Beeplog.de - Kostenlose Blogs Hier kostenloses Blog erstellen    Nächstes Blog   


Hinduismus online


Donnerstag, 03. Oktober 2019
Khandoba
By religionswissenschaftler, 04:29

...

[Permalink]


Sonntag, 09. Juni 2013
Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel
By religionswissenschaftler, 17:22

 

 

Der Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel von Hamm-Uentrop in Nordrhein-Westfalen ist der größte tamilisch, dravidische Tempel Europas und der zweitgrößte hinduistische Tempel Europas nach dem im nordindischen Nagara-Stil errichteten Neasden-Tempel in Großbritannien. Er ist der einzige Tempel der gütigen Muttergöttin Kamakshi (“die Liebesäugige, Lustäugige, die die Wünsche von den Augen Ablesende”) außerhalb Indiens. Er befindet sich direkt im Ruhrpott in einem Industriegebiet. In der Gemeinde leben insgesamt 3000 Tamilen und in Deutschland ca. 45000. Er wurde allein aus privaten Darlehen und Spenden finanziert und hat insgesamt zwischen 1,5 und 1,7 Millionen Euro gekostet. Bekannt wurde er durch sein jedes Jahr im Mai oder Juni stattfindendes 14-tägiges Tempelfest, dass durch zahlreiche Medienberichte Schlagzeilen gemacht und die öffentliche Aufmerksamkeit erregt hat. Es wird jedes Jahr von circa 30000 Besuchern besucht, wobei davon ein Viertel Schaulustige sind. Dabei steigt die Besucherzahl von Jahr zu Jahr an. So ist der Tempel zu einer großen Pilgerstädte für Gläubige nicht nur aus Deutschland, sondern ganz Europa geworden. Der Tempel wurde 2002 fertiggestellt und geweiht und ist eng mit dem Wirken seines Priesters und Gründers Sri Amurugam Pascarankurrukal verbunden.

In Deutschland sollen circa 50 Hindutempel existieren, die meisten davon im Ruhrgebiet. Daneben gibt es in Hamm noch den Ganesha- und den Karrtikeya-Tempel. Beide Gottheiten, Söhne des Shiva, sowie 200 weitere Götter haben auch im Kamakshi-Tempel eigene Götterbilder. In Vorbild und Stil richtet er sich eng an den südindischen Kanchikamakshi-Tempel in Kanchipuram im Bundesstaat Tamil Nadu. Der Tempel wird seit seiner Eröffnung täglich von circa 300 Menschen besucht. Derzeit plant der Tempelpriester, Guru und Ritualexperte Sri Pascaran auch den Bau eines Kulturzentrums, mit Fortbildungen, Bibliothek und kleinem Museum, für die er eigens auf Spendensuche geht. Dieses soll die Integration der Tamilen weiter erleichtern und zudem den interkulturellen Austausch fördern (http://www.kamadchi-ampal.de/).

Das Tempelfest

Im Tempel findet dreimal am Tag eine Puja statt sowie verschiedene tamilische Jahresfeste. Daneben gibt es auch ein Hochzeitsraum, in dem jeden Monat hinduistische Paare getraut werden (Luchesi 2003, Seite 108).

Das Tempelfest ist besonders für seine tamilischen Rituale bekannt. Dabei findet eine große Prozession statt, bei der die namensgebende Göttin den Tempel in einem bunt geschmückten Wagen umrundet und dabei die Stadt und die in ihr lebenden Menschen segnen soll. Des weiteren soll sie ihrer neuen Umgebung gezeigt werden und so den Menschen bekannt gemacht werden. Darüber hinaus sollen so alle Sünden und Fehler des vergangen Jahres ausgelöscht werden. Bekannt sind die zahlreichen Selbstgeißelungen (Flagellationen), die in religiöser Ekstase verübt werden. Ekstatische Tänze von schweren Bögen tragenden sogenannten Kavadi-Tänzern, geschmückt mit Pfauenfedern und mit Milchkannen behängten Holzbügeln, begleitet von rhythmischen Trommelschlägen, werden aufgeführt. Menschen rollen sich auf dem Boden und umrunden so aufgrund eines abgegebenen Gelübdes den Tempel. Einige Teilnehmer stecken sich Waffen oder Eisenhaken durch die Wangen, den Rücken oder die Zunge (Piercing) und ziehen damit teilweise den Tempelwagen durch die Stadt. Bei manchen geht dies soweit, dass sie sich sogar an massiven Eisenhaken aufhängen (sogenanntes Hakenschwingen). Ziel ist es dabei, in Ekstase, Trance und Besessenheit zu geraten und der Göttin Liebe zu beweisen und ihr so nahe zu sein. Dabei fließt normalerweise kein Blut, die Gläubigen fühlen sich von Schmerz befreit und wähnen sich unter dem besonderen Schutz der Göttin (Wilke, 2003, Seite 135). Frauen tragen während der Prozession Feuertöpfe oder Kampfer-Töpfe auf dem Kopf umher. Daneben lässt sich auch ein Ritual beobachten, bei dem Kokosnüsse auf dem Boden entzweigeschlagen und so rituell enthauptet werden, eine Substituthandlung für besonders bei tamilischen und wilden Göttinnen durchgeführten Tieropfern (Baumann 2003, 169-180).

Am Ende findet ein Waschritual im Datteln-Hamm-Kanal statt, der für die Gläubigen einen heiligen Fluss, ähnlich dem Ganges, verkörpert (Luchesi 2003, Seite 116,117).

Daneben findet unregelmäßig in Vollmondnächten oder bei tamilischen Jahresfesten die Verehrung des tantrischen Sri-Chakra-Symbols statt, ein abstraktes, dreidimensionales Diagramm (yantra), das die Göttin verkörpert. Der Legende zufolge soll Adi Shankara das ursprünglich wilde und blutrünstige Wesen der Göttin mit Hilfe dieses Symbols gebannt und sie in eine milde und zugängliche Gottheit transformiert haben (Wilke, 2003, Seite 133).

Die Website des Tempels

Die offizielle Website des Tempels wirkt recht überschaulich und ist ziemlich knapp gehalten, wirkt aber dennoch interessant und einladend. Sie ist deutschen Sehgewohnheiten angepasst, ansprechend und in erster Linie an tamilische Gläubige, aber natürlich auch an Besucher und Interessierte aller Art gerichtet. Der Name des Tempels (Kamadchi eingedeutscht, sanskrit eigentlich Kamakshi, tamilisch Kamatci) ist an die deutsche Schreibweise angepasst. Der vollständige Name lautet: Hindu Shankarar Sri Kamadchi Ampal e.V. (Europe). Dies ist ein eingetragener Markenname. Die Homepage besitzt damit ein starkes Eigenprofil und stellt sich bewusst in europäische Tradition. Dadurch wird zudem die Einzigartigkeit und Besonderheit des Tempels nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa, betont. Die Seite ist zweisprachig lesbar, deutsch und natürlich in tamilisch. Auf der Hauptseite sind vier optisch ansprechende Bilder zu finden. Links oben im Bild sehen wir Shankara, einen indischen Heiligen, Philosophen und Wandermönchen aus Südindien, der die Lehre des Nonadvaita, des Advaita-Vedata, der absoluten Zweitlosigkeit, hervorbrachte, in dessen Tradition Sri Pascaran steht und als dessen Nachfolger er sich ansieht. Daneben weiter rechts im Bilde sind zwei Bilder der namensgebenden Göttin Kamakshi zu finden, einmal ihr Hauptbild im Schrein aus schwarzem Granitstein und einmal ihr buntgeschmücktes Bild, das vor allem für die Prozession während des Tempelfestes von großer Bedeutung ist. In der Mitte der Seite können wir Sri Pascaran sehen, der neben dem Gopuram, dem zentralen Tempelturm, dargestellt ist. Dieser sich an dravidische Baukunst orientierte Turm impliziert zum Einen die Rückbesinnung auf die Heimat, zum Anderen die Einmaligkeit und Exklusivität eines solches Tempelbaus in deutscher Umgebung, wo man ihn so nicht erwarten würde. Sri Pascaran ist in ein gelb-oranges Kleid gehüllt, das ihn zum einen als Nachfolger von Shankara ausweist, zum anderen als Vertreter der Göttinnenverehrung. Die Farbe gelb spielt beispielsweise bei der südindischen, tamilischen, auch in Sri Lanka sehr populären Göttin Mariyamman eine Rolle, zu deren Prozessionen sich Männer und Frauen in gelbe Kleidung werfen. Zusätzlich stellt er sich durch die orange Farbe in die Mönchstradition. Er ist zwar ein verheirateter Mann und Familienvater, wollte aber eigentlich Mönch werden. Mönche leben aber normalerweise zölibatär und so zeigt sich Pascaran betont unkonventionell. Er akzentuiert damit seine bewusst gewählte eigene Tradition, seine Individualität. Auffällig ist auch die Offenheit gegenüber Touristen und Andersgläubigen. Die Website repräsentiert den Tempel bewusst als weltoffen, kosmopolitisch und tolerant, man stellt sich als integriert dar. Mehrfach wird deutlich darauf hingewiesen, dass Gläubige und Besucher aller Art herzlich willkommen sind. Sie werden auf diese Weise mit eingebunden. Es gibt ein Jahresfesttagsprogramm, Öffnungszeiten, einen Bericht über den letzten Festtag mit eingebundenen Bildern und Videos und einen Hinweis auf Führungen. Besonders deutlich wird aber natürlich auf das Tempelfest, das zentrale jährliche Ereignis hingewiesen. Dies ist nicht zu übersehen.

Pascaran inszeniert sich gekonnt als Manager, Autorität, Guru und Ritualexperte des Tempels, sein Charisma ist deutlich zu spüren, seine Anziehungskraft nicht zu übersehen. Mit seinem Wirken ist der Erfolg des Tempels untrennbar verbunden. Insgesamt fällt auf, dass die Website recht gemäßigt, nicht allzu überladen und eher in der orthodoxen, sanskritisierten, brahmanischen Tradition erscheint. In den eingebundenen Videos und Bildern werden in erster Linie brahmanische Opferriten und Mantrenrezitationen gezeigt, typische Pujas also sowie natürlich der wichtige Umzug der Göttin. Von den durch zahlreiche Medienberichterstattungen bekannten Selbstgeißelungen und anderen typisch tamilischen Ritualen, die die Aufmerksamkeit der Bevölkerung erregten, ist nichts zu sehen, die von Pascaran nicht sonderlich gefördert werden und denen er eher skeptisch gegenübersteht. Deutlich wird die Anlehnung an den Muttertempel in Kanchipuram, neben den architektonischen Merkmalen auch durch die explizite Anbindung an Shankara spürbar. Neben Pascaran steht natürlich die zentrale namensgebende liebliche Göttin selber im Mittelpunkt der Website. Ihre Darstellung wirkt einladend und repräsentativ. Freundlich lächelt sie den Besuchern entgegen. Sie erweckt den Eindruck, als würden die Götter selbst sich über sie freuen, sie wird mit Blumen überschüttet und ist reich geschmückt. In ihren vier Händen trägt sie Strick, Elefantentreiberstock, Bogen aus Zuckerrohr sowie 5 Pfeile aus Blumen, auf denen sich ein grüner Papagei befindet. Auf dem Kopf trägt sie eine hohe mondähnliche Krone. Die Göttin trägt einen roten Sari. Sie sitzt im Lotussitz auf ihrem Symbol, dem Sri-Chakra. In einem Bild steht Pascaran direkt vor dem Bild der Göttin, Puja für sie verrichtend. Diese wird dort auf unterschiedliche Weise dargestellt, eine derartige Präsentation ist für hinduistische Tempelwebsites in Indien eher untypisch. Insgesamt lässt sich sagen, dass eine solche mediale Darstellung gerade für Diasporatempel unerlässlich ist, um sich Bekanntheit zu verschaffen und Besucher und Gläubige aus aller Welt anzuziehen, da sie sonst der Öffentlichkeit oftmals nicht auffallen oder von ihr wahrgenommen würden und auch sonst stark von Spenden sowie vom Engegement Einzelner abhängig sind. Dies trifft gerade und in besonderer Weise auf den Hammer Kamadchi-Tempel zu, der sich mitten in einem Industriegebiet befindet, wo niemand ihn erwarten würde.

Fazit und Bedeutung des Tempels

Der Hammer Tempel wird oft als Zentrum oder Hauptstadt von Hinduismus im (deutschen) Exil bzw. dem Diasporahinduismus angesehen und ist ein wichtiger Pilgerort für europäische Hindus geworden. Laut Martin Baumann ist er ein “Zentrum hinduistischer Frömmigkeit”. Er ist ein “Zeichen des Heimischwerdens der geflüchteten Tamilen und der Verwurzelung der neuen kulturell-religiösen Tradition im Religionspluralismus Deutschland”. Deutlich wird, dass der Tempel für viele Tamilen zur neuen Heimat geworden ist und viel zu ihrer Integration beigetragen hat. Sie investieren sowohl Zeit als auch Geld im und für den Tempel, was für ihre Bereitschaft spricht, sich hier dauerhaft niederlassen zu wollen (Baumann 2002).

“Der Tempel gehört nicht nur den Tamilen, sondern allen Menschen”, so Sri Pascaran. Er ist längst zu einer zweiten Heimat für tamilische Gläubige geworden. Der Tempel bietet eine Plattform für die unterschiedlichsten hinduistischen Strömungen und Traditionen und ist eine Möglichkeit für Tamilen, sich ihre Identität zu bewahren und sich selbst im fremdkulturellen Umfeld Deutschland zu vergewissern und zu behaupten (Baumann 2002). Er ist also weit mehr als eine reine Nachbildung des Muttertempels in Kanchipuram zu verstehen. Er kann als Schnittstelle von Hindutraditionen angesehen werden. Es ist daher gerechtfertigt von Traditionsverdichtung, Popularisierung und Neuaushandlung bzw. Neukonzeption von Hindu-Traditionen zu reden. Daneben lässt sich auch von einer Traditionswahrung und Konfliktverdichtung sprechen (Wilke 2003, Seite 125). Er bietet ein Podium Religion auch in der Fremde zu bewahren und auszuüben. Verschiedene Traditionen rücken näher und dichter zusammen (als dies in der Form normalerweise der Fall wäre), ohne das dies zu Problemen führen würde. Dabei bilden sie jedoch eine Gruppe für sich, die Rituale finden getrennt voneinander statt. Jeder verehrt dort die Göttin auf ganz individuelle Weise und legt ein persönliches Gelübde (vrata) für sie ab (Wilke 2003, Seite 140). Es besteht ein friedliches Neben- und Miteinander.

Der Tempel ist sowohl für Sri-Lankesen als auch für Inder attraktiv. Die südindische Shankaracharya-Tradition mit ihrem gelebten apokryphen Smarta-Hinduismus, die sri-lankesische Agama-Tradtion des Shaivasiddhantas und die esoterische, tantrische Srividya-Tradition vermischen sich (Wilke 2003, Seite 140). Der Tempel ist darüber hinaus keiner politischen Ideologie verpflichtet, was die Attraktivität zusätzlich erhöht, da so Spannungen vermieden werden (Wilke 2003, Seite 136).

Pascaran akzeptiert zwar Trance, Ekstase und Gottesbesessenheit, unterstützt und fördert diese aber nicht besonders, nach eigenen Aussagen hält er einige tamilische Rituale für grausam und unnötig. Er akzeptiert sie aber in Zwangssituationen, beispielsweise im Befall einer schlimmen Krankheit. Gleichzeitig profitiert der Tempel natürlich auch von dem Ruf der zahlreichen abgegebenen Gelübde für eine überstandene oder noch zu überstehende Krankheit und dem Interesse der Öffentlichkeit für aus unserer Sicht exotische Rituale, die für uns einen ungewohnten und seltenen Anblick bieten (Wilke 2003, Seite 137, 138).

Es wird deutlich, dass der Erfolg des Tempels ganz wesentlich mit dem Engagement, der Autorität sowie dem Charisma und der Präsenz des Priesters Pascaran verbunden zu sein scheint, viele Gläubige könnten sich sicher durchaus einen kleineren Tempel vorstellen. Pascaran selbst entstammt der Lingayat- bwz. Virashaiva-Tradtion, obwohl bei dieser der Gott Shiva im Mittelpunkt steht, ist er ein Verehrer der Göttin (Wilke 2003, Seite 131). Er legt besonderen Wert auf orthodoxes, brahmanisches Ritual und auf äußerste Reinheit des Tempels, was an den zahlreichen Einweihungsritualen des Tempelrichtfestes sowie den vielen Tempelvorschriften deutlich wird. Auf der einen Seite finden orthodoxe, brahmanische Rituale statt, auf der anderen Seite exklusive tamilische Rituale. Daneben treten auch tantrische Rituale auf (Wilke 2003, Seite 140). Der Tempel bietet eine Plattform sowohl für die sanskritisierte “große Tradition” als auch für die “kleine Tradition” (wenig bis gar nicht sanskritisiert), also für “Mainstreamhinduismus” und “Volkshinduismus“. Viele Tempelbesucher sind keine Verehrer der Göttin, sondern nutzen den Tempel als Plattform für ihre eigenen, auch auf andere Gottheiten bezogenen Rituale, beispielsweise Murugan (Wilke 2003, Seite 136). Pascaran stellt aber ebenso die Autorität der Vellalar, srilankesische Priester, in Frage, die ein sehr starkes Kastenbewusstsein propagieren. Der Hammer Tempel hingegen ist für alle Kasten und Menschen offen und erbittet seinen Segen für sie und die ganze Welt. Pascarans besonderer Weg, gepaart mit seiner Toleranz und Kritik an Obrigkeiten, trägt sicher zum immensen Erfolg des Tempels bei.

Der Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel ist einer der ersten Hindu-tamilischen Tempel in Deutschland überhaupt. 1989 gab es deutschlandweit nur vier weitere Hindutempel. Dort wurde die erste Prozession mit einem Wagen ausgeführt, hier werden die meisten Gelübde abgelegt (Wilke 2003, Seite 140). Es wird dort sicher noch viele weitere Entwicklungen geben, auf die wir gespannt sein dürfen.

Literatur

  • Baumann, Martin: Migration, Religion, Integration. Vietnamesische Buddhisten und tamilische Hindus in Deutschland. Marburg: Diagonal-Verlag, 2000.
  • Baumann, Martin: Der Sri Kamadchi Ampal Tempel in Hamm. Forschungen zum Hinduismus in Deutschland. Manuskript. 2002.
  • Martin Baumann, Brigitte Luchesi, Annette Wilke (Hrsg.): Tempel und Tamilen in zweiter Heimat. Hindus aus Sri Lanka im deutschsprachigen und skandinavischen Raum, Würzburg 2003
  • Wiedergeboren in Westfalen von Melanie Liebheit (Dokumentarfilm), WDR 2009, luethje und schneider fil, hff münchen
  • Wilke, Annette: Die Göttin Kamaksi und ihr jährlicher sri-cakra-Ritus: Zur neuen Öffentlichkeit einer esoterischen Tradition in Hamm-Uentrop, in: M. Baumann et al., Tempel und Tamilen in zweiter Heimat, Würzburg 2003, 189-222.

Weblinks

 

 



Quelle: http://www.derwesten.de/img/incoming/crop6592493/8943706601-cImg0134_530-w992-h740/46620778.jpg Außenfassade des Tempels

Der Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel von Hamm-Uentrop in Nordrhein-Westfalen ist der größte tamilisch, dravidische Tempel Europas und der zweitgrößte hinduistische Tempel Europas nach dem im nordindischen Nagara-Stil errichteten Neasden-Tempel in Großbritannien. Er ist der einzige Tempel der gütigen Muttergöttin Kamakshi ("die Liebesäugige, Lustäugige, die die Wünsche von den Augen Ablesende")  außerhalb Indiens. Er befindet sich direkt im Ruhrpott in einem Industriegebiet. In der Gemeinde leben insgesamt 3000 Tamilen und in Deutschland ca. 45000. Er wurde allein aus privaten Darlehen und Spenden finanziert und hat insgesamt zwischen 1,5 und 1,7 Millionen Euro gekostet. Bekannt wurde er durch sein jedes Jahr im Mai oder Juni stattfindendes 14-tägiges Tempelfest, dass durch zahlreiche Medienberichte Schlagzeilen gemacht und die öffentliche Aufmerksamkeit erregt hat.  Es wird jedes Jahr von circa 30000 Besuchern besucht, wobei davon ein Viertel Schaulustige sind. Dabei steigt die Besucherzahl von Jahr zu Jahr an. So ist der Tempel zu einer großen Pilgerstädte für Gläubige nicht nur aus Deutschland, sondern ganz Europa geworden. Der Tempel wurde 2002 fertiggestellt und geweiht und ist eng mit dem Wirken seines Priesters und Gründers Sri Amurugam Pascarankurrukal verbunden. In Deutschland sollen circa 50 Hindutempel existieren, die meisten davon im Ruhrgebiet. Daneben gibt es in Hamm noch den Ganesha- und den Karrtikeya-Tempel. Beide Gottheiten, Söhne des Shiva, sowie 200 weitere Götter  haben auch im Kamakshi-Tempel eigene Götterbilder.  In Vorbild und Stil richtet er sich eng an den südindischen Kanchikamakshi-Tempel in Kanchipuram im Bundesstaat Tamil Nadu. Der Tempel wird seit seiner Eröffnung täglich von circa 300 Menschen besucht. Derzeit plant der Tempelpriester, Guru und Ritualexperte Sri Pascaran auch den Bau eines Kulturzentrums, mit Fortbildungen, Bibliothek und kleinem Museum, für die er eigens auf Spendensuche geht. Dieses soll die Integration der Tamilen weiter erleichtern und zudem den interkulturellen Austausch fördern (http://www.kamadchi-ampal.de/).


Quelle:http://www.beautifulcity.de/pictures/Arumugam-Paskaran.jpg Sri Pascaran

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm von Melanie Liebheit

<iframe width="420" height="315" src="http://www.youtube.com/embed/c3GhZMzBBwk" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>

  Das Tempelfest

Im Tempel findet dreimal am Tag eine Puja statt sowie verschiedene tamilische Jahresfeste. Daneben gibt es auch ein Hochzeitsraum, in dem jedem Monat hinduistische Paare getraut werden (Luchesi 2003, Seite 108).

Puja für die Göttin

<iframe width="420" height="315" src="http://www.youtube.com/embed/eFQwhIagwdQ" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>

Das Tempelfest ist besonders für seine tamilischen Rituale bekannt. Dabei findet eine große Prozession statt, bei der die namensgebende Göttin den Tempel in einem bunt geschmückten Wagen umrundet und dabei die Stadt und die in ihr lebenden Menschen segnen soll. Des weiteren soll sie ihrer neuen Umgebung gezeigt werden und so den Menschen bekannt gemacht werden. Des weiteren sollen so alle Sünden und Fehler des vergangen Jahres ausgelöscht werden. Bekannt sind die zahlreichen Selbstgeißelungen (Flagellationen), die in religiöser Ekstase verübt werden. Ekstatische Tänze von schweren Bögen tragenden sogenannten Kavadi-Tänzern, geschmückt mit Pfauenfedern und mit Milchkannen behängten Holzbügeln, begleitet von rhythmischen Trommelschlägen, werden aufgeführt. Menschen rollen sich auf dem Boden und umrunden so aufgrund eines abgegebenen Gelübdes den Tempel. Einige Teilnehmer stecken sich Waffen oder Eisenhaken durch die Wangen, den Rücken oder die Zunge (Piercing) und ziehen damit teilweise den Tempelwagen durch die Stadt. Bei manchen geht dies soweit, dass sie sich sogar an massiven Eisenhaken aufhängen (sogenanntes Hakenschwingen). Ziel ist es dabei, in Ekstase, Trance und Besessenheit zu geraten und der Göttin Liebe zu beweisen und ihr so nahe zu sein. Dabei fließt normalerweise kein Blut, die Gläubigen fühlen sich von Schmerz befreit und wähnen sich unter dem besonderen Schutz der Göttin (Wilke, 2003, Seite 135). Frauen tragen während der Prozession Feuertöpfe oder Kampfer-Töpfe auf dem Kopf umher. Daneben lässt sich auch ein Ritual beobachten, bei dem Kokosnüsse auf dem Boden entzweigeschlagen und so rituell enthauptet werden, eine Substituthandlung für besonders bei tamilischen und wilden Göttinnen durchgeführten Tieropfern (Baumann 2003, 169-180).

rituelles Enthaupten von Kokosnüssen                                                                                                                                                                             Kavadi-Tänzer <iframe width="420" height="315" src="http://www.youtube.com/embed/BbtQYJXnprw" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>

Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b3/Hamm_Tempelfest_2011-99445.jpg/220px-Hamm_Tempelfest_2011-99445.jpg Waschritual im Datteln-Hamm-Kanal

Am Ende findet ein Waschritual im Datteln-Hamm-Kanal statt, der für die Gläubigen einen heiligen Fluss, ähnlich dem Ganges, verkörpert (Luchesi 2003, Seite 116,117) .

Rituelle Waschung der Göttin Sri Kamadchi

<iframe width="420" height="315" src="http://www.youtube.com/embed/c3GhZMzBBwk" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>

Daneben findet unregelmäßig in Vollmondnächten oder bei tamilischen Jahresfesten statt die Verehrung des tantrischen Sri-Chakra-Symbols, ein abstraktes, dreidimensionales Diagramm (yantra), dass die Göttin verkörpert. Der Legende zufolge soll Adi Shankara das ursprünglich wilde und blutrünstige Wesen der Göttin mit Hilfe dieses Symbols gebannt und sie in eine milde und zugängliche Gottheit transformiert haben (Wilke, 2003, Seite 133).

 Die Website des Tempels

Die offizielle Website des Tempels wirkt recht überschaulich und ist ziemlich knapp gehalten, wirkt aber dennoch interessant und einladend. Sie ist deutschen Sehgewohnheiten angepasst, ansprechend und in erster Linie an tamilische Gläubige, aber natürlich auch an Besucher und Interessierte aller Art gerichtet. Der Name des Tempels (Kamadchi eingedeutscht, sanskrit eigentlich Kamakshi, tamilisch Kamatci) ist an die deutsche Schreibweise angepasst. Der vollständige Name lautet: Hindu Shankarar Sri Kamadchi Ampal e.V. (Europe). Dies ist ein eingetragener Markenname. Die Homepage besitzt damit ein starkes Eigenprofil und stellt sich bewusst in europäische Tradition. Dadurch wird zudem die Einzigartigkeit und Besonderheit des Tempels nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa, betont. Die Seite ist zweisprachig lesbar, deutsch und natürlich in tamilisch. Auf der Hauptseite sind vier optisch ansprechende Bilder zu finden. Links oben im Bild sehen wir Shankara, einen indischen Heiligen, Philosophen und Wandermönchen aus Südindien, der die Lehre des Nonadvaita, des Advaita-Vedata, der absoluten Zweitlosigkeit, hervorbrachte, in dessen Tradition Sri Pascaran steht und als dessen Nachfolger er sich ansieht. Daneben weiter rechts im Bilde sind zwei Bilder der namensgebenden Göttin Kamakshi zu finden, einmal ihr Hauptbild im Schrein aus schwarzem Granitstein und einmal ihr buntgeschmücktes Bild, das vor allem für die Prozession während des Tempelsfestes von großer Bedeutung ist. In der Mitte der Seite können wir Sri Pascaran sehen, der neben dem Gopuram, dem zentralen Tempelturm, dargestellt ist. Dieser sich an dravidische Baukaust orientierte Turm impliziert zu einen die Rückbesinnung auf die Heimat, zum Anderen die Einmaligkeit und Exklusivität eines solches Tempelbaus in deutscher Umgebung, wo man ihn so nicht erwarten würde. Sri Pascaran ist in ein gelb-oranges Kleid gehüllt, dass ihn zum einen als Nachfolger von Shankara ausweist, zum anderen als Vertreter der Göttinnenverehrung. Die Farbe gelb spielt beispielsweise bei der südindischen, tamilischen, auch in Sri Lanka sehr populären Göttin Mariyamman eine Rolle, zu deren Prozessionen sich Männer und Frauen in gelbe Kleidung werfen. Zusätzlich stellt er sich durch die orange Farbe in die Mönchstradition. Er ist zwar ein verheirateter Mann und Familienvater, wollte aber eigentlich Mönch werden. Mönche leben aber normalerweise zölibatär und so zeigt sich Pascaran betont unkonventionell. Er akzentuiert  damit seine bewusst gewählte eigene Tradition, seine Individualität. Auffällig ist auch die Offenheit gegenüber Touristen und Andersgläubigen. Die Website repräsentiert den Tempel bewusst als weltoffen, kosmopolitisch und tolerant, man stellt sich als integriert dar. Mehrfach wird deutlich darauf hingewiesen, dass Gläubige und Besucher aller Art herzlich willkommen sind. Sie werden auf diese Weise mit eingebunden. Es gibt ein Jahresfesttagsprogramm, Öffnungszeiten, einen Bericht über den letzten Festtag  mit eingebundenen Bildern und Videos und einen Hinweis auf Führungen. Besonders deutlich wird aber natürlich auf das Tempelfest, das zentrale jährliche Ereignis hingewiesen. Dies ist nicht zu übersehen.

Pascaran inszeniert sich gekonnt als Manager, Autorität, Guru und Ritualexperte des Tempels, sein Charisma ist deutlich zu spüren, seine Anziehungskraft nicht zu übersehen. Mit seinem Wirken ist der Erfolg des Tempels untrennbar verbunden. Insgesamt fällt auf, dass die Website recht gemäßigt, nicht allzu überladen und eher in der orthodoxen, sanskritisierten, brahmanischen Tradition erscheint. In den eingebunden Videos und Bildern werden in erster Linie brahmanische Opferriten und Mantrenrezitationen gezeigt, typische Pujas also sowie natürlich der wichtige Umzug der Göttin. Von den durch zahlreiche Medienberichterstattungen bekannten Selbstgeißelungen und anderen typisch tamilischen Ritualen, die die Aufmerksamkeit der Bevölkerung erregten, ist nichts zu sehen, die von Pascaran nicht sonderlich gefördert werden und denen er eher skeptisch gegenübersteht. Deutlich wird die Anlehnung an den Muttertempel in Kanchipuram, neben den architektonischen Merkmalen auch durch die expliziete Anbindung an Shankara spürbar. Neben Pascaran steht natürlich die zentrale namensgebende liebliche Göttin selber im Mittelpunkt der Website. Ihre Darstellung wirkt einladend und repräsentativ. Freundlich lächelt sie den Besuchern entgegen. Sie erweckt den Eindruck, als würden die Götter selbst sich über sie freuen, sie wird mit Blumen überschüttet und ist reich geschmückt. In ihren vier Händen trägt sie Strick, Elefantentreiberstock, Bogen aus Zuckerrohr sowie  5 Pfeile aus Blumen, auf dem sich ein grüner Papagei befindet. Die Göttin trägt einen roten Sari. Sie sitzt im Lotussitz auf ihrem Symbol, dem Sri-Chakra. In einem Bild steht Pascaran direkt vor dem Bild der Göttin, Puja für sie verrichtend. Diese wird dort auf unterschiedliche Weise dargestellt, eine derartige Präsention ist für hinduistische Tempelwebsites in Indien eher untypisch. Insgesamt lässt sich sagen, dass eine solche  mediale Darstellung gerade für Diasporatempel unerlässlich sind, um sich Bekanntheit zu verschaffen und Besucher und Gläubige aus aller Welt anzuziehen, da sie sonst der Öffentlichkeit oftmals nicht auffallen oder von ihr wahrgenommen würden und auch sonst stark von Spenden sowie vom Engegement Einzelner abhängig sind. Dies trifft gerade und in besonderer Weise auf den Hammer Kamakshi-Tempel zu, der sich mitten in einem Industriegebiet befindet, wo niemand ihn erwarten würde.

Fazit und Bedeutung des Tempels

Der Hammer Tempel wird oft als Zentrum  oder Hauptstadt von Hinduismus im (deutschen) Exil bzw. dem Diasporahinduismus angesehen und ist ein wichtiger Pilgerort für europäische Hindus geworden. Laut Martin Baumann ist er ein "Zentrum hinduistischer Frömmigkeit". Er ist ein "Zeichen des Heimischwerdens der geflüchteten Tamilen und der Verwurzelung der neuen kulturell-religiösen Tradition im Religionspluralismus Deutschland". Deutlich wird, dass der Tempel für viele Tamilen zur neuen Heimat geworden ist und viel zu ihrer Integration beigetragen hat. Sie investieren sowohl Zeit als auch Geld im und für den Tempel, was für ihre Bereitschaft spricht, sich hier dauerhaft niederlassen zu wollen (Baumann 2002, Der Sri Kamadchi Ampal Tempel in Hamm. Forschungen zum Hinduismus in Deutschland. Manuskript.).

"Der Tempel gehört nicht nur den Tamilen, sondern allen