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Hinduismus online


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Donnerstag, 14. März 2013
Sati
By religionswissenschaftler, 07:32


Sati (von sat: "seiend") ist die gute, reine, keusche, treue und hingebungsvolle Frau. Sie ist die Tochter des vedischen Schöpfergottes Daksha und die erste Frau des Shiva.

Daksha lehnte Satis Ehemann Shiva aufgrund seines Äußeren und seiner ungewöhnlichen Lebensweise als Asket ab und lud ihn so auch nicht zum großen Opferfest für alle Götter ein. Während Shiva selbst sich nicht daran störte, schämte sich Sati zutiefst für ihren Vater und bestand darauf trotzdem zum Opferfest zu erscheinen. Doch Shiva bestand darauf, dass Sati sich an seine Anweisung hielt keine Probleme zu machen, andernfalls würde er sie bestrafen.

Doch Sati widersetzte sich Shivas Anweisung und erschien trotzdem zum Opferfest. Doch Daksha erzürnte und wollte weder Shiva und seine Tochter beim Opferfest dabeihaben. So verbrannte sich Sati aus Scham und aus Treue zu ihrem Ehemann (in der Absicht dessen Ehre wiederherzustellen) mittels ihres energetischen dritten Auges von innen heraus zu Asche.

Als Shiva davon erfuhrt, wurde er unendlich wütend und er erschuf ein Wesen aus seinen Augenbrauen, den Virabhadra, dem er befahl das Opfer des Daksha zu zerstören. Dieser schoss mit Pfeil und Bogen auf das Opfer und enthauptete Daksha. Zwar stellte Shiva später sowohl das Opfer als auch Dakshas Leben wieder her. (Der verschwundene Kopf des Daksha wurde durch den einer Ziege ersetzt).

Doch Shiva war zutiefst traurig über Satis Tod und streifte mit ihrer verkohlten Leiche auf dem Rücken (auf seinem Dreizack) durch das Land. Dabei vergaß er alles um sich herum, war nicht ansprechbar und gelähmt vor Schmerz und Trauer. Er vernachlässigte seinen göttlichen Aufgabenbereich, wodurch die Schöpfung und die Weltzeitalter durcheinander gerieten. Durch Shivas Trauer drohte die Welt zu erschüttern.

Mit der Zeit schnitt Vishnu die Leichenteile mit seinem Diskus (chakra) unbemerkt ab. Überall wo ein Körperteil Satis zu Boden fiel, entstand ein pitha, eine heilige Stelle und ein Wallfahrtsort, auf denen verschiedene Tempel für die Göttin errichtet wurden. Aus den Körperteilen der Sati sollen auch verschiedene andere Göttinnen entstanden sein, in Assam beispielsweise soll aus der Yoni (Vulva) die tantrische Göttin Kamakhya (die Göttin der sexuellen Begierde) entstanden sein. So wurde die ursprünglich transzendente und himmlische Göttin auch zu einem sichtbaren Teil der Erde und für die Menschen zugänglich und greifbar. Ein Hindu lebt so quasi auf oder in dem Körper der Sati, die somit Bestandteil der sakralen Geographie Indiens wurde, das selbst als Göttin verehrt und betrachtet wird.

Shiva hingegen bemerkte schließlich, dass der Leichnam gänzlich verschwunden war, wodurch er wieder zur Besinnung kam und seine Trauer beendete. Von diesem heißt es, er sei in Assam mit seinem Lingam in die Yoni der Göttin eingedrungen, so dass schließlich beide auch irdisch verehrt werden konnte und Sati es schaffte Shiva aus seiner Askese zu reisen und ihn zum Bestandteil der Erde zu machen.



Später setzte Vishnu Satis Leichenteile wieder zusammen und sie wurde als Parvati, Shivas zweite Frau, wiedergeboren, die ihn durch lange Askese eroberte, nachdem der Gott sie nicht gleich wiedererkannte.

Sati ist auch das Vorbild der indischen Witwenverbrennung, welche nach ihr benannt wurde. Auch die Witwe selber wird als Sati bezeichnet. An der Stelle solcher Verbrennungen wurde sogenannte Satisteine aufgestellt, mit schematischen Darstellungen einer aufwärts erhobenen Hand, der Urne und der Verbrennungsszene.

Bedeutung Satis

In Sati lebt noch der ursprüngliche Gegensatz zwischen Shivakult und Brahmanismus fort. Satis selbstgewähltes Opfer war notwendig, um den asketischen, und ursprünglich nicht arischen Shiva zur Auseinandersetzung mit dem Brahmanismus zu bringen. Shiva war eine Gottheit der Kastenlosen, stand außerhalb der Gesellschaft und wurde deswegen als Außenseiter auch nicht von den anderen Göttern zum Opfer geladen. Nur dadurch konnte er in diesen integriert werden, ohne dieses Ereignis wäre es niemals zu einer Annäherung dieser beiden, noch heute den Hinduismus dominierenden Traditionen, gekommen. Vorher lebte Shiva als reiner Asket, er legte keinen Wert auf brahmanische Opferriten oder Akzeptanz der anderen Götter. Durch Satis Tod aber, war Shiva gezwungen sich mit dem Brahmanismus auseinanderzusetzen. Er wurde wütend und zerstörte so das Opfer, stelle es aber anschließend wieder her, so dass Shiva von den anderen Göttern anerkannt wurde.

Witwenverbrennung

Witwenverbrennung (suttee oder Sati genannt) ist in Indien seit dem Mittelalter nachzuweisen. Eine verwitwete Frau soll demnach nach dem Tod ihres Gatten (hauptsächlich eines Brahmanen) diesem in den Tod auf dem Scheiterhaufen folgen. Im Idealfall soll dies am Todesort des Gattes geschehen, sonst auf einer eigenen Verbrennungsstelle. Wiederverheiratung war und ist bis heute sehr selten und unüblich. Historisch gesehen war sie niemals in der Gesellschaft weitläufig und vollkommen akzeptiert, nicht mal innerhalb einer gewissen Schicht, sie entstammte wohl gewissen Kreisen, hauptsächlich den brahmanischen und kriegerischen. In Nepal gingdie Witwe dabei durch ein Tor (Satitor), um ihre (unwiderrufliche) Absicht zu bekunden. Zwar beruhte die Witwenverbrennung per se und pro forma auf Freiwilligkeit, doch war der Tod des Mannes zugleich auch der soziale und rituelle Tod der Witwe. Weigerte sie sich, so wurde sie von der Gesellschaft und auch der Familie ausgeschlossen, verbannt und geächtet. Sie galt als entehrt. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass Frauen in Indien bis heute vor allem durch die Existenz des Mannes bestimmt werden. Sie gelten als Ehefrauen, Töchter, Mütter (von hauptsächlichen männlichen Nachkommen), Stiefmütter und Schwestern. Eine Frau wird unter den Schutz eines Mannes geglaubt, ohne den sie gesellschaftlich völlig bedeutungslos ist. Durch den Tod des Mannes verlieren sie quasi ihre Daseinsberechtigung. Witwen werden in Indien bis heute gefürchtet und gemieden. Sie gelten in hohem Maße als unheilvoll, gefährlich und negativ. Von ihnen heißt es, sie würden nur Ärger erregen. Man versucht ihnen so gut wie möglich aus den Weg zu gehen. Dies liegt vor allem daran, dass man Witwen einen enormen sexuellen Appetit unterstellt, den diese durch die Abwesenheit des Mannes freilich nicht mehr stillen können.

Zwar wurde die Witwenverbrennung von den englischen Kolonisten 1821 verboten und ist auch bis heute von der indischen Gesetzgebung untersagt und unter Strafe gestellt, dennoch finden aber immer wieder vereinzelt Witwenverbrennungen, hauptsächlich auf dem Lande statt. In Bezug auf die Gesamtbevölkerung ist diese aber relativ gering.

Parallelen zwischen Sati und Witwenverbrennung

Obwohl Sati als ideale Ehefrau und Vorbild der Witwenverbrennung verstanden wird, so gibt es doch zahlreiche Unterschiede zwischen ihrer Mythologie und dem darauf gründenden Mythos.

Zum einen warf Sati sich im ursprünglichen Mythos nicht in das Opferfeuer, sondern verbrannte sich von innen heraus, mit ihrem energetischen dritten Auge (bindi) oder aber ihrer innerlichen Hitze und Kraft ihrer Askese (tapas oder tejas genannt).

Zum anderen und dies ist vielleicht der weitaus wichtigere Punkt, ist Sati zu Zeitpunkt ihrer Selbsttötung keine Witwe. Shiva ist nicht etwa tot, sondern wurde lediglich beleidigt und in gewisser Weise entehrt. Dies also ist ihr eigentliches Motiv, obwohl sie sicherlich auch die Absicht verfolgt, ihrem Vater mit ihrem Freitod Schaden zuzufügen und sich so an ihm zu rächen. Obwohl ihre Tat also durchaus von einer gewissen Treue und Hingabe für ihren Mann zeugt, entzieht sie sich aber eigentlich durch ihre Tat ihrem Ehemann, sowie ihren ehelichen Pflichten und verursacht ihm dadurch erheblichen Kummer, Leid und Schmerz, der dieses Opfer nicht gewollt oder von ihr gefordert hat. Damit verletzt sie also ihre ehelichen Pflichten. Außerdem widersetzt sie sich Shiva damit, denn dieser war gar nicht daran interessiert zum Opferfest geladen zu werden und verbot Sati ausdrücklich und unter Strafe die Teilnahme am Fest sowie dort für Aufsehen zu sorgen. Sati war aber nicht gehorsam und ging trotzdem.

Gemeinsamkeit scheint also nur darin zu bestehen, dass Sati sich umbringt und für ihren Mann "opfert" .


Literatur

* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Parvati



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