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Hinduismus online


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Freitag, 01. März 2013
Vishnu
By religionswissenschaftler, 06:17

Der vielgestaltige Gott Vishnu („der Wirkende“/“der Alldurchdringende“) ist im hinduistischen Trimurti („Dreieinigkeit“/“Dreifaltigkeit“) der Erhalter und Beschützer der Welt, Erlöser, sowie der Urgrund der kosmischen Ordnung (Dharma), eine Art kosmischer Polizist. Er ist einer der drei Hauptgötter neben Brahma, dem Schöpfer und Lenker des Universums und Shiva („der Gütige“), dem Zerstörer und Auflöser. Er ist der Schutzgott von Recht und Wahrheit, der Gott der Gnade und Güte. Als Bewahrer des Universums tritt Vishnu majestätisch und mitunter auch Furcht einflößend auf. Insgesamt ist er den Menschen aber wohlgesonnen und weit weniger Schrecken erregend als Shiva, der Zerstörer, dem er komplementär gegenübersteht.

Vishnuismus und Rituale

Vishnus Anhänger, die Vaishnavas, betrachten ihn als höchsten Gott und verliehen ihm den Beinamen der „Höchste“. Manchmal wird gar Brahma, das „Absolute“ oder die höchste Realität, als Erscheinungsform Vishnus dargestellt. Seinen Anhängern gilt Vishnu als allmächtig und allgegenwärtig. Im Vishnuismus oder Vishnaivismus, eine der drei Hauptströmungen des Hinduismus, neben Shivaismus und Shaktismus (der die Shakti bzw. Mahadevi, die große Göttin verehrt), wird Vishnu monotheistisch als das höchste Eine und die Gesamtheit aller anderen Götter verehrt. Statistisch gesehen handelt es sich beim Vishnuismus um die am häufigsten ausgeübte Religionsform des Hinduismus. Im Gegensatz zum Shivaismus ist er aber monistisch. Im Laufe der Zeit absorbierte der Vishnuismus auch zahlreiche Elemente des indischen Sonnenkultes. Allgemein lässt sich sagen, dass der Vishnuismus weniger Wert auf die Rituale bzw. den Ritualismus legt als der Shivaismus. Auch ist das Ahimsa, das Tötungsverbot, die Gewaltlosigkeit gegenüber allem Lebendigen, zentraler Bestandteil des Vishnuismus. Esoterische und besonders die blutigen Zeremonien fehlen. Die Vaishnavas versehen ihren Körper oder ihre Bekleidung häufig mit Symbolen Vishnus, wie z.B. seinem Fußabdruck, dem Muschelhorn und dem diskusähnlichen Wurfgeschoss.

Sobald die Welt (Loka) und die kosmische Ordnung (Dharma) in Unordnung geraten, inkarniert Vishnu sich, damit die Macht der “Dämonen“ (Asuras) nicht Überhand gewinnt. Er sorgt also für ein Gleichgewicht zwischen Göttern (Devas) und „Dämonen“ (Asuras). Während Brahma den Archetypus des Priesters verkörpert und Shiva ("der Gütige") den Asketen und Yogi, verkörpert Vishnu den König. Der König von Nepal beispielsweise (sowie alle Könige) gilt als seine Inkarnation.

Vishnus erste Frau und zugleich seine Shakti (aktive, weibliche „Energie“, „Kraft“, „Macht“) ist die gütig, lächelnde Göttin Shri Lakshmi, die glücksverheißende Göttin des Schicksals, des Lichts, der Fruchtbarkeit, der Liebe, Schönheit, Gesundheit und des Reichtums. Sie nimmt für die Vaishnavas eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Gott (Vishnu) und Mensch ein.

Seine zweite Gattin ist Bhudevi, die Göttin der Erde, mit der er auch oft zusammen abgebildet wird.


Teilweise wird auch Sarasvati („die Fließende“), die Göttin der Gelehrsamkeit, der Wissenschaft und der Künste, als Vishnus Gattin genannt, obwohl sie eher als Gattin und Tochter des Brahma gilt.

