldern, Bergen, in der Wildnis und an verlassenen, einsamen, wilden, unzivilisierten, abgelegenen, gefahrvollen Gegenden zu erfolgen hat und mit Fasten verbunden ist. Sie soll am 14. Tag der dunklen Monatshälfte in mondlosen Nächten begangen werden. Die Göttin hat eine besondere Vorliebe für Blut, Fleisch und Alkohol. Sie bevorzugt Opfergaben, die im rauchigem Feuer verbrannt werden (havanas). Ihre Adepten erhoffen sich durch ihre Verehrung von weltlichen Problemen gerettet zu werden, die Verleihung von Segen, die Erfüllung jeglicher Wünsche, Erlösung (moksha) und ihre Feinde besiegen zu können. Ihre Verehrung soll ein Gefühl der Einsamkeit hervorrufen und zur Entsagung von allen weltlichen, materiellen Bedürfnissen führen, ebenso Jähzorn hervorrufen. Sie, die ewige Witwe zu verehren, die Verkörperung der Unreinheit und des Unheilvollen, lässt den Gläubigen die Einheit hinter der vermeintlichen Zweiteilung der Welt und die wahre Natur des Lebens erkennen, in der es keine Unterscheidung zwischen Reinheit, Unreinheit, Heil und Unheil, Gut und Böse gibt und dass ohne Name und Form ist. Dhumavatis hässliche Gestalt und ihre soziale Ausgrenzung soll den Gläubigen lehren über den oberflächlichen Blick nach innen zu schauen, die innere Wahrheit zu erkennen und ihn von aller Furcht befreien. Wer die Angst vor dem Tod überwindet, dem soll die Göttin Unsterblichkeit und Erlösung bringen. Dhumavatis Mantra lautet: ''„Dhum Dhum, Dhumavati, svaha“''. Dieses Mantra mit Gift auf ein Leichentuch geschrieben, soll zur Vernichtung von Feinden führen. Anderen Texten zufolge, soll eine Krähe auf Verbrennungsplätzen verbrannt werden und, während man das Mantra der Göttin beständig wiederholt, die Asche anschließend im Haus des Feindes verteilt werden, was zu seiner sofortigen Zerstörung führen soll. Witwen, die unter ihrem besonderen Schutz stehen, sollen die Einzigen sein, die ihrer Macht widerstehen können. Tantrischen Texten zufolge, umgibt Dhumavati ihre Anhänger mit Rauch, um sie vor Feinden, Tod und Negativität zu beschützen.


 Religionshistorische Entwicklung/Der Tempel von Dhupcandi


Im modernen Hinduismus überwiegen Dhumavatis sanfte und gütige Züge. Sie ist von einer ursprünglich elitären tantrischen Göttin zur Göttin eines Stadtteils (mohala) im kontemporären Benares (Varanasi) aufgestiegen. In ihrem dortigen Tempel in Dhupcandi (die Chandi des Rauches). der nach ihr benannt ist, wird sie jedoch keineswegs in ihrer schrecklichen Form verehrt, sondern als wohlwollende, fürsorgliche, friedliche, milde, zugängliche, schützende und teilweise sogar mütterliche Göttin. Sie ist dort für den Schutz und das generelle Wohlergehen ihrer Verehrer verantwortlich, hauptsächlich für das der Familie. So wird sie in den ihr dort gewidmeten Murtis nicht etwa als Witwe, sondern als mit Blumen und Schmuck verzierte, wunderschöne, glückliche, verheiratete Frau dargestellt. Zu ihren Pujaris im Tempel zählen neben tantrischen Verehrern auch verheiratete Paare, die sie um Nachwuchs (in der Regel männliche Kinder) und die Erfüllung weltlicher Wünsche anflehen. Neben typisch tantrischen Opfern wie Zigaretten, Haschisch, Alkohol, Blut und Fleisch, werden ihr dort auch Blumen, Früchte, Weihrauch und andere übliche Opfergaben dargebracht. Ihre ursprüngliche tantrische Bedeutung ist dort kaum noch erkennbar. Stattdessen findet, wie für viele teilweise gefährliche hinduistische Gottheiten, eine zunehmende „Versüßlichung“ der Göttin statt. Sie erscheint eingebunden in das panhinduistische puranische Pantheon und angepasst an die große Göttin Mahadevi.

Der Tempel hat auch einen lokalen Ursprungsmythos Dhumavatis, die ihre Bedeutung gerade an diesem Ort erklärt. Dem Mythos zufolge wurden Satis verkohlte Leichenteile (pitha) nach ihrer Selbstverbrennung im ganzen Land verteilt. Jeder Körperteil - insgesamt 10 - ist mit der Entstehung einer bestimmten Mahavidya verbunden. Dhumavatis Kopf soll an dem Ort gefallen sein, wo heute der berühmte Tempel von Dhupcandi steht. Ihre Entstehung soll der aller anderen Mahavidyas zeitlich voraus gegangen sein.


 Literatur


* Xenia Zeiler, Die Göttin Dhumavati: Vom tantrischen Ursprung zur Gottheit eines Stadtviertels von Benares, Saarbrücken: Verlag deutscher Hochschulschriften 2011, Seite 1–189

* Kinsley, David R. (1997). Tantric visions of the divine feminine: the ten mahāvidyās. University of California Press. Dhumavati ISBN 978-0-520-20499-7.







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Durga
By religionswissenschaftler, 22:12

http://www.yoga-vidya.de/de/service/blog/wp-content/uploads/2009/09/durga_painting.jpg


Durga ("die schwer Zugängliche, die Unergründliche, die Unnahbare, die Unbesiegbare") ist die hinduistische Kriegsgöttin, Schutzgöttin, Siegesgöttin sowie Muttergöttin. Ursprünglich galt sie unverheiratete jungfräuliche Göttin, doch im Zuge von Pazifizierungsprozessen, gilt sie oftmals als Frau und Shakti des Shiva. Wann immer die Dämonen übermächtig zu werden drohen und dadurch die Weltordnung gefährden, manifestiert sich Durga, um das Gleichgewicht wieder herzustellen und die Welt zu retten. Dabei kämpft sie stets allein, ohne männliche Hilfe, gelegentlich unterstützt von Kali oder weiblichen Dämonen wie den Matrikas. Diese halten sie zurück, wenn sie im Blutrausch die Welt zu vernichten droht. Ihre Beinamen sind Chamunda und Chinnamasta. Im Vishnuismus gilt Durga als Schwester des Vishnu und wird als Subhadra zusammen mit Balarama im Jagannatha-Tempel in Puri in Orissa verehrt. Sie wird im unzugänglichen und abgeschiedenen Vidhya-Gebirge oder dem Himalaya beheimatet geglaubt. Daher wird sie häufig auch Vindhya-vasini (die in den Vidhya-Bergen Wohnende) genannt.

Sie verkörpert zahlreiche grenzhafte Aspekte und steht außerhalb der normalen Hindugesellschaft. So heißt es sie liebe Fleisch, Alkohol und Blut, Dinge die im hochbrahmanisierten Hinduismus verboten sind und in hohem Maße als unrein gelten. Von ihren Anhängern verlangt sie, dass sie ihr ihr eigenes Blut und Fleisch als Opfer darbringen. Durga wird insbesondere von Völkern, die am Rande der Gesellschaft leben, wie den Sabaras, einem Jägerstamm in den Bergen, verehrt.

Durga ist der schreckliche und zornvolle Aspekt der Mahadevi, Kali ist noch ein paar Grade furchtbarer als sie.

Durga ist ein Aspekt der Parvati, die als sie eines Tages wütend war, sich in die Durga verwandelte. Kali wiederum gilt als Aspekt der Durga. Sie entwickelte sich entweder aus ihrer abgelegten schwarzen Haut oder aus ihrer Stirn im Moment größter Wut.

Mythologie


Mythologisch ist sie vor allem als Vernichterin des "Büffeldämons" Mahisha bekannt, dann unter dem Namen Mahisha-mardini. Dieser berühmtester ihrer Mythen wird in der berühmtesten Episode der Markandeya-Purana, dem Devi-Mahatmya sowie in der Devi-Bhagavata-Purana erzählt.

Der Dämon Mahisha hatte einst Askese geübt und dafür vom Gott
Brahma die Gewährung eines Wunsches erhalten. Kein Mann und kein Tier sollte ihn je besiegen können.

Daraufhin wurde der Dämon unbesiegbar und tyrannisierte die drei Welten. Er stürzte
sogar den Gott Indra.

Da keiner der männlichen Gottheiten es wagte, es mit dem Dämonen aufzunehmen, erschufen
sie aus ihrem energetischen dritten Auge die mächtige Göttin Durga, die bereits voll ausgebildet und erwachsen herauskam.

Jeder der Götter stattete Durga mit einer Waffe oder einem seiner Attribute aus, um Mahisha zu besiegen. Sie reitet auf ihrem Löwen in die Schlacht.

Zunächst zog sie Durga in die Berge zurück, um dort Askese zu üben. Dabei wurde sie jedoch von
Mahishas Schergen gestört, die sie daraufhin allesamt tötete.

Als
Mahisha schließlich selbst auf Durga traf, machte er ihr Avancen und wollte sie, von ihrer Schönheit betört, schließlich heiraten.

Sie willigte unter dem Vorwand ein, dies zu tun, aber nur wenn er sie zu einem Kampf herausfordern würde. Da Mahisha die schöne Durga nicht als Gegnerin ernst nahm, nahm er die Herausforderung an.

Zunächst enthauptete Durga Mahisha in seiner Büffelform. Doch der Dämon verwandelte sich in einen Löwen Elefanten und schließlich in einen Mann. Sie prügelte so lange auf ihn ein, bis seine Seele aus seinem Körper entwich. Danach tötete sie ihn in seiner Büffelform, indem sie im ihren Dreizack
in die Brust rammte. Jetzt konnte seine Seele nicht mehr in seinen Körper zurückkehren. Mahisha wurde von Durga nach 10 Tagen des andauernden Kampfes getötet.

Danach wurde sie von allen Göttern verehrt und gepriesen. Durga versprach daraufhin, immer einzuschreiten, wenn die Welt durch Dämonen bedroht würde.

Charakteristisch für Durga ist, dass sie in ihrem Ursprung eine zutiefst unabhängige Göttin ist. Sie schafft sich weder männliche Diener oder Helfer, noch kämpft sie jemals an der Seite eines männlichen Verbündeten. Ihre Gegner sind ebenfalls stets Männer.

In der Mythologie des Vishnu erscheint Durga als Maya.
Sie ist es, die den Gott nach einer Periode der Weltschöpfung in den Schlaf fallen lässt und ihn anschließend wieder erweckt. Sie tötet die beiden Asuras
Madhu und Kaitabha, die Vishnu aus den Ohren krochen. Sie ist eine Verkörperung der Maya, die Vishnu in seinen Weltenschlaf fallen lässt. Als die Dämonen aus seinem Ohr kriechen, weckt sie ihn, indem sie seinen Körper verlässt, damit dieser sie töten kann.

Auch in die
Krishna-Mythologie wurde sie aufgenommen. Dort wird sie als Nanda als Tochter der Hirtenpaares Nanda und Yashoda geboren und gegen Krishna ausgetauscht, als der böse König Kamsa diesem nach dem Leben trachtet. Diesem erzählt sie von dessen Schicksal einst von Krishna gesiegt zu werden. Dabei lässt sie sich von Kamsa an einem Felsen erschlagen.

Bei anderer Gelegenheit heilte sie die Wunden Krishnas nach dessen Kampf mit
Kaliya.

Auch der Gott Krishna selber, nimmt als er Gefahr droht mit seiner Geliebten
Radha von deren Ehemann, dem Kuhhirten Ayanagosha im Liebesspiel entdeckt zu werden, die Gestalt der Durga an, um dessen Rache zu entgehen.

Bekannt ist auch der Mythenkreis um die beiden Dämonen
Sumbha und Nisumbha, die sie als Chinnamata bezwingt.

Als
Camunda enthauptet sie die Dämonen Canda und Munda und trinkt ihr Blut.



In der Form der Göttin Chandi (die Wilde) ist sie eine der bedeutendsten Dorfgottheiten Nordindiens.



Durga erscheint aber auch als Göttin, die ihren Verehrern hilft und ihre Verächter züchtigt. Davon zeugen zwei bekannte Geschichten aus Bengalen.

Nilambara, Indras Sohn und seine Frau Chaya wurde dazu verflucht auf der Erde als der Jäger Kalaketu und seine Gemahlin Phullara geboren zu werden. Sie hatte große Mühe sich von dem erjagten Wild des Mannes zu ernähren. Daraufhin baten die tierischen Waldeinwohner die Göttin Candi (eine Verkörperung und Erscheinungsform der Durga), sie von dem Jäger zu befreien und diese versprach ihrem Wunsch nachzukommen. als Kalaketu eines Tages wieder in den Wald ging, um etwas zu erjagen fand er nichts, außer eine goldene Eidechse, die er nach Hause brachte, um sie zuzubereiten. Als er dann nochmal los ging, um etwas Wichtiges zu besorgen und Phullara allein in der Höhle war, verwandelte sich die Eidechse in ein schönes junges Mädchen, es war niemand anderes als die Göttin Chandi. Da Phullara aber nicht wusste, wer sie war, hatte sie Angst, ihr Mann könne sich in sie verlieben, wenn sie nachts in der Hütte bliebe und sich dabei an ihren Mann heranmachen. Aber die Göttin blieb. Als der Jäger nach Hause kam und die Fremde bemerkte, riet er ihr die Hütte zu verlassen, da er sie für eine Frau aus reichem Hause hielte und sie sich durch die Gegenwart von Niedrigkastigen verunreinigen würde. Als sie ihm jedoch auf die Frage wer sie sei, keine Antwort gab, wurde er zornig und drohte sie zu töten. Er konnte ihn aber nicht spannen und der Jäger stand wie versteinert da. Da offenbarte sich ihm Candi in ihrer göttlichen Gestalt und wies ihn an sie zu verehren. Er sollte sein niedriges Handwerk aufgeben, nach Gujarat gehen und dort ein Königreich gründen und ihren Kult überall verbreiten. Mit dem Erlös eines Ringes, dem Candi ihm gegeben hatte, reiste er am nächsten Tag mit Phullara nach Gujarat. Hier gründete er eine Stadt, die viele Menschen aufnahm, die aufgrund einer Überschwemmung im Reiche Kalinga heimatlos geworden sind. Daraufhin zog der König dieses Landes gegen ihn zu Felde, nahm ihn gefangen und wollte ihn töten lassen. In der Nacht vor seiner Hinrichtung betete Kalaketu zu Chandi, die vor ihm erschien und dem König von Kalinga einen schrecklichen Traum schickte, dass er am nächsten Tag den Gefangenen freiließ, ihn wieder als König einsetzte und abreiste. Kalaketu und Phullara gingen später wieder in dem Himmel ein, aus dem sie stammten. Ihr gemeinsamer Sohn Pushpaketu herrschte lange Zeit glücklich über Gujarat.

Die verschiedenen Namen und Aspekte Durgas bezeichnen:

- ursprünglich verschiedenen regionale Gottheiten, die nach und nach auf den Kult der Durga übertragen, mit ihr identifiziert und gleichgesetzt wurden.

- die Göttin in einer vorübergehenden Funktion

- eine ehrenhafte Anrufung, häufig als Beiname

Sie erscheint beispielsweise als Chamunda, Chinnamasta, Kumari, Vidhyavasini, Kali, Maya oder Candi.

Obwohl diese Namen ursprünglich selbständige Göttinnen, die erst allmählich mit dem Kult der Durga verschmolzen, mit ihr identifiziert und gleichgesetzt sind, sie werden noch heute als von ihr getrennt aufgefasst und ihre Riten haben eigene Stellungen.

Durga tötetet den durch Askese übermächtig gewordenen Asura
Durga, den sie mit ihren Nägeln zerreißt und durch Pfeilschuss niederstreckt und nimmt danach dessen Namen an.

In
Nepal, in Kathmandu sowie in einigen Dörfern des Himalaya wird die Durga als Kumari (junges Mädchen/Jungfrau) verehrt. Zu diesem Zweck wird ein junges, jungfräuliches Mädchen im Alter von 12 Jahren anhand bestimmter körperlicher Merkmale ausgewählt und als Personifikation der Durga (als lebende Göttin) verehrt und im Palast erzogen. Diesen darf sie nur einmal im Jahr für die große Prozession der Durga verlassen. Der König lässt sich zu diesem Anlass von der Kumari ein Stirnmahl aufsetzen, küsst ihr die Füße und lässt sich dabei segnen. Die Kumari ist bis zu ihrer ersten Menstruation im Amt, danach wird eine neue Kumari gewählt.

Ikonographie


Durga wird dargestellt als jungfräuliche, schöne, verführerische, junge Frau von gelblicher Körperfarbe. Auf dem Kopf trägt sie eine hohe Krone. Sie hat meistens zehn Hände mit den Waffen und Attributen der verschiedenen Götter und reitet auf einem Löwen oder Tiger. Häufig stellt sie ihren Fuß auf den Kopf des toten Mahisha.

Ritual

In viel stärkerem Maße als ihr Aspekt als Kriegsgöttin und Königin der Schlacht, erscheint sie heute als mütterliche , fürsorgliche und zugängliche Göttin und verheiratete Frau und Mutter verschiedener Götter. Man kann mit guten Grund von einer Versüßlichung und Pazifizierung der Durga sprechen, die unter männliche Herrschaft gestellt wird, in der Regel unter die des Shiva. Sie erscheint als mild, brahmanisiert und saumyaisert. So gilt sie heute vermehrt als Aspekt der Muttergöttin Parvati und ist an diese angepasst.

Gläubige sehen Durga als eine Art Tochter an, die an ihrem Festtag sehnlichst erwartet wird. Man wartet auf ihre Heimkehr. Dabei wird Durga umwirtet und umsorgt. Sie soll sich von den Strapazen mit ihrem verrückten Mann Shiva ausruhen. Am letzten Tag des Festes wird Durga dann wieder verabschiedet, ein Bildnis der Göttin wird in den Fluss geworfen. Gläubige trauern dabei um sie und erwarten ihre Wiederkehr.


Obwohl der Aspekt der verheirateten Frau in der Devimahatyma nicht thematisiert wird, steht er heute im Zentrum der Durga-Feierlichkeiten.

Des weiteren werden an ihrem besonderen Feiertag häufig Waffen gehuldigt und geheiligt. Besonders das Schwert wird dabei als Verkörperung der Durga gepriesen. Ursprünglich galt das Dasharata-Fest als Fest der Soldaten und Könige, die um militärischen Erfolg speziell für das kommende Jahr baten, der von der Verehrung Durgas abhängig sein soll.

In Nepal, in Kathmandu sowie in einigen Dörfern des Himalaya wird die Durga als Kumari (junges Mädchen/Jungfrau) verehrt. Zu diesem Zweck wird ein junges, jungfräuliches Mädchen im Alter von 12 Jahren anhand bestimmter körperlicher Merkmale ausgewählt und als Personifikation der Durga (als lebende Göttin) verehrt und im Palast erzogen. Diesen darf sie nur einmal im Jahr für die große Prozession der Durga verlassen. Der König lässt sich zu diesem Anlass von der Kumari ein Stirnmahl aufsetzen, küsst ihr die Füße und lässt sich dabei segnen. Die Kumari ist bis zu ihrer ersten Menstruation im Amt, danach wird eine neue Kumari gewählt.


Das Hauptfest der Durga ist die Durga-Puja im Herbst. Dabei wird die Heimkehr der verheirateten Göttin in ihr Elternhaus gefeiert sowie ihr Sieg über den Büffeldämon. Zu diesem Zweck werden der Göttin auch blutige Tieropfer, meistens handelt es sich dabei um männliche Büffel, in Anlehnung an den Mythos, am 10. Tag des Festes dargebracht. Es handelt sich dabei um eine rituelle Wiederholung des Mythos. Dies ist auch als Demütigung des männlichen Geschlechts zu verstehen. In brahmanischen Kreisen, in denen Blutopfer abgelehnt werden, finden oft Substitutionsopfer mit rituell enthaupteten Kokosnüssen statt.

Durga steht auch in besonderem Zusammenhang mit Fruchtbarkeit, Frühling und Vegetation. Am Ende des Festes wird ihr Götterbild in einem Fluss versenkt.


Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Durga

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Ganesha
By religionswissenschaftler, 22:12

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/90/Ganesh_maharashtra.jpg/220px-Ganesh_maharashtra.jpg

Der Elefantengott Ganesha auch Ganapati (Herr der Scharen) ist der Sohn von Shiva und Parvati sowie jüngerer Bruder von Karrtikeya bzw. Skanda. Er ist der Gott der Weisheit sowie Schutzpatron der Schulen, Universitäten und Wissenschaften. Der Gott gilt als gnädig und gütig. Ganesha ist der Herr der Hindernisse (wobei er diese sowohl setzen als auch entfernen und überwinden kann) sowie der Gott des Anfangs. Er wird am Anfang neuer Unternehmungen wie Reisen, Hausbau, Heirat usw. angerufen und leitet das Ritual ein. Besondere Verehrung genießt er bei den indischen Geschäftsleuten. Ladenbesitzer haben fast alle eine Ganeshastatue auf den Verkaufstisch. Besondere Verehrung genießt Ganesha auch im Tantra, wo er als großer und beweglicher Liebhaber gilt und besonders als Herr der Hindernisse, der Feinden diese in den Weg stellen soll, verehrt wird. Beinamen des Gottes sind unter anderem Vigneshwara (Herr der Hindernisse),



Im Tantra ist er als Vinayaka bekannt.

Ganesha und die Frauen

Über den Ehestatus von Ganesha herrscht in Indien Uneinigkeit. Im Norden Indiens gilt er zumeist als Gatte von Siddi (Erfolg) oder Buddhi (Einsicht) bzw. Riddhi (Gedeihen), wobei diese auch abstrakt verstanden werden können, weniger als verkörperte Gottheiten. Im Süden Indiens gilt Ganesha hingegen als unverheirateter und immerwährender Junggeselle und Asket. Mythologisch wird dies damit erklärt, dass Ganesha erst heiraten wollte, wenn er eine Frau findet, die genauso schön wie seine Mutter Parvati ist, was natürlich unmöglich ist.

Ikonographie und Symbolik

Ganesha erscheint als kleiner, gedrungener Mann mit dickem Bauch und Elefantenkopf. Er hat einen abgebrochenen Stoßzahn. In seinen vier Händen trägt er zumeist Axt, Elefantentreiberstock, Schlinge und eine Schale für Süßigkeiten. Sein Reittier ist eine Ratte oder eine Maus. Seine Körperfarbe ist rot. Oftmals sitzt Ganesha mit übereinander geschlagenen Beinen oder auch tanzend.

Mythologie







Entstehungsgeschichten



Eines Tages wünschte sich Parvati einen Wächter für ihr Bad. So schuf sie aus dem Abrieb ihres Körpers, Schweiß, Salben, Ölen und dem heiligen Wasser des Ganges einen Sohn, den sie durch heilige Mantren zum Leben erweckte. Diesen nannte sie Ganesha.

Shiva, der mal wieder von seiner Meditation auf dem Himalaya zurückkam kannte das Wesen nicht und begehrte Einlass zu Parvati. Ganesha aber verweigerte diesen, denn auch er kannte Shiva nicht. So wurde Shiva zornig und schlug Ganesha den Kopf ab. Parvati war zutiefst traurig darüber und verlangte von Shiva den Schaden wiedergutzumachen. Den Kopf konnte der aber nicht mehr finden. So köpfte der Gott das erste Wesen das vorbeikam, dies war zufällig ein Elefant. Er setzte diesen daraufhin auf den Körper des toten Ganesha und erweckte ihn damit wieder zum Leben. So wurde Ganesha zum Herrn der Scharren Shivas und sollte fortan am Anfang jeden Rituals verehrt werden.

Eine Andere Variante erzählt, die Dämonen rückten den Göttern immer mehr auf die Pelle. So schuf Durga aus ihrem Lachen den Gott Ganesha, der fortan den Dämonen Hindernisse in den Weg stellen sollte.



Ein anderes Mythos über Ganeshas Aussehen erzählt, Parvati habe alle Götter zum Feste geladen, um den neu geborenen Ganesha zu ehren. Sie verlangte von allen Ganesh zu betrachten. Einzig der Planengott Sani (Saturn) weigerte sich, denn er besaß den bösen Blick und wollt Ganesh nicht töten. Parvati wurde zornig und bestand darauf. Daraufhin tat Sani was ihm geheißen und der Kopf des Ganesh verbrannte zu Asche.



Ganesha und die Frauen



Ganeshas Weisheit



Eines Tages entbrannte ein Wettbewerb zwischen Ganesh und seinem Bruder Skanda, um eine besondere Frucht. Derjenige der die Welt als erstes umrundete sollte diese gewinnen. Skanda stieg sofort auf seinen Pfau und flog um die Welt. Ganesha dagegen hatte auf seiner Ratte keine Chance gegen seinen Bruder. Also lief er um seine Eltern Shiva und Parvati herum. Von diesem nach dem Grund für sein merkwürdiges Verhalten gefragt, antwortete dieser, seine Eltern bedeuteten die Welt für ihn und diese sei in ihnen enthalten. Beeindruckt von der Weisheit ihres Sohnes gewann Ganesha die Frucht.





 

Entwicklung

Ganesha und die Wunder

Rituale und Feste



Literatur





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Ganga
By religionswissenschaftler, 22:10

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Die Göttin Ganga ist die weibliche, göttliche Verkörperung des heiligen Flusses Ganges. Wie alle indischen Flüsse und fließende Gewässer allgemein, so gilt die Ganga als heilig und weiblich. Sie ist mit Abstand der heiligste aller indischen Flüsse. Ihre Wasser gelten als rein, kühlend, erquickend, nährend, segenbringend, fruchtbar und erlösend. Sie gilt als Verkörperung von Gnade und ist stets wohlwollend zu jedem Verehrer.

Während der physische Fluss durchaus starke Verschmutzungen aufweist, so ist er für die Gläubigen stets makellos und durch und durch rein. Der irdische Fluss soll nur einen winzig kleinen Teil ihres Wesens enthalten. Gläubige sind der Auffassung, dass allein der bloße Anblick der Ganga sowie seine Berührung, Besprenklung oder ein Bad in ihm sofort von allen Sünden befreien und Erlösung (mukti/moksha) bringen. Dabei reinigt er die Menschen von den täglich entstehenden Verunreinigungen, ohne jemals selbst verunreinigt zu werden.

Tatsächlich ist der Fluss an seiner Quelle extrem schmal, klar und sauber. Je weiter ein Fluss von der Quelle entfernt ist, je weiter also seine Nähe zur Mündung, desto schmutziger, schmaler und trüber wird er. Im Falle der Ganga spielt dies für Gläubige aber keine Rolle. Tatsächlich werden überall heilige Städte am Laufe der Ganga errichtet und Benares, die wohl heiligste Stadt der Hindus, ist weit entfernt von der Quelle der Ganga.

Der Ganga wird nachgesagt, dass sie selbst heilende Wirkung hat, was auch in vielen Mythen beschrieben wird. Daher wird sie von Gläubigen oft um Heilung von Krankheiten angerufen.


Sie ist die Schwester der Parvati und wie diese ebenso wie diese Tochter des Himavat (Himalaya) und der Apsara Mena.

Ihren Ursprung hat die Ganga indischen Vorstellungen zufolge im Himmel. Sie durchfließt alle drei Welten, den Himmel, die Erde und die Unterwelt.

Im Himmel erscheint sie als Milchstraße.

Ganga und die Flussgöttin Yamuna werden oft vor Tempeln oder an den Eingangstüren von Tempeln als Türhüterinnen dargestellt. Dabei reitet Ganga stets auf einem Makara und hält Krüge mit Gangeswasser in ihren Händen. Dies weist wohl zum einen auf ihre reinigende Funktion hin, so wird alle Unreinheit beim Kontakt mit der Ganga abgestreift, zum anderen erfüllt sie so ihre Funktion als Schwellenhüterin und Vermittlerin zwischen den Welten, hier also die indische Welt der Sterblichen und die der Götter, als dessen Heimat Tempel im Allgemeinen angesehen werden.

Die Ganga gilt auch als Zweitfrau des Shiva, so dass es regelmäßig zu Eifersüchteleien zwischen ihr und der Parvati kommt.

Ganga gilt auch als Mutter des Skanda.

Sie erscheint durchweg als gnädige und gütige Göttin.

Die Ganga wird von Hindus als Mutter angesehen und einer ihrer häufigsten Beinamen ist in der Tat Gangama (Mutter Ganges).

Neben ihren mütterlichen und nährenden Eigenschaften, gilt die Ganga aber auch als axis mundis, eine Ort also der sämtliche Ebenen der Existenz miteinander verbindet. Er ist ein tirtha, also ein Furt oder heiliger Übergang von einer Existenzform in die andere.



Der Fluss Ganges


In der Tat war die Ganga für die Landwirtschaft und den Ackerbau des Landes stets von großer Bedeutung. ihre fruchtbaren Schlammablagerungen waren günstig für die Ernte, ihr Wasser nährend für den Boden. Sie ermöglichte die künstliche Bewässerung.



Mythologie


Es gibt die unterschiedlichsten Mythen über den Ursprung sowie die Entstehung der Ganga und ihren Weg zur Erde. Viele verbinden diesen mit den Göttern Brahma, Shiva, Vishnu und selbst Krishna.



Vor vielen Jahren verhalten sich die 60000 Söhne des Sagara ungebührlich und laut auf der Erde, so dass sie einen Asketen in seiner Einsiedelei bei seinen Kasteiungen stören. Dieser verbrennt sie daraufhin kraft seiner inneren Hitze, die er durch die Askese angesammelt hat, zu Asche. Zu diesem Schicksal sind sie viele Jahre verdammt, so dass es ihren Seelen unmöglich ist, ins himmlische Reich ihrer Vorväter zu gelangen. Viele Jahre darauf begeht deren Urururenkel, der mächtige Heilige Bhagiratha, Askese in den Bergen, woraufhin ihm in körperlicher Gestalt die Göttin Ganga erscheint, um ihm einen Wunsch zu gewähren. Dieser wünscht sich von ihr, dass sie von ihrer himmlischen Heimat auf die Erde gelangt, damit die Seelen seiner Vorfahren gereinigt und erlöst werden können. Die Ganga tut dies jedoch nur unter der Bedingung, dass ein Gott sich bereit erklärt ihren Fall auf die Erde zu bremsen, da der mächtige Fluss sonst die Welt zerstören würde. Shiva erklärt sich dazu bereit, indem er die Göttin durch seine Haare fließen lässt. Durch seine mächtigen Locken verläuft der Fluss in sieben Ströme, die sich über die verschiedenen Welten und Kontinente verteilen. So gebremst, spült die Ganga nun diese Asche der Söhne Sagaras hinweg und reinigt so die Erde. Dessen Seelen werden durch die Berührung mit der Ganga sofort gereinigt und alle Sünden werden ihnen vergeben. So gelangen sie in das Reich ihrer Vorväter und ihre Seelen werden erlöst. Auf Darstellungen Shivas ist die Ganga häufig zu sehen, wie sie aus Shivas haaren herabrinnt.

Ein anderer Mythos über den Ursprung der Ganga erzählt, dass einst der Gott Vishnu in seiner Avatara als Zwerg Vamana den Dämon Bali herausforderte, der ihm schließlich einen Wunsch gewährte. Er erlaubte ihm mit drei Schritte zu machen, wobei Vamana das Land, das er dabei durchzog behalten sollte. Schließlich aber verwandelte sich der Zwerg in einen Riesen und mit seinen drei Schritten durchdrang er alle drei Welten, Himmel, Erde und Unterwelt. Als er aber einen Schritt in den Himmel tat, entstand dabei ein Loch, durch das die Ganga floss und auf die Erde trat.

Wieder andere Geschichten erzählen, dass der Gott Brahma, der in seinem Gefäß stets Gangeswasser bei sich hat, dieses aus dem Himmel ausschüttete und dieses dabei auf dem Fuß bzw. den Zähen des Vishnu landete, der gerade dabei war seinen Schritt zu machen und so von da aus weiter auf die Erde floss.

Eine andere Version besagt, dass Vishnu eines Tages beim Anhören eines heiliges Liedes ihm zu Ehren selbst aus Rührung zerfloss und in flüssiger Form in das Gefäß des Brahma einging. So kam er mit der Ganga in Berührung und heiligte diese, bevor diese weiter ihren Weg zur Erde nahm.

Von Shiva wird gesagt, dass er eines Tages einen Sohn aus sich selbst heraus, aus seinem Samen sollte der Kriegsgott Karttikeya entstehen. Doch dessen gewaltige Hitze konnte niemand ertragen, so wurde er von Gefäß zu Gefäß weitergereicht. Selbst der Feuergott Agni war nicht in der Lage ihn zu halten. Einzig die Göttin Ganga konnte ihn aushalten und kühlte ihn mit ihren Wassern, bis die Samen zu einem Embryo und schließlich zum Kriegsgott Karttikeya wurden.

Viele Mythen erzählen der der großen heiligenden Wirkung der Ganga.

Andere wiederum machen deutlich, dass selbst der verkommenste Mensch und Verbrecher durch eine Berührung mit Gangeswasser in den Himmel gelangen und erlöst werden können.



Rituale



Die Ganga wird insbesondere in Ritualen angebetet, in denen man den Vorvätern gedenkt. Dabei wird sie entweder als Nahrung für diese bereitgestellt oder aber soll selbst als Mittel zur Bereitstellung von Nahrung für diese dienen.

Während es üblich ist in indischen Tempeln die Götterbilder mit Blumengirlanden zu schmücken, wird im Falle der Ganga tatsächlich der gesamte physische Fluss mit einer Girlande umgeben. Während man in Tempeln die Götterbilder umrundet, wandern Gläubige um den ganzen Ganges.



Hindus verstreuen die Knochen oder die Asche ihrer Verstorbenen häufig in die Ganga, da dies direkte Erlösung in ihren Augen garantiert und sie so in das Reich ihrer Vorväter eingehen sollen.

Menschen, die im Sterben liegen machen sich zu einer letzten großen Pilgerreise an die Ufer der Ganga auf, um dort sterben zu können und mit den Wassern der Ganga benetzt zu werden. Dabei werden auch oft Hospize an ihren Ufern angeboten.

Allein mit einem Tropfen Gangeswasser besprenkelt, zu werden soll von allen Sünden reinigen.



Die Ganga wird aber auch von Männern um männliche Nachkommen angebetet und Frauen entblößen an ihrem besonderen Festtag vor der Ganga ihren Sari, um so um Fruchtbarkeit und Nachkommen zu bitten.




Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2,



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Garuda
By religionswissenschaftler, 22:10



Garuda ist der König der Vögel und Feind der Schlangen bzw. alles Bösen. Die Nagas (Schlangen) sind der Mythologie zufolge, seine eigenen Vettern. Garuda ist das Reittier und ein großer Verehrer des Vishnu. Symbolisch betrachtet verkörpert Garuda den Aufstieg von der körperlichen Ebene zu höheren geistigen Bewusstheit. Die Schlangen, die er zu vernichten versucht und gegen deren Gift er immun ist, symbolisieren geistige Bewusstheit in einem erdgebunden Kontext. Im Volksglauben schützt Garuda vor Schlangen bzw. Schlangenbissen und vernichtet alles Böse. Er ist immun gegen Schlangenbisse.

Garuda ist Sohn der Vinata.

Dargestellt wird er mit Kopf, Schnabel, Krallen und Flügeln eines Adlers und dem Rumpf und Vorderfüßen eines Menschen sowie in goldener Körperfarbe.


Literatur



 

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Hanuman
By religionswissenschaftler, 22:09

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Hanuman, oder Hanumat ("der mit den Kinnbacken") ist der indische Affengott. Er ist der Schutzgott der Dörfer sowie Gott der Gelehrsamkeit. Darüber hinaus ist er der Schutzgott der Ringer, Boxer und Sportler, besonders in Bengalen. Im Tantra spielt er aufgrund seiner zahlreichen Siddhis eine wichtige Rolle. Hanuman ist auch unter den Beinamen Maruti  (Sohn des Windgottes) sowie Mahavir (großer Held) bekannt. Im Maharashtragebiet genießt er besondere Verehrung. Der Bhakti-Bewegung gilt er als Vorbild. Darüber hinaus ist er der Gegenspieler vom Planetengott Sani (Saturn) und selbst immun gegen dessen Einfluss, es heißt dass seine Verehrung genügt, um gegen den schlechten Einfluss des Saturn oder auch des Mars gefeit zu sein. Er ist allgemein der Beikämpfer böser Geister, Mächte und Gestirne und wird deswegen besonders angerufen, um diese abzuwenden. Er ist aber auch der Türsteher und Vermittler zu Rama und bestraft alle, die den Gott beleidigen.

 

Eigenschaften und Charakterisierung

Hanuman gilt als Freund, Berater, Begleiter, Botschafter, Verehrer und treuer Diener des Rama. Er verkörpert die Beziehung eines Dieners zu seinem Herrn und ist der Inbegriff von Treue, Frömmigkeit, Untertänigkeit, Pflichterfüllung und Gehorsam. Zahlreiche Straßenschreine sind ihm geweiht. Er ist einer der populärsten und zugänglichsten Hindu-Gottheiten. Wegen seiner Gelassenheit, seiner gelegentlichen Tollpatschigkeit und Naivität, seiner Treue, seiner Gutmütigkeit, seiner guten Laune und seines Humors ist er überall beliebt. Im Ramayana heißt es, dass niemand ihn an Sanftmut, Stärke, Liebenswürdigkeit und Klugheit überragen kann. Er ist bekannt für seine große Beweglichkeit, Schnelle, Ausdauer und Geschicklichkeit. Hanuman ist ausdauernd und schnell, bescheiden und zuverlässig. Hanuman ist ein tugendhafter, gutmütiger und freundlicher Gott, der stets selbstlos und uneigennützig handelt. Er erfüllt seine Versprechen, ist zuverlässig und vertrauenswürdig. Er wird als höflich und redegewandt vorgestellt. Oft überschätzt der Gott seine Kraft. Statuen ihm zu Ehren finden sich fast an jedem Straßenschrein. Der Gott verfügt über verschiedene Siddhis (magische Kräfte), so wird ihm verschiedentlich nachgesagt, er könne durch die Luft fliegen, sich größer und kleiner machen, seine Gestalt nach Belieben verändern, sein Körpergewicht beeinflussen, er sei immun gegen Feuer, seine Stimme sei wie der Donner, er hat die Kraft Berge und Bäume auszureißen, wenn er durch die Luft fliegt, rauscht es usw.



Hanuman ist Meister der vier Veden. Der Gott gilt auch als Dramenautor, der ein Werk in die Felsen geritzt haben soll.

 

Hanuman ist ein bramacharin, ein Waldeinsiedler, der im Zölibat lebt. Er wird als unverheirateter Gott verstanden. Er hat einen Sohn namens Makaradhuaj, der jedoch nicht durch einen geschlechtlichen Akt entstand.

 

Hanuman heilig sind die Hanuman-Languren, die als seine Verkörperungen gelten. Allein sie zu füttern, soll gutes Karma bringen. In Indien und vielen Tempeln genießen sie absolute Narrenfreiheit.

Ikonographie

Hanuman wird dargestellt als muskulöse Mischgestalt zwischen Mensch und Affe mit langem Schwanz. In der rechten Hand trägt er gewöhnlich eine Keule, die er als Waffe benutzt, in der linken einen Kräuterberg. Bekannt ist die Darstellung Hanumans mit geöffnetem Herzen, in dem sich Rama und Sita befinden. Er ist von gelber Körperfarbe und rötlichem Gesicht. Gelegentlich steht er auf auf der Stadtgöttin von Lanka.

Daneben gibt es Darstellungen des Gott, wie er den Gott Rama, ihm zu Füßen sitzend ehrt oder Rama und Lakshmana auf seinen Schultern trägt.


Gelegentlich wird er auch als vierköpfiger und vielarmiger Gott dargestellt, wobei die verschiedenen Köpfe Verkörperungen des Vishnu darstellen.



In jedem Ramatempel findet sich mindestens ein Bild des Hanuman, häufig ist er auch Türsteher des Tempels.



Gläubige zitieren ihm zu Ehren die Hanumanchalasa (die vierzig Verse an Hanuman), die Tulsidas zugeschrieben wird. 

 

Hanuman ist der Sohn des Windgottes Pavana bzw. Vayu und der Apsara Anjana sowie Bruder des Bhima. Er gilt aber auch als Sohn des Shiva, des Vishnu oder aber auch des Shiva und des Vishnu. Im Shivaismus gilt er häufig sogar als Avatare oder Erscheinungsform des Gottes Shiva.

 

Mythologie

Als Kind war Hanuman sich seiner Kraft nicht bewusst, so versuchte er eines Tages die Sonne, die er für eine Frucht hielt, zu erreichen und zu verspeisen. Daraufhin griff Indra ihn mit seiner Keule an und zerschmetterte ihm den Kiefer. Daher rührt auch der Name des Gottes. Als Wiedergutmachung verliehen die Götter Hanuman herausragende Eigenschaften. So wurde ihm Unverwundbarkeit und Unsterblichkeit zuteil. Wasser kann ihm nichts anhaben, dies verleiht ihm Varuna, Surya verleiht ihm den hundertsten Teil seines Glanzes und unterrichtet ihn in allen Wissenschaften. Vishvakarman der Baumeister, der Götter verspricht ihm, dass keine Waffe der Götter auch keine zukünftige Hanuman je verletzen kann. Hanuman stirbt erst, wenn er sich freiwillig dafür entscheidet.



Da Hanuman in seiner Jugend übermütig war und sich den Waldeinwohnern, den Rishis gegenüber unbotmäßig benahm, verfluchten sie ihn. Er würde sich seiner Kraft und Göttlichkeit nicht bewusst sein, erst in dem Moment, in dem er auf Rama treffen würde, würde der Fluch gebrochen werden.

Im Ramayana ist Hanuman der General und Minister des Affenkönigs Sugriva. Als Lakshmana und Rama nach Verbündeten suchen, um dessen entführte Frau Sita zu befreien, trifft er im Wald auf Hanuman, der sich ihm sofort anschließt. Rama war sofort von dessen Höflichkeit und Redegewandtheit beeindruckt. Rama und Sugriva verhandeln, dass beide sich helfen. Sugriva hilft Rama bei seinem Unterfangen und dieser hilft den wiederum dabei seinen Bruder Valin zu töten, der ihm den Thron raubte. Nachdem dies gelungen war, tröstete Hanuman die Frau des Valin, Tara. Er war es auch der danach Sugriva an sein Versprechen erinnerte Rama zu helfen.



Mit einem Satz springt er über das Meer nach Lanka und findet dort als erster den Aufenthaltsort Sitas. (bei diesem Sprung wird sein Schatten jedoch von einer Meeresdämonin unter Wasser gezogen und zwischenzeitlich verschluckt, doch durch das Ausdehnen seiner Körpergröße zwingt Hanuman das Ungeheuer, ihn wieder auszuspeien.) Dieser zeigt er einen Ring des Rama, als Beweis, doch sie lehnt ab sich von jemand anderem als ihrem eigenen Ehemann anfassen und retten zu lassen, um ihn nicht zu entehren.



Als der Bruder Ravanas Adiravana Rama und seinen Bruder Lakshmana in die Unterwelt entführt um diese zu opfern, folgt Hanuman ihnen. Er betritt den Tempel und setzt sich in das Bild der Göttin, wozu er seine Körpergröße schrumpft. Dieses fällt danach auf den Boden. Als Adiravana auftaucht und die Brüder gerade töten will, nimmt Hanuman wieder seine wahre Gestalt an und befreit die Brüder. Auf seinen Schultern trägt er sie schließlich zurück an die Oberfläche. Seinen Sohn Maraka Dhuaj setzt er als neuen Herrscher ein.

Zurück in Indien berichtet Hanuman Rama von Sitas Aufenthaltsort. Gemeinsam mit seinem Affenheer bilden sie eine Brücke aus Steinen, Felsen und Bergen über den Ozean, auf dem das Affenheer des Hanuman hinübersetzt.

Hanuman bittet die Göttin der Insel, diese zu verlassen und sich einen neuen Aufenthaltsort zu suchen. Zunächst kämpft Hanuman gegen zahlreiche Diener des Ravana. Als er gegen Indrajit, Ravanas Sohn zu Felde zieht, wirft dieser die Nase des Brahma gegen Hanuman, woraufhin der Gott sich demütig niederwirft. Er schmeißt einen Baumstamm gegen Indrajit. Danach wird er von Ravanas Schergen gefangengenommen und gefesselt. Da der Gott sich jedoch schwerer macht, bekommen sie ihn nicht hoch. Danach macht er sich so leicht wie möglich, nur um sich wieder schwerer zu machen und damit die Asuras zu erdrücken.

 

Zuerst will Ravana Hanuman töten, doch sein Bruder Vibhishana hält ihn davon ab. Daraufhin will Ravana Hanumans Schwanz anzünden, um ihn hässlich zu machen und ihn zu demütigen. Er versucht daraufhin seinen Schwanz mit Tüchern zu umwickeln, doch der Gott dehnt sich so aus, dass alle Tücher Lankas nicht gereicht hätten seinen Schwanz zu umhüllen. Am Ende lässt er  es aber freiwillig zu.

Ravana zündet Hanuman seinen Schwanz an, doch der Gott steht unter Schutz des Feuergottes Agni und zündet mit dem peitschenden Schwanz fast ganz Lanka an. Um sich zu kühlen, springt er ins Meer und aus seinem Schweißtropfen, der in das Maul eines großes Fisches fällt, entsteht später der Makara Dhuaj, der als sein Sohn gilt.

 

Bei der Schlacht werden viele von Ramas Kämpfers verletzt, so dass Hanuman in den Himalaya fliegt und von dort Heilkräuter für seine Affenarmee mitbringt.

 

Nach der Schlacht bittet Hanuman seinen Vorgesetzten Sugriva bei Rama verbleiben zu dürfen, anstatt wieder in seine Heimat zurückzukehren. Dieser willigt ein, verlangt aber einen Beweis für die Treue Hanumans zu Rama. Daraufhin öffnet Hanuman sein Herz und darin findet sich ein Bild von Rama und Sita. Dies genügt dem Affenkönig und fortan lebt Hanuman in Ayodhya und wird Diener, Türsteher sowie bester Freund des Rama. Als Dankeschön für Hanumans Hilfe schenkt Sita Hanuman eine kostbare Perlenkette. Hanuman bedankt sich und beißt in die Perlen. Von Sita daraufhin angesprochen, was sein merkwürdiges Verhalten soll, erklärt dieser, er wolle nachsehen, ob Rama in den Perlen ist. Als später Sita ihren Scheitel mit sindur bestreicht, um Rama zu ehren und sein Leben zu beschützen, fragt Hanuman nach dem Grund dafür und bestreicht sich als Zeichen seiner Liebe zu Rama gleich den ganzen Körper.



Im Mahabharata trifft Hanuman kurz auf seinen Bruder Bhima, der den Gott nicht erkennt. Zwar bezeichnet Hanuman sich hier selbst als alt und krank, aber es wird schnell klar, dass seine Kraft noch immer ungebrochen ist.

Hier erscheint er auch im Banner des Arjuna, als dieser gegen seine Brüder die Kauravas kämpft.

 Literatur


- Keul Ishvan Hanuman der Gott in Affengestalt Geschichte und Entwicklung seiner Verehrung

- Hanuman in indian art and mythology

- Hanuman der Affengott - Der treue Diener seiner Majestät

 


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Kali
By religionswissenschaftler, 22:08



Kali ("die Schwarze, die Zeit") ist die hinduistische Göttin des Todes, der Zeit und der Zerstörung. Sie ist die hinduistische Muttergöttin sowie Schutzgöttin von Bengalen und insbesondere des nach ihr benannten Kalkutta (von Kalighat=Schritte der Kali/nach diesem Tanz ist auch ihr dortiger Tempel benannt). Sie ist die Gattin und Shakti des Shiva. Sie gilt ebenso als Schutzgöttin der Diebe und Kriminellen.

Kali ist die zerstörerische und zornige Form der
Mahadevi. Mythologisch entstand sie aus der Stirn der Durga im Moment größten Zorns oder aus der abgelegten schwarzen Haut oder Körperfarbe der Parvati, nachdem Shiva diese wegen ihrer dunklen Hautfarbe Kali nennt und die Göttin damit verärgert.


Ikonographie


Gewöhnlich wird Kali dargestellt mit dunkler oder blauer Körperfarbe, nackt, mit herabhängenden, trockenen Brüsten, dürr, heraushängender Zunge, roten blutunterlaufenen Augen und vier Armen. Ihre Haare sind, wie bei wilden und unabhängigen Göttinnen allgemein üblich lang und offen. Sie trägt eine Kette aus Menschenschädeln, einen für die 50 Buchstaben des Sanskritalphabets. Als Ohrringe trägt sie Babyleichen. Um die Taille trägt sie eine Kette aus abgeschlagenen Menschenhänden. Häufig sagt man, dass ihre Zunge mit Blut beschmiert ist. In einer ihrer vier Hände trägt die Göttin ein blutiges Schwert, in der anderen einen abgeschlagenen Menschen- oder Dämonenkopf. Die übrigen zwei Hände deuten die Geste der Wunschgewährung und der Überwindung der Furcht an. Häufig steht Kali mit ihrem linken Fuß auf Shiva, vereinigt sich geschlechtlich mit ihm oder tanzt auf seinem leblosen Körper. Wie dieser hat sie ein energetisches drittes Auge auf der Mitte der Stirn. Ihr Vahana ist eine Eule. Häufig sitzt sie auf dem Rücken eines Geistes. Wie Shiva lebt Kali auf Friedhöfen und Leichenverbrennungsstädten. Auf dem Schlachtfeld ist sie zuhause. Ihr zugehörige Tiere sind Schakale, Eulen und Hunde. ebenso wird sie mit Kobolden verbunden.

Mythologie


Kalis Mythologie wird vor allem in der berühmten Kalikapurana, in der Devi-Bhagavata-Purana erzählt sowie in Teilen des Devimahatyma des Markandeya-Purana, die aber vorrangig Durga gewidmet sind und in denen sie eher eine untergeordnete Rolle einnimmt. Kalis berühmtester Mythos ist der Kampf gegen den Dämon Raktabija, welcher durch Askese übermächtig geworden war. Kali tötete ihn, doch sobald sein Blut den Boden berührte, erstand er wieder auf und vervielfältigte sich. Kali trank daraufhin sein Blut, bevor es den Boden berührte und verschlang den Dämon mit einem Satz.

Von ihrem Sieg berauscht, tanzte Kali ekstatisch und gefährdete damit die Welt. Da keiner sie aufwecken konnte, wandten sie die Götter an Shiva, ihrem Ehemann. Auch Shiva hatte keinen Erfolg, als er sie ansprach. Erst als er sich unter sie warf, so dass sie auf seinem leblosen Körper tanzte, erwachte Kali aus ihrer Trance und unterbrach ihren Tanz der Zerstörung.

Ein anderer Mythos erzählt von einem Tanzwettbewerb
zwischen Shiva und Kali. Ein Einsiedler im Wald, der gerade Askese betreibt, fühlt sich von ihrem Lärmen und Wüten gestört, woraufhin er sich wich wütend an Shiva wendet, diese zu beruhigen. Es kommt also zu einem Wetttanzen, bei dem Kali natürlich unterlag, da sie Shiva, dem Meister des Tandavatanzes und Nataraja (König und Gott des Tanzes) nichts entgegen setzen konnte.

Das Bhagavata-Purana erzählt, wie Kali von einer Bande von Räubern und Mördern, Thugs genannt, verehrt wird. Diese entführen einen Brahmanensohn, da der Führer der Bande sich einen Sohn wünscht und wollen ihn dem Bildnis der Kali zum Opfer anbieten. Doch die Reinheit und der Glanz des Brahmanenjungen verbrannten Kali, so dass diese zornig wurde und aus ihrem Bild heraustrat. Daraufhin bestrafte sie die Räuber für ihre Torheit und tötet sie alle. Es wird beschrieben, wie Kali und ihre Schar wilder Dienerinnen sich die abgeschlagenen Köpfe der Mörder im Spiel gegenseitig zuwerfen und sich an ihrem Blut erlaben.

Auch an einer prominenten Stelle des Ramayana raucht Kali auf, als Rama nachdem er den Dämonenfürst Ravana besiegt hat mit Sita nach hause zurückkehren will und dabei gegen einen übermächtigen Dämon kämpfen muss. Rama ist vor Angst wie gelähmt, was Sita nicht mit ansehen kann. So verwandelt sich die ansonsten unterwürfige und sanfte Göttin in die schreckliche Kali und zerreißt den Dämonen mit Leichtigkeit.

Kult und Rituale


Der Kult der Kali ist in einigen Zügen ungewöhnlich. Früher wurden der Kali von der Sekte der Thug, Indiens geheimer Meuchelmörderbande, blutige Menschenopfer dargebracht. Ihnen galt sie als Schutzgöttin der Mörder, Diebe und Kriminellen und wurde als schwarze, dunkle Göttin verehrt. Noch heute werden Kali blutige, stets männliche Tieropfer in ihren Tempeln, besonders auf den Lande, dargebracht. Im Gegensatz zum Kult der Durga finden diese aber nicht periodisch nur an bestimmten Festtagen, sondern täglich und auch ganz ohne mythologischen Zusammenhang ihr zu Ehren statt. In brahmanischen Kulten finden stattdessen Substitutionsopfer statt, in denen Kokosnüsse vor dem Schrein der Göttin rituell enthauptet werden. Kalis Hauptfest ist Dipavali im Herbst und wird besonders in Bengalen gefeiert.

Kalis Bedeutung für den Hinduismus

Kalis Bedeutung liegt vor allem in ihrem grenzhaften und ungewöhnlichen Charakterzügen sowie ihrer Lebensweise. Sie liebt Blut, trinkt Alkohol und isst Fleisch. Sie erscheint als zornige, schreckliche, furchterregende,stets wilde und ungebändigte Göttin. Sie ist unabhängig und ordnet sich keiner anderen männlichen Gottheit unter. Im Zusammenhang mit Shiva behält sie stets eine gewisse Unabhängigkeit und ist es häufig, die den Gott dominiert. Damit kehrt sie gesellschaftliche Verhaltensweisen und Geschlechterrollen in paradigmatischer Weise um.

Von Zeit zu Zeit wird Kali von Shiva in ihren wilden Charakterzügen und Verhalten gebändigt und zurückgehalten. Doch dies ist eher die Ausnahme in ihrer Mythologie. Es gibt jedoch zwei mythologische Typen, von denen Kali stets zur Ruhe gebracht wird: zum einen Shiva in seiner leichnahmähnlichen Form, zum anderen durch das Auftauchen eines Kindes auf dem Schlachtfeld, dass ihn ihr spontan mütterliche Gefühle weckt.

Gewöhnlich ist sie es eher, die Shiva zu wilden, verrückten und gefährlichen Verhalten anstiftet oder aber die beiden stiften sich dazu gegenseitig an und bestärken oder ermutigen sich dazu. Zuweilen führen sie ihren Tanz der Zerstörung auch gemeinsam auf.

Kali erscheint gewissermaßen als Shivas andere Frau, die zu seinem wilden und grenzhaften Verhalten passt und ihn darin auf perfekte Weise ergänzt.

Dennoch erscheint Kali auch als fürsorgliche und mütterliche Göttin, die ihre Gläubigen als ihre Kinder betrachtet. Ihren Feinden gegenüber ist sie zwar hart und gnadenlos, ihren Verehrern gegenüber entfaltet sie aber zugleich ihre beschützende und mütterliche Seite. So schützt sie Menschen vor Dämonen und anderen Gefahren und Widrigkeiten. Wer sie verehrt, so heißt es, überwindet negative Eigenschaften wie Angst und Furcht und sieht die Welt, wie sie wirklich ist. Kali zerstöre innerliche Antriebe und Leidenschaften, innerliche Schwächen und Fehler.


Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Kali




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Kama
By religionswissenschaftler, 22:07

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c8/Kamadeva1.jpg/250px-Kamadeva1.jpg


Kama ("Begehren/Liebe") ist der Gott der Liebe und des Frühlings. Er ist auch unter dem Namen Manmata bekannt.

Schon zu
vedischen Zeiten galt er als Verkörperung der Begierde.

Darstellt wird Kama mit Pfeilen aus Blumen und einem Bogen aus Zuckerrohr, dessen Sehnen aus Bienen gebildet werden. Er reitet auf einem grünen Papagei, gelegentlich auch auf einem Spatz oder Elefanten. Sein Emblem ist das
Makara.

Kama ist der Sohn entweder des
Brahma, aus dessen Herzen er hervorgegangen sein soll oder des Dharma und der Göttin des Glaubens, gelegentlich auch der Sohn der Göttin Lakshmi und der Bruder des Manu. Verheiratet ist er mit Rati (Lust, Begehren) bzw. Priti (Freude). Er ist der Herr der Apsaras. Sein Freund und Begleiter ist der Frühling.


Er ist verschiedenen Darstellungen zufolge der älteste Gott, der sowohl Macht über Götter, Tiere als auch Menschen hat.

Sein berühmtester Mythos handelt von seiner Auseinandersetzung mit
Shiva. Parvati stiftete ihn dazu an, Shivas Askese im Himalaya mit einem seiner Liebespfeile zu stören, woraufhin ihn der Gott als Strafe zu Asche verbrannte. Von da an wurde er als Ananga (der Körperlose) bekannt, der sich jedes mal wieder materialisierte, wenn zwei Liebende sich vereinigen. Verschiedenen Überlieferungen wurde er von Shiva auf Geheiß seiner Gattin Parvati wieder zum Leben erweckt. Oder er wurde als Sohn des Krishna und der Rukmini als Pradyumna wiedergeboren.

Das
Holifest, das im Norden Indiens zu Ehren Krishna gefeiert wird, wird ihm Süden zu Ehren Kamas als buntes Erntedank- und Frühlingsfest gefeiert.

Einer der vier Hauptziele des hinduistischen Lebens ist
Kama (Lust, Begierde) neben Artha (Wohlstand), Dharma (Rechtschaffenheit) und als höchstes Ziel Moksha (Befreiung, Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt).

 

Literatur

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Karttikeya
By religionswissenschaftler, 22:06




Karttikeya ( von den Kirttikah [[Plejaden]] abstammend, auch Skanda (Spritzer, Springer, Ausgießung. in der Bedeutung der Angreifer), Kumara (junger Mann), Subrahmanya (Brahmanenfreund) oder Murugan bzw. Murukan (junger Mann) genannt), weitere wichtige Namen sind Vel (der Begehrte), Velan (der Träger des Vel-Speeres), Kevvelan (der mit dem roten Speer), Katampan (der die Girlande aus der Frucht des Katampu-Baumes trägt) oder Arumugan (der Sechsköpfige) ist der hinduistische Kriegsgott, General der Götter, Gott der Diebe sowie Schutzgott der Kinder insbesondere vor Krankheiten und Gift. Er verkörpert den Planeten Mars (Mangala). Er ist der Sohn des Shiva und der Parvati sowie jüngerer Bruder des Ganesha. Verschiedentlich gilt er aber auch als Sohn des Agni. In seiner südindischen Form als Murugan wird er aber auch als Sohn der tamilischen Kriegsgöttin Korravai aufgefasst. Verheiratet ist er mit Indras hellhäutiger Tochter Kaumari oder Devasena (die Armee der Götter) und der dunkelhäutigen Bewohnerin der südlichen Berge Valli.  Allerdings gilt er auch als großer Büßer und Asket, ähnlich seinem Vater Shiva und ihm sind verschiedene heilige Bußstätten in Indien geweiht. Karttikeya ist eng mit dem Kult der Muttergöttinnen verbunden, die sein teils wildes, teils sanftes Gefolge bilden.


Ikonographie



Karttikeya hat sechs Köpfe und zwölf Arme. Der Gott hat stets jugendliches Aussehen. Er ist von roter Körperfarbe. Er reitet entweder auf einem Elefanten oder auf einem Pfau. In den Händen hält er entweder Pfeil und Bogen oder aber einen Speer (vel). Weitere Attribute sind: Glocke, Hahn und Flagge. Häufig trägt er auch eine rote Girlande, die aus einer bestimmten roten, heiligen Pflanze, dem Katampu-Baum gefertigt wird um den Hals.

Geburtsgeschichte


Karttikeya wurde geboren, um den Dämon Taraka zu besiegen, welcher durch Askese unbesiegbar geworden war und die drei Welten erobert hatte. Keiner der Götter wagte es, es mit ihm aufzunehmen. Im Taraka-Maya-Krieg schleuderte Karttikeya seinen Speer gegen Taraka und durchbohrte damit dessen Berg und Brust.

Zu diesem Zweck paarte sich Shiva mit Parvati. Doch noch bevor er sie schwängern konnte, vergoss er seinen Samen und übergab ihn dem Feuergott
Agni, der gelegentlich als dessen Vater gilt, zur Aufbewahrung. Dieser konnte ihn jedoch nicht tragen und überreichte ihn der Ganga, die ihn ebenfalls nicht behalten konnte und ihn in einem Schilf im Gebirge ablegte. Dort entstanden aus dem Samen Karttikeya, die von den sechs Plejaden (Siebengestirn) gefunden und aufgezogen wurden. Unter ihnen wurden sie zu sechs Kindern. Später kehrten die Kinder zu Shiva und Parvati zurück, die die Kinder sehr liebte und allzu heftig umarmte, so dass sie zu einem verschmolzen. So entstand Karttikeya, der fortan sechs Köpfe und zwölf Arme hatte. In alternativen Versionen des Mythos entsteht Karttikeya auch aus den Funken von Shivas dritten feurigem Auge.

Verschiedene Themen, die im Mythos angesprochen werden sind hier von Bedeutung: Der Gott entsteht immer auf asexuelle, unnatürliche Weise und wird stets ohne das Zutun einer Frau geboren. Parvati ist seine Mutter nur in dem Sinne, als das sie zu seiner Entstehung beiträgt, indem sie die Kinder allzu heftig drückt.

Ein weiterer südindischer Mythos über die Geburt Murugans erzählt die Geschichte anders: dort ist Murugan so etwas wie der illegitime, unerwünschte Bankert aus der Beziehung von Shiva und Parvati, die anderen Götter lehnen ihn zunächst ab und Indra versucht sogar ihn zu töten.

Murugan lobt sich nach seiner Geburt selbstherrlich, streitet mit Brahma über die Ursilbe Om und versucht sich als Schöpfer aufzuspielen.

Karttikeya und sein Bruder Ganesha

Weitere mythologische Themen sind die Rivalität zu seinem Bruder älteren Bruder Ganesha.

Der Mythos erzählt, dass einst Shiva die beiden Brüder zu einem Wettkampf aufforderte: sie sollten herausfinden, wer am schnellsten von ihnen die Welt umrunden könnte. Da jedoch der dicke Ganesha auf seiner Ratte keine Chance gegen den drahtigen Karttikeya auf seinem Pfau hatte, ersann er eine List: er lief einfach um seine Eltern Shiva und Parvati herum, als diese ihn nach der Bewandtnis danach fragten sagte dieser schlau: "Ihr seid für mich die Welt". So wurde Ganesha der Sieg in dem Wettbewerb zugesprochen, worüber Karttikeya sich sehr ärgerte.

In Südindien wird diese Geschichte anders erzählt. Dort ist Karttikeya unter dem Namen Murugan der weit wichtigere und, populärere und bekanntere Gott, der wahre Sohn Shivas und er und nicht Ganesha der ältere Bruder. Dort ist er der Sieger des Wettbewerbes und bekommt seine beiden Frauen als Siegespreis zugesprochen, alternativ einen schönen Granatapfel (palam). In dieser Version des Mythos sagt sein Vater Shiva zu ihm: "Ärgere dich nicht. Du bist die Frucht (palam ci)".

Im Norden Indiens fehlt Skanda häufig auf Bildern, die Shivas heilige Familie zeigen, dort sieht man stets Parvati und Ganesha. Im Süden hingegen ist der Somaskanda-Typ geläufig, in dem zwar stets Murugan aber selten Ganesha dargestellt wird.

Der Gott Murukan


Karttikeya
ist unter dem Namen Murukan der südindische, tamilische Kriegs- und Jagdgott der Bergstämme (kurrincci), ein Stammesgott sowie der Schutzgott der Tamilen. Es ist Berggott und Gott der ewigen Jugend sowie auch der Liebe und der Zeugungskraft, ein Fruchtbarkeitsgott. Murugan ist der Häuptling sowie Ahnherr der Jägerstämme. Alles was die Berge beherbergen, ist bezeichnenderweise sein Besitz. Als Jagdgott verschafft er das Wildbret, wehrt das Übel ab und vertreibt die Furcht. Er ist Bringer von Regen und Spender von Fruchtbarkeit. Die Tamilen sehen in ihm einen Kulturheros. Er ist ihr meistverehrter Gott. Er gilt seit jeher als Schützer der tamilischen Sprache und Literatur. Murugan wird heute insbesondere mit Schutzwirkung gegen Gift verbunden, gegen das der Gott selbst immun ist. Er hat zahlreiche Liebschaften und erscheint selbst als  Liebhaber schöner Frauen, gerade in Verbindung mit illegitimen, vor- oder außerehelichen Liebschaften und heimlicher, freier Liebe (kolavu), wie sie bei tamilischen Bergvölkern lange üblich war. Dies zeigt sich hervorragend in dem Mythos der Liebschaft zwischen ihm und Valli. In tamilischen Liebesgedichten werden die Helden und Liebhaber junger Frauen, die zu diesen heimlische Liebschaften unterhalten häufig mit Murugan verglichen und auch so genannt. Man sagt ihm nach in jungen Frauen wilde Liebesraserei zu entfachen. Mit seiner Gattin Valli war er erst lange Zeit durch freie Liebe verbunden, bevor er sie ehelichte.

Valli ist die Tochter einer Gazelle und wurde in einer Grube für essbare Knollenpflanzen in den Bergen geboren. Ein Jägerehepaar nahm sie als Tochter auf und erzog sie. Als sie zwölf Jahre alt wurde, war Valli ein sehr schönes Mädchen, das auf die Hirsefelder aufpassen musste. Dabei begegnete ihr eines Tages Murugan als Jäger, später als shivaitischer Asket, beide verliebten sich auf den ersten Blick ineinander. Doch Valli wollte, dass Murugan sich ihre Liebe verdiente. Also zog er mit einem Bild seiner Geliebten in den Händen auf einem Matal-Pferd (ein Pferd aus den Zweigen von Palmen), wie es der Brauch für Unvermählte verlangte durch das Land in unerfüllter Sehnsucht zu seiner Geliebten. Davon tief beeindruckt trafen sich Valli und Murugan dann heimlich jede Nacht. Als aber die Hirsefelder bestellt waren, riefen die Adoptiveltern Valli wieder zu sich nach Hause. Darüber war Murugan tief bestürzt. Eine Dienerin der Valli verhalf beiden nachts zur Flucht, dabei wurden sie aber vom Jägerpaar entdeckt und verfolgt. Als aber schließlich Murugan dem Jäger seine göttliche Identität offenbarte, gab er den beiden seinen Segen. Beide heirateten und der Brautvater legte dabei Vallis Hand auf die Hand Murugans, womit er die Ehe legitimierte. So nahm Murugan Valli bei sich und seiner ersten Frau Devasena auf, die sie wie eine Schwester behandelte.





Murugan ist eng mit der Farbe rot verbunden: sein Speer trägt eine rote Farbe, sein Hahn ist rot, an seinem Speer klebt Blut, er ist mit einer bestimmten roten, heiligen Pflanze, dem Katampu-Baum verbunden, die als Girlande oft um seinen Hals hängt, seine Körperfarbe ist rot, er wurde auf einem roten Lotus geboren, er ist mit der roten Farbe der Berge verbunden, besonders mit der aufgehenden und untergehenden Sonne sowie dessen Flora und Fauna.

Murugans Speer, der Vel, hat an der Spitze die Form eines Margosa-Blattes, welchem man große apotropäische (dämonenabwehrende) Kräfte sowie Schutz vor Krankheiten nachsagt.

Murugans Beiname lautet Ceyyon (der Strahlende, der Rote). Viele seiner anderen Namen verweisen auf die Farbe rot. Von der tamilischen sowie auch von der singhalesischen Bevölkerung Sri Lankas wird er unter dem Namen Kataragama verehrt.

Murugans wichtigste Heldentat ist sein Kampf gegen den Dämon der Furcht (Cur).  Im Kampf gegen Murugan verwandelte er sich in einen riesigen Mangobaum, der zwischen dem  Meer und der Erde wuchs. Murugan gelang es schließlich den Dämon durch das Werfen seines Speers in zwei Teile zu spalten, der danach wieder in seine Hand zurückkehrte. Da der Dämon aber von Shiva den Wunsch erfüllt bekam nicht sterben zu können, erlaubte er den beiden Teilen in Form eines Hahnes und eines Pfaus weiter zu leben, doch Murugan machte den Hahn zum Emblem seiner Flagge und den Pfau zu seinem Vahana.

Anhänger des Murugan piercen sich Nacken und Wangen mit dem Speer des Gottes. Weitere Rituale für ihn sind der Kavadi-Tanz. Dabei hängen seine Verehrer sich schwere Rahmen bzw. Bögen aus Holz, mit Pfauenfedern geschmückt (ein Symbol Murugans) auf denen häufig Milchkannen stehen und die entweder den vel oder ein Bild Murugans selbst in der Mitte um den Hals und tanzen ekstatisch dazu, bis sie sich selbst in Trance bringen. Murugan wird neben Indien auch auf Sri Lanka und weiten Teilen der indischen Diaspora verehrt. Murugan ist einer der häufigsten Götter, dem in der hinduistischen Diaspora Tempel geweiht sind.

Literatur





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Krishna
By religionswissenschaftler, 22:05

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Krishna („der Dunkle“/“der Schwarze“) gilt traditionell als achte Avatare des Gottes Vishnu im dritten Weltzeitalter (Dvarparayuga). Krishna ist eine nicht vedische Gottheit. Er ist eine Gottheit des modernen Hinduismus. Sein Name taucht, im Gegensatz zu Vishnu, erst vergleichsweise spät im dritten oder vierten Jahrhundert vor Christus in den Schriften auf. Vishnu soll die Gestalt des Krishna angenommen haben, um Kamsa, einen Dämonenkönig und Tyrannen zu töten. Hierbei soll sich Vishnu zwei Haare ausgerissen haben. Das weiße wurde zu Balarama, Krishnas älterem Bruder, das schwarze zu Krishna selber (Krishna=“der Schwarze“). Vishnu inkarnierte sich als achter Sohn Devakis, des Königs Schwester. Er soll sich aus einer ursprünglich selbständigen, heroisierten regionalen Volksgottheit und Dorfgottheit entwickelt haben und ist wohl erst später im Zuge der Sankritisierungsprozesse in das brahmanisch-hinduistische Weltbild eingeordnet und der klassischen Zehner-Avatara-Liste hinzugefügt wurden. Er handelte sich wohl ursprünglich um eine alte regionale Hirtengottheit. Krishna gilt traditionell als einzige vollständige, vollkommene Avatare (Purna-Avatare) des Hindu-Gottes Vishnu, von dem alle anderen Avatare ausgehen (Avatari). Alle anderen Avatare weilen im transzendenten Körper Krishnas. Er ist völlig eins mit dem höchsten Bewusstsein und eine wahre Inkarnation des unendlichen kosmischen Bewusstseins in menschlicher Form. Während viele Avatare sowohl zeitlich als auch funktionell begrenzt sind, handelt es sich bei Krishna um einen vollständigen Avatar. Die anderen Avatare werden lediglich als Teilavataras (amshas/kalas) aufgefasst. Krishna ist heute einer der beliebtesten Hindugötter. Er ist der Gott der Hingabe (Bhakti), der Liebe, der himmlischen Freuden und des Frohsinns. In vielen Zusammenhängen tritt Krishna als eigenständige, sogar höchste Gottheit auf, sodass seine Abhängigkeit von Vishnu deutlich in den Hintergrund tritt. Viele neohinduistische Sekten betrachten Krishna als Gott und verehren ihn nicht im Bewusstsein einen Avatar vor sich zu haben. Er soll sich ursprünglich aus einer alten Hirtengottheit entwickelt haben. Der vermutlich historische Krishna Vasudeva weißt Züge der tribalen, ländlichen Bevölkerung auf. Ursprünglich soll er wohl ein Anhänger der Bhagavata-Sekte gewesen sein und in Westindien in Mathura (im Bundesstaat Uttar Pradesh) gelebt haben und dort verehrt worden sein. Er wurde wohl mit dem Schlangenkult in Verbindung gebracht. Er war Führer der Yadavas und der König von Dwaraka. Durch Wanderprediger verbreite sich sein Kult in ganz Indien.


Für die Geschichte des Hinduismus sind zwei Konzeptionen Krishnas besonders von Bedeutung: Krishna als Wagenlenker, Kriegsheld und Hauptgestalt des Epos Mahabharata und der
Bhagavadgita („Gesang des Erhabenen“) und Krishna, der Hirte (Gopala), Gott der Kuhherde und Liebling der Hirtinnen (Gopis). Er weißt also Merkmale eines Vaishya und eines Kshatriya zugleich auf. Seine Geburt und Lebensgeschichte wird auch ausführlich im Harivamsha („Geschlecht des Hari“=des Gottes Vishnu in der Gestalt Krishnas) erklärt, einem 16000 Doppelverse (Slokas) langen Anhang zum Mahabharata. In seiner Person erreicht das Gottesbild der indischen Mythen sämtliche Ausdrucksformen des Gefühls und der Poesie. Für seine Anhänger hat Krishna eine einzigartige Stellung als Urquell (Avatari) aller anderen Inkarnationen. Mit seinen Tod im Jahre 3102 vor Christus beginnt das gegenwärtige Zeitalter des Kaliyuga (das Zeitalter des moralischen und physischen Verfalls).

Krishna führt zahlreiche Beinamen, unter anderem Gopala („Kuhschützer“/Hirtengott), Balakrishna

(„kraftvoller Krishna“, Krishna als Kind), Jaganatha („Herr der Welt“), Gowinda („Kuhhirte“), Devadideva („Gott der Götter“) und Bhagavata („Besitzer des Glücks“/“Erhabener“), Parameshvara („der höchste Kontrollierende“), Purushottama („das höchste Selbst“, höchste Person“), Mohana („Faszinierender“), Hrishikesha („Herr der Sinne“), Parambrahman („das höchste Brahman“), Vasudeva („Gott des Gedeihens“) oder einfach Ishvara („Herr“/“Gebieter“/Wunschgottheit/erwählter Gott“). Doch auch der Name Vishnu („der Wirkende“, „der Allesdurchdringende“) kann zum Beinamen Krishnas werden, was darauf hinweist, dass Vishnu für viele nur als Teilaspekt Krishnas gilt.



Krishna wird durchgängig nur mit positiven Eigenschaften verbunden. Krishna ist sinnlich, sanft, allanziehend, gütig, freundlich, gnädig, mild, bescheiden, verführerisch, selbstlos, demütig, gehorsam und verständnisvoll. Er gilt als ewiger Freund der Menschen. Er ist den Menschen gegenüber zutiefst demütig und gehorsam, obwohl er der Herr des Universums ist. Krishna ist eine Verkörperung von Weisheit und selbstlosem Handeln. Er wird von den Anhängern sämtlicher Kasten (varnas/jatis) verehrt. Krishna liebt alle Menschen (unabhängig von ihrer Kaste und ihrem Geschlecht), auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten und sogar seine Feinde und erfüllt ihre Wünsche. Voller Mitleid und in grenzenloser Güte befreit er sie von Kreislauf der Wiedergeburten. Krishna ist der Wohltäter und Verteidiger der Unterdrückten gegen die Unterdrücker. Krishna ist der Ehemann aller Frauen auf der Welt. Er ist der Heer der drei Welten (Triloka) und ein Meister des Yoga. Er ist ein loyaler Verbündeter der Menschen und hilft immer seinen Freunden.

Krishna bringt allen Menschen bedingungslose Liebe entgegen, unabhängig von Kaste oder Geschlecht. Er steht den Menschen besonders nahe und ist für sie greifbar, im Gegensatz zu manch anderen Hindugöttern, die vergleichsweise fern sind. Krishna ist ein loyaler Verbündeter der Menschen. Er hilft seinen Freunden, und erfüllt die Wünsche der Gläubigen. Krishna war das Vorbild und das herausragende Genie seines Zeitalters. Er war eine große historische Persönlichkeit. Krishna war auch ein großer Staatsmann, der König und Gründer der Stadt Dvaraka. Für seinen politischen Einblick und seine weise Staatskunst wurde er von den fähigsten Herrschern seiner Zeit bewundert. Sein weiser Ratschlag wurde von Königen und Herrschern gesucht. Krishna war ein Meister der Freiheit und ein Friedensstifter. Er hatte wunderbaren Weitblick und vertrat überaus liberale Ansichten. Die Welt hatte noch keinen größeren Staatsmann gesehen als Sri Krishna.


Es gibt verschiedene sektarische Bewegungen für Krishna:

Swami Prabbhudhaba gründete um 1960 in Amerika die Hare-Krishna-Bewegung (internationale Gesellschaft für Krishna Bewusstsein/ISKCON), eine Bhakti-Sekte. Daneben gibt es noch die die

Bewegung der Bhagavatas. Die Hare-Krishna-Bewegung geht unmittelbar auf die von bengalischen Mönchen Chaitanya begründete Form der Krishna-Verehrung zurück. Swami Pradhumbhada sieht sich dabei in seiner Nachfolge.

Die Mitglieder der Hare-Krishna führen ein asketisches, mönchsähnliches Dasein, ordnen sich unter und lehnen Fleisch, Drogen Alkohol, Glücksspiele sowie Geschlechtsverkehr, der nicht der Fortpflanzung dient, ab. Die Bewegung wurde 1966 in den Vereinten Staaten gegründet und verbreitete sich rasch in vielen westlichen Großstädten. Um Frieden und Glückseligkeit zu erlangen, müssen die Gläubigen ihr Leben in den Dienst Krishnas und seiner sterblichen Vertreter stellen, wobei sie sich auf die in der Bhagavadgita enthaltenen Lehren stützen. Verschiedene Mantras, wie Hare Krishna und Hare Rama, werden sowohl privat, zur persönlichen Läuterung, wie auch in der Öffentlichkeit bei Straßenprozessionen rezitiert. Die Mitglieder tragen safrangelbe, lange Gewänder (Dhotis für Männer, Saris für Frauen: wobei die Männer häufig kahl geschoren sind und die Frauen Kopfbedeckungen tragen müssen. Ihre weltlichen Aktivitäten umfassen Gemeindearbeit, das Anwerben neuer Mitglieder sowie Gelegenheitsarbeiten. Der Bewegung wurden Gehirnwäsche und die Anwendung aggressiver Methoden bei der Bekehrung Jugendlicher vorgeworfen. In Deutschland entstanden erstmals 1969 Zentren der Bewegung. Derzeit gibt es hier neun Hauptzentren und etwa 25 Treffpunkte für Anhänger. Die Zahl der aktiven, in Tempeln lebenden Anhänger („Gottgeweihte“) wird in Deutschland auf 150 bis 200 geschätzt, die Zahl der weiteren Anhänger („Gemeinde“) auf etwa 5000. Weltweit zählt die Anhängerschaft ungefähr 15000.

Der Name Hare bezieht sich auf den weiblichen Aspekt der Freude Krishnas, also seine Geliebte und Shakti, die Göttin Radha, die als Vermittlerin Krishna angesehen wird. Von ihr heißt es, sie stellt das Bindeglied zwischen Mensch und Gott da. Beide werden als vollkommen gleichberechtigt dargestellt. Swami Pradhumbhada sag sich als Verkörperung von Krishna und Radha zugleich an und verkleidete sich auch als beide.

Daneben gibt es noch die Bewegung der Bhagavatas, die besonders durch die Bhakti lehrt. Sie berufen sich auf die Literatur der Pancaratras, lehrreiche Tiergeschichten (Fabeln) und Moralgeschichten rund um Vishnu und Krishna.




4. Krishna als Kuhhirte

(Balakrishna/Gopala)



Im Laufe der Jahrhunderte vermischten sich eine Vielzahl von Krishna-Vorstellungen miteinander.


Während die Bhagavadgita der körperlichen Liebe (Bhakti) einen verhältnismäßig geringen
Spielraum zuweist, wird diese im Fall des Kuhhirten (Gopala) Krishna zutiefst gefühlvoll und erotisch dargestellt. Die Liebesbeziehung zwischen Gott und den Gläubigen (Bhaktas) wird in de beliebten Geschichten von Krishnas Begegnungen mit der ehebrecherischen Hirtin (Gopi) Radha dargestellt. Darunter Krishna der „Butterdieb“, ein ungezogenes, listenreiches, schelmenhaftes aber liebenswertes Kind (das mit der Stadt Vrindavana, südlich von Delhi, in Verbindung gebracht wird),sowie Krishna der blauhäutige, flötenspielende Hirtengott.

Krishna, der Allanziehende, gilt als achter Sohn von Vasudeva und Devaki. Er soll von Kuhhirten (Nanda und Yashoda) aufgezogen worden sein. Krishna wurde im Kerker des bösen „Dämonenkönigs“ und Tyranns Kamsa in Mathura geboren, dann in das Dorf Gokula im Zauberwald Vrindavana (dem heutigen Brindavan) geschmuggelt, um unerkannt bei den Kuhhirten zu leben.

König Kamsa war vom Maharishi und Götterboten Narada, dem geistesentsprossenen Sohn Brahmas, prophezeit worden, dass er von einem seiner Neffen vernichtet werden würde. Also setze er seine Schwester Devaki und ihren Gemahl Vasudev gefangen und tötete (der biblischen Jesusgeschichte nicht unähnlich) deren Söhne gleich nach der Geburt. (Er befahl auch (ähnlich wie der christliche König Herodes) die Tötung aller Knaben unter zwei Jahren.) (Krishnas Geburt wird in farbigen, eindrucksvollen Bildern geschildert.) Eines Tages aber befahl ihnen Vishnu, ihren neugeborenen Sohn Krishna gegen die Tochter eines Kuhhirten auszutauschen, der am anderen Ufer des Flusses Yamuna lebte. Krishna ließ die Wachen einschläfern und befreite seinen Vater von den Ketten. Darauf öffneten sich wie durch ein Wunder die Tore des Gefängnisses und Vasudev konnte sein Kind zum Fluss tragen. Als die Zehe des Kindes das Wasser berührte, teilte sich dieses sofort, sodass Krishna und sein Vater trockenen Fußes hinüber gelangten. (So werden Krishnas göttliche Identität und und seine Wunderkräfte schon als Säugling spürbar. Krishna zeigt sich auch seinen Eltern in einer Vision in seiner göttlichen Gestalt mit vier Armen. Er verhält sich von Anfang an nicht wie ein gewöhnlicher Säugling, sondern beginnt sofort zu sprechen.) Vasudev ließ seinen Sohn in der Obhut des Hirtenpaares Yashoda und Nanda. Darauf schickte König Kamsa, dem alleshinterbracht worden war, den als Amme verkleideten „Dämon“ Putana, um den Jungen zu töten. Doch Krishna sog so lange an der vergifteten Brust des „Ungeheuers“, bis alles Leben aus diesem wich. Damit befreite er sie in seine unendlichen Güte vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburt.


Krishna wuchs inmitten von Kühen, Affen, Pfauen und alten Freunden auf. Schon früh wird seine göttliche Herkunft spürbar, beispielsweise wenn er zwei Bäume zugleich entwurzelt, oder seine Adoptivmutter Yashoda erschrocken das gesamte Universums in der Kehle ihres Ziehsohnes erblickt. Eines Tages soll er auch den vedischen Götterkönig und Regengott Indra herausgefordert haben. Die Hirten beteten eines Tages zu Indra. Da meinte Krishna ebenso gut könnten sie den Berg Govardhana und ihre Herden anbeten, weil dieser ihre Herden und diese wiederum sie versorgten. Später erklärte Krishna, dass er selbst der Berg sei und ihm Verehrung gebühre. Darüber war Indra
zutiefst verärgert und ließ es sieben Tage und sieben Nächte lang stürmen. Krishna nahm daraufhin mit dem kleinen Finger den Berg und hielt ihn wie einen Schirm über die Hirten und Herden, bis der Sturm vorüber schließlich war. Da erstaunte Indra und musste Krishnas Überlegenheit anerkennen. Daraufhin bat er Krishna sich mit seinem Sohn Arjuna anzufreunden, dessen Geschichte im Mahabharata erzählt wird. Ein anderes Mal rettete er seine Stadt Vraja vor einem großen Feuer, indem er dieses einfach verschluckte. 

Auf Krishna geht auch die Verehrung der heiligen Kuh zurück, die Krishna mit Essen und Trinken im Zauberwald Vrindavana versorgt. Sie war es auch, die als erste die Göttlichkeit Krishnas und Radhas erkannte.


Krishna war ein sehr verspieltes, lebhaftes Kind. Er verbrachte eine glückliche und unbeschwerte
Kindheit. Bekannt sind viele Sagen von Krishnas Schelmentaten, mit denen er seine Umgebung erfreute. Er spielte seinen Eltern viele Streiche, klaute seiner Mutter Yashoda Süßigkeiten, süße Milch und Butter, ärgerte die Kühe und entwendete den Hirtinnen (Gopis) die Kleider.

Dennoch kann man Krishna nie wirklich böse sein und verzeiht ihm seine manchmal üblen
Streiche schnell. Er wird niemals für seine Streiche bestraft. Eine magische, faszinierende Anziehungskraft geht von ihm aus, der man sich nicht entziehen kann.

Bekannt ist auch die Geschichte, in der Krishna den Hirtinnen (Gopis) die Kleider klaute, sich in einem Baum versteckte und sie erst wieder zurückgab, als sie mit über dem Kopf gefalteten Händen wieder herauskamen und einzeln vor ihm erschienen. Krishna soll 84000 Geliebte (Gopis) gehabt haben. Mit seiner Flöte spielte er ihnen zum Tanz im Mondlicht. Die Flöte (als Symbol für den Mensch/die unbewegte Materie) ertönt nicht von selbst, sondern erst durch den Hauch Krishnas, so wie der Mensch erst durch die Anwesenheit Krishnas erweckt wird. Die Flöte symbolisiert die Stimme des Höchsten, der alle, die ihn hören, Menschen und scheue Tiere, anzieht, in seinen Bann zieht und zu himmlischen Freunden ruft. Die Löcher in der Flöte stehen für die Sinnesorgane, das Gemüt und den Intellekt. Sie versinnbildlichen das Verhältnis zwischen der Sphäre des Göttlichen und der Sphäre des Materiellen. Bei seinem Rundtanz, dem Rasamandala, wollen alle Hirtinnen bei ihm sein und ihn anfassen und so lässt Krishna sich unzählige Hände wachsen und vervielfacht unzählige Male seine Gestalt. Dabei steht Krishna immer zwischen zwei Gopis und hält ihre Hände. Das Rasamandala ist ein vollkommenes Symbol für den Tanz des Lebens, in dem die Seele immer mit ihrem Geliebten, der höchsten Seele, verbunden ist.


Besonders bekannt sind die Liebesgeschichten um Krishna und die ehebrecherische Hirtin (Gopi)
Radha, seine Shakti und Göttin der Hingabe (die oft als Inkarnation Lakshmis gesehen wird), mit der er oft zusammen dargestellt wird. Ihre Geschichten werden in den Bhagavata-Puranas ausführlich beschrieben. Die Göttin Radha regelt die Liebesdinge im Zauberwald Vrindavana.

Zuerst wollte Radha sich eigentlich von Krishna fernhalten, weil sie eifersüchtig auf ihre zahlreichen Nebenbuhlerinnen war und ihn für sich allein haben wollte und beobachtete das Treiben zunächst nur aus der Ferne. Doch ihre tiefe, fromme, bedingungslose, hingebungsvolle, aufopferungsvolle, inbrünstige und alles überwindende Liebe zu Krishna, lässt sie willentlich alle gesellschaftlichen Normen, Pflichten und Zweifel vergessen und überwindet alle Hindernisse. Sie

lässt sich mit ihrem ganzen Dasein auf den jugendlichen Gott ein. Krishna und Radha schenken sich vollkommene spirituelle, reine Liebe. Nachts spazieren sie bei Mondschein die Yamuna entlang und tauschen ihre Kleider. Ihr Mann Ayanagosha, ein Kuhhirte, erfährt jedoch von Radhas Affäre mit Krishna. Außer sich vor Wut macht er sich auf die Suche nach dem Paar. Doch Krishna nimmt die Form einer Göttin an und so können die beiden dem Zorn des Hirten entkommen. (Einmal kommt Vishnu sogar selbst auf die Erde und tritt neben Krishna.) Radhas Verhältnis mit Krishna steht dabei für die Liebesbeziehung zwischen Gott und den Gläubigen, wobei die Liebe der Anhänger stets vonKrishna erwidert wird. Die Liebe zwischen Gott und den Mensch wird dabei als vollkommen gleichberechtigt dargestellt. Wenn Radha und Vishnu beisammen sind, geht es beiden gut, sobald sie aber getrennt sind, leiden sie. In allen Überlieferungen ist Radhas Schicksal unauflöslich mit dem des verführerischen Krishna verbunden. Ihre Trennung von Krishna behandelt das Thema der Liebe im Getrenntsein und bildet das Gegengewicht zur Leidenschaft und Ekstase ihrer Vereinigung mit dem Hirtengott. Ihre Sehnsucht steht dabei für die Sehnsucht der Seele nach Gott. Ihre Liebschaft war der Überlieferung nach nur von kurzer Dauer. Als Krishna älter wurde, verließ er Radha und die Hirtinnen und ging in die Stadt, um in Dvaraka (dem heutigen Dwarka/an der Südspitze der Halbinsel Gujarat in der Nähe von Mombay) König zu werden. Sehnsuchtsvoll wartet Radha seitdem auf Krishnas Wiederkehr. Einige der Hirtinnen starben sogar an gebrochenem Herzen.

Krishna soll in seiner Kindheit viele „Dämonen“ getötet haben, darunter auch den fünfköpfigen „Schlangendämon“ (Naga) Kaliya. Dieser vergiftete die Wasser der Yamuna und so warf der Gott ihn ins Meer zurück. Viele Abbildungen zeigen ihn beim Tanz auf seinem Kopf. Krishnas Tanz auf dem Haupt des „Dämons“ steht dabei für die Vernichtung des Egos durch Gott und die Auflösung der Individualität. Die fünf Köpfe der Schlange stehen für die fünf Sinne des Menschen. Nur wenn der Mensch seine fünf Sinne unter Kontrolle bekommt und sich Gott übergibt, wird er frei. Nach und nach säuberte Krishna den Wald von „Dämonen“, befreite diese so vom Kreislauf der Wiedergeburten und verbrachte viele Helden- und Wundertaten, wie die Rettung seiner Heimatstadt Vraja von einem großen Feuer oder die Heilung eines Blinden. In dieser Form trägt Vishnu den Beinamen Balakrishna („kraftvoller Krishna“/Krishna als Kind). Kamsa hörte von seinen Heldentaten und beschloss, ihn zu töten. Doch Krishna vernichtete nicht nur ihn (und setzte den rechtmäßigen König wieder ein), sondern alle „Dämonen“, die sich in der Umgebung eingenistet hatten und erfüllte so die Prophezeiung.

Krishna soll ursprünglich mit der Rukmini (einer Inkarnation Lakshmis) verheiratet gewesen sein, die er zusammen mit 16107 Jungfrauen und Prinzessinnen entführte, aus der Gewalt von „Dämonen“ befreite (die Ehemänner tötete) und sie heiratete. Mit jeder von ihnen zeugte er unzählige Kinder. Mit der Rukmini zeugte Krishna später den von Shiva mit seinem energetischen dritten Auge (Bindi) zu Asche verbrannten Liebesgott Kama (Pradyumna) neu.

Die Erzählungen über Krishna sind im umfangreichen Schriftwerken niedergelegt, vor allem in der Bhagavadgita aus dem 2. Jahrhundert vor Christus, der Bhagavata-Purana aus dem 9. Jahrhundert, dem Harivamsha, aus dem vierten Jahrhundert, wie auch in Jayadevas Gitagowinda, dem „Gesang des Kuhhirten“ aus dem 12. Jahrhundert.



Dargestellt wird er meist tanzend im blauer Körperfarbe, einer Panflöte bzw. Bambusquerflöte (Bansuri) in der Hand und mit einer Straußenfeder auf dem Kopf. Häufig findet sich eine Kuh, sein heiliges Tier, unter seinen Füßen. In der Bhagavadgita wird Krishna traditionell als Wagenlenker Arjunas, wie er das Muschelhorn bläst, dargestellt.







5. Krishna als Kriegsheld und

Erlösungsgott in der

Mahabharata und im

Bhagavadgita


Krishna gilt seinen Anhängern als höchster Gott, Manifestation des Höchsten, Heilsbringer, „Heiland“ und universeller Erlösergott, der keine Beschränkung von Ort und Zeit kennt. Der kriegerische Krishna des Mahabharata-Epos und der Bhagavadgita soll sich aus der Verschmelzung zweier Stammeshelden entwickelt haben. Als König Arjunas Wagenlenker, , Freund, Berater und spiritueller Lehrer übernimmt er die Schlüsselrolle in der bekanntesten Episode des Mahabharata (4. Jahrhundert vor Christus bis 4. Jahrhundert nach Christus), dem „Gesang des Erhabenen“ oder der Bhagavadgita (sechstes Buch der Mahabharata) ein religiös philosophisches Lehrgedicht und zugleich heiligstes Erbauungsbuch des Hinduismus aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus, die zugleich den dramaturgischen Höhepunkt des Epos am Vorabend der Schlacht darstellt.

Ein Familienzwist zwischen zwei Fürstenfamilien, den Pandavas und den Kaurawas, um die Thronnachfolge, hat sich bis zur kriegerischen Auseinandersetzung gesteigert. Die Kauravas planten sogar die Pandavas bei lebendigem Leib zu verbrennen, doch die Pandavas konnten entkommen und aus der Fehde wurde Hass. Die Kauravas überlisten Yudisthtira, einen Pandava, beim Glücksspiel und schicken die Pandavas für vierzehn Jahre ins Exil. Begleitet und unterstützt werden sie in dieser Zeit von Krishna, seinem treuen Bruder Balarama und Arjunas Vater Indra. Fürst Krishna ist ein Verbündeter und Vetter der Pandavas und insbesondere ein guter Freund, Berater und Lehrer von Arjuna, dem Sohn von Indra. Er versucht zwischen den verfeindeten Adelsfamilien zu vermitteln und begleitet, als dies fehlschlägt. Prinz Arjuna (ein Bogenschütze und Held), der Heerführer der einen Partei, der sogenannten Pandavas, auf dessen Seite Krishna steht, sieht am Vorabend der Schlacht von Kurukshetra im Heer der Gegner die eigenen Verwandten, Freunde und Lehrer gegenüber und zögert, die Schlacht zu eröffnen. Krishna tritt als Zeichen inniger Freundschaft als Wagenlenker von Arjuna verkleidet auf (er weigert sich zu kämpfen, während seine Heere, die Yadavas, auf der Seite der Kauravas sind), spendet ihm Trost und es gelingt ihm, dem Zögernden nach einem langen philosophisch-religiösen Dialog (Lehrgespräch) zum Kämpfen zu bewegen. In dieser Rolle lehrt Krishna verschiedene Wege (Margas oder Yogas) zur Erlösung (moksha/mukti) und gibt sich als allmächtiger Gott zu erkennen. Krishna bewertet alle drei Wege zur Erlösung (den Weg der Tat/Karmamarga/den Weg der Erkenntnis/Jnanamarga/den Weg der Liebe/Bhaktimarga) als vollkommen gleichberechtigt, empfiehlt jedoch Bhakti (Hingabe/Teilhabe/Liebe zu Gott) als höchsten aller Pfade) Er ist demnach der einzig wirklich Handelnde im Universum und somit der einzige Gegenstand, dem Liebe (Bhakti) entgegengebracht werden kann, wobei er seinerseits die Liebe seiner Anhänger erwidert. Arjuna gegenüber gibt er sich als der Gott Vishnu zu erkennen, indem er ihm für kurze Zeit in seiner schrecklichen vielköpfigen, vielarmigen und pyramidenförmigen Gestalt des jüngsten Gerichts (Vishvarupa/“der „Vielgestaltige) das ganze Universum (einschließlich der Götter) vor Augen führt, bevor er sich wieder in die verständnisvolle, vertraute, menschliche und freundliche Gestalt Krishnas zurückverwandelt. Krishna offenbart Arjuna auch den Grund seiner Herabkunft:


Er belehrt ihn an seine Pflicht (Dharma) als Anhänger der Ksatriya-Kaste zu kämpfen. Dabei soll
Arjuna auf die Früchte der eigenen Tat (Karma) verzichten, weder Sieg noch Niederlage bedenken, also allein dem ewigen Gesetz (Dharma) des Karma verhaftet sein. Jede Tat soll als ein Akt der Hingabe an Gott verstanden werden. Krishna zeigt ihm weiter den richtigen Weg zu Gott, den Sinn des Lebens und die Einheit von Atman (Einzelseele) und Brahman (Weltseele), (das Wesen der Seele). Erst wenn man diese Einheit erkennt, gelangt man ins Nirwana („Erlischung des Leidens“). Er lehrt auch die Lehre vom Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara). Weiter lehrt Krishna, dass die materielle, veränderliche und vergängliche Welt der Erscheinungen nichts als ein Schein ist (Maya) und einzig das unvergängliche, unveränderliche und abstrakte Brahman Wirklichkeit ist.

Die unsterbliche Seele kann an den vergänglichen Freunden des Lebens keine Befriedigung finden.
Leben ist Leid (Dukkha). Abschließend ruft Krishna zum Verzicht auf. Er versöhnt die gegensätzlichen Forderungen von Opfer und weltlicher Pflicht einerseits und Meditation und Verzicht andererseits durch seine Ergebenheit gegenüber Gott (Bhakti). Alle Lebewesen sind die ewigen Kinder Gottes (Harijans) und werden Glück finden, wenn sie jede Tat als Akt der Hingabe Gott übergeben. Durch diese Preisgabe wird das Selbst (Atman) aus dem Kreislauf der Wiedergeburt befreit (Moksha/Mukti), sodass es in das ewige geistige Reich des Brahman zurückkehren kann, um wieder mit Krishna, seinem ewigen Freund, vereint zu sein. Weiter beschreibt Krishna die Einheit von Purusa (Geist) und Materie (Prakriti) und lehnt sich damit eng an die Lehre des philosophischen Sankhya-Systems an.
Krishna erklärt Arjuna weiter, dass er zuvor bereits sieben mal auf die Welt herabgestiegen sei und
sich im Gegensatz zu ihm, an seine vorherigen Existenzen erinnern kann. Er hat vollkommenes Wissen, spirituelle Weisheit und Erkenntnis. Krishna kann sich als jedes noch so winzige Detail seiner vorangegangen Existenzen erinnern, auch wenn diese bereits Millionen Jahre zurückliegen. Krishna verfügt also im Gegensatz zu Arjuna über unbegrenztes Wissen. Weil er unbegrenztes Wissen besitzt, verfügt er über ein Erinnerungsvermögen, das grenzenlos ist.

Im Anschluss an die Mahabharata wird über Krishnas Tod im Harivamsha berichtet. Krishna zog
sich 36 Jahre nach der Schlacht, bei der fast sämtliche Teilnehmer umkamen nach dem Tod seines Bruders Balarama, in den Wald zurück und meditierte dort barfüßig. Ein vorbeikommende Jäger hielt Krishna daher versehentlich für eine Gazelle und erschoss ihn mit einem Pfeil. Er traf ihn dabei an seiner linken Ferse, seiner einzig verwundbaren Stelle. Krishna befahl dem unglücklichen Jäger nicht zu trauern und stieg in einer Lichtsäule zum Himmel auf. Kurz danach versank auch die Stadt Dwaraka im Meer. Mit Krishnas Tod im Jahre 18.02.3102 vor Christus, beginnt das moderne Zeitalter, das Kaliyuga (das Zeitalter des moralischen und physischen Verfalls).



6. Verehrung Krishnas


Die Krishna-Verehrung ist eine der populärsten im heutigen Hinduismus. Krishna ist einer der beliebtesten, meistverehrten und zugänglichsten Hindugötter, neben Ganesha, dem elefantenköpfigen Weisheitsgott und Sohn Shivas, bei dem stets großer Andrang herrscht und Hanuman, dem lebensfrohen, schalkhaften Affengott und treuen Wegbegleiter Ramas, der fast an jedem Straßenschrein verehrt wird.

Zahlreiche religiöse Feiertage beziehen sich auf Krishna. Für keinen anderen Gott gibt es so viele Feierlichkeiten. Der Name Krishna ist den meisten Westeuropäern viel bekannter als Vishnu selber.

Ein wichtiges Fest zu Ehren Krishnas ist das sogenannte Janmashtami im August, das in seiner Bedeutung dem Weihnachtsfest der Christen in Bethlehem gleichkommt. Dort wird der Geburtstag Krishnas gefeiert. Die Feierlichkeiten dauern zwei Tage. Es werden bunte Krishna-Lilas („Spiel“)

begangen. Am zweiten Tag stehen die Kinder im Mittelpunkt. Die Jungen verkleiden sich als Krishna, die Mädchen als dessen große Liebe Radha. Sie spielen den ganzen Tag ihre Geschichten nach. Das Fest wird sogar im indischen Fernsehen übertragen. Es wird traditionell in Mathura gefeiert, dem Ort von Krishnas Geburt. Das Fest wird mit Gottesdiensten (Puja) und Bühnenspielen (Lila) gefeiert. Während der Puja, dem rituellen Gottesdienst, verehrt der Priester das göttliche Kind in einer Puppe in einem kleinen Bett, welches die Frauen vorher über und über mit Blumen schmücken.

Ein weiteres wichtiges Fest zu Ehren Krishnas ist das Holifest, eine Art Erntedankfeier und
Karnevalsfest im Frühling (März). Man feiert das Ende des Winters und den Anfang des Frühlings.

Das Fest ist eng verbunden mit den sorglosen Spielen Krishnas in seiner Jugend. Dort bewirft man
sich mit bunten Wasser und bunten Farben und bemalt sich mit rotem Farbpulver. Bei diesem Fest werden alle Kastenunterschiede vergessen und vorübergehend aufgehoben. Es ist auchein sehr geselliges Fest, da man Freunde und Verwandte besucht. Holi ist auch ein Fest der guten Absichten. Die Menschen begleichen ihre Schulden oder erlassen sie ihren Schuldnern. Sie legen ihre Streitigkeiten bei und wünschen sich gegenseitig Glück.

Daneben gibt es auch noch das Naga-Panchami-Fest im Juli und August, das an die Tötung des „Schlangendämons“ Kaliya durch Krishna erinnert. Kinder führen dort Krishna-Lilas auf. Dort tanzen sie auf den Köpfen von künstlichen Schlangen im Wasser. Sie spielen den Sieg Krishnas über Kaliya nach. Man füttert und verehrt Schlangen und säubert Brunnen und Schächte von ihnen.


Krishna wird auch im indischen Bundesstadt Orissa in der Stadt Puri unter dem Namen Jaganatha („Herr der Welt“) als Lokalgottheit verehrt. Es wird dort ein Götterbild (Murti), das angeblich die Knochen oder die Asche von Krishna enthält, in einer Wagenprozession mitgeführt. Jedes Jahr wird dort für ihn das berühmte Rathayatra, das Pilgerfest des Wagens (Rades) (im Juni und Juli) aufgeführt, dass Kasten (jatis) aller Art besuchen und in dem sich früher Gläubige (Bhaktas) teilweise in einem religiösen Wahn vor den Wagen warfen, dabei zermalmt wurden und sich so selbst opferten (ritueller Selbstmord). In Orissa werden Krishna (in seiner Form als Jaganatha) sein Bruder Balarama und seine Schwester Subhadra (für Vaishnavas eine Verkörperung Durgas) als sehr populäre Dreiheit verehrt.


Literatur


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Lakshmi
By religionswissenschaftler, 22:04

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/7b/Ravi_Varma-Lakshmi.jpg/250px-Ravi_Varma-Lakshmi.jpg


Sri Lakshmi ist die Göttin des Glücks, der Liebe, Schönheit, aber auch des Reichtums und Überflusses sowie der Fruchtbarkeit und der Gesundheit. Insbesondere ist sie mit Königswürde und königlicher Autorität verbunden. Sie ist die Gattin und Shakti des Hindu-Gottes Vishnu und steht ihm auch bei allen seinen Avataren zur Seite. So ist sie Sita für Rama, Radha für Krishna, Bhumi oder Padma für Varaha, Dharani für Parashurama usw. Lakshmi verkörpert allgemein die vorbildliche und treue Ehefrau, sie ist unterwürfig und für den Bereich des Haushalts zuständig. Ihre geläufigsten Beinamen sind Padma und Kamala (beides Lotus). Lakshmi wird auch mit verschiedenen Körperteilen verbunden, die, wohnt die Göttin in ihr, Glück und Fruchtbarkeit bringen.



Entwicklung

In den Veden ist von einer Göttin Sri die Rede. Sie ist eng mit dem Wohl, dem Ruf, dem Erfolg, der Autorität und der Würde des Königs verbunden und gilt als Verkörperung von Glück und teilweise Unglück. Die Rigveda beschreibt sie als das Kissen, den Thron und den Sitz des Herrschers. Der Herrscher wechselt zwar, doch der Sitz oder Thron bleibt stets der selbe. Sri wurde vor allem mit Ernte und Fruchtbarkeit assoziiert und gilt ebenfalls als Schutzgöttin der Bauern. Als ihre Söhne galten Schlamm und Dünger. Dieser Aspekt der Fruchtbarkeit und Ernte wird noch heute deutlich, wenn Bauernfrauen auf dem Lande und Dörfern einen Altar aus Kuhdung für sie errichten. Erfolg und Fall des Herrschers sind eng von ihr abhängig. Sie erscheint als sehr unstete, umtriebige Göttin, die Herrscher verlässt nur um zum Nächsten zu gehen.



Sie erscheint hier aber noch nicht verbunden mit Vishnu, sondern meistens als Frau des Indra, seltener des Varuna oder auch anderer vedischer Götter, wie Kubera oder Surya.



Aber auch die Dämonen versuchen von Zeit zu Zeit von ihr Besitz zu erlangen, so Bali und Prahlada. Steht sie diesen zur Seite, so haben stets die positiven Seiten dieser Wesen die Oberhand.



Sri soll sich auch in jeder tugendhaften Frau verkörpern und in ihr wohnen.

Ikonographie und Symbolik



Lakshmi erscheint in Darstellungen meistens vierhändig. Sie sitzt auf einem roten Lotus. Häufig hält sie aber auch rote Lotusse in ihren Händen oder es regnet Gold daraus. Der Lotus symbolisiert sowohl Fruchtbarkeit als auch spirituelle Erleuchtung. Ihre Körperfarbe ist entweder golden oder rötlich. Ihr vahana ist der Elefant. Dieser schüttet häufig Wasser aus dem Ganges über ihr Haupt entweder aus Krügen oder aber aus ihren Rüsseln. Der Elefant verkörpert und symbolisiert dabei sowohl Fruchtbarkeit als auch königliche Autorität. Auf dem Haupt trägt sie eine hohe Krone.



In jedem Vishnutempel befindet sich mindestens ein Bild der Göttin.



Daneben existieren Bilder, die sie gemeinsam mit Vishnu auf der Weltenschlange Ananta Sesha zeigen oder sitzend auf dem Vogelmensch Garuda. In ersterem Fall sitzt sie häufig zu Füßen des schlafenden Vishnu und massiert ihm in devoter Haltung dieselben. In Zusammenhang mit Vishnu wird Lakshmi fast immer kleiner dargestellt, dann häufig nur mit zwei statt vier Armen und deutlich in devoter, untergeordneter Haltung.



Im Jagannatha-Tempel kocht sie die Speisen für die Gläubigen, die für das prasada kommen.

Im Vishnu-Tempel von Badama thront Vishnu auf einem hohen Stuhl, während Lakshmi dabei auf dem Boden sitzen muss. Sie legt dabei devot ihre Hand auf sein Knie.



Die Göttin wird nahezu ausschließlich mit positiven Eigenschaften verbunden und gilt als fortwährend gnädig und gütig.



Mythologie



Mythologisch entsteht Lakshmi aus der Quirlung des Milchozeans. Als eine von vierzehn Kostbarkeiten geht sie aus diesem hervor und wird aus einer Lotusblüte geboren. Der Gott Vishnu nahm sie zur Frau. Ihre Geburt wird von vielen glücksverheißenden Symbolen begleitet. Die ganze Welt freut sich mit ihr. Es ertönt Musik. Die Rishis preisen sie und die Göttin Ganga schenkt ihr eine Blütenkrone, die nie verwelkt.



Rituale

Laksmi wird besonders an Divali im Herbst verehrt, dem indischen Lichterfest und Neujahrsbeginn. Dort ist es vielerorts Sitte Krach zu machen und so die unglücksbringende Schwester der Lakshmi, die Alakshmi, zu vertreiben. An diesem Tag soll man besonders großzügig sein, Spielbänke werden aufgesucht.

Lakshmi als Vermittlerin und ideale Verehrerin



Lakshmi wird sowohl von den Panchatantras als auch von der Sri-Vaishnava-Bewegung als ideale Gläubige und Vermittlerin zu Vishnu angesehen.



Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Lakshmi










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Sonntag, 31. März 2013
Parvati
By religionswissenschaftler, 01:39

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c2/Parvati_Ganesha.jpg/220px-Parvati_Ganesha.jpg


Parvati
(die Bergesgeborene) ist die Frau und Shakti des Shiva. Sie ist Tochter des Himavat (Himalaya) und der Apsara (Nymphe) Mena sowie Schwester der Ganga, der Flussgöttin vom Ganges. Sie ist die große hinduistische Muttergöttin und stellt die sanfte Seite der Mahadevi (der großen Göttin) dar. Sie ist die treue, hingebungsvolle, geduldige, gehorsame Ehefrau, ein leuchtendes Beispiel für Gatten- und Mutterliebe. Ihre Kinder sind der elefantenköpfige Ganesha und der Kriegsgott Karrtikeya. Gemeinsam mit diesen und Shiva stellt sie das Beispiel und Ideal einer perfekten Hindu-Familie dar. Sie gilt als Shivas zweite, wiedergeborene Frau Sati. Wie dieser lebt sie in den Berges des Himalaya. Ihre Beinamen sind:

Mythologie

Nachdem Shivas erste Frau Sati sich ins Opferfeuer warf und ihn so zum Witwer machte, zog Shiva traurig durch das Land umher und übte sich für lange Zeit in Askese. Da die Götter aber befürchteten, Shiva würde dadurch zu mächtig (in der Tat ist zu lange Askese etwas, das sogar die Götter bedrohen kann und diese zwingt dem Asketen einen Wunsch zu erfüllen) beschlossen sie Satis Leichenteile wieder zusammenzusetzen und sie als Parvati inkarnieren zu lassen.

Doch Shiva zeigte zunächst gar kein Interesse an Parvati und erkannte sie auch nicht wieder. Stattdessen zog er sich weiter von der Welt zurück, ohne für Familienleben oder Frauen empfänglich zu sein. So tat Parvati es Shiva gleich und übte lange und qualvolle Askese, um ihn auf sich aufmerksam zu machen und so für sich gewinnen zu können. So stand sie beispielsweise für 100te von Jahren auf einem Bein in einem Fluss, in Sommerhitze übte sie Askese zwischen vier Feuern, ernährte sich nur von Blättern und Luft oder setzte sich im Herbst und Winter den Gezeiten aus. So bemerkte sie Shiva, der sie besuchte und versuchte sie in Versuchung zu führen von ihrer Askese abzulassen, um ihre Ernsthaftigkeit zu überprüfen. Er wollte sich dazu bringen, schlecht über ihn zu reden, warnte ihn vor Shiva, indem er diesen als abscheulich im Äußeren und verrückt im Verhalten nannte. Er wollte wissen, ob sie sich über die Entbehrungen im Klaren war, die sich zumuten musste, wenn sie Shivas Frau würde. Da wurde Parvati sehr böse, woraufhin sich Shiva in seiner wahren Gestalt zu erkennen gab. Die beiden heirateten, wurden von Brahma betraut und die Intensität ihrer Vereinigung in den Bergen erschütterte die Welt und dauerte 1000de von Jahren.

Parvati wurde vor allem geschaffen, da die Götter einen Sohn Shivas benötigten, um den mächtigen Dämonen Taraka aufzuhalten. Dieser hatte so lange Askese geübt, bis er von den Göttern der Wunsch gewährt bekam, unbesiegbar zu sein, bis auf einen Sohn des Shiva. Dies war jedoch nahezu ausgeschlossen, da der asketische Shiva kein Interesse an Frauen hatte. Also vereinigten sich Parvati und Shiva, doch Shivas Samen fiel dabei auf die Erde. Er übergab ihn daraufhin dem Feuergott Agni, doch dieser konnte ihn nicht halten und so gab dieser den göttlichen Samen an die Flussgöttin Ganga weiter, die ihn ihrerseits aber auch nicht behalten konnte und ihn in einem Gebirge im Schilf ablag. Darauf entstand dann der Kriegsgott Karrtikeya, auch Skanda genannt, der sein Schicksal erfüllte und in der sogenannten Taraka-Maya den Dämonen schließlich besiegte. anderen Versionen zufolge hatte Shiva alleine sechs Kinder hervorgebracht. Parvati aber drückte diese als sie sie erstmals zu Gesicht bekam so sehr, dass das sie zu einem verschmolzen, fortan sechs Köpfe tragend. Wider anders heißt es, Parvati liebte Karrtikeya so sehr, dass ihr die Milch zu fließen begann, als sie ihn erblickte.

Eines Tages erschuf sich Parvati einen Wächter, als Shiva mal wieder nicht zuhause wahr und sich auf dem Himalaya in Askese zurückzog. Da sie nicht gestört werden wollte, schuf sie sich einen Wächter aus ihrem eigenen Körper ohne Zutun ihres Mannes. Dazu benutze sie Schorf, Schmutz, Schweiß, Blut und Abrieb ihres Körpers. Daraufhin vermischte und modellierte sie diese Substanzen mit Salben, Harzen, Ölen und Gangeswasser und erweckte ihn mit heiligen Mantren zum Leben. so entstand Ganesha, den sie vor dem Bad postierte. Als Shiva nachhause kam und Einlass gewährte, wurde ihm dieser von Ganesha, der ihn nicht kannte, verweigert. Der wütende Shiva schlug ihm daraufhin den Kopf ab. Als Parvati dies bemerkte, war sie sehr traurig und zornig auf Shiva und verlangte von ihm das Leben ihres Sohnes wiederherzustellen. Da Shiva den Kopf nicht mehr finden konnte, enthauptete er das nächste Lebewesen, das vorbei kam, welches zufällig ein Elefant war. diesen setzte Shiva nun seinem Ziehsohn auf den Kopf und erweckte ihn damit wieder zum Leben. So entstand also Ganesha, der Elefantengott. Dieser wurde nun so auch zum Sohn Shivas und von ihm als Herr übrer seine göttlichen Schaaren eingesetzt.



Obwohl in der Mythologie die harmonische Beziehung von Parvati und Shiva überwiegt, streiten sich die beiden auch hin und wieder, beleidigen sich gegenseitig und sind zornig aufeinander. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Parvati mit Shiva Würfel spielt und er dabei seine geliebten Attribute (besonders sein kostbares Lendentuch) alle nacheinander an sie verliert, er dabei zornig auf sie wird und sie ihn auslacht. Oder aber Parvati gehorcht Shiva nicht, so dass er sie für 100 Jahre auf die Erde verbannt, wo sie als einfache Fischerstochter leben muss, bis er sich in einen Fischer verwandelt, ebenfalls inkarniert, einen Hai fängt und sie nun auch in ihrer irdischen form abermals heiratet und sie anschließend wieder im Himmel aufnimmt. Einmal hält sie ihm im Spaß die Augen von hinten zu, woraufhin Shiva zornig wird, sich auf seiner Stirn ein drittes Auge bildet, womit er die gesamten Wälder des Himalaya niederbrennt. Doch wieder gelingt es Parvati Shiva zu beruhigen und bringt ihn dazu ihre geliebte Heimat wieder herzustellen. Eines Tages stiftete Parvati den Liebesgott Kama dazu an, Shivas Aufmerksamkeit in seiner Askese auf sie zu erregen, so dass dieser ihn mit einem seiner Liebespfeile traf. Darauf wurde Shiva jedoch sehr zornig über die Störung und verbrannte Kama mit seinem dritten Auge zu Asche. Parvati bat ihn diesmal den Gott, ohne den es keine Liebe in der Welt gab, wieder zum Leben zu erwecken, was dieser schließlich tat. Es heißt sie hätte sich mit Shiva auf seiner Asche vereinigt und ihn dadurch neu gezeugt. Einmal nennt Shiva Parvati aus Spaß Kali (die Dunkelhäuftige), woraufhin sie sehr böse wird und zutiefst verletzt und beleidigt ist (die dunkle Hautfarbe entspricht nicht den indischen Schönheitsidealen). Niemals ist also der Streit von Dauer, am Ende sehen beide ihre Fehler ein und versöhnen sich wieder.

So überwiegt das Bild Parvatis, in dem sie bedingungslos zu Shiva hält und ihn sogar verteidigt. So beispielsweise als ihre Mutter Mena von ihrer Heirat mit Shiva erfährt. Aufgrund des ungebändigten und verrückten Verhaltens und seines ungewöhnlichen Äußeren ist sie gegen die Heirat und schämt sich für ihren Schwiegersohn. Es heißt sogar sie falle in Ohnmacht, droht damit sich das Leben zu nehmen. Doch Parvati gelingt es sie zu beruhigen und verteidigt ihren Ehemann energisch gegen jede Kritik. Auch wenn sie sich zuweilen angeregt durch Menas Kritik über Shiva beschwert, beispielsweise darüber, dass sie kein Haus zum Leben hat und ständig den Wittergungen auf den Bergen ausgesetzt ist oder darüber, dass Shivas Schmuck unsittlich und nicht akzeptabel ist, ist dies stets nur sporadisch, die meiste Zeit über hält sie doch stets uneingeschrenkt zu ihrem Mann.



Ikonographie

Parvati wird meistens als schöne junge Frau mit schwarzer oder dunkler Körperfarbe mit Ohrgehänge dargestellt. Wie Shiva hat sie ein energetisches, drittes Auge auf der Mitte der Stirn und trägt häufig wie dieser Schlangen um den Hals. Ihr Reittier ist entweder ein Löwe oder ein Tiger. In den Händen hält sie häufig Lotus und Rosenkranz. Auf Abbildungen zeigt man sie in der Regel neben Shiva, mit diesem in Harmonie vereint oder auf seinem Schoß sitzend. Geläufig sind Darstellung von Parvati, Shiva, ihren Kindern und dem Stier Nandi im Kailash auf dem Himalaya, die sie einträchtig zusammen zeigen, wobei Parvati häufig die Kinder säugt oder den Arbeiten einer Hausfrau nachgeht. Daneben gibt es noch das Bild des Ardhanarishvara, Shiva als halb Mann und halb Frau, links als Parvati, rechts als Shiva, mit jeweils charakteristischen Attributen und Ohrschmuck. Diese Ikonografie zeigt sie in vollendeter Harmonie, alle Polaritäten überwindend.

Parvatis Symbol ist die Yoni (Quelle, Schoß, Ursprung), die das weibliche Geschlechtsorgan (Vulva) verkörpern soll und eine runde Form hat. H-äufig sie ist diese unter dem Symbol ihres Mannes zu finden, dem Lingam (Penis). Beide stellen geschlechtliche Vereinigung dar, die Polaritäten der Existenz darstellend und überwindend.



Bedeutung der Parvati

Parvati ist vor allem mit drei wichtigen hinduistischen Ideen bzw. Konzepten verbunden: die Idee der Shiva-Shakti, der des Linga-Yoni und des Ardhanarishvara (halb Mann/halb Frau).

Sie ist die milde, sanfte, friedliche und gütige Form des Weiblich-Göttlichen. Wenn sie aber doch einmal in Zorn gerät, so erschafft sie aus sich selbst heraus weitere Göttinnen wie beispielsweise Durga oder Kali, die sie aus ihrer abgelebten schwarzen Haut gebiert, nachdem Shiva sie Kali nennt, eine schwere Beleidigung der Göttin. Daraufhin treibst sie so lange energische Askese, bis Brahma auf sie aufmerksam wird und ihr einen Wunsch gewährt. Daraufhin wünscht sich Parvati helle Haut zu haben, um Shiva zu gefallen. So legt sie also ihre dunkle Haut oder Körperfarbe ab und wird zur Gauri (der Goldenen). Auch wird Parvati gebeten an einer Schlacht gegen den Dämonen Daruka teilzunehmen, doch die Göttin erschafft dazu aus ihrer Wut die Kali. Fast scheint es also so, als wenn Parvati zu Gefühlen wie Wut nicht in der Lage ist, dazu ist die Erschaffung anderer Göttinnen als Parvatis Alter Egos nötig, die diesen Aspekt der Parvati ausleben, sie selbst erscheint stets als friedliche, gnädige Göttin.

Parvatis wichtigster Aspekt besteht neben dem des Idealbildes einer Frau, Mutter und Ehefrau und der Askese hauptsächlich darin Shiva zu bändigen, ihn an sich zu binden und zu domestizieren. Sie bringt ihn regelmäßig von seiner Askese ab und führt ihn in den Bereich des liebenden, vorbildlichen Mannes, Familienvaters und Haushälters ein, Bereiche die Shiva zunächst zutiefst zuwider waren und an denen er Spaß findet.... Daneben soll sie aber auch seine ungezügelte Sexualität bremsen (die auch von Zeit zu Zeit gefährliche Ausmaße annehmen kann), in dem sie sie mit ihrer Yoni auffängt und so zum Stillstand kommen lässt. So gibt es die Erzählung, dass Shivas Lingam vor Erregung und Hitze so groß wurde, dass er die ganze Welt zu zerstören drohte, erst als dieser in die Form der Yoni eingehen konnte, wurde es gekühlt, nahm wieder Normalgröße an und fand wieder zur Ruhe. Danach war die Welt gerretet. Parvatis Aufgabe ist es also auch Shivas enorme Sexualität in geregelte und gesellschaftlich akzeptierte Bahnen zu lenken.

Als Shakti (Energie, Kraft, Macht) Shivas bildetet Parvati eine Art Gegenewicht zu ihm. Sie ist das dynamisch-aktivev Prinzip, während Shiva ohne sie statisch und passiv ist. Sie treibt ihn zum Wirken in der Welt, zum Handeln und zur Schöpfung an sich an, Shiva ist nichts ohne Shakti und besitzt Kraft nur in Potenz und benötigt Shakti um diese freizusetzen. Sie ist das weibliche Prinzip und seine Energie und Stärke, dass jeder Gottheit zur Seite gestellt ist und die ihn ergänzt und vollendet. Als Shakti wird Parvati auch als Schöpfung an sich angesehen, als Urquell und Schöpferin der materiellen Welt, die alles andere in sich transzendiert. So wird sie zur kosmischen Mutter, die alles durchdringt. In einer berühmten Stelle des Linga-Purana heißt es: "Parvati ist Shakti, Shiva ist Shaktiman (Besitzer von Shakti), Parvati ist Erde Shiva Himmel, Parvati ist Objekt, Shiva Subjekt, Parvati ist Schöpfung, Shiva Schöpfer, Parvati ist Nacht, Shiva Tag, Parvati ist Frau, Shiva Mann, Parvati ist Rede, Shiva Bedeutung"....

Im Vergleich zu Kali etwa ist Parvati diejenige, die Shiva bändigt und kontrolliert, beispielsweise mit ihren sanften Blicken. seinem zerstörerischen Tanz des Tandava weiß sie ihren lieblichen Tanz entgegenzusetzen.

Wenn Shiva Feuer ist, ist sie Wasser. Sie ist es die als eine Art Vermittlerin zwischen ihr und ihrem Manne wirkt. In einer Hymne wird sie beispielsweise gebeten bei Shiva ein gutes Wort für einen Gläubigen einzulegen und Gnade walten zu lassen.


Literatur

 


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Parvati

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Freitag, 15. März 2013
Radha
By religionswissenschaftler, 22:44

 

Radha (auch Radhika genannt) ist die hinduistische Göttin der Hingabe. Sie ist ein Hirtenmädchen (Gopi) und die wichtigste Geliebte des Hirtengottes Krishna. Sie ist eine Inkarnation der Göttin Lakshmi.


Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Radha


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Rama
By religionswissenschaftler, 22:42

http://www.thiruppugazh.org/wp-content/uploads/2012/08/lord_rama11.jpg


Rama ist der Gott der Rechtschaffenheit, der Gerechtigkeit und der Ordnung. Er ist ein König und gilt als siebte Avatara des Gottes Vishnu. Verheiratet ist der mit Sita, Manifestation der Laksmi. Sein General und treuer Diener ist der Affengott Hanuman.


Literatur

 



 

 


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Sarasvati
By religionswissenschaftler, 21:33

 

http://www.nepalwelt.de/Bilder/Bilder_festivals/sarasvati.jpg


Sarasvati ist die Göttin der Weisheit, Gelehrsamkeit, der Künste, der Musik, der Literatur, der Sprache, der Lernens, der Schrift und Dichtung, der Wissenschaften, des Tanzes und des Gesanges. Daneben ist sie die Schutzpatronin der Schulen, Universitäten und der Wissenschaften. Besondere Verehrung findet sie daher, bei Schulkindern, Studenten, Intellektuellen und Philosophen. An ihrem Festtag im Frühling opfern Schulkinder, Lehrer und Studenten der Göttin Tinte und heiligen ihr zu Ehren Bücher und Schreibgeräte. Es werden an Schulen und Universitäten auch Prozessionen an diesem Tag begangen. Sarasvati erscheint auch als Schiedsrichterin bei philosophischen Disputen und ermöglicht den Teilnehmern daran den Sieg. Daneben ist sie aber auch die Hauptgattin sowie Shakti des Schöpfergottes Brahma, den sie an Bedeutung weit übertrifft und der ihr untergeordnet ist.



Ikonographie

Sarasvati wird stets mit weißer Körperfarbe als Symbol für spirituelle Reinheit, meist in gelblicher Kleidung, dargestellt. In ihren vier Händen trägt sie die charakteristische Vina (ein altes indischen Saiteninstrument/Zither) sowie Gebetskranz, Buch und Wasserkrug. So wie ihr Gatte sitzt sie entweder auf einem Lotus oder auf einer weisen Brahmanengans (Hamsa). Ihr Reittier ist aber auch der Pfau.

Entwicklung

Sarasvati ist einer der ältesten Göttinnen des Hinduismus und ist bereits zu vedischer Zeit nachzuweisen. Dort spielten Göttinnen zwar noch eine untergeordnete Rolle und waren auch in der Minderzahl, dennoch ist Sarasvati eine der am meisten erwähnten Göttinnen dieser Zeit. Zahlreiche rigvedische Hymnen sind an sie gerichtet.

Ursprünglich war sie eine Natur- und Fruchtbarkeitsgöttin sowie die Göttin eines gleichnamigen Flusses. Über sie hieß es, ihre Stimme war der Wasserfall, sie hatte die Macht Berge zu sprengen. Der personifizierte Fluss Sarasvati, der heute ausgetrocknet, aber immer noch von hoher spiritueller Bedeutung im Hinduismus ist, soll seinen Ursprung im Himmel gehabt haben, bis in die Unterwelt und damit durch alle drei Welten geflossen sein.

Sarasvatis Wasser sollen spirituelle Reinigung, Gesundheit und langes Leben gebracht haben. So soll sie auch von Giften gereinigt haben. Sie wird aber auch mit dem Opfer in Verbindung gebracht, die häufig an ihren Ufern stattfanden und als dessen Teilnehmerin, Überwacherin oder Zeugin sie auftritt.

Im Laufe der Zeit wurde sie mit der altvedischen Sprachgöttin Vac identifiziert, so dass sie deren Funktionen in sich aufnahm. Sarasvati galt später als Erfinderin des Sanskritalphabets, der Devanagarischrift sowie als Mutter der Veden.

Sie straft die Feinde der Göttern und diejenigen, die diese schmähen. In manchen Mythen heißt es auch sie habe anstelle von Indra den Drachen Vritra besiegt oder ihm zumindest dabei geholfen.

Mythologie

Die hinduistische Mythologie zeigt Sarasvati entweder als Frau, Schöpfung oder auch Tochter des Gottes Brahma aus. Dieser hatte sie aus sich selbst heraus geschaffen, Als Sarasvati zunächst versuchte seinen Blicken auszuweichen, ließ er sich vier Köpfe wachsen.

Als die Göttin Sarasvati eines Tages durch häusliche Pflichten abgelenkt war, aber eine Frau für ein bestimmtes Ritual hermusste, erschuf Brahma aus sich heraus eine zweite Frau Gayatri. Als Sarasvati aber zurückkam wurde sie sehr eifersüchtig und wütend und bestrafte Brahma, indem er nur an einem einzigen Tag im Jahr in einem einzigen hinduistischen Tempel verehrt werden dürfe.

Brahma soll Sarasvati in anderen Quellen zur Schöpfung der Welt geschaffen haben und seinen Körper in eine weibliche und eine männliche Hälfte geteilt. Aus seiner linken, weiblichen Entstand Sarasvati.

In anderen Mythen heißt es, dass eine Rivalität und Konkurrenz zwischen Lakshmi, der Göttin des Reichtums und Sarasvati, die teilweise beide als Vishnus Gattinnen gelten, besteht, da Reichtum und Weisheit nicht zusammen einhergehen können.

Sarasvatis Ursprung wird neben dem Gott Brahma aber auch mit Vishnu oder auch Krishna in Verbindung gebracht, wobei sie häufig aus deren Zungen entstanden sein soll.

In anderen Mythen wird sie mit dem Gott Krishna in Verbindung gebracht. Dieser habe sich, um die Welt zu schaffen, in sechs Teile aufgespalten, wovon eine Sarasvati war.

Oder aber sie geht aus Brahmas Zunge hervor...



Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Sarasvati



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Donnerstag, 14. März 2013
Sati
By religionswissenschaftler, 07:32


Sati (von sat: "seiend") ist die gute, reine, keusche, treue und hingebungsvolle Frau. Sie ist die Tochter des vedischen Schöpfergottes Daksha und die erste Frau des Shiva.

Daksha lehnte Satis Ehemann Shiva aufgrund seines Äußeren und seiner ungewöhnlichen Lebensweise als Asket ab und lud ihn so auch nicht zum großen Opferfest für alle Götter ein. Während Shiva selbst sich nicht daran störte, schämte sich Sati zutiefst für ihren Vater und bestand darauf trotzdem zum Opferfest zu erscheinen. Doch Shiva bestand darauf, dass Sati sich an seine Anweisung hielt keine Probleme zu machen, andernfalls würde er sie bestrafen.

Doch Sati widersetzte sich Shivas Anweisung und erschien trotzdem zum Opferfest. Doch Daksha erzürnte und wollte weder Shiva und seine Tochter beim Opferfest dabeihaben. So verbrannte sich Sati aus Scham und aus Treue zu ihrem Ehemann (in der Absicht dessen Ehre wiederherzustellen) mittels ihres energetischen dritten Auges von innen heraus zu Asche.

Als Shiva davon erfuhrt, wurde er unendlich wütend und er erschuf ein Wesen aus seinen Augenbrauen, den Virabhadra, dem er befahl das Opfer des Daksha zu zerstören. Dieser schoss mit Pfeil und Bogen auf das Opfer und enthauptete Daksha. Zwar stellte Shiva später sowohl das Opfer als auch Dakshas Leben wieder her. (Der verschwundene Kopf des Daksha wurde durch den einer Ziege ersetzt).

Doch Shiva war zutiefst traurig über Satis Tod und streifte mit ihrer verkohlten Leiche auf dem Rücken (auf seinem Dreizack) durch das Land. Dabei vergaß er alles um sich herum, war nicht ansprechbar und gelähmt vor Schmerz und Trauer. Er vernachlässigte seinen göttlichen Aufgabenbereich, wodurch die Schöpfung und die Weltzeitalter durcheinander gerieten. Durch Shivas Trauer drohte die Welt zu erschüttern.

Mit der Zeit schnitt Vishnu die Leichenteile mit seinem Diskus (chakra) unbemerkt ab. Überall wo ein Körperteil Satis zu Boden fiel, entstand ein pitha, eine heilige Stelle und ein Wallfahrtsort, auf denen verschiedene Tempel für die Göttin errichtet wurden. Aus den Körperteilen der Sati sollen auch verschiedene andere Göttinnen entstanden sein, in Assam beispielsweise soll aus der Yoni (Vulva) die tantrische Göttin Kamakhya (die Göttin der sexuellen Begierde) entstanden sein. So wurde die ursprünglich transzendente und himmlische Göttin auch zu einem sichtbaren Teil der Erde und für die Menschen zugänglich und greifbar. Ein Hindu lebt so quasi auf oder in dem Körper der Sati, die somit Bestandteil der sakralen Geographie Indiens wurde, das selbst als Göttin verehrt und betrachtet wird.

Shiva hingegen bemerkte schließlich, dass der Leichnam gänzlich verschwunden war, wodurch er wieder zur Besinnung kam und seine Trauer beendete. Von diesem heißt es, er sei in Assam mit seinem Lingam in die Yoni der Göttin eingedrungen, so dass schließlich beide auch irdisch verehrt werden konnte und Sati es schaffte Shiva aus seiner Askese zu reisen und ihn zum Bestandteil der Erde zu machen.



Später setzte Vishnu Satis Leichenteile wieder zusammen und sie wurde als Parvati, Shivas zweite Frau, wiedergeboren, die ihn durch lange Askese eroberte, nachdem der Gott sie nicht gleich wiedererkannte.

Sati ist auch das Vorbild der indischen Witwenverbrennung, welche nach ihr benannt wurde. Auch die Witwe selber wird als Sati bezeichnet. An der Stelle solcher Verbrennungen wurde sogenannte Satisteine aufgestellt, mit schematischen Darstellungen einer aufwärts erhobenen Hand, der Urne und der Verbrennungsszene.

Bedeutung Satis

In Sati lebt noch der ursprüngliche Gegensatz zwischen Shivakult und Brahmanismus fort. Satis selbstgewähltes Opfer war notwendig, um den asketischen, und ursprünglich nicht arischen Shiva zur Auseinandersetzung mit dem Brahmanismus zu bringen. Shiva war eine Gottheit der Kastenlosen, stand außerhalb der Gesellschaft und wurde deswegen als Außenseiter auch nicht von den anderen Göttern zum Opfer geladen. Nur dadurch konnte er in diesen integriert werden, ohne dieses Ereignis wäre es niemals zu einer Annäherung dieser beiden, noch heute den Hinduismus dominierenden Traditionen, gekommen. Vorher lebte Shiva als reiner Asket, er legte keinen Wert auf brahmanische Opferriten oder Akzeptanz der anderen Götter. Durch Satis Tod aber, war Shiva gezwungen sich mit dem Brahmanismus auseinanderzusetzen. Er wurde wütend und zerstörte so das Opfer, stelle es aber anschließend wieder her, so dass Shiva von den anderen Göttern anerkannt wurde.

Witwenverbrennung

Witwenverbrennung (suttee oder Sati genannt) ist in Indien seit dem Mittelalter nachzuweisen. Eine verwitwete Frau soll demnach nach dem Tod ihres Gatten (hauptsächlich eines Brahmanen) diesem in den Tod auf dem Scheiterhaufen folgen. Im Idealfall soll dies am Todesort des Gattes geschehen, sonst auf einer eigenen Verbrennungsstelle. Wiederverheiratung war und ist bis heute sehr selten und unüblich. Historisch gesehen war sie niemals in der Gesellschaft weitläufig und vollkommen akzeptiert, nicht mal innerhalb einer gewissen Schicht, sie entstammte wohl gewissen Kreisen, hauptsächlich den brahmanischen und kriegerischen. In Nepal gingdie Witwe dabei durch ein Tor (Satitor), um ihre (unwiderrufliche) Absicht zu bekunden. Zwar beruhte die Witwenverbrennung per se und pro forma auf Freiwilligkeit, doch war der Tod des Mannes zugleich auch der soziale und rituelle Tod der Witwe. Weigerte sie sich, so wurde sie von der Gesellschaft und auch der Familie ausgeschlossen, verbannt und geächtet. Sie galt als entehrt. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass Frauen in Indien bis heute vor allem durch die Existenz des Mannes bestimmt werden. Sie gelten als Ehefrauen, Töchter, Mütter (von hauptsächlichen männlichen Nachkommen), Stiefmütter und Schwestern. Eine Frau wird unter den Schutz eines Mannes geglaubt, ohne den sie gesellschaftlich völlig bedeutungslos ist. Durch den Tod des Mannes verlieren sie quasi ihre Daseinsberechtigung. Witwen werden in Indien bis heute gefürchtet und gemieden. Sie gelten in hohem Maße als unheilvoll, gefährlich und negativ. Von ihnen heißt es, sie würden nur Ärger erregen. Man versucht ihnen so gut wie möglich aus den Weg zu gehen. Dies liegt vor allem daran, dass man Witwen einen enormen sexuellen Appetit unterstellt, den diese durch die Abwesenheit des Mannes freilich nicht mehr stillen können.

Zwar wurde die Witwenverbrennung von den englischen Kolonisten 1821 verboten und ist auch bis heute von der indischen Gesetzgebung untersagt und unter Strafe gestellt, dennoch finden aber immer wieder vereinzelt Witwenverbrennungen, hauptsächlich auf dem Lande statt. In Bezug auf die Gesamtbevölkerung ist diese aber relativ gering.

Parallelen zwischen Sati und Witwenverbrennung

Obwohl Sati als ideale Ehefrau und Vorbild der Witwenverbrennung verstanden wird, so gibt es doch zahlreiche Unterschiede zwischen ihrer Mythologie und dem darauf gründenden Mythos.

Zum einen warf Sati sich im ursprünglichen Mythos nicht in das Opferfeuer, sondern verbrannte sich von innen heraus, mit ihrem energetischen dritten Auge (bindi) oder aber ihrer innerlichen Hitze und Kraft ihrer Askese (tapas oder tejas genannt).

Zum anderen und dies ist vielleicht der weitaus wichtigere Punkt, ist Sati zu Zeitpunkt ihrer Selbsttötung keine Witwe. Shiva ist nicht etwa tot, sondern wurde lediglich beleidigt und in gewisser Weise entehrt. Dies also ist ihr eigentliches Motiv, obwohl sie sicherlich auch die Absicht verfolgt, ihrem Vater mit ihrem Freitod Schaden zuzufügen und sich so an ihm zu rächen. Obwohl ihre Tat also durchaus von einer gewissen Treue und Hingabe für ihren Mann zeugt, entzieht sie sich aber eigentlich durch ihre Tat ihrem Ehemann, sowie ihren ehelichen Pflichten und verursacht ihm dadurch erheblichen Kummer, Leid und Schmerz, der dieses Opfer nicht gewollt oder von ihr gefordert hat. Damit verletzt sie also ihre ehelichen Pflichten. Außerdem widersetzt sie sich Shiva damit, denn dieser war gar nicht daran interessiert zum Opferfest geladen zu werden und verbot Sati ausdrücklich und unter Strafe die Teilnahme am Fest sowie dort für Aufsehen zu sorgen. Sati war aber nicht gehorsam und ging trotzdem.

Gemeinsamkeit scheint also nur darin zu bestehen, dass Sati sich umbringt und für ihren Mann "opfert" .


Literatur

* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Parvati



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Freitag, 01. März 2013
Shiva
By religionswissenschaftler, 06:28


 

Gliederung:


  1. Einleitung Shiva

  2. Eigenschaften

  3. Shivas Darstellung

  4. Shivas Entwicklung/Rudra

  5. Shiva als Nataraja/Der Tandava

  6. Shivas Familie/Shiva und Parvati

  7. Askese, Meditation, Erotik und Fruchtbarkeit

  8. Shivaismus/Shiva im Tantra

  9. Shivaratri/Die große Nacht des Shiva



1) Shiva

 

Shiva (sanskrit: „der Freundliche, Gnädige, Huldreiche, der Gütige, Glücksverheißender, der Liebe, der Segensreiche“) ist im hinduistischen Trimurti („Dreieinigkeit“/“Dreifaltigkeit“) der Gott der Zerstörung (Auflösung/als Voraussetzung für den Neubeginn). Er ist wohl der komplexeste Gott der hinduistischen Mythologie. Außerhalb der Trimurti ist er der Gott der Ekstase und der Heilbringung, des Lebens und des Todes zugleich. Der Indologe und Religionswissenschaftler Axel Michaels beschreibt ihn als „Lehrstelle des Hinduismus, die je nach Tradition, Gegend und Religionsform mit nahezu unbegrenzt vielen Aspekten angefüllt werden kann“. Er ist die Personifikation des Absoluten, des männlichen und weiblichen, des zerstörenden und erneuernden Prinzips, das für Tod und Leben zugleich steht. Als Gott der Zerstörung von Avidya („Unwissen“) und aller Weltlichkeit steht er für Entsagung und gewährt Weisheit sowie schöpferische Kräfte. In verschiedenen Funktionen ist er auch der Herr der Wesen und der Tiere (Pashupati), Gott der Fruchtbarkeit und Erotik (Kamadeva), der Herr des Mondes und der Zeit (Somanatha), Gott der Wälder, Berge und Gebirge, weiser Lehrer/perfekter Guru und Gott aller Studierenden, Gelehrten und Sucher der Weisheit und Erkenntnis (Dakshinamurti), Gott der Magie, Welthüter, Gott der Meditation und der Keuschheit, Patron der Asketen und Yogis (Mahayogi/Yogeshvara), selbst Asket und Yogi, Gott des Tanzes (Nataraja), der Feste, Jäger und Schutzgott der Jäger, Bestrafer des Todesgottes Yama, Zerstörer der drei Städte, Vernichter von Brahmas fünftem Kopf, Vernichter des „Elefantendämons“, Bezwinger von „Dämonen“ und Gespenstern und in manchen Quellen Bändiger des „Dämons“ Ravana (in seiner Avatara als Affengott Hanuman) sowie der Zerstörer der Zeit. Es existieren auch verschiedene Avatare („Herabkünfte“) von Shiva, die jedoch weniger bekannt sind (z.B. der Affengott Hanuman, Bhairava, der aus Shivas Augenbrauen inkarnierte, Mahakala und Dakshinamurti).

Oft ist er auch der Ahnherr der Feinde Vishnus und auf der Seite der Asuras (der launischen, mit bestimmten Kräften ausgestatteten, chaotischen Kräfte der Natur/“Dämonen“/Gegenspieler der Götter/“Titanen“). Er erweist seine besondere Gunst, denen, die mit der Welt nicht im Reinen sind. Damit unterstützt er das göttliche Spiel (Lila). Shiva zieht sich regelmäßig auf den Berg Kailash im Himalaya zur Meditation und Askese zurück. Shivas Versenkung hält die Welt in Gang.

Shiva ist erdgebunden. Zusammen mit Brahma, dem Gott der Schöpfung und Weltenlenker und Vishnu („dem Wirkenden“, „dem Alldurchdringenden“), dem Erhalter und Beschützer der Welt, bildet er die hinduistische Trimurti und wird mit Vishnu zu HariHara. Während Brahma den Archetypus des Priesters verkörpert und Vishnu den König, verkörpert Shiva den Asket und Yogi. Seine dynamischen, weiblichen Kräfte werden die Shakti („Kraft“ „Macht“, „Energie“), Sati (wörtlich: „seiend“), Parvati („Tochter der Berge“), Kali („die Schwarze“, „die Zeit“), Durga („die Unnahbare“, „die schwer Zugängliche“, die Unergründliche“) oder Uma („die Gnädige“) genannt und gelten als seine Gattinnen. Zu seinen Söhnen zählen Ganesha und Kartikeya. Seine heilige Stadt ist Benares (das heutige Varanasi) im indischen Bundesstadt Uttar Pradesh.

Shiva führt 1008 Beinamen, u.a. Ishvara („auserwählter Gott/Wunschgottheit/“Gebieter“/Herr“). In seinem dunklen, zerstörerischen Aspekt erscheint er als Ugra („gewaltiger“), Mahakala („die große Zeit, der große Schwarze“), Bhairava („der Schreckliche“, „der Furchtbare“) Rudra („der Rote“) und in seinem hellen, freundlichen Aspekt heißt er Mahadeva („der große Gott“), Nataraja („der König/Herr des Tanzes“), Mahayogi („der große Yogi“), Shankara („der segensreich Wirkende“), Pashupati („Herr aller Wesen/“Herr der Tiere“), Kamadeva („Gott der Erotik“), Nilakantha („der mit dem blauen Hals“), Dakshinamurti („der Weltenlehrer“), Somanatha („Herr des Mondes/“Herr der Zeit“) Mahesha oder Maheshvara („der höchste Herr“), Hara („der Ergreifer“), Vishvanatha („Herr des Universums“), Sundareshvara („der schöne Herr“), Bolanat ("Narr") oder Yogeshvara („Herr des Yogas“).

Shivas Symbol ist der Linga. Oft wird er in Vereinigung mit seiner Gattin dargestellt, deren Symbol die Yoni ist. Sein Vahana („Fahrzeug“/Reit- und Symboltier) und gleichzeitig sein treu ergebener Diener ist das Zebu Nandi („der Glückliche“) ein Symbol der Stärke, Männlichkeit, Fruchtbarkeit und Zeugungskraft. Als seine heilige Stadt gilt Varanasi (Benares/Kashi), wo er als Vishvanatha als "Herr der Welt" verehrt wird. Dem vedischen Rudra („der Heulende“, „der Brüllende“) ist Shiva weitgehend gleichartig bzw. hat sich aus diesem entwickelt.

Shiva ist eine nicht vedische Gottheit. Zum ersten Mal findet Shiva in der epischen Zeit im Mahabharata und im Ramayana Erwähnung. Daneben wird er ausschließlich in den Puranas (den „alten Erzählungen“, entstanden zwischen dem 6. und dem 16. Jahrhundert nach Christus/insgesamt sechs Shivapuranas) erwähnt. Dort wird er auch ausdrücklich als Vedabahya („außerhalb der Veda“) bezeichnet.

 

2) Eigenschaften


Shiva ist ein Gott der Gegensätze und Widersprüche, der sich als äußerst anpassungsfähig erweist. Seine paradoxe Natur kommt unter anderem darin zum Ausdruck, dass Shiva als Asket gleichzeitig eine Familie besitzt. Das eine ist dabei die Voraussetzung für das andere, beides ist voneinander abhängig und wechselt sich phasenweise ab. Er kann freundlich, mild, gütig, friedlich und wohlwollend auftreten, hat aber auch zornvolle, grausame, „bösartige“, zerstörerische und wilde Aspekte. Daher ist er auf Schlachthöfen und Friedhöfen gleichermaßen zu Hause. Shiva bringt den Tod, wird aber auch gegen Krankheit und das Lebensende zu Hilfe gerufen. Er kann zwar leicht zornig werden, lässt sich jedoch auch leicht besänftigen. Mitunter wird er halb als Mann und halb als Frau dargestellt (ardhanarishvara). All diese widersprüchlichen Merkmale weißen auf eine Gottheit hin, in deren Charakter alle Gegensätze verschmelzen und sich aufheben. Einerseits ist er der brave Ehemann der Göttin Parvati und hingebungsvoller Liebhaber, anderseits ist er keuscher Asket. Sogar Shivas Name der „Huldreiche“ ist zum euphemistische Bezeichnung und Ausgleich für die dunklen Seiten der Gottheit gedacht, doch kennt man ihn auch als „Zerstörer“.

Als Harihara („Entführer(in)-Wegraffender“) ist er halb Vishnu, halb Shiva. Die Doppelgottheit in einer Gestalt verkörpert die Vereinigung von Raum (Hari/Vishnu) und Zeit (Hara/Shiva) Dargestellt wird Harihara zweiköpfig mit Königs- und Flechtenkrone oder auch einköpfig. Manchmal repräsentiert die linke Körperseite mit dem Rad die (weibliche) Hari und die rechte mit den Dreizack den (männlichen) Hara.

 

3) Shivas Darstellung

 

Ikonographisch ist Shiva gekennzeichnet durch einen oder 5 Köpfe (Panchanana) und 4 Hände. Seine Attribute sind Dreizack (Trishul), als Symbol für Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung, die drei Gunas (die drei „Eigenschaften“ der Natur Prakriti, Tamas: „Dunkelheit“, Sattva: „Helligkeit“, Rajas: „Bewegung“) und die drei Zustände (jagrat: „Wachsein“, swapnat: „Traumphase“ und sushupti: „Tiefschlaf“), Sanduhrtrommel (Damuru), Bogen und Strick. Sein Leib ist von weißer Farbe und nackt bis auf einen Schurz. Shivas weiße Haut symbolisiert das Licht, das die Dunkelheit vertreibt, das Wissen, das Unwissenheit vertreibt.

In Südindien wird Shiva meistens mit Dreizack, Schlange, Axt und Antilope in den Händen dargestellt. Darstellungen zeigen ihn mit einem dritten Auge (Bindi) zwischen den Augenbrauen auf der Mitte der Stirn, dem Auge der Einsicht, der Allwissenheit und der Zerstörungskraft. Es versinnbildlicht das Feuer. Um seinen Nacken und seine Taille winden sich mehrere Schlangen, andere schmücken seine Arme. Als Asket wird er häufig meditierend im Lotussitz mit Asche beschmiert dargestellt (drei waagerechte Aschestreifen auf der Stirn als Symbol für Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung. Diese sind das Erkennungszeichen seiner asketischen Anhänger, den Sadhus [heilige Männer Indiens und Wandermönche]). Er trägt eine Flechtenkrone auf dem Kopf. Aus seinem langen und offenen Haar ragt oft auch eine Mondsichel (Somanatha). Diese weißt ihn als Herrn der Zeit aus. Der gesamte Himmel, einschließlich dem Wind, formt Shivas Haar. Shiva ist Herr des Windes, der den feinstofflichen Atem repräsentiert. Eine Schlange schlingt sich um seinen Hals. Häufig wird er mit einer langen Schädelkette abgebildet. Ferner trägt er einen Gurt, einen heiligen Faden und Armreifen. Er sitzt auf einem Tigerfell. Shiva wird oft vor dem schneeweißen Hintergrund des Berges Kailash abgebildet, was absolut reines Bewusstsein bedeutet. Er trägt eine Kette aus Totenschädels um seine Taille.

Shiva wird traditionell mit halb geöffneten Augen dargestellt. Es handelt sich dabei um eine heilige Position. Geschlossene Augen zeigen an, dass sich die Person von der Welt zurückgezogen hat. Geöffnete Augen weisen auf jemanden hin, der voll der Welt zugewendet ist. Die halb geschlossenen Augen bedeuten daher, dass Shivas Bewusstsein im inneren Selbst ruht, während sein Körper in der äußeren Welt aktiv bleibt. Shivas Augen repräsentieren Sonne und Mond.

Aus seinen Haaren fließt der „Ganges“ (Ganga). (Die Göttin Ganga sprang vom Himmel und wurde dabei vom Gott Shiva in seinem filzigen, langen Haar aufgefangen, um die Erde nicht zu überfluten. Sie brauchte viele Jahre um Shivas mächtigen Haarschopf zu passieren und teilte sich dort in sieben Ströme auf. In diesem Mythos tritt Shiva als Erhalter der Welt auf.)

Shivas Kehle ist oft blau. In dieser Form nennt man ihn Nilakantha oder „blaue Kehle“ zur Erinnerung an seine Rolle beim Quirlen des Milchozeans. (Dieser populäre Mythos schildert, wie der Naga („Schlange“) Vasuki als Seil um den Berg Mandara geschlungen wurde, sodass mit ihm der Milchozean gequirlt werden konnte, in dem das Unsterblichkeitselixier Amrita gefallen war. Doch am Ende war Vasuki so erschöpft, dass er nur noch Gift spie, eine solche Menge, dass die Existenz allen Lebens bedroht war. Da sog Shiva alles Gift in sich auf, doch das brennende Gift färbte seine Kehle blau. Dieser Mythos unterstreicht abermals seine Rolle als Erhalter der Welt, da Vishnus Schöpfung in seiner Avatare als Kurma („Schildkröte“) nur dank Shivas Mithilfe erfolgreich war.)

Viele Abbildungen zeigen seine Frau Kali in sexueller Vereinigung mit Shiva oder beim Tanzen auf seinem leichenartigen Körper.

 

4) Shivas Entwicklung/Rudra

 

Viele Erscheinungen Shivas scheinen aus alten, regionalen Volksgottheiten entstanden zu sein und sind erst später mit ihm in Verbindung gebracht worden.

Shiva gewann allmählich an Bedeutung, weil er die Merkmale eines alten Fruchtbarkeitsgottes in sich aufnahmt, den man als „Proto-Shiva“ (Rudra) bezeichnet. Darstellungen dieser Gottheit („Pashupati-Siegel“) im Lotussitz, umgeben Pflanzen und Tieren, finden sich bereits in der Harappa-Kultur vor 1500 v. Chr. Er hat darin drei oder vier Gesichter, die in jede Himmelsrichtung gerichtet sind. Schlangen winden sich um seinen Hals. Er scheint eine Art Kopfschmuck aus Stierhörnern zu tragen. Daher kamen einige Forscher zu der Ansicht, es handle sich dabei um Shiva in seinem Pashupati-Aspekt.

Shiva soll sich aus einer alten, vedischen Gottheit namens Rudra entwickelt haben.

Rudra („der Rote“, „der Heuler“, „der Brüller“) war ein relativ unbedeutender, vedischer, brahmanischer, Sturm- Wind- und Regengott sowie Gott der Zerstörung und des Todes, der als Bogenschütze durch seine Pfeile Angst und Schrecken, Krankheit und Tod bringt, aber auch Heilgott und „Herr der Tiere“ (Pashupati) und Schutzpatron der Jäger ist. Er ist Herr der Heilkräuter und Herr der Krankheiten. Er gilt als Vater der Maruts bzw. der nach ihm benannten Rudras, der Sturm-, Donner- und Regengötter, der ständigen Begleiter des vedischen Götterkönigs Indra. Rudra wird nur in sehr wenigen Hymnen des Rigveda besungen. Die Legende erzählt, dass Rudra aus der Stirn Brahmas geboren wurde, als dieser wütend war. In Opfern und durch Anrufung muss er beschwichtigt werden, sonst kann er zornig werden und die Menschen töten. Seinen Namen auszusprechen galt als Tabu. Er wurde oft gebeten nicht die Kinder zu stehlen und die Sippen in Frieden zu lassen. Stattdessen sollte er in seiner abgelegenen Region im Norden bleiben. Er ist ein furchteinflössender, grimmiger, wilder, schrecklicher und zorniger Gott. Rudra bringt Naturkatastrophen und feuert seine Seuchenpfeile auf Götter, Menschen und Tiere gleichermaßen, aber er verleiht auch Gesundheit und vollbringt viele gute Taten. So straft er die Götter für ihre Missetaten. Als Prajapati („der Herr der Geschöpfe“ und Schöpfergott) mit Ushas, seiner Tochter (Göttin der Morgenröte und Freundin der Menschen), Blutschande beging, war es Rudra, der ihn dafür zur Rechenschaft zog und erst von ihm abließ, als der Gott ihm versprach, ihn zum „Herrn der Tiere“ zu machen (Pashupati). In dieser Rolle wird er als Stier dargestellt. Er war auch ein hervorragender Arzt und Gott der heiligen Rituale. Als „Herr der Tiere“ kann Rudra das Vieh rauben und vernichten. Auch das Wohlergehen der Tiere ist von ihm abhängig. Später wird Rudra mit Shiva identifiziert und mit ihm gleichgesetzt. Rudra ist ein Außenseiter unter den vedischen Göttern. Ähnlich wie später Shiva wird er vom vedischen Opfer ausgeschlossen, da er eine fremde, nicht indoarische Gottheit ist. Dargestellt wird Rudra mit schwarzem Bauch und mit roten Rücken (Zeichen für Blut und Feuer), in Felle gekleidet. Er läuft als Langhaariger in Felle gekleidet im Wald umher. Er ist die Personifizierung der wilden und ungezähmten Natur.

Sowohl Rudras Ruf als Zerstörer als auch seine Funktion als „Herr der Tiere“ und Schutzpatron der Jäger setzen sich bei seinem hinduistischen Nachfolger Shiva fort. Rudra ist noch heute ein Beiname Shivas in seinem dunklen, wütenden, zerstörerischen Aspekt. Bei Rudra wird bereits das spätere doppelte, widersprüchliche Wesen Shivas spürbar.

 

5) Shiva als Nataraja/Der Tandava


Eine der beeindruckendsten, beliebtesten und bekanntesten Shivadarstellungen in Menschengestalt ist Shiva als Nataraja, den Herrn des Tanzes. Die Nataraja-Figur zeigt die Hindugottheit Shiva beim Ausführen des kosmischen Tanzes (Tandava) und Herrn der Weltbühne. Sein Stier Nandi macht die Musik dazu. Shivas Tandavatanz stellt seine fünf evolutionären Aktivitäten dar: Schöpfung, Erhaltung, Zerstörung, Verkörperung und Befreiung. Schöpfung und Zerstörung, Tod und Leben befinden sich dabei im Gleichgewicht. Der Tod ist wiederum nur die Voraussetzung für neues Leben. Shiva zerstört nur das Welke, was zerstört werden muss, also das Vergängliche. Das Universum ruht nach der Zerstörung und vor dem nächsten Schöpfungszyklus in Shiva. In der einen Hand trägt er die Sanduhrtrommel (Damuru), die die Erschaffung und den rhythmischen Schlag der Zeit symbolisiert. In der anderen Hand hält er das heilige Feuer (Pralayagni), das Emblem für Zerstörung (Pralaya) und Verwandlung. Er entfacht das Feuer der ewigen Zeit. Es brennt 100 Himmelsjahre und zerstört sämtliche Geschöpfe. Am Ende erlöschen Sonne und Mond, und alles ist Finsternis. Mithilfe seines Dreizacks unterwirft er die Herren aller Planeten. Aus Shivas wirrem Haar ergießen sich für weitere 100 Himmelsjahre Sturzbäche, die alles überfluten. Heulende Winde brausen über das mit Wasser überflute Weltall hinweg. Dann folgt die lange ruhige Nacht, die dem nächsten Schöpfungszyklus vorangeht. Mit seinem rechten Fuß tritt Shiva den zwergenhaften Dämon der Unwissenheit, Stumpfheit und Verblendung, Apasmara (wörtlich: „Blindheit“), nieder, der die Menschen an der Befreiung aus dem Samsara („Kreislauf der Wiedergeburten“) hindert. Der linke Fuß ist als Symbol der Erlösung (Moksha) erhoben. Eine dritte Hand Shivas zeigt auf die Hoffnung, die durch den angehobenen Fuß verkörpert wird, und eine vierte Hand ist in segnender Stellung dargestellt. Die ganze Figur wird von einem Flammenbogen (Samsara) umgeben, der die Natur, Prakriti, darstellt, die von der sich darin befindenden Shivafigur zum Leben erweckt wird. Die Dynamik der tanzenden Figur mit ihrem fliegenden Gürtel und den wehenden Locken steht im Kontrast zu dem Ruhe ausstrahlenden Gesicht Shivas und zu seiner zum Segen erhobenen Hand (Mudra). Shiva trägt in einem Ohr einen männlichen, im anderen Ohrring einen weiblichen Ohrring, die sein doppeltes Wesen (ardhanarishvara, „halb Mann, halb Frau“) symbolisieren. In dieser Form ist er Shiva und Parvati zugleich. Der Tanz findet im Chidambaran statt, dem „Zentrum des Universums“, das auch als Herz des Menschen interpretiert wird. Als Kunstwerk ist die Nataraja-Figur sowohl hinsichtlich der Gestaltung als auch bezüglich der Darstellung des Ausgleichs zwischen Bewegung und Ruhe bemerkenswert. Da es aber keine einheitliche Ikonographie zum Nataraja gibt, fallen die Interpretationen häufig recht unterschiedlich aus. Das Feuer wird jedoch allgemein als Symbol der Zerstörung gedeutet. Die bedeutendste Nataraja-Figur steht heute im Tempel von Tamil Nadu.

Es gibt verschiedene Tandavas: Wenn Shiva sich an seiner Schöpfung erfreut, nennt man ihn Ananda Tandava. In zerstörerischer Absicht und in gewaltsamer Weise ausgeführt heißt der Tanz Rudra Tandava.

Hindus sind sich einig, dass wenn Shiva müde wird und seinen Tanz unterbricht, die Welt zerstört wird. Aber Shiva wird niemals aufhören zu tanzen, daher wird die Welt niemals vollständig zerstört werden. Sein Tanz symbolisiert einen unaufhörlichen Prozess von Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung.

Shiva als Nataraja ist der Inbegriff und die Repräsentation des zyklische Zeitverständnisses (Yugas) gläubiger Hindus schlechthin.

Shiva soll den Tandavatanz aufgeführt haben, um seinem Zorn und Gram Ausdruck zu verleihen, als seine Frau Sati sich in Dakshas Opferfeuer warf und so ihr Leben gab.

 

6. Shivas Familie/Shiva und

Parvati

 

Shiva ist der Vater des elefantenköpfigen Ganescha bzw. Ganapati (der Gott der Weisheit) und des sechsköpfigen Kriegsgottes Karttikeya (Skanda). Seine Frau in ihrem wohlwollenden Aspekt ist Parvati (die Tochter des Berggottes Himavat, „Tochter der Berge“), die Tochter des Berges Himalaja und der Mena und jüngere Schwester der Ganga, der Flussgöttin, die den „Ganges“ personifiziert. Sie ist ein leuchtendes Beispiel für Kindes- und Gattenliebe. Parvati repräsentiert die ideale Hindu-Frau, aufgrund ihrer vollendeten Hingabe zu Shiva. Sie ist zugleich seine Shakti, seine aktive, schöpferische, innere Kraft. Shiva besaß Macht nur in Potenz und hatte Shakti nötig, um diese freizusetzen. Parvati verkörpert den weiblichen Aspekt des Universums (Prakriti/“die Natur“/“die Materie“), während Shiva den männlichen verkörpert (Purusha, „der Geist“). Sie kann niemals von ihm getrennt werden. Shivas Macht der Zerstörung verfügt über keine Kraft ohne etwas, das zerstört werden kann, wie die vergängliche Materie. Die Dreiheit Shiva, Parvati und Ganescha gilt Hindus als göttliche Familie. (Vater/Mutter/Kind) Wenn Parvati die Gestalt von Kali oder Durga annimmt, tritt Shiva in den Hintergrund und seine Nähe zu ihr ist dann nicht sehr intensiv. Sie wird dann meistens ohne Shiva abgebildet. In dieser Rolle kann sie also auch ihre Abhängigkeit zu Shiva verlieren und als völlig eigenständige Göttin verehrt werden. Shiva ist dann teilweise seiner Frau auch deutlich unterlegen. Beide, sowohl Durga als auch Kali, haben eigene Kulte und werden in eigenen Tempeln verehrt.

Shiva war mehrere Male verheiratet. Seine erste Frau war Sati (die gute, reine, treue Ehefrau und Vorbild der nach ihr benannten Witwenverbrennung). Als ihr Vater Daksha alle Götter außer Shiva zu einem Opfer einlud, verbrannte sich Sati aus Treue zu ihrem Mann und aus Scham, um die Ehre ihres Mannes wiederherzustellen. Sati gilt Shivas Anhängern heute als Idealbild der bedingungslosen Shivaverehrung und Gatinnenliebe. Vishnu zerstückelte ihren Leichnam und später wurde sie als dunkelhäutige Parvati (die Mutter des Universums) wiedergeboren. Nach den Tod seiner Frau hatte sich Shiva in eine ewige Meditation versenkt, aus der ihn nichts heraus holen konnte. Um ihren Gemahl zurückzugewinnen, stand Parvati Millionen Jahre auf einem Bein und Pflanzen wuchsen an ihr empor, sodass sie selbst zum Bein wurde. Shiva war so von dieser Frau gerührt, die er nicht wieder erkannt hatte, dass er aus seiner Ekstase aufwachte und diese Frau heiratete.

Zur Entstehung Ganeshas gibt es mehrere Legenden: Der Mythos erzählt, dass Parvati, als Shiva nicht zu Hause war, sich langweilte und Ganesha allein erschuf. Sie benutze dazu Abrieb (Schmutz/Schweiß) von ihrem eigenen Körper sowie Ton, Tau und Nebel. Dann erweckte sie Ganesha mit heiligen Mantras zum Leben. Später bat sie das Kind vor ihren Räumen zu wachen.

Als Shiva zurückkam und seine Frau sehen wollte, verwehrte Ganesha, der ihn nicht kannte, dem Gott den Eintritt. Außer sich vor Wut schlug Shiva ihm daraufhin den Kopf ab. Die Parvati war daraufhin sehr traurig und bat ihren Mann den Sohn wieder zum Leben zu erwecken. Doch da der erste Kopf, den Shiva finden konnte, der eines Elefanten war, lebte der Junge von da an mit einem Elefantenkopf.

Später wurde Ganesha zum Herr der Ganas, der Begleiter Shivas. Somit galt er fortan als Vermittler und Bote zu seinem Vater.

Shiva setzte ohne Parvatis Mithilfe sechs Söhne in die Welt. Die Göttin liebte diese Kinder sehr, sodass sie sie eines Tages allzu heftig umarmte und sie damit zu einem verschmolz. Nur die sechs Köpfe blieben unversehrt. Dieser Junge wurde zum Kriegsgott Karttikeya oder Skanda.

Eine andere Sage berichtet wie Shiva seinen Samen dem Opferfeuer Agni übergab. Agni gab ihn der Flussgöttin Ganga zum Aufbewahren. Diese legte ihn ins Schilf. Daraus entstand dann der sechsköpfige und zwölfarmige Gott Kartikeya.

Eng mit Shiva verbunden, ist sein Stier Nandi, ein milchweißer Stier mit schwarzem Schwanz. Er ist der Sohn der Urkuh Surabhi („Kuh des Überflusses“/Wunschkuh), die beim Quirlen des Milchozeans hervorkam und der Beschützer der vier Ecken der Welt und aller vierbeinigen Tiere. Statuen von Nandi finden sich vor den meisten Shiva-Tempeln und Gläubige berühren traditionell seinen Hoden, bevor sie Shivas Tempel betreten.

Viele Abbildungen zeigen Shiva, Parvati, Ganesha, Kartikeya, begleitet von dem Stier Nandi, einträchtig und idyllisch im ihrem himmlischen Wohnheim, dem Himalayagebirge (Kailash).


7. Askese, Meditation, Erotik

und Fruchtbarkeit

 

Ursprünglich stand Shiva in Verbindung mit Fruchtbarkeit und Erotik.

In Darstellungen aus dem 6. Jahrhundert wird er oft mit erigiertem Phallus (ithyphalisch) abgebildet.

Shiva wird häufig in abstrakter Form verehrt, seltener in personeller, anthropomorpher. Meistens wird er in ungeborener, formloser Form als Dreizack (Trishul) oder als Shiva-Lingam verehrt (der Kultstein Shivas).

Der Begriff Linga ist textlich zum ersten Mal im Mahabharata greifbar.

Das Lingam („Zeichen“, „Merkmal“) ist das hinduistische Symbol des passiven, unveränderlichen, statisch männlichen Prinzips, das in Gestalt eines aufgerichteten Phallus als Zeichen der Zeugungskraft verehrt wird. Es kann auch anthropomorph als Linga mit drei Gesichtern (als Symbol für die drei Aspekte Shivas) dargestellt werden. Im Shivaismus ist der Lingam mit dem Kult des Shiva eng verbunden. Eingebettet in die Yoni („Mutterschoß“, „Ursprung, „Quelle“/Symbol von Shivas Shakti/steht für das aktive, wandelbare, dynamisch weibliche Prinzip/in Form einer Vulva, dem weiblichen Geschlechtsorgan, dargestellt, symbolisiert sie Werden und Fruchtbarkeit) symbolisiert das Lingam die Aufhebung und Überwindung der Geschlechterpolarität, die Rückführung des Geteilten und Geformten in den Urzustand des ungeteilten und formlosen Absoluten (Brahman). Der Lingam bildet das Allerheiligste (Sanktuarium) jedes Shivatempels. Er repräsentiert die Gesamtheit der schöpferischen Potenzen Shivas.

Nach einer bestimmten Vorstellung der Hindus ist das Lingam voller Hitze (tapas), worunter zeitweise die ganze Welt zu leiden hat, wie es die Mythologie vielfach belegt. Es ist eine der Aufgabe der Gläubigen, das Shiva-Lingam kühl zu halten oder es abzukühlen. Daher hängen sie in jedem Shiva-Tempel ein Kupfergefäß mit einem kleinen Loch über dem Shiva-Lingam auf und füllen es mit Wasser vom Ganga. Rund um die Uhr tropft Wasser aus dem Gefäß auf das Shiva-Lingam und verhindert so seine Überhitzung.

Jedes Linga besteht aus drei Teilen: Der unterste ist quadratisch, der mittlere achteckig, der dritte zylindrisch und erhebt sich über den Sockel. Der Shiva-Linga ist so angebracht, dass eine Hälfte in der Erde eingebettet liegt, während die andere über der Oberfläche verbleibt. Der über der Oberfläche erscheinende Teil repräsentiert die manifestierte sichtbare Welt der Vielfalt (Shakti): Die unter der Oberfläche sitzende Hälfte stellt die unsichtbare Grundlage dar, die obere Hälfte trägt und die unmanifestierte höchste Realität (Shiva) symbolisiert. Es gibt verschiedene Lingas: das svayambhu-Linga, das natürlich entsteht; der bindu-Linga, auf den eine Person meditiert; der pratishtha-Linga, der mit entsprechenden Mantren installiert wird; der Caram auch Abhyatmika genannt und der duru-Linga, der Shiva selbst versinnbildlicht.

In den Puranas wird berichtet, das Shiva eines Tages unerkannt in einen Wald ging, wo mehrere Asketen (Rishis) meditierten. Die Yogis fürchteten, er würde sich ihren Frauen nähern und verführen und ließen daher des Gottes Phallus abfallen (in anderen Versionen ließen sie ihn zum steinernem Lingam werden). Sofort wurde die Welt dunkel, und auch die Weisen verloren ihr Glied. Da erkannten sie ihren Fehler, opferten dem Gott und stellten die Weltordnung wieder her.

Ein anderer Mythos berichtet von der Geburt Shivas. Brahma und Shiva stritten darum, wer von ihnen am mächtigen sei. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung erstand aus den Wogen des Urozeans plötzlich ein riesiger Lingam, ein Phallus, der Shiva symbolisiert. Als die beiden die darauf lodernde Flamme näher betrachteten, öffnete sich der Phallus und die beiden Götter fanden den Schöpfergott Shiva darin sitzen. Da mussten beide seine Übermacht anerkennen.

Die Legende erzähl von Nataraja und den 1000 Rishis oder Weisen, denen Shiva die Wahrheit aufzeigen wollte. Die Rishis widersetzen sich seinen Lehren und sandten einen schrecklichen Tiger, der ihn verschlingen sollte. Doch der Gott enthäutete das Tier mit dem Nagel seines kleinen Fingers und schlang sich darauf sein Fell als Schal um den Hals. Dann sandten die Rishis eine Schlange, doch auch diese wurde zum Halsschmuck für den Gott. Schließlich schickten die Rishis einen Zwerg mit einer Keule (Apasmara) aus. Shiva warf ihn auf den Boden, brach ihm das Rückgrat und begann, auf ihm zu tanzen (tandava). Sein Tanz schlug Rishis und Götter in Bann, sodass sogar der Himmel sich öffnete. Da gaben die Rishis ihren Widerstand auf und warfen sich vor Shiva anbetend in den Staub.

Shivas drittes Auge soll durch einen Streich Parvatis entstanden sein. Als Shiva auf dem Kailash meditierte, schlich sie sich eines Tages hinter ihn und hielt ihm beide Augen zu. Sofort verfiel die Welt in Dunkelheit, sodass jedes Wesen vor Furcht erzitterte. Da brach sich Shivas Blick auf seiner Stirne in einem dritten Auge Bahn und setze dabei den gesamten Himalaya in Brand. Parvati war am Boden zerstört und Shiva, der sie liebte, stellte die Berge in ihrem alten Glanz wieder her.

Eine andere Legende erzählt, dass Parvati sich eines Tages langweilte, weil Shiva schon wieder meditierte. Sie rief also Kama, den Gott der Liebe und Begierde, zu Hilfe, der sich zunächst weigerte, doch auf Parvatis weiteres Lamento hin sich anschickte, einen Liebespfeil auf Shiva abzufeuern. Aber der göttliche Maheshvara, der wusste, dass Shiva seine Meditation beenden musste, um den Schöpfungszyklus nicht zu stören (da sonst die Yugas [Weltzeitalter] durcheinander geraten würden), streckte Kama mit dem Donnerkeil nieder. Später erweckte er ihn allerdings zu neuem Leben.

In anderen Versionen ist es Shiva selbst, der Kama mit einem Blitz aus seinem dritten Auge erschlägt. Er verbrannte den Gott zu Asche. Parvati zog sich daraufhin in die Einsamkeit zurück, da sie der Vernachlässigung durch ihren Mann überdrüssig war. Eines Tages erhielt sie Besuch von einem jungen Mann, der sie ob der Kraft ihrer Askese pries.

Gleichzeitig aber versuchte er, sie davon abzubringen. Daraufhin wurde Parvati so wütend, dass der junge Mann sich eiligst als ihr Gemahl Shiva zu erkennen gab.

Shiva versprach nun seiner Frau, ihr seine Liebe auch zu beweisen, und so bat sie ihn, Kama wieder lebendig zu machen. Als Shiva ihrem Wunsch entsprochen hatte, zog sich das Paar ins Gebirge zurück und die Intensität ihrer Vereinigung ließ die Welt erbeben. Sie dauerte 1000 Jahre.

Trotz oder gerade wegen Shivas Rolle als Asket geht eine besondere, erotische Faszination von ihm aus. In Shivas Gestalt mischt sich sexuelle Potenz mit asexueller Macht. Shiva ist sowohl keuscher Asket als auch glühender Liebhaber. Er ist gleichermaßen potent und keusch, der Gott der Erotik (Kamadeva) und ein Yogi, der in einer Art Zölibat lebt. Menschen sind sterblich und brauchen die Sexualität, um in und mit ihren Kindern weiterzuleben. Götter sind unsterblich und brauchen keine Sexualität. Der Mensch, der Gott sein will, eben der Asket, muss beides, Potenz und Impotenz, haben. Shiva ist gerade in seiner Eigenschaft als Asket ein Gott der Fruchtbarkeit, denn indem er seinen Samen zurückhält, sammelt er Zeugungsfähigkeit. Man glaubt, dass sich zurückgehaltenes Sperma in spirituelle Energie umwandeln lässt. Deshalb ist Shivas Askese (tapas, wörtl. „Hitze“)auch kreative Schöpfungskraft. Phasen der Askese und der Sexualität wechseln sich zudem regelmäßig ab. Hin und wieder muss Shiva aus seiner Askese gerissen werden, damit er nicht zu viel Energie anreichert und damit zu mächtig wird.


Eine Episode der Puranas weiß auch zu erzählen, dass Shiva einen Brahmanen tötete, um die Oberhoheit über die brahmanischen Priester zu erlangen. Da dies als größte Sünde galt, wandelte er dann büßend durch das Land und wurde fortan zum Außenseiter par excellence. Da er von seinen Schwiegervater Daksha (dem Vater von Sati) nicht zum Opfer eingeladen wird, zerstört er wütend sein Opfer mit einem Pfeil und enthauptet ihn.

Einst versammelten sich die Götter zu einem 1000-jährigen Opfer. Beim Eintreffen Dakshas, des Anführers der Brahmanen, (ein Maharishi und Sohn Brahmas), erhoben sich alle mit Ausnahme von Shiva, der tief meditierte. Obgleich Shiva mit dessen Tochter vermählt war, nahm Daksha Anstoß daran. „Shiva ist nicht würdig, diesem Opfer beizuwohnen“, (aufgrund seiner ungewöhnlichen Lebensweise als Asket und seiner Rolle als Außenseiter unter den Göttern) fluchte er. Dann stürmte er davon.

Dies führte zu einer Auseinandersetzung zwischen den Gefolgsleuten Shivas und Dakshas. Daksha veranstaltete eine weitere Opferfeier, zu der Shiva jedoch nicht geladen war. Die Göttin Sati, Shivas Gemahlin, nahm aber daran teil. Sie musste feststellen, dass Shiva kein Opfer dargebracht wurde, und war beleidigt, dass Daksha, ihr Vater, sich weigerte, ihre Anwesenheit wahrzunehmen.

„Daksha ist neidisch auf Shiva“, erklärte sie. „Ich will nicht länger seine Tochter sein oder diesen Körper behalten, der aus ihm geboren wurde.“

Sie setze sich auf den Boden und konzentrierte ihre grimmige Wut zwischen ihren Augen. Flammen schossen hervor und verzehrten ihren Körper:


Unter Shivas Anhängern entstand lautes Wehklagen. Als Shiva von dem schrecklichen Ereignis hörte, lachte er rasend vor Zorn und begann seinen Tanz der Zerstörung. Er riss sich ein Haar vom Kopf und schleuderte es zu Boden. Daraus entsprang ein großer „Dämon“ (eine seiner Avatare), so hell wie drei Sonnen.

„Was willst du, dass ich tue, Gebieter?“ rief der „Dämon“. „Töte Daksha!“ antwortete Shiva.

Dunkelheit fiel über die Opferstätte, als der große „Dämon“ erschien. Er ergriff Daksha, schnitt ihm den Kopf ab und warf diesen ins Feuer. Die Brahmanen flüchteten sich zu Brahma, dem Urvater, doch der wies sie an, Shiva um Vergebung zu bitten.

Der Berg Kailasa, die himmlische Wohnstätte Shivas, war von blühenden Wäldern umgeben und mit den unheimlichen Rufen der Pfauen und dem Rauschen von Wasserfällen erfüllt. In der Mitte saß Shiva würdevoll und friedlich, in Begleitung von Weisen.

Die Brahmanen fielen reuig vor ihm nieder. Shiva vergab ihnen und willigte ein, Daksha ins Leben zurückzurufen und das Opfer wiederherzustellen. Da Dakshas Kopf nur noch Asche war,. gab er ihm stattdessen den Kopf einer Ziege.

Diese Geschichte veranschaulicht, dass Shiva leicht erzürnt, aber auch rasch beschwichtigt werden kann. Wer sie gläubig vernimmt, soll von seinen Sünden befreit werden.


8. Shivaismus/Shiva im Tantra


Im Shivaismus (neben dem Vishnuismus eine der beiden Hauptströmungen [die zweitgrößte] des Hinduismus, neben dem Vishnuismus) wird Shiva von seinen Anhängern, den Shaivas (Shivaiten), als höchster Gott und Manifestation des höchsten Einen (Brahman), der in sich die Funktionen aller anderen Götter vereint, verehrt. Es handelt sich dabei um eine Art Monotheismus mit dualistischen Zügen. Er ist aus der Verbindung des Rudra-Shiva-Kultes mit vorarischen Volkskulten hervorgegangen. Der Shivaismus absorbierte im Laufe der Zeit eine Reihe früher selbstständiger Kulte, darunter diejenigen des Kriegsgottes Skanda und des elefantenköpfigen Gottes Ganesha.

Die Anhänger von Shivaismus und Vishnuismus leben meistens einträchtig nebeneinander, ohne dass es zu ernsthaften Konflikten zwischen ihnen kommen würde, da die Grundgedanken die selben sind und sich somit nicht widersprechen.


Für Shivaiten gilt Shiva, ähnlich wie Vishnu als allmächtiger und allgegenwärtiger Erlösungsgott, der Moksha verheißt. Befreiung wird als Identifikation mit dem personellen Gott Shiva verstanden.

Von Shiva heißt es, er könne Gläubige von ihren Sünden erlösen. Die Bhakti-Bewegung (bhakti: „Liebe zu Gott“/“Teilhabe“/“Hingabe“) trug ebenfalls zur Blüte des Shivaismus bei.

Die älteste überlieferte Sekte des Shivaismus ist jene der asketischen Pashupatas. Ursprünglich lebten seine Anhänger (Kapalas) wie Shiva auf Leichenverbrennungsstädten und trugen Ketten aus Totenschädeln als Kultgegenstände. Sie trugen oft drei waagerechte Aschestreifen auf der Stirn.

Der Begriff Shivaismus ist irreführend, da er eine Einheit vorgaukelt, die es so nicht gibt:

Es muss zwischen dem episch, puranischen Shivaismus (Lehre) und dem esoterischen Sektenshivaismus (Praxis) unterschieden werden. Letzterer beruft sich auf eigene Schriften, die sogenannten Agamas und Tantras. Diese gelten seinen Anhängern als offenbarte Lehre Shivas. Der Sektenshivaismus ist oft formal eingebettet in einen Dialog zwischen Shiva und der Göttin Devi.

Shiva stellt meist die Fragen. Shakti antwortet ihm. Zuweilen lässt sich der Gott jedoch auch von seiner Frau belehren. Der sektarisch, esoterisch angehauchte Shivaismus hat kaum etwas mit dem puranischen Shiva und seiner Mythologie zu tun. Der episch puranische Shivaismus ist vedisch brahmanisch und volksreligiös ausgerichtet. Der esoterisch-sektarische Shivaismus hingegen, erfordert einen Initiationsritus (diksha). Brahmanen sind dort eher in der Minderheit. Er wird überwiegend von Asketen und Laien ausgeübt.

Innerhalb des Sektenshivaismus gibt es verschiedene Strömungen:

Beim sogenannten Kaschmirischen Shivaismus sind die eigene Befreiung (moksha/mukti) oder den Erwerb spezieller spiritueller Kräfte (siddhi) das höchste spirituelle Ziel.

Eine weitere bedeutende Sekte von Shiva-Anhängern ist die Virashaiva- oder Lingayat-Sekte, die sich für soziale Reformen engagiert. Sie lehnt jegliche Ausübung des Kastensystems ab und setzt sich für Gleichberechtigung von Männern und Frauen ein. So gesteht sie beispielsweise Witwen die Wiedervermählung zu. Sie verehren Shiva durch das phallische Symbol des Lingam, das die tatsächliche Anwesenheit Gottes darstellen soll und von seinen Anhängern als Halsschmuck getragen wird. Bhakti und Yoga werden in dieser Sekte praktiziert und Gurus spielen eine wichtige Rolle. Die Anhänger dieser Sekte ernähren sich zumeist vegetarisch und führen ein abstinentes Leben. Es wird angenommen, dass ein lauterer und gläubiger Lebenswandel dazu führt, dass man sich im Tod mit Shiva vereint.

Daneben gibt es noch die Shaiva-Siddhanta-Sekte und die Bewegung der Natha-Yogis.

Die Shaiva-Siddhanta-Schule entwickelte sich in Südindien und ist wahrscheinlich die bekannteste Shaiva-Sekte. Nach seiner Einweihung (durch Shiva selbst, mittels eines Guru) ist der Anhänger des Shaiva-Siddhanta bestrebt durch die Ausführung komplexer Riten Kräfte aufzubauen, um die Seele aus ihren Fesseln des Karma („Tat“, „Handlung“, „Wirken“, „Opfer“, „Praxis“, „Schicksal“) und der Materie (Prakriti) zu befreien und sich Shivas Lebensweise anzunähern, einen Shiva-ähnlichen Zustand zu erreichen und in dauerhaften, direkten Kontakt mit Shiva zu kommen, um mit Gott eins zu werden. Die Vereinigung mit Shiva ist der Weg, dem ewigen Kreislauf der leidvollen Wiedergeburten (Samsara) zu entkommen.

Die Natha-Yogis-Bewegung ist in Bengalen entstanden und enthält Elemente des Buddhismus.

Natha-Yogis versuchen den Körper durch Yoga und Schulung der Willenskraft zu reinigen und letztendlich unsterblich zu werden. In dieser Schule werden bedeutende Lehrer (Gurus) als Gottheiten angesehen.

Im episch, puranischen Shivaismus, dem volksreligiösen Shivaismus also, wollen sich Shivaiten mit Shiva vereinigen, seine Gunst erwerben, und sich einen Platz in seinem Himmel, dem Kailasa sichern.

Auch im „Tantrismus“ spielt Shiva eine wichtige Rolle. Hier ist vor allem die Beziehung Shivas zu Shakti von Bedeutung. Die Verehrung Shivas rückt jedoch im „Tantrismus“ eher in den Hintergrund.

Stattdessen wird seiner Frau Devi besondere Verehrung zuteil. Shiva taucht hier meistens als ihr Begleiter auf. „Ein Shivait mag sehr wohl ein Verehrer nicht Shivas, sondern der Göttin sein.“ (Alexis Sanderson) Im tantrischen Shivaismus steht die Vereinigung von Linga und Yoni im Mittelpunkt. Shivas Beliebtheit und Bedeutung im Tantrismus beruht neben der Assoziation des Gottes mit kosmischer Sexualität insbesondere auf seiner Außenseiterposition als innerweltlicher Asket in der hinduistischen Götterwelt, da Tantra einen elitären, esoterischen und mystischen Sonderweg des Hinduismus darstellt. Die Rituale des Shivaismus sind zudem nicht so orthodox wie die des Vishnuismus. Dies ist insbesondere damit zu erklären, dass Tantra einen Protest und eine Reaktion auf die starre Kastengesellschaft und die bestehenden religiösen Tabus und Werte des „Mainstream-Hinduismus“ ist und diese ins Gegenteil verkehrt.


9. Shivaratri/Die große Nacht des Shiva


Shivaratri auch Mahashivaratri genannt, die große Nacht des Shiva, ist im Hinduismus ein wichtiger Feiertag. Für die Shivaiten ist es das höchste Fest, die heiligste aller Nächte. Sie ist die dunkelste Neumondnacht des Jahres. Die Feierlichkeiten werden Ende Februar/Anfang März begangen.

Im Shivaratri steht weniger der zerstörerische Aspekt Shiva im Vordergrund, sondern in erster Linie der des Retters und Erlösers. Hindus glauben an diesem Tag von ihren Sünden erlöst zu werden. Die Shivaratri ist somit eine heilige, Segen bringende und gnadenreiche Nacht. Man sagt: „Durch die Beseitigung von Wünschen und Begehren, die den Geist verunreinigen, können selbst die, welche tot sind, weil sie die Wirklichkeit nicht erkannt haben, zu ewigem Leben erwachen“.

Beim Shivaratri steht vor allem die Verehrung des Lingas im Vordergrund.

In Indien gibt es zahlreiche Naturheiligtümer, sogenannte Jyotirlingas, in denen jeweils ein von der Natur geformter Lingam steht, wie etwa in einer Höhle in Armanath im Himalaja, wo sich in bestimmten Zyklen eine Eissäule bildet und wieder schwindet. Diese Plätze sind wichtige Wallfahrtsorte (tirthas). Die Gläubigen machen sich auf den beschwerlichen Weg hinaus in die Berge, um Shiva in der Eissäule anzubeten. Man glaubt, dass Shiva in dieser Nacht in allen beweglichen und unbeweglichen Lingas präsent ist. Pilger nehmen oft freiwillig große Strapazen

auf sich, um diese zu erreichen. Es handelt sich dabei um eine Art selbstauferlegte Bußübung.

Ein sehr populärer Mythos zu Shivas Geburt in der Shivaratri erzählt:

Brahma und Vishnu stritten darüber, wer der Höchste von ihnen sei, als ein leuchtendes Linga wie eine Feuersäule vor ihnen erschien. Da beide weder Anfang noch Ende entdecken konnten, erwiesen sie Shiva als den Höchsten die Ehre. Dieser trat aus der Feuersäule hervor und sagte: „Wer in Zukunft fastet, Nachtwache hält und mich verehrt, wird von allen Sünden befreit und erlöst werden.“ Die Shivaratri sollte von nun an ein Fest für alle Kasten sein.

Die Shivaratri wird von allen Hindus mit Fasten, Duschwachen der Nacht, rituellen Bädern und mit Gebeten verbracht. Die Frauen fasten und erbitten Segen für ihre Ehemänner. Man rezitiert die ganze Nacht verschiedene Mantras für Shiva. Wer nicht an einer Pilgerfahrt teilnehmen kann, besucht den nächsten Tempel oder zelebriert die Anbetung zuhause. Gläubige übergießen rituell ein Linga mit Wasser, Milch, Joghurt, Butter und Honig und schmücken es mit den Blättern eines heiligen Baumes, des Bel (Bilva-Baum).


Literatur



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Sita
By religionswissenschaftler, 06:26

http://www.bastet-dana-center.de/bastet_tefnut/library/rama_sita_PI22_l.jpg

 

Sita ist die Ehefrau und Shakti Ramas und ist bis heute der Inbegriff der idealen, hingebungsvollen, treuen, gehorsamen, reinen, keuschen, liebenden und pflichtbewussten Ehefrau, der pativrata. Sie gilt als Verkörperung der Göttin Laksmhi, der Ehefrau und Shakti des Vishnu.  Sie spielt eine wichtige Rolle in Hindu-Epos Ramayana. Dort wird über ihr Kennenlernen mit Rama, ihre Heirat, ihre Entführung durch dem Dämon Ravana nach Sri Lanka, ihre anschließende Wiedergewinnung durch Rama sowie die Zweifel ihres Ehemannes und ihres Volkes an ihrer ehelichen Treue, ihre Keuschheitsproben, die Verstoßung durch ihren Ehemann und ihr Ableben berichtet.

Entwicklung


Sita galt ursprünglich als Fruchtbarkeits- und Erntegöttin. Noch im Ramayana lassen sich Spuren dieser ursprünglichen Bedeutung der Göttin finden, dort hat sie eine sehr enge Bindung zur Natur und kann mit Pflanzen und Tieren kommunizieren. Die Natur reagiert auf sie. Ihre Geburt aus einer Ackerfurche, die sie am Ende auch wieder verschluckt, weist ebenfalls auf dieses urprüngliche Mythologem hin.


Sita im Ramayana


Im Ramayana drehen sich alle von Sitas Taten, Worten und Gedanken ausschließlich auf den Gott Rama, ihren Ehemann. Ihr ganzer Lebenssinn ist Rama. Sie fühlt sich für sein Schicksal verantwortlich, sucht stets die Schuld bei sich, wenn Rama etwas zustößt oder er moralisch fragwürdig handelt.

Als Rama nach dem Tod seines Vaters von seiner Stiefmutter in den Wald verbannt wird, folgt Sita ihm sofort, obwohl dieser den Wald zunächst als zu unwirtlich und gefährtlich für sie verweist und sie bittet in seinem Königreich zu verbleiben.

Im Exil im Wald wird Sita eines Tages in der Abwesenheit Ramas vom Dämonenkönig Ravana mit seinem fliegenden Wagen nach Lanka, dem heutigen Sri Lanka (früher Ceylon) entführt. Rama beginnt sofort mit der Suche nach Sita und gewinnt mächtige Verbündete wie den Affengott Hanuman um sich.

Ravana versucht indessen Sita durch Zauberrei vom Tod Ramas zu überzeugen und hat vor sie zu ehelichen.


Verehrung und Rituale


Sita wird in jedem Ramatempel dargestellt. Sie gilt aufgrund ihrer Aufopferungsbereitschaft, Treue und Anbetung Ramas als ideale Gläubige, deren Vorbild nachzuahmen ist. Sie wird als Vermittlerin und Fürbitterin der Gläubigen zu ihrem Mann verehrt, den sie durch ihr Lächeln häufig gnädig stimmen soll.


Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Sita



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Vishnu
By religionswissenschaftler, 06:17

Der vielgestaltige Gott Vishnu („der Wirkende“/“der Alldurchdringende“) ist im hinduistischen Trimurti („Dreieinigkeit“/“Dreifaltigkeit“) der Erhalter und Beschützer der Welt, Erlöser, sowie der Urgrund der kosmischen Ordnung (Dharma), eine Art kosmischer Polizist. Er ist einer der drei Hauptgötter neben Brahma, dem Schöpfer und Lenker des Universums und Shiva („der Gütige“), dem Zerstörer und Auflöser. Er ist der Schutzgott von Recht und Wahrheit, der Gott der Gnade und Güte. Als Bewahrer des Universums tritt Vishnu majestätisch und mitunter auch Furcht einflößend auf. Insgesamt ist er den Menschen aber wohlgesonnen und weit weniger Schrecken erregend als Shiva, der Zerstörer, dem er komplementär gegenübersteht.

Vishnuismus und Rituale

Vishnus Anhänger, die Vaishnavas, betrachten ihn als höchsten Gott und verliehen ihm den Beinamen der „Höchste“. Manchmal wird gar Brahma, das „Absolute“ oder die höchste Realität, als Erscheinungsform Vishnus dargestellt. Seinen Anhängern gilt Vishnu als allmächtig und allgegenwärtig. Im Vishnuismus oder Vishnaivismus, eine der drei Hauptströmungen des Hinduismus, neben Shivaismus und Shaktismus (der die Shakti bzw. Mahadevi, die große Göttin verehrt), wird Vishnu monotheistisch als das höchste Eine und die Gesamtheit aller anderen Götter verehrt. Statistisch gesehen handelt es sich beim Vishnuismus um die am häufigsten ausgeübte Religionsform des Hinduismus. Im Gegensatz zum Shivaismus ist er aber monistisch. Im Laufe der Zeit absorbierte der Vishnuismus auch zahlreiche Elemente des indischen Sonnenkultes. Allgemein lässt sich sagen, dass der Vishnuismus weniger Wert auf die Rituale bzw. den Ritualismus legt als der Shivaismus. Auch ist das Ahimsa, das Tötungsverbot, die Gewaltlosigkeit gegenüber allem Lebendigen, zentraler Bestandteil des Vishnuismus. Esoterische und besonders die blutigen Zeremonien fehlen. Die Vaishnavas versehen ihren Körper oder ihre Bekleidung häufig mit Symbolen Vishnus, wie z.B. seinem Fußabdruck, dem Muschelhorn und dem diskusähnlichen Wurfgeschoss.

Sobald die Welt (Loka) und die kosmische Ordnung (Dharma) in Unordnung geraten, inkarniert Vishnu sich, damit die Macht der “Dämonen“ (Asuras) nicht Überhand gewinnt. Er sorgt also für ein Gleichgewicht zwischen Göttern (Devas) und „Dämonen“ (Asuras). Während Brahma den Archetypus des Priesters verkörpert und Shiva ("der Gütige") den Asketen und Yogi, verkörpert Vishnu den König. Der König von Nepal beispielsweise (sowie alle Könige) gilt als seine Inkarnation.

Vishnus erste Frau und zugleich seine Shakti (aktive, weibliche „Energie“, „Kraft“, „Macht“) ist die gütig, lächelnde Göttin Shri Lakshmi, die glücksverheißende Göttin des Schicksals, des Lichts, der Fruchtbarkeit, der Liebe, Schönheit, Gesundheit und des Reichtums. Sie nimmt für die Vaishnavas eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Gott (Vishnu) und Mensch ein.

Seine zweite Gattin ist Bhudevi, die Göttin der Erde, mit der er auch oft zusammen abgebildet wird.


Teilweise wird auch Sarasvati („die Fließende“), die Göttin der Gelehrsamkeit, der Wissenschaft und der Künste, als Vishnus Gattin genannt, obwohl sie eher als Gattin und Tochter des Brahma gilt.

Zwischen zwei Schöpfungsperioden ruht (schläft) Vishnu liegend im kosmischen Ozean (Milchozean) auf der Weltenschlange Ananta bzw. Sesha, dem Symbol der Ewigkeit. Dabei überwölbt die gespreizte Kobra-Halshaut schützend Vishnus Körper. Dann heißt er Narayana („der aus dem Wasser Kommende“). Seine Gattin Lakshmi sitzt dabei an seinen Füßen, massiert ihn und weckt ihn für einen neuen Schöpfungszyklus. Während er schläft, verwandelt er sich allmählich in den nächsten Avatar für den künftigen Schöpfungszyklus. Aus Vishnus Bauchnabel entsteht dabei ein Lotos (Padma), aus dem der Gott Brahma emporsteigt, der den Schöpfungszyklus vollendet. Zwischen zwei Weltzeitaltern (Yugas) existiert nichts außer dem kosmischen Ozean und Vishnu selbst, nicht einmal die Götter.

Vishnu lebt in Vaikuntha, seinem „Paradies“. Dies ist zwar nicht die höchste Himmelsregion, gilt seinen Anhängern aber als die wichtigste, in der sie sich mit Vishnu vereinen wollen. Vishnu führt, außer den Avataras, zahlreiche Beinamen, unter anderem Narayana („Weltensohn/Gottessohn/der aus dem Wasser Kommende“), Hari („der die Herzen aller anzieht“), Vishvarupa („der Vielgestaltige“), Jaganatha („Herr der Welt“), Antaryami („innerer Regierer“), Vaikunthanatha („Heer von Vaikuntha“), und Vasudeva (Gott des Gedeihens“).

Seinen Anhängern gilt Vishnu als Zentrum des Universums, als kosmische Säule, die den Himmel trägt. Zugleich verehrt man ihn auch als Antaryami, als „ewigen Freund“, der im Herzen jeden Wesens wohnt. Er ist der König der Könige und der Herr des “Paradieses“ Vaikuntha. Er ist eins mit der universellen Kraft des Universums Maya.


Vishnu in den Veden und Entwicklung

Vishnu soll ursprünglich ein relativ unbedeutender, untergeordneter, vedischer Sonnengott und Lichtgott und einer der zwölf Adityas (Sohn der Göttin Aditi) gewesen sein, der die Zeit in Bewegung setze und mit drei Schritten (Trivikrama) die Welt und den Raum ausmaß, als Symbol für Sonnenaufgang, Höchststand und Untergang der Sonne. Er durchmisst alle drei Welten der Triloka (dreigeteilte Welt), den Himmel (Svarloka), die Erde und Wohnort der Menschen (Bhurloka) und die Unterwelt (Patala und Naraka). Ursprünglich war er ein Zwerg, Vamana, der zum Riesen heranwuchs und dem übermächtigen Dämonenkönig Bali die Welt (Loka) wieder abnahm und diese für Menschen und Götter zurückeroberte. Diese Zwergengestalt wurde später zur fünften Avatare Vishnus.

Mit dem Übergang vom Vedismus zum Hinduismus erlangte Vishnu einen gewaltigen Aufstieg, im Gegensatz zu vielen anderen vedischen Göttern, die danach an Bedeutung und Macht verloren haben. Vishnu entwickelte sich weiter zu einer der bedeutendsten Gottheiten des Hinduismus. Seine Mythologie wird neben den Veden, hauptsächlich in den Vishnu-Puranas (den „alten Erzählungen“/davon insgesamt sechs Vishnu gewidmet) aus dem dritten bzw. vierten Jahrhundert nach Christus verarbeitet.





Im Gegensatz zu Shiva, der häufig in Form des Dreizacks (Trishul) oder eines phallusartigen Linga verehrt wird, wird Vishnu nur sehr selten in symbolischer, abstrakter Form verehrt, wenn überhaupt dann meistens als schwarzer Stein oder Ammonit (Salagrama) in seiner natürlichen Form (svarupa) oder in Form eines stilisierten Fußabdrucks (Vishnupadaka) (vergleiche Axel Michaels S.333/334).


Ikonographie

Vishnu wird für gewöhnlich als jugendlicher, strahlender Gott dargestellt. Ikonographisch ist Vishnu gekennzeichnet durch vier Arme, mit seinen Attributen Lotos (Padma/als Symbol für die Schöpfung, den Mutterleib, Reinheit, Erleuchtung, höchstes Bewusstsein und das Universum), ein Rad oder Diskus (chakra/als Symbol für den unaufhaltsamen Lauf der Sonne und den Zyklus von Werden und Vergehen/auch Waffe gegen die Dämonen), Muschel (sankha/symbolisiert Vishnus Fähigkeit alle Wesen zu durchdringen und zu beseelen/Sinnbild der Herkunft aller Existenz/das Blasen in das Muschelhorn spielt eine bedeutende Rolle bei allen hinduistischen Ritualen) und Keule (gada/als Symbol für Stärke und Wissen und Waffe im Kampf gegen die „Dämonen“). Mit dem Lotos und der Muschel segnet er die Guten, mit dem Diskus und der Keule bestraft er die Bösen. Auf seinem Kopf trägt er die hohe Königskrone. Er trägt die Gewänder eines Königs und sein Körper ist von manch königlichem Schmuck verziert. Seine Körperfarbe ist blau wie die Lotosblüte und sein Gewand gelb. Seit Vahana (Reit- und Symboltier/“Fahrzeug“) sind der gewaltige mythische Vogel Garuda (ein Adlermensch), der Lotos (Padma) und die fünfköpfige Weltenschlange Ananta („unendlich“) auch Sesha („ruhend“) genannt.



2. Vishnu und die Avatare


Eine Avatare ist die Inkarnation (die sichtbare, fleischgewordene Manifestation) eines Gottes außerhalb von Samsara (dem Kreislauf der Wiedergeburten), aus seinem Himmel (Svarloka) in die Welt der Menschen (Bhurloka) für die Spanne eines Menschenlebens. Sie ist vom Karma („Tat“, „Handlung“, „Wirken“, „Praxis“, „Opfer“, „Schicksal“) unabhängig und einzig vom freien Willen (Ishvara) des Gottes bedingt.


Sobald das Gleichgewicht zwischen Göttern und Dämonen gestört wird, inkarniert Vishnu, um die „Dämonen“ (Asuras) und das Böse zu vernichten und so das kosmische Gleichgewicht
wiederherzustellen und die Gläubigen (Bhaktas) zu retten. Ein Avatar steigt zur Erde hinab, um den Menschen wichtige Entwicklungsimpulse zu geben.

Von Vishnu existieren zehn verschiedene Avatare („Herabkünfte“/“Herabstiege“/Inkarnationen):

Es sind dies: Matsya (der Fisch), Kurma (die Schildkröte), Varaha (der Eber/Ebermensch), Narasimha (der Löwe/Löwenmensch), Vamana (der Zwerg), Parashurama („Rama mit dem Beil“/“Rama mit der Axt“), Rama als Hauptgestalt des Epos Ramayana, Krishna der Hirtengott und Verkünder der Bhagavadgita, Buddha, der weise Lehrer, der Gewaltlosigkeit und Mitleid lehrte (an seine („weißes Pferd“/apokalyptischer Reiter). Jede dieser Inkarnationen Vishnus ist auf die verschiedenen Weltzeitalter (Yuga) verteilt. Von diesen Avatare treten einzelne doch wieder hervor, wie Rama und Krishna.


Im ersten, goldenen Zeitalter, dem Kritayuga, sind es Matsya, Kurma, Varaha und Narasimha. Im
zweiten, silbernen, dem Tretayuga, sind es Vamana, Parashurama und Rama. Im dritten Yuga, dem bronzenen oder ehernen, dem Dvarparayuga, ist es dann Krishna selber. Am Anfang des vierten, eisernen und letzten Yugas, dem Kaliyuga, in dem wir jetzt leben, tritt Buddha, der bisher letzte Avatare auf und am Ende, in ferner Zukunft, der apokalyptische Reiter Kalkin. Er wird die „Dämonen“ töten, das Böse vernichten, die Welt in Feuer zerstören und ein neues, reines Zeitalter einleiten.

Matsya kam auf die Erde, um die Veden vor der Sintflut zu retten. Der erste Mensch Manu, Sohn des Brahma, rettete Matsya vor dem Gefressenwerden durch einen größeren Fisch im See und nahm ihn mit. Er setzte ihn in einen Behälter. Doch der Fisch wurde immer größer und so musste Manu ihn täglich in ein größeres Gefäß umsetzen. Schließlich setzte er ihn wieder in den Ozean zurück.

Aus Dankbarkeit warnte Matsya Manu vor einer großen Sintflut und riet ihm eine Arche zu bauen und den Samen sämtlicher Tiere und Pflanzen auf sein Boot zu nehmen. Doch noch bevor Manu fertig war, begann der Regen zu fallen und bald wurde die ganze Welt überflutet. Die Flut drohte Manus Schiff mitzureißen und zu zerstören und so befestigte Matsya die Arche an seinem Horn und brachte das Schiff so in Sicherheit. Dann befahl er Manu das Boot am Gipfel eines Berges, des Himalaya, festzumachen und zu warten. Bevor Matsya verschwand, offenbarte er Manu seine wahre Identität als Vishnu. So wurde die Erde von neuem bevölkert.


Kurma trug, während der Quirlung des Milchozeans den Berg Mandara auf dem Rücken. Die Götter
hatten den Berg Mandara ausgerissen und als Quirl benutzt, doch ohne Gegenkraft bohrte er sich tief in die Erde. Also tauchte Vishnu als Schildkröte unter dem Berg und hielt ihn. Die Schlange (Naga) Vasuki wurde als Quirseil um den Berg gewunden. Die Götter (Devas) zogen an einem Ende und die Asuras am anderen Ende des „Taus“. So wurde der Milchozean in hundert Jahren zu Butter und das Unsterblichkeitselixier Amrita, das bei der Sintflut verloren ging, kam daraus hervor sowie dreizehn weitere Kostbarkeiten. Darunter unter anderem die goldfarbene, schöne Göttin Lakshmi, die später Vishnu zum Mann erwählte, Sonne und Mond, der weiße Urelefant Airavata („der aus dem Urmeer Kommende“), der zum Vahana Indras wurde, die Apsaras („Wasserwandlerinnen“ himmlische „Nymphen“ der Freude), die Weingöttin Varuni, die dem vedischen Gott Varuna, dem Gott von Moral und Ordnung zur Frau gegeben wurde und die die „Dämonen“ für sich beanspruchten, die Urkuh Surabhi („die Kuh des Überflusses“/Wunschkuh) für die Rishis, die Milch und Quark spendete, ein weißes Pferd, das ebenfalls zum Tragtier Indras wurde, ein Schirm für Varuna, die als göttlich verehrte Tulsi-Pflanze, Ohrringe für die Göttin Aditi, Dhanvantari, der Arzt und Heiler der Götter, der das Amrita in den Händen hielt, das Juwel Kaushtuba für Vishnu, der Wunschbaum Al, den Indra in seinen Garten pflanzte sowie der Paradiesbaum Parijati, dessen Blüten die Welt parfümierten und später durch den Weltenberg Meru ersetzt wurde. Vishnu war in diesem Fall auf der Seite der Devas und Asuras, wobei er sich dann letztendlich doch für die Götter entschied. Die Götter erhielten Amrita, um ihre Macht im Kampf gegen die „Dämonen“ zu stärken.

Varaha rettete die Erde, die versunken war. Der „Dämon“ Hiranyaksha schleuderte die Erde in den kosmischen Ozean, doch Vishnu als Eber besiegte den „Dämon“ und fand sie wieder. Als schöne Frau (Bhuvi, eine Verkörperung Lakshmis) trug er sie mit seinen Stoßzähnen zurück an die Oberfläche.

Narasimha kam auf die Welt, um den „Dämonen“ Hiranyakashipu zu töten, der den vedischen Götterkönig Indra entthronte und sich selbst zum König über das Universum ernannte und seinen Sohn Pralada, zu retten. Pralada war ein Anhänger Vishnus und so wollte sein Vater ihn töten. Als dies misslang, wurde der „Dämon“ wütend und forderte Vishnu heraus. Dieser entstieg als Löwenmensch aus einer zerbrochenen Säule und riss dem Dämon die Eingeweide heraus.

Narasimha besiegte auch die böse „Dämonin“ Holika, der Hiranyakashipu seinen Sohn übergab, um ihn ins Feuer zu bringen und ihn so zu töten. Holika, die Verkörperung des Bösen, behauptete gegen das Feuer gefeit zu sein. Aber Vishnu half dem Prinzen. Holika verbrannte, während Prahlada unversehrt blieb. Daraufhin erbte Prahlada seines Vaters Thron. Der Mythos versinnbildlicht, dass Vishnu den Gläubigen stets hilft.


Die fünfte Inkarnation war Vamana, ein Zwerg in Brahmanengestalt. Er rettete die Erde vor dem Dämon Bali. Vamana bat den Dämon ihm so viel Land zu überlassen, wie er mit drei Schritten ausmessen konnte. Lächelnd gewährte der Dämon ihm diese scheinbar harmlose Bitte. Während er die Schritte ausführte, wuchs Vamana so ungeheuer an, dass er mit dem ersten Schritt die Erde (Bhurloka), mit dem zweiten Schritt den Himmel (Svarloka) durchmisst. Bevor er den dritten Schritt ausführte, bat
Bali den Gott, ihm nicht alles wegzunehmen. Vishnu, der nun zum Riesen gewachsen war, zeigte sich großzügig und wies ihm die Unterwelt (Patala/Naraka) als Reich zu.

Parashurama war ein Brahmane, der das Leben eines Kriegers (Kshatriya) führte. Seine Waffe war eine heilige Axt, die Shiva ihm anvertraut hatte. Er tötete auf Veranlassung seines Vaters Jamandagni, seine Mutter Renuka, da diese unreine Gedanken hegte (phantasierter Ehebruch).

Später erweckte sein Vater sie auf Wunsch seines Sohnes wieder zum Leben. Parashurama löschte die gesamte Kriegerkaste aus, das diese seinen Vater beleidigt hatte. Danach veranlasste er die Neuvermählung der Kshatriya-Witwen mit den Brahmanen. So schuf Parashurama eine neue, reinere Kriegerkaste und verhalf den Brahmanen wieder zur Oberherrschaft. Der Mythos spiegelt den Streit der Brahmanen und der Kriegerkaste um die Oberherrschaft wieder, der historisch verbürgt ist. Dargestellt wird Parashurama als Brahmane mit der heiligen Opferschnur. Seine Attribute sind Beil, Schwert, Bogen und Pfeil.

Rama („der Dunkle“) war die siebte Avatara Vishnus im Tretayuga und Hauptgestalt des Hinduepos Ramayana („Die Reise Ramas“/“Der Lebenslauf Ramas“). Er kam auf die Welt, um den bösen „Dämonenkönig“ Ravana zu töten, den Herrscher der Insel Lanka (heute: Sri Lanka). Rama, Sohn des Königs von Ayodhya, gewann seine Gemahlin Sita, indem er Shivas unzerstörbaren Bogen zerbrach. Seine Stiefmutter verbannte ihn für vierzehn Jahre in den Wald, wo Sita von Ravana geraubt wurde. Nach vielen Abenteuern tötete Rama den Dämon, mit Hilfe des Affengottes Hanuman, gewann Sita zurück und regierte sein Königreich 1000 Jahre lang. Rama gilt als Verkörperung des gerechten Herrschers, des idealen Königs und Ehemanns, der Pflichterfüllung und Rechtschaffenheit (Dharma), Männlichkeit, der Ehrenhaftigkeit, Tugendhaftigkeit und der Tapferkeit. Er gilt als ein Garant der gesellschaftlichen Ordnung und ihrer Institutionen, der Kaste und der Familie, die Inkarnation von Vishnus königlicher Würde. Seine Königsherrschaft (die Ramaraja) gilt bis heute (insbesondere für Hindunationalisten/Fundamentalisten) als erstrebenswertes Ideal für ein künftiges Indien und die ganze Menschheit. Rama wird stets in blauer Kolorierung und mit Pfeil und Bogen in den Händen haltend, dargestellt. Er gehört der Sonnendynastie an.

Die achte und einzige Avatara Vishnus im dritten Weltzeitalter, dem Dvarparayuga, ist Krishna, auf den ich später noch ausführlicher eingehe. Durch ihn wurde Vishnu zu einem Gott der Liebe und Erlösungsgott. Er gehört der Monddynastie an.

Buddha wurde erst nachträglich im dritten oder vierten Jahrhundert vor Christus zu einem Avatar Vishnus gemacht. Buddha war im Hinduismus ein Irrlehrer, der die guten von den schlechten Hindus trennte. Buddha wollte die schlechten Hindus verführen, Buddhisten zu werden, um diese so für den Abfall von den Veden zu strafen. Die guten Hindus blieben Hindus, die schlechten wurden Buddhisten. Er wollte auch die Dämonen zu Buddhisten machen, um so ihre Macht im Kampf gegen die Götter zu schwächen. Erst später wurde ein positiver Grund für das Erscheinen Buddhas gefunden. Er wollte die Menschenopfer abschaffen.

Häufig tritt auch Krishnas älterer, hellhäutiger Bruder Balarama („kraftvoller Rama“) an Buddhas Stelle als neunter Avatar Vishnus. Es handelt sich bei ihm wohl um eine alte, regionale agrarische Gottheit. Er ist der Gott des Achterbaus und der Stärke. Balarama ist Krishnas treuer Gefährte und Freund, der ihm nicht von der Seite weicht. Sie bestehen gemeinsam viele Abenteuer und so wird Balarama im Zusammenhang mit dem Krishnakult ebenfalls sehr verehrt. Balarama verkörpert Treue, Tapferkeit, Aufrichtigkeit und Pflichtgefühl. Er wird stets in weißer Körperfarbe und mit blauen Augen dargestellt. Zu seinen Attributen gehören Pflug und Keule.

Die letzte und zehnte Avatar Vishnus ist Kalkin. Er wird sich am Ende des aktuellen Weltzeitalters, des Kaliyuga, zeigen, dass 3102 vor Christus begann und nicht weniger als 432000 Jahre dauern wird, wenn die Menschen keine Zivilisation, Moral und Glauben mehr haben. Er ist ein vierhändiger Krieger auf einem weißen Pferd oder mit Pferdekopf in dunkler Körperfarbe. Sein Attribut ist das Schwert. Kalkin wird allem Bösen ein Ende setzen, sodass die Welt zum „Absoluten“ zurückkehren kann und die Schöpfung neu beginnen kann. Die Welt wird in Feuer zerstört werden.

Alle Avataras Vishnus „sterben“ irgendwann, kehren in den Himmel zurück und gehen wieder in Vishnu ein (vereinigen sich wieder mit ihm), nachdem ihre Aufgabe auf Erden erfüllt ist.

In gewisser Weise folgen Vishnus Avatare einem evolutionärem Muster (erst Fisch/Wassertier, dann Landtier/Amphibien/Schildkröte, dann höhere Lebewesen wie Eber und Löwe, dann Menschen. Sie nehmen also zunehmend menschlichere Formen an. Man kann also mit guten Gründen von einer Aszendenz sprechen. Andererseits lässt sich aber auch von einer Deszendenz sprechen, da Vishnus Inkarnationen auf die einzelnen Weltzeitalter (Yuga) hin betrachtet weniger werden.

Viele dieser Inkarnationen waren ursprünglich sicherlich selbständige mythologische Wesen und Gottheiten und sind erst später mit Vishnu in Verbindung gebracht worden. Zu jeder dieser Manifestationen existieren selbständige Geschichten und Legenden. Die Möglichkeiten der Manifestationen sind im Prinzip endlos. Damit wird gewährleistet, dass durch das Avatare-Konzept vorhandene Religionen dem Hinduismus einverleibt werden können.

Die heute populärsten, bekanntesten und einflussreichsten und wichtigsten Inkarnationen Vishnus sind Rama und Krishna, die beide eigene Anhänger haben und von diesen wie Götter verehrt werden. Durch die beiden Volksepen Ramayana („Lebenslauf des Rama“) und Mahabharata („großes Indien“) sowie die Bhakti-Bewegung wurden sie weit über die Grenzen Indien hinaus bekannt und verehrt. Für sie bildeten sich mit der Zeit selbständige Kulte heraus und sie haben selbst wieder den Status eines Hochgottes erlangt.


Die klassische Zehner-Avatareliste wird heute von den meisten Hindus anerkannt. Dennoch sind Abweichungen nach Regionen und Glaubensgemeinschaften häufig. Ihre Entstehung und Kanonisierung war ein langer Prozess. Buddha zum Beispiel wurde erst sehr spät, nachdem die Liste schon vollendet war, in den Kanon mit aufgenommen. Vishnu kann jede Natur und Gestalt annehmen, auch weibliche. Neben jeder einzelnen, gerade sich manifestierendes Herabkunft in die Welt ist jede andere Avatare gleichzeitig gegenwärtig und somit den Gläubigen zugänglich,
weshalb alle Vaishnava-Tempel bestimmten Inkarnation des Gottes geweiht sind. Darüber hinaus sind die Möglichkeiten zu Inkarnationen und Schöpfungszyklen theoretisch endlos und gewährleisten damit, dass Vishnu sich durch die Aufnahme und Integration lokaler Gottheiten weiter verwandeln wird.

Meistens wird der Begriff Avatare mit Vishnu in Verbindung gebracht, kann aber auch auf jede andere Hindugottheit angewendet werden. So gibt es auch, was weniger bekannt ist, verschiedene Avatare Shivas oder auch der Parvati. Vishnus Frau Lakshmi selber, inkarniert sich bei jeder Avatare Vishnus, um nicht von ihrem Gemahl getrennt zu sein. Sie verändert ihre Gestalt, entsprechend der ihres Mannes und steht ihm bei all seinen Avataras helfend zur Seite. Für Rama ist sie seine Sita („Ackerfurche“), für Varaha die Bhuvi („Erde“), für Vamana die Padma ("Lotos"), für Parashurama die Dharani (Göttin der Erde), für Krishna die Rukmini (seine Gemahlin) oder die Radha (seine Geliebte).

Eine Hindu-Gottheit kann an vielen Orten zur gleichen Zeit durch Teilavataras (amshas/kalas) als fleischgewordene Gestalt auftreten, während die Hauptgestalt, von der die Avataras ausgehen, „vollständig“ bleibt und sich mit den Teilgestalten unterhalten kann. Avataras sind weder dem menschlichen Leiden unterworfen, noch vergessen sie das Wissen und die Macht ihrer göttlichen Natur. Der göttliche Aspekt bleibt in vollem Umfang erhalten. Es kommt also zu keiner substantiellen Veränderung Gottes.


Literatur

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