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Hinduismus online


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Mittwoch, 03. April 2013
Kali
By religionswissenschaftler, 22:08



Kali ("die Schwarze, die Zeit") ist die hinduistische Göttin des Todes, der Zeit und der Zerstörung. Sie ist die hinduistische Muttergöttin sowie Schutzgöttin von Bengalen und insbesondere des nach ihr benannten Kalkutta (von Kalighat=Schritte der Kali/nach diesem Tanz ist auch ihr dortiger Tempel benannt). Sie ist die Gattin und Shakti des Shiva. Sie gilt ebenso als Schutzgöttin der Diebe und Kriminellen.

Kali ist die zerstörerische und zornige Form der
Mahadevi. Mythologisch entstand sie aus der Stirn der Durga im Moment größten Zorns oder aus der abgelegten schwarzen Haut oder Körperfarbe der Parvati, nachdem Shiva diese wegen ihrer dunklen Hautfarbe Kali nennt und die Göttin damit verärgert.


Ikonographie


Gewöhnlich wird Kali dargestellt mit dunkler oder blauer Körperfarbe, nackt, mit herabhängenden, trockenen Brüsten, dürr, heraushängender Zunge, roten blutunterlaufenen Augen und vier Armen. Ihre Haare sind, wie bei wilden und unabhängigen Göttinnen allgemein üblich lang und offen. Sie trägt eine Kette aus Menschenschädeln, einen für die 50 Buchstaben des Sanskritalphabets. Als Ohrringe trägt sie Babyleichen. Um die Taille trägt sie eine Kette aus abgeschlagenen Menschenhänden. Häufig sagt man, dass ihre Zunge mit Blut beschmiert ist. In einer ihrer vier Hände trägt die Göttin ein blutiges Schwert, in der anderen einen abgeschlagenen Menschen- oder Dämonenkopf. Die übrigen zwei Hände deuten die Geste der Wunschgewährung und der Überwindung der Furcht an. Häufig steht Kali mit ihrem linken Fuß auf Shiva, vereinigt sich geschlechtlich mit ihm oder tanzt auf seinem leblosen Körper. Wie dieser hat sie ein energetisches drittes Auge auf der Mitte der Stirn. Ihr Vahana ist eine Eule. Häufig sitzt sie auf dem Rücken eines Geistes. Wie Shiva lebt Kali auf Friedhöfen und Leichenverbrennungsstädten. Auf dem Schlachtfeld ist sie zuhause. Ihr zugehörige Tiere sind Schakale, Eulen und Hunde. ebenso wird sie mit Kobolden verbunden.

Mythologie


Kalis Mythologie wird vor allem in der berühmten Kalikapurana, in der Devi-Bhagavata-Purana erzählt sowie in Teilen des Devimahatyma des Markandeya-Purana, die aber vorrangig Durga gewidmet sind und in denen sie eher eine untergeordnete Rolle einnimmt. Kalis berühmtester Mythos ist der Kampf gegen den Dämon Raktabija, welcher durch Askese übermächtig geworden war. Kali tötete ihn, doch sobald sein Blut den Boden berührte, erstand er wieder auf und vervielfältigte sich. Kali trank daraufhin sein Blut, bevor es den Boden berührte und verschlang den Dämon mit einem Satz.

Von ihrem Sieg berauscht, tanzte Kali ekstatisch und gefährdete damit die Welt. Da keiner sie aufwecken konnte, wandten sie die Götter an Shiva, ihrem Ehemann. Auch Shiva hatte keinen Erfolg, als er sie ansprach. Erst als er sich unter sie warf, so dass sie auf seinem leblosen Körper tanzte, erwachte Kali aus ihrer Trance und unterbrach ihren Tanz der Zerstörung.

Ein anderer Mythos erzählt von einem Tanzwettbewerb
zwischen Shiva und Kali. Ein Einsiedler im Wald, der gerade Askese betreibt, fühlt sich von ihrem Lärmen und Wüten gestört, woraufhin er sich wich wütend an Shiva wendet, diese zu beruhigen. Es kommt also zu einem Wetttanzen, bei dem Kali natürlich unterlag, da sie Shiva, dem Meister des Tandavatanzes und Nataraja (König und Gott des Tanzes) nichts entgegen setzen konnte.