Zwischen zwei Schöpfungsperioden ruht (schläft) Vishnu liegend im kosmischen Ozean (Milchozean) auf der Weltenschlange Ananta bzw. Sesha, dem Symbol der Ewigkeit. Dabei überwölbt die gespreizte Kobra-Halshaut schützend Vishnus Körper. Dann heißt er Narayana („der aus dem Wasser Kommende“). Seine Gattin Lakshmi sitzt dabei an seinen Füßen, massiert ihn und weckt ihn für einen neuen Schöpfungszyklus. Während er schläft, verwandelt er sich allmählich in den nächsten Avatar für den künftigen Schöpfungszyklus. Aus Vishnus Bauchnabel entsteht dabei ein Lotos (Padma), aus dem der Gott Brahma emporsteigt, der den Schöpfungszyklus vollendet. Zwischen zwei Weltzeitaltern (Yugas) existiert nichts außer dem kosmischen Ozean und Vishnu selbst, nicht einmal die Götter.

Vishnu lebt in Vaikuntha, seinem „Paradies“. Dies ist zwar nicht die höchste Himmelsregion, gilt seinen Anhängern aber als die wichtigste, in der sie sich mit Vishnu vereinen wollen. Vishnu führt, außer den Avataras, zahlreiche Beinamen, unter anderem Narayana („Weltensohn/Gottessohn/der aus dem Wasser Kommende“), Hari („der die Herzen aller anzieht“), Vishvarupa („der Vielgestaltige“), Jaganatha („Herr der Welt“), Antaryami („innerer Regierer“), Vaikunthanatha („Heer von Vaikuntha“), und Vasudeva (Gott des Gedeihens“).

Seinen Anhängern gilt Vishnu als Zentrum des Universums, als kosmische Säule, die den Himmel trägt. Zugleich verehrt man ihn auch als Antaryami, als „ewigen Freund“, der im Herzen jeden Wesens wohnt. Er ist der König der Könige und der Herr des “Paradieses“ Vaikuntha. Er ist eins mit der universellen Kraft des Universums Maya.


Vishnu in den Veden und Entwicklung

Vishnu soll ursprünglich ein relativ unbedeutender, untergeordneter, vedischer Sonnengott und Lichtgott und einer der zwölf Adityas (Sohn der Göttin Aditi) gewesen sein, der die Zeit in Bewegung setze und mit drei Schritten (Trivikrama) die Welt und den Raum ausmaß, als Symbol für Sonnenaufgang, Höchststand und Untergang der Sonne. Er durchmisst alle drei Welten der Triloka (dreigeteilte Welt), den Himmel (Svarloka), die Erde und Wohnort der Menschen (Bhurloka) und die Unterwelt (Patala und Naraka). Ursprünglich war er ein Zwerg, Vamana, der zum Riesen heranwuchs und dem übermächtigen Dämonenkönig Bali die Welt (Loka) wieder abnahm und diese für Menschen und Götter zurückeroberte. Diese Zwergengestalt wurde später zur fünften Avatare Vishnus.

Mit dem Übergang vom Vedismus zum Hinduismus erlangte Vishnu einen gewaltigen Aufstieg, im Gegensatz zu vielen anderen vedischen Göttern, die danach an Bedeutung und Macht verloren haben. Vishnu entwickelte sich weiter zu einer der bedeutendsten Gottheiten des Hinduismus. Seine Mythologie wird neben den Veden, hauptsächlich in den Vishnu-Puranas (den „alten Erzählungen“/davon insgesamt sechs Vishnu gewidmet) aus dem dritten bzw. vierten Jahrhundert nach Christus verarbeitet.





