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Sonntag, 28. April 2013
AIDS-amma (Sanskrit:AIDSmutter) ist eine indische AIDSgöttin, Phänomen sowie Aufklärungskampagne. Sie wurde 1997 von Schullehrer Mr.H.H. Gerish aus Karnataka, dem ehemaligen Mysore, am Zuge des Welt-AIDS-Tages am 1.Dezember ins Leben gerufen. Ihr Tempel befindet sich gegenüber dem der Pockengöttin Mariyamman, deren Vorbild er folgte. Im Gegensatz zu dieser kann AIDS-amma aber weder heilen, noch vor der Krankheit schützen, noch Besitz ergreifen, noch infizieren, noch Wunder bewirken. Sie soll zwar verehrt werden, doch ihre einzige Kraft ist es, Gerish zufolge, den menschlichen Verstand zu erhellen und zu informieren. Eine mantraähnliche Äußerung, die von Dorfbewohnern am Schrein rezitiert wird, lautet: "Bitte AIDS-amma segne uns mit Information". Eine Inschrift des Schreins, der auf Kannada, der einheimischen Sprache in Karnataka geschrieben wurde, weist diese als wissenschaftlichen Tempel aus. Im Inneren des Heiligtums befindet sich ein weißer Stein, der als ihr Symbol gilt. Dahinter sieht man die Silhouette des Torsos eines Mannes und einer Frau, den Rücken zueinander gewandt, zwischen ihnen ist ein roter Kreis. Das Paar verkörpert die Religion, der Kreis ist das Symbol für AIDS oder im weiteren Sinne für die Wissenschaft als solches. Die weiße Farbe, verkörpert Gerish zufolge die Aufklärung, Wissen, den Verstand und die Einsicht, während die schwarze Farbe für Ignoranz und Unwissenheit steht. An verschiedenen Orten in der Nähe des Tempels, beispielsweise an der Außenfassade der nahestehenden Schule, an der Gerish arbeitet, stehen verschiedene Slogans, wodurch Aids übertragen wird, wodurch es nicht übertragen wird, wie man sich davor schützen kann, wo AIDS am häufigsten übertragen wird, was AIDS ist und was Aids nicht ist, sowie wie man sich nicht vor AIDS schützen kann, wie man sich nicht davor schützen kann und wie man mit Menschen umgehen soll, die es haben. Gerish zufolge, wählte er die Göttin, weil sie mehr Autorität und Glaubwürdigkeit als er als Mensch besitzt.
Anlass für Gerish war ein Zwischenfall in Karnataka von dem er gehört hatte, bei dem ein AIDS infizierten Paar von der Dorfgemeinschaft verbannt wurde, da der Umgang mit der Krankheit als unheilvoll gilt. Nach dem Tod des Mannes, starb die Frau den Hungertod. Mit seiner Kampagne wollte Gerish dem entgegenwirken und über die Krankheit sowie Präventivmaßnahmen aufklären. Grund war auch die immer höher werdende AIDS-Rate in Indien, die laut Statistiken ansteigt. Studenten und Lehrer legten 1999 ein vrata (Gelübde) ab, Menschen über AIDS aufzuklären und zukünftig keine Infizierten mehr auszuschließen. Vor dem Schrein der AIDS-amma singen Schulkinder häufig bhajans, religiöse Preislieder auf Kannada. Der Göttin wird auch regelmäßig Puja von den Einwohnern dargebracht. Ihr Schrein darf nicht mit Schuhen betreten werden, wie auch für alle anderen Gottheiten üblich.
AIDS-amma wird durchaus kontrovers diskutiert und teilweise als Gefahr betrachtet, da gerade bei Dorfgottheiten (gramadevata) der Glauben, existiert, dass diese ein doppeltes Wesen haben und Krankheiten hervorrufen und davon heilen können. Darüber hinaus gab es nicht nur positive Reaktionen, denn durch den Tempel erhält der kleine Ort in Karnataka sowie seine Nachbarorte auch unangenehme und negativ wahrgenommene Aufmerksamkeit in Zusammenhang mit AIDS, seiner hohen Rate, sowie verschiedenen Zwischenfällen und Schlagzeilen dort. Das ist nicht jedermann recht. Darüber hinaus ist die Göttin quasi über Nacht aus dem Nichts entstanden, wie hat keine mythologische Entstehungsgeschichte, göttliche Verwandtschaft, kann keine Wunder wirken, über sie ist nichts weiter bekannt.
Wichtige Fragen in Zusammenhang mit AIDSamma sind: warum sich Gerish für eine weibliche Gottheit entschied, ob die Verehrer wie wirklich als wissenschaftliche Göttin oder aber doch als Verursacherin und Heilerin von der Krankheit ansehen, wie der Tempel von der Bevölkerung und der Umgebung wahrgenommen und aufgenommen wird und wie er sich entwickelt hat bzw. noch entwickeln wird.
AIDSamma war zwar Gerish Idee, doch sie ist längst nicht mehr sein Eigentum, sie gehört quasi den indischen Gläubigen, er kann ihre Entwicklung nicht mehr steuern oder kontrollieren. Obwohl Gerish der Göttin keinerlei Mythen zugeschrieben hat, können diese mit der Zeit entstehen und sich weiterverbreiten, Rituale könnten sich entwickeln, die Menschen könnten die Inbesitznahme durch sie suchen, sie könnte zu einer ambivalenten Krankheitsgöttin werden und so weiter.
Literatur
* Fabrizio Ferrari, Fromm smallpox to AIDS, Seite 62
* a new goddess for a new disease AIDSamma in a south indian village
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