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Hinduismus online


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Montag, 01. April 2013
Mariyamman
By religionswissenschaftler, 02:29

http://www.scheffel.og.bw.schule.de/faecher/science/biologie/seuchen/pestgoettin.jpg


Mariyamman (Sanskrit: „Mutter Mari“, „Perlenmutter“, „Regenmutter“ "die veränderte Mutter", "die mit den vielen Erscheinungsformen") auch Muthu-Mariyamman (muthu=heilige Anrede auf Tamil), Sri-Muthu-Mariyamman (Sri=heilige Anrede auf Sanskrit), Mari, Marika, Mariamma, Amman, Mahamaya ("große Illusion") oder Mariamman genannt, ist die in Südindien und besonders bei den malaysischen Hindus sowie in der indischen Diaspora verehrte hinduistische, tamilische Mutter- und Dorfgöttin (gramadevata), Regen-, Krankheits- sowie Pockengöttin, aber auch Schutzgöttin vor Cholera. Generell wird sie für fiebrige Erkrankungen und Infektionskrankheiten im Allgemeinen verantwortlich geglaubt. Man schreibt der Göttin auch zu Menschen das Augenlicht nehmen zu können und es anschließend ihnen wiederzubeschaffen. Daneben wird sie auch mit Fruchtbarkeit und Wohlstand in Verbindung gebracht. In den Kannada-sprechenden Regionen gilt Mariyamman als Schutzgöttin der Stadt Mysore und Shakti der Sonne. Sie ist eine tamilische Kulturheroin. Sie ist die von Tamilen mit Abstand am meisten verehrte Göttin und ist im südlichen Indien weit über bestimmte Dorfgrenzen hinaus überregional verehrt und bekannt. Ihr Gatte ist Muniyanti im südlichen Indien oder auch Bhairava, eine wilde Erscheinungsform Shivas im tamilischen Sri Lanka. Mariyamman gilt im Süden als Verkörperung von Parvati. Bei ihrem ekstatischen Tanz verstreut sie die "Perlen" von ihrer Perlenkette, die die Göttin von sich wirft und die dann die Pockenkrankheit verursachen. Sie wird besonders im indischen Bundesstaat Tamil Nadu sowie in Karnataka und Andhra Pradesh verehrt. In Nordindien entspricht ihr weitestgehend die Pockengöttin Shitala. Mariyamman ist in der Lage sowohl mit Krankheiten zu infizieren, als auch davon zu heilen, davor zu bewahren oder ihr Leid lindern (sie kontrolliert die Krankheit also) sowie Besitz von Menschen zu ergreifen. Vorzugsweise findet sie bei den niedrigen Kasten und insbesondere Frauen und Kindern Verehrung. Pockenerkrankungen werden häufig als ihre Strafe für eine Vernachlässigung ihres Kultes gesehen. Die Göttin ist wohltätig und fürsorglich zu ihren Verehrern und unnachgiebig und schädigend zu denen, die ihr ihre Anbetung verweigern. Die Göttin wird oft als blutrünstig und wild beschrieben. Pocken gelten als Zeichen ihrer Anwesenheit und werden auch als Augen, Perlen oder Küsse der Göttin bezeichnet. Manche glauben, dass es den Zorn der Göttin hervorruft, Pocken zu behandeln und die Krankheit dadurch sogar noch schlimmer wird. Statuen der Göttin werden häufig am Eingang von Dörfern aufgestellt, um Fremde, unerwünschte Besucher und Feinde abzuwehren und fernzuhalten. Ein großer Tempel ihr zu Ehren, der Sri Muthumariamman Tempel befindet sich in Hannover und wird hauptsächlich von Tamilen besucht. Mariyamman wird oft mit Renuka oder Yelamma gleichgesetzt.