Im Gegensatz zu Shiva, der häufig in Form des Dreizacks (Trishul) oder eines phallusartigen Linga verehrt wird, wird Vishnu nur sehr selten in symbolischer, abstrakter Form verehrt, wenn überhaupt dann meistens als schwarzer Stein oder Ammonit (Salagrama) in seiner natürlichen Form (svarupa) oder in Form eines stilisierten Fußabdrucks (Vishnupadaka) (vergleiche Axel Michaels S.333/334).


Ikonographie

Vishnu wird für gewöhnlich als jugendlicher, strahlender Gott dargestellt. Ikonographisch ist Vishnu gekennzeichnet durch vier Arme, mit seinen Attributen Lotos (Padma/als Symbol für die Schöpfung, den Mutterleib, Reinheit, Erleuchtung, höchstes Bewusstsein und das Universum), ein Rad oder Diskus (chakra/als Symbol für den unaufhaltsamen Lauf der Sonne und den Zyklus von Werden und Vergehen/auch Waffe gegen die Dämonen), Muschel (sankha/symbolisiert Vishnus Fähigkeit alle Wesen zu durchdringen und zu beseelen/Sinnbild der Herkunft aller Existenz/das Blasen in das Muschelhorn spielt eine bedeutende Rolle bei allen hinduistischen Ritualen) und Keule (gada/als Symbol für Stärke und Wissen und Waffe im Kampf gegen die „Dämonen“). Mit dem Lotos und der Muschel segnet er die Guten, mit dem Diskus und der Keule bestraft er die Bösen. Auf seinem Kopf trägt er die hohe Königskrone. Er trägt die Gewänder eines Königs und sein Körper ist von manch königlichem Schmuck verziert. Seine Körperfarbe ist blau wie die Lotosblüte und sein Gewand gelb. Seit Vahana (Reit- und Symboltier/“Fahrzeug“) sind der gewaltige mythische Vogel Garuda (ein Adlermensch), der Lotos (Padma) und die fünfköpfige Weltenschlange Ananta („unendlich“) auch Sesha („ruhend“) genannt.



2. Vishnu und die Avatare


Eine Avatare ist die Inkarnation (die sichtbare, fleischgewordene Manifestation) eines Gottes außerhalb von Samsara (dem Kreislauf der Wiedergeburten), aus seinem Himmel (Svarloka) in die Welt der Menschen (Bhurloka) für die Spanne eines Menschenlebens. Sie ist vom Karma („Tat“, „Handlung“, „Wirken“, „Praxis“, „Opfer“, „Schicksal“) unabhängig und einzig vom freien Willen (Ishvara) des Gottes bedingt.


Sobald das Gleichgewicht zwischen Göttern und Dämonen gestört wird, inkarniert Vishnu, um die „Dämonen“ (Asuras) und das Böse zu vernichten und so das kosmische Gleichgewicht
wiederherzustellen und die Gläubigen (Bhaktas) zu retten. Ein Avatar steigt zur Erde hinab, um den Menschen wichtige Entwicklungsimpulse zu geben.

Von Vishnu existieren zehn verschiedene Avatare („Herabkünfte“/“Herabstiege“/Inkarnationen):

Es sind dies: Matsya (der Fisch), Kurma (die Schildkröte), Varaha (der Eber/Ebermensch), Narasimha (der Löwe/Löwenmensch), Vamana (der Zwerg), Parashurama („Rama mit dem Beil“/“Rama mit der Axt“), Rama als Hauptgestalt des Epos Ramayana, Krishna der Hirtengott und Verkünder der Bhagavadgita, Buddha, der weise Lehrer, der Gewaltlosigkeit und Mitleid lehrte (an seine („weißes Pferd“/apokalyptischer Reiter). Jede dieser Inkarnationen Vishnus ist auf die verschiedenen Weltzeitalter (Yuga) verteilt. Von diesen Avatare treten einzelne doch wieder hervor, wie Rama und Krishna.


Im ersten, goldenen Zeitalter, dem Kritayuga, sind es Matsya, Kurma, Varaha und Narasimha. Im
zweiten, silbernen, dem Tretayuga, sind es Vamana, Parashurama und Rama. Im dritten Yuga, dem bronzenen oder ehernen, dem Dvarparayuga, ist es dann Krishna selber. Am Anfang des vierten, eisernen und letzten Yugas, dem Kaliyuga, in dem wir jetzt leben, tritt Buddha, der bisher letzte Avatare auf und am Ende, in ferner Zukunft, der apokalyptische Reiter Kalkin. Er wird die „Dämonen“ töten, das Böse vernichten, die Welt in Feuer zerstören und ein neues, reines Zeitalter einleiten.

Matsya kam auf die Erde, um die Veden vor der Sintflut zu retten. Der erste Mensch Manu, Sohn des Brahma, rettete Matsya vor dem Gefressenwerden durch einen größeren Fisch im See und nahm ihn mit. Er setzte ihn in einen Behälter. Doch der Fisch wurde immer größer und so musste Manu ihn täglich in ein größeres Gefäß umsetzen. Schließlich setzte er ihn wieder in den Ozean zurück.

Aus Dankbarkeit warnte Matsya Manu vor einer großen Sintflut und riet ihm eine Arche zu bauen und den Samen sämtlicher Tiere und Pflanzen auf sein Boot zu nehmen. Doch noch bevor Manu fertig war, begann der Regen zu fallen und bald wurde die ganze Welt überflutet. Die Flut drohte Manus Schiff mitzureißen und zu zerstören und so befestigte Matsya die Arche an seinem Horn und brachte das Schiff so in Sicherheit. Dann befahl er Manu das Boot am Gipfel eines Berges, des Himalaya, festzumachen und zu warten. Bevor Matsya verschwand, offenbarte er Manu seine wahre Identität als Vishnu. So wurde die Erde von neuem bevölkert.


Kurma trug, während der Quirlung des Milchozeans den Berg Mandara auf dem Rücken. Die Götter
hatten den Berg Mandara ausgerissen und als Quirl benutzt, doch ohne Gegenkraft bohrte er sich tief in die Erde. Also tauchte Vishnu als Schildkröte unter dem Berg und hielt ihn. Die Schlange (Naga) Vasuki wurde als Quirseil um den Berg gewunden. Die Götter (Devas) zogen an einem Ende und die Asuras am anderen Ende des „Taus“. So wurde der Milchozean in hundert Jahren zu Butter und das Unsterblichkeitselixier Amrita, das bei der Sintflut verloren ging, kam daraus hervor sowie dreizehn weitere Kostbarkeiten. Darunter unter anderem die goldfarbene, schöne Göttin Lakshmi, die später Vishnu zum Mann erwählte, Sonne und Mond, der weiße Urelefant Airavata („der aus dem Urmeer Kommende“), der zum Vahana Indras wurde, die Apsaras („Wasserwandlerinnen“ himmlische „Nymphen“ der Freude), die Weingöttin Varuni, die dem vedischen Gott Varuna, dem Gott von Moral und Ordnung zur Frau gegeben wurde und die die „Dämonen“ für sich beanspruchten, die Urkuh Surabhi („die Kuh des Überflusses“/Wunschkuh) für die Rishis, die Milch und Quark spendete, ein weißes Pferd, das ebenfalls zum Tragtier Indras wurde, ein Schirm für Varuna, die als göttlich verehrte Tulsi-Pflanze, Ohrringe für die Göttin Aditi, Dhanvantari, der Arzt und Heiler der Götter, der das Amrita in den Händen hielt, das Juwel Kaushtuba für Vishnu, der Wunschbaum Al, den Indra in seinen Garten pflanzte sowie der Paradiesbaum Parijati, dessen Blüten die Welt parfümierten und später durch den Weltenberg Meru ersetzt wurde. Vishnu war in diesem Fall auf der Seite der Devas und Asuras, wobei er sich dann letztendlich doch für die Götter entschied. Die Götter erhielten Amrita, um ihre Macht im Kampf gegen die „Dämonen“ zu stärken.

Varaha rettete die Erde, die versunken war. Der „Dämon“ Hiranyaksha schleuderte die Erde in den kosmischen Ozean, doch Vishnu als Eber besiegte den „Dämon“ und fand sie wieder. Als schöne Frau (Bhuvi, eine Verkörperung Lakshmis) trug er sie mit seinen Stoßzähnen zurück an die Oberfläche.

Narasimha kam auf die Welt, um den „Dämonen“ Hiranyakashipu zu töten, der den vedischen Götterkönig Indra entthronte und sich selbst zum König über das Universum ernannte und seinen Sohn Pralada, zu retten. Pralada war ein Anhänger Vishnus und so wollte sein Vater ihn töten. Als dies misslang, wurde der „Dämon“ wütend und forderte Vishnu heraus. Dieser entstieg als Löwenmensch aus einer zerbrochenen Säule und riss dem Dämon die Eingeweide heraus.

Narasimha besiegte auch die böse „Dämonin“ Holika, der Hiranyakashipu seinen Sohn übergab, um ihn ins Feuer zu bringen und ihn so zu töten. Holika, die Verkörperung des Bösen, behauptete gegen das Feuer gefeit zu sein. Aber Vishnu half dem Prinzen. Holika verbrannte, während Prahlada unversehrt blieb. Daraufhin erbte Prahlada seines Vaters Thron. Der Mythos versinnbildlicht, dass Vishnu den Gläubigen stets hilft.


Die fünfte Inkarnation war Vamana, ein Zwerg in Brahmanengestalt. Er rettete die Erde vor dem Dämon Bali. Vamana bat den Dämon ihm so viel Land zu überlassen, wie er mit drei Schritten ausmessen konnte. Lächelnd gewährte der Dämon ihm diese scheinbar harmlose Bitte. Während er die Schritte ausführte, wuchs Vamana so ungeheuer an, dass er mit dem ersten Schritt die Erde (Bhurloka), mit dem zweiten Schritt den Himmel (Svarloka) durchmisst. Bevor er den dritten Schritt ausführte, bat
Bali den Gott, ihm nicht alles wegzunehmen. Vishnu, der nun zum Riesen gewachsen war, zeigte sich großzügig und wies ihm die Unterwelt (Patala/Naraka) als Reich zu.

Parashurama war ein Brahmane, der das Leben eines Kriegers (Kshatriya) führte. Seine Waffe war eine heilige Axt, die Shiva ihm anvertraut hatte. Er tötete auf Veranlassung seines Vaters Jamandagni, seine Mutter Renuka, da diese unreine Gedanken hegte (phantasierter Ehebruch).

Später erweckte sein Vater sie auf Wunsch seines Sohnes wieder zum Leben. Parashurama löschte die gesamte Kriegerkaste aus, das diese seinen Vater beleidigt hatte. Danach veranlasste er die Neuvermählung der Kshatriya-Witwen mit den Brahmanen. So schuf Parashurama eine neue, reinere Kriegerkaste und verhalf den Brahmanen wieder zur Oberherrschaft. Der Mythos spiegelt den Streit der Brahmanen und der Kriegerkaste um die Oberherrschaft wieder, der historisch verbürgt ist. Dargestellt wird Parashurama als Brahmane mit der heiligen Opferschnur. Seine Attribute sind Beil, Schwert, Bogen und Pfeil.

Rama („der Dunkle“) war die siebte Avatara Vishnus im Tretayuga und Hauptgestalt des Hinduepos Ramayana („Die Reise Ramas“/“Der Lebenslauf Ramas“). Er kam auf die Welt, um den bösen „Dämonenkönig“ Ravana zu töten, den Herrscher der Insel Lanka (heute: Sri Lanka). Rama, Sohn des Königs von Ayodhya, gewann seine Gemahlin Sita, indem er Shivas unzerstörbaren Bogen zerbrach. Seine Stiefmutter verbannte ihn für vierzehn Jahre in den Wald, wo Sita von Ravana geraubt wurde. Nach vielen Abenteuern tötete Rama den Dämon, mit Hilfe des Affengottes Hanuman, gewann Sita zurück und regierte sein Königreich 1000 Jahre lang. Rama gilt als Verkörperung des gerechten Herrschers, des idealen Königs und Ehemanns, der Pflichterfüllung und Rechtschaffenheit (Dharma), Männlichkeit, der Ehrenhaftigkeit, Tugendhaftigkeit und der Tapferkeit. Er gilt als ein Garant der gesellschaftlichen Ordnung und ihrer Institutionen, der Kaste und der Familie, die Inkarnation von Vishnus königlicher Würde. Seine Königsherrschaft (die Ramaraja) gilt bis heute (insbesondere für Hindunationalisten/Fundamentalisten) als erstrebenswertes Ideal für ein künftiges Indien und die ganze Menschheit. Rama wird stets in blauer Kolorierung und mit Pfeil und Bogen in den Händen haltend, dargestellt. Er gehört der Sonnendynastie an.

Die achte und einzige Avatara Vishnus im dritten Weltzeitalter, dem Dvarparayuga, ist Krishna, auf den ich später noch ausführlicher eingehe. Durch ihn wurde Vishnu zu einem Gott der Liebe und Erlösungsgott. Er gehört der Monddynastie an.

Buddha wurde erst nachträglich im dritten oder vierten Jahrhundert vor Christus zu einem Avatar Vishnus gemacht. Buddha war im Hinduismus ein Irrlehrer, der die guten von den schlechten Hindus trennte. Buddha wollte die schlechten Hindus verführen, Buddhisten zu werden, um diese so für den Abfall von den Veden zu strafen. Die guten Hindus blieben Hindus, die schlechten wurden Buddhisten. Er wollte auch die Dämonen zu Buddhisten machen, um so ihre Macht im Kampf gegen die Götter zu schwächen. Erst später wurde ein positiver Grund für das Erscheinen Buddhas gefunden. Er wollte die Menschenopfer abschaffen.

Häufig tritt auch Krishnas älterer, hellhäutiger Bruder Balarama („kraftvoller Rama“) an Buddhas Stelle als neunter Avatar Vishnus. Es handelt sich bei ihm wohl um eine alte, regionale agrarische Gottheit. Er ist der Gott des Achterbaus und der Stärke. Balarama ist Krishnas treuer Gefährte und Freund, der ihm nicht von der Seite weicht. Sie bestehen gemeinsam viele Abenteuer und so wird Balarama im Zusammenhang mit dem Krishnakult ebenfalls sehr verehrt. Balarama verkörpert Treue, Tapferkeit, Aufrichtigkeit und Pflichtgefühl. Er wird stets in weißer Körperfarbe und mit blauen Augen dargestellt. Zu seinen Attributen gehören Pflug und Keule.

Die letzte und zehnte Avatar Vishnus ist Kalkin. Er wird sich am Ende des aktuellen Weltzeitalters, des Kaliyuga, zeigen, dass 3102 vor Christus begann und nicht weniger als 432000 Jahre dauern wird, wenn die Menschen keine Zivilisation, Moral und Glauben mehr haben. Er ist ein vierhändiger Krieger auf einem weißen Pferd oder mit Pferdekopf in dunkler Körperfarbe. Sein Attribut ist das Schwert. Kalkin wird allem Bösen ein Ende setzen, sodass die Welt zum „Absoluten“ zurückkehren kann und die Schöpfung neu beginnen kann. Die Welt wird in Feuer zerstört werden.

Alle Avataras Vishnus „sterben“ irgendwann, kehren in den Himmel zurück und gehen wieder in Vishnu ein (vereinigen sich wieder mit ihm), nachdem ihre Aufgabe auf Erden erfüllt ist.

In gewisser Weise folgen Vishnus Avatare einem evolutionärem Muster (erst Fisch/Wassertier, dann Landtier/Amphibien/Schildkröte, dann höhere Lebewesen wie Eber und Löwe, dann Menschen. Sie nehmen also zunehmend menschlichere Formen an. Man kann also mit guten Gründen von einer Aszendenz sprechen. Andererseits lässt sich aber auch von einer Deszendenz sprechen, da Vishnus Inkarnationen auf die einzelnen Weltzeitalter (Yuga) hin betrachtet weniger werden.

Viele dieser Inkarnationen waren ursprünglich sicherlich selbständige mythologische Wesen und Gottheiten und sind erst später mit Vishnu in Verbindung gebracht worden. Zu jeder dieser Manifestationen existieren selbständige Geschichten und Legenden. Die Möglichkeiten der Manifestationen sind im Prinzip endlos. Damit wird gewährleistet, dass durch das Avatare-Konzept vorhandene Religionen dem Hinduismus einverleibt werden können.

Die heute populärsten, bekanntesten und einflussreichsten und wichtigsten Inkarnationen Vishnus sind Rama und Krishna, die beide eigene Anhänger haben und von diesen wie Götter verehrt werden. Durch die beiden Volksepen Ramayana („Lebenslauf des Rama“) und Mahabharata („großes Indien“) sowie die Bhakti-Bewegung wurden sie weit über die Grenzen Indien hinaus bekannt und verehrt. Für sie bildeten sich mit der Zeit selbständige Kulte heraus und sie haben selbst wieder den Status eines Hochgottes erlangt.


Die klassische Zehner-Avatareliste wird heute von den meisten Hindus anerkannt. Dennoch sind Abweichungen nach Regionen und Glaubensgemeinschaften häufig. Ihre Entstehung und Kanonisierung war ein langer Prozess. Buddha zum Beispiel wurde erst sehr spät, nachdem die Liste schon vollendet war, in den Kanon mit aufgenommen. Vishnu kann jede Natur und Gestalt annehmen, auch weibliche. Neben jeder einzelnen, gerade sich manifestierendes Herabkunft in die Welt ist jede andere Avatare gleichzeitig gegenwärtig und somit den Gläubigen zugänglich,
weshalb alle Vaishnava-Tempel bestimmten Inkarnation des Gottes geweiht sind. Darüber hinaus sind die Möglichkeiten zu Inkarnationen und Schöpfungszyklen theoretisch endlos und gewährleisten damit, dass Vishnu sich durch die Aufnahme und Integration lokaler Gottheiten weiter verwandeln wird.

Meistens wird der Begriff Avatare mit Vishnu in Verbindung gebracht, kann aber auch auf jede andere Hindugottheit angewendet werden. So gibt es auch, was weniger bekannt ist, verschiedene Avatare Shivas oder auch der Parvati. Vishnus Frau Lakshmi selber, inkarniert sich bei jeder Avatare Vishnus, um nicht von ihrem Gemahl getrennt zu sein. Sie verändert ihre Gestalt, entsprechend der ihres Mannes und steht ihm bei all seinen Avataras helfend zur Seite. Für Rama ist sie seine Sita („Ackerfurche“), für Varaha die Bhuvi („Erde“), für Vamana die Padma ("Lotos"), für Parashurama die Dharani (Göttin der Erde), für Krishna die Rukmini (seine Gemahlin) oder die Radha (seine Geliebte).

Eine Hindu-Gottheit kann an vielen Orten zur gleichen Zeit durch Teilavataras (amshas/kalas) als fleischgewordene Gestalt auftreten, während die Hauptgestalt, von der die Avataras ausgehen, „vollständig“ bleibt und sich mit den Teilgestalten unterhalten kann. Avataras sind weder dem menschlichen Leiden unterworfen, noch vergessen sie das Wissen und die Macht ihrer göttlichen Natur. Der göttliche Aspekt bleibt in vollem Umfang erhalten. Es kommt also zu keiner substantiellen Veränderung Gottes.


Literatur

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