Das Bhagavata-Purana erzählt, wie Kali von einer Bande von Räubern und Mördern, Thugs genannt, verehrt wird. Diese entführen einen Brahmanensohn, da der Führer der Bande sich einen Sohn wünscht und wollen ihn dem Bildnis der Kali zum Opfer anbieten. Doch die Reinheit und der Glanz des Brahmanenjungen verbrannten Kali, so dass diese zornig wurde und aus ihrem Bild heraustrat. Daraufhin bestrafte sie die Räuber für ihre Torheit und tötet sie alle. Es wird beschrieben, wie Kali und ihre Schar wilder Dienerinnen sich die abgeschlagenen Köpfe der Mörder im Spiel gegenseitig zuwerfen und sich an ihrem Blut erlaben.

Auch an einer prominenten Stelle des Ramayana raucht Kali auf, als Rama nachdem er den Dämonenfürst Ravana besiegt hat mit Sita nach hause zurückkehren will und dabei gegen einen übermächtigen Dämon kämpfen muss. Rama ist vor Angst wie gelähmt, was Sita nicht mit ansehen kann. So verwandelt sich die ansonsten unterwürfige und sanfte Göttin in die schreckliche Kali und zerreißt den Dämonen mit Leichtigkeit.

Kult und Rituale


Der Kult der Kali ist in einigen Zügen ungewöhnlich. Früher wurden der Kali von der Sekte der Thug, Indiens geheimer Meuchelmörderbande, blutige Menschenopfer dargebracht. Ihnen galt sie als Schutzgöttin der Mörder, Diebe und Kriminellen und wurde als schwarze, dunkle Göttin verehrt. Noch heute werden Kali blutige, stets männliche Tieropfer in ihren Tempeln, besonders auf den Lande, dargebracht. Im Gegensatz zum Kult der Durga finden diese aber nicht periodisch nur an bestimmten Festtagen, sondern täglich und auch ganz ohne mythologischen Zusammenhang ihr zu Ehren statt. In brahmanischen Kulten finden stattdessen Substitutionsopfer statt, in denen Kokosnüsse vor dem Schrein der Göttin rituell enthauptet werden. Kalis Hauptfest ist Dipavali im Herbst und wird besonders in Bengalen gefeiert.

Kalis Bedeutung für den Hinduismus

Kalis Bedeutung liegt vor allem in ihrem grenzhaften und ungewöhnlichen Charakterzügen sowie ihrer Lebensweise. Sie liebt Blut, trinkt Alkohol und isst Fleisch. Sie erscheint als zornige, schreckliche, furchterregende,stets wilde und ungebändigte Göttin. Sie ist unabhängig und ordnet sich keiner anderen männlichen Gottheit unter. Im Zusammenhang mit Shiva behält sie stets eine gewisse Unabhängigkeit und ist es häufig, die den Gott dominiert. Damit kehrt sie gesellschaftliche Verhaltensweisen und Geschlechterrollen in paradigmatischer Weise um.

Von Zeit zu Zeit wird Kali von Shiva in ihren wilden Charakterzügen und Verhalten gebändigt und zurückgehalten. Doch dies ist eher die Ausnahme in ihrer Mythologie. Es gibt jedoch zwei mythologische Typen, von denen Kali stets zur Ruhe gebracht wird: zum einen Shiva in seiner leichnahmähnlichen Form, zum anderen durch das Auftauchen eines Kindes auf dem Schlachtfeld, dass ihn ihr spontan mütterliche Gefühle weckt.

Gewöhnlich ist sie es eher, die Shiva zu wilden, verrückten und gefährlichen Verhalten anstiftet oder aber die beiden stiften sich dazu gegenseitig an und bestärken oder ermutigen sich dazu. Zuweilen führen sie ihren Tanz der Zerstörung auch gemeinsam auf.

Kali erscheint gewissermaßen als Shivas andere Frau, die zu seinem wilden und grenzhaften Verhalten passt und ihn darin auf perfekte Weise ergänzt.

Dennoch erscheint Kali auch als fürsorgliche und mütterliche Göttin, die ihre Gläubigen als ihre Kinder betrachtet. Ihren Feinden gegenüber ist sie zwar hart und gnadenlos, ihren Verehrern gegenüber entfaltet sie aber zugleich ihre beschützende und mütterliche Seite. So schützt sie Menschen vor Dämonen und anderen Gefahren und Widrigkeiten. Wer sie verehrt, so heißt es, überwindet negative Eigenschaften wie Angst und Furcht und sieht die Welt, wie sie wirklich ist. Kali zerstöre innerliche Antriebe und Leidenschaften, innerliche Schwächen und Fehler.


Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Kali




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