Ikonographie


Dargestellt wird Mariyamman tausendäugig und vierhändig. Sie trägt den Kopf einer Brahmanenfrau (ihr erster wurde von ihrem Sohn auf Geheiß ihres Mannes aufgrund einer Verfehlung der Göttin abgetrennt) und hat den Körper einer Unberührbaren, was ihr widersprüchliches Wesen ausdrückt. Sie trägt eine Trommel (damaru), um die eine Schlange als Griff gewickelt ist und ein Messer oder Schwert in den rechten Händen und einen Dreizack (trishula) und eine Schale (kalasa) in den linken. Auf ihrem Kopf ist eine Futterschwinge befestigt. Mariyamman ist von roter Körperfarbe. Sie trägt ein gelbes Kleid und eine Perlenkette um ihren Hals. Sie wird aber auch als schwarze Gestalt unter einem Baldachin von fünf Schlangen vorgestellt. Zwei kleine Zähne ragen aus ihrem Mund. Feuerzungen gehen von ihrem Kopf bis zu den Schultern. Mariyamman wird meist zusammen mit zwei "Dämonen" dargestellt, der linke stellt ihre freundliche und segnende Seite dar, der rechte ihre zerstörerische, wütende und wird mit Reißzähnen und wilder Mähne dargestellt.


Entstehungsmythos


In Mariyammans Mythen stehen zumeist ihre Keuschheit, Treue und Reinheit, das Leiden ihrer Mutterschaft und wie sie von ihrem Ehemann verletzt, verraten und betrogen wird, im Vordergrund. Auch das Thema ihrer Enthauptung ist darin von zentraler Bedeutung. Es existieren drei Mythengrundtypen: Mariyamman als keusche Jungfrau, als verheiratete keusche Ehefrau oder aber als Brahmanentochter.

Einem Mythos zufolge war Mariyamman die Frau von Tirunalluvar, einem tamilischen Dichter, der ein Paria war. Bald litt sie an Pocken und ging auf der Suche nach Nahrung von einem Haus zum anderen. Sie benutze Blätter des Neem-Baumes oder Margosa-Baumes zum Fächern, um die Fliegen aus den Wunden fern zu halten. Sie wurde geheilt. Dann sah sie, dass die Leute sie als Göttin der Pocken verehrten. Um die Pocken fernzuhalten, hängen sie Neem-Blätter, die der Göttin heilig sind, über die Türen ihrer Häuser.


Ein anderer Mythos erzählt folgendes:


Eines Tages kam das Trimurti zu Nagavali, der Frau des Pirihu, einem der berühmten sieben Rishis, der gerade abwesend war, um ihre Schönheit und Tugend zu bewundern, von der sie gehört hatten. Aber die Göttin, die die Götter nicht kannte, war wütend über ihr Eindringen in ihr Haus und verwandelte sie in Kinder. Die Götter wurden wütend und beschimpften und verfluchten sie. So verblasste ihre Schönheit und ihr Gesicht wurde von Pocken entstellt. Als ihr Ehemann nach Hause kam und ihr hässliches entstelltes Gesicht sah, schickte er sie fort. Er verfluchte sie dazu als "Dämonin" wiedergeboren zu werden und die gefürchtete Pockenkrankheit zu übertragen, weswegen Menschen sie lieben und verehren werden. Fortan hieß sie Mari, "die Veränderte".


Wieder einer anderen Version zufolge beneidete Mariyamman, die aufgrund ihrer Tugend, Reinheit und Treue viele Wundertaten wirkt, wie Sand zu Töpfen zu formen oder Krüge allein dadurch, dass sie sie auf ihrem Kopf stellte, zum Kochen zu bringen, als ihr Ehemann nicht zu hause war, zwei vorbeikommende Gandharvas, die sich sexuell vereinigten. Dadurch verlor sie ihre magischen Kräfte. Als ihr Mann nach hause kam und dies bemerkte, unterstellte er ihr Ehebruch und ließ sie als Strafe für ihr sexuelles Missverhalten von ihrem Sohn enthaupten. Später belebte er sie wieder mit dem Kopf eines Brahmanenfrau und dem Körper einer Unberührbaren.


In dieser Variante des Mythos entspricht Mariyamman der Renuka, der Mutter des Parashurama. Renuka wurde einst von ihrem Sohn Parashurama, der sechsten Avatare des Vishnu auf Befehl seines Vaters, des Weisen Jamadagni, aufgrund eines phantasierten Ehebruchs geköpft. Doch in dem Moment kam eine Pariafrau, die Renuka aus Mitleid umarmte, um sie zu schützen. Parashurama forderte sie mehrfach auf zu gehen, doch die Frau blieb. Daraufhin enthauptete Parashurama beide Frauen gleichzeitig mit einem Schlag. Sein Vater gewährte ihm jedoch die Bitte, seine Mutter gleich danach wieder zusammenzusetzen und wiederzubeleben. In der Eile vertauschte er aber die Köpfe und setze Renuka versehentlich den Kopf der Pariafrau auf, während diese nun den Kopf der Renuka, einer Brahmanenfrau, aufgesetzt bekam. Fortan wurde sie als Göttin Mariyamman verehrt, während Renuka zu Yelamma wurde.


Bekannt ist sie auch als Durgamma, der Tochter eines Brahmanen. Sie wird vor der Ehe von ihrem Mann verführt. Eines Tages äußerte er den Wunsch die Zunge einer Kuh zu verzehren. Durgamma erkannte, dass ihr Mann ein Unberührbarer in Verkleidung eines Brahmanen war, nahm sie sich vor Wut das Leben. Sie verwandelte sich nach ihrem Tod in eine Göttin um sich an ihm zu rächen. Sie nahm eine Sichel, um dem Betrüger den Kopf abzuschlagen (nach anderen Versionen des Mythos verbrannte sie ihn zu Asche) und ihn so ebenfalls zu demütigen und zu erniedrigen. Den betrügerischen Ehemann verfluchte sie dazu, fortan immer wieder als (männlicher) Büffel wiedergeboren zu werden, um ihr dann geopfert zu werden. Dadurch wurde sie zur Schutzgöttin der betrogenen Frauen.


Einer anderen Mythologie zufolge ist sie die Schwester des Vishnu und als Mahamaya bekannt.


 Ritual und Verehrung


In Ritualen muss Mariyamman besänftigt werden. Zu ihrem Kult gehört ein Ritual des Feuerlaufs, bei dem Männer über glühende Kohlen rennen und sich schließlich vor dem Bild der Göttin zu Boden werfen. Der Göttin werden in manchen Regionen auch blutige, männliche Tieropfer (Schweine, Hühner, Ziegen), Balis oder Balidan genannt, dargebracht, die vor ihrem Schrein geköpft werden. Früher sollen ihr auch Menschenopfer dargebracht, speziell in der Region um Karnataka, worden sein. Die beliebteste Opfergabe ist jedoch das Pongal, eine Mischung aus Reis und grünen Bohnen, die meistens im Tempelkomplex oder Schrein gekocht werden, in Terracottatöpfen mit Feuerholz. Eine Feier ihr zu Ehren ist das ''Blumenfest'' in Pudukkottai. Einige rasieren sich dabei die Haare ab, während andere ekstatische Tänze, begleitet von Trommelschlägen aufführen oder sich auf dem Boden rollen. Männer und Frauen tragen leuchtend gelbe Saris und laufen in den heißen Sommermonaten auch meilenweit mit Wassertöpfen, gefüllt mit Kurkuma und Neem-Blättern oder brennenden Töpfen auf ihren Schultern, während Angehörige Gaben auf Bambusstangen legen. Es werden auch verschiedene Gelübde (vratas) abgelegt, wobei man von Gläubigen mit Wasser überschüttet wird. Einige wichtige Rolle spielen auch die sogenannten Matangis, Frauen aus den unteren Kasten (Madiga genannt), von denen man glaubt, dass sie in einer Art Trancezustand und von der Göttin besessen sind. Diese sind unverheiratet und haben ihr Amt ein Leben lang inne. Die ''Matangi'' verkörpert die Göttin und tanzt in dieser Zeit wie wild umher, trinkt Rauschmittel und stößt ihr Hinterteil auf die herumstehenden Leute. Vorbeigehende im oder vor dem Tempel, besonders Mitglieder der höheren Kasten, suchen den Kontakt zu ihr und werden von ihnen mit großer Freude bespuckt und beschimpft und so mit Glück gesegnet. Was sonst undenkbar wäre und als schlimmste Verunreinigung gelten würde, ist hier ausdrücklich gewünscht, Gläubige suchen die Nähe der Matangi. Während dieses Festes sind die üblichen Schranken der verschiedenen Kasten und alle sozialen Normen kurzfristig aufgehoben und konterkariert. Der Sinn des Festes ist es die Wurzeln des Dorfes und der unteren Kasten zu bestätigen. Bei ihren jährlichen Hochzeitsfeierlichkeiten in Kannapuram wird Mariyamman, während einer Nacht zumindest teilweise kurzzeitig als Witwe verstanden. Sie wird meist in der Form eines Steines in der Erde, der ihr Gesicht und ihren Kopf darstellen soll, verehrt, während das ganze Dorf ihren Körper bildet. Dorfbewohner leben ihrem Verständnis nach also auf oder in dem Körper der Göttin. Eines ihrer größten Feste findet in Samayapuram statt. Dort werden rituelle Selbstgeißelungen mit heiligen Waffen durch Zunge und Wangen vorgenommen, um die Göttin zu beschwichtigen. Ein Wagen mit dem Bildnis der Göttin wird dabei von den Gläubigen mit Seilen an ihren Wangen befestigt, durch das Dorf und um den Tempel der Göttin gezogen. Bei einigen Festen zu Ehren der Mariyamman finden auch Prozessionen mit Lichtlampen statt. In der Nacht tragen Gläubige Öllampen in einer Prozession.


Mariyamman wird auch in vielen tamilischen Filmen und Musik thematisiert. Sie hat sich heute zu einer Gottheit der Mittelklasse entwickelt.


Tempel


* Mariamman Koil, Pilakool

* Mariamman Temple, Ho Chi Minh City

* Mariamman Temple, Bangkok

* Mariamman Temple no 4 veerapandi

* Mariamman Temple, Pretoria

* Punnaiallur Mariamman

* Samayapuram Mariamman Temple

* Sri Mahamariamman Temple, Kuala Lumpur

* Sri Mariamman Temple, Penang

* Sri Mariamman Temple, Singapore

* Sri-Muthumariamman Tempel, Hannover



siehe auch

* Shitala

* Renuka


Literatur


* Egnor, Margaret (1984) The changed mother or what the smallpox goddess did when there was no more smallpox. Contributions to Asian Studies, Retrieved from ATLA Religion Database.

* Younger, Paul (1980) A temple festival of Mariyamman. The Journal of the American Academy of Religion. Oxford: Oxford University Press

* Voorthuizen, Anne van (2001) Mariyamman’s sakti: the miraculous power of a smallpox goddess. Boston: Brill

* Henry Whitehead: The Village Gods of South India. Oxford University Press, London u. a. 1921, S. 29–33 (englisch; Fundstellen von „Mariamma“ im Buch online lesen auf archive.org).


 weblinks


* http://www.sainadhreddy.in/2012/06/shri-mariamman-prominent-goddess-of.html

* http://enfolding.org/wikis-4/tantra-wikiwikis-4tantra-wiki/deities/mariyamman/

* http://www.indianspice.co.za/2009/07/the-story-behind-marieamman/







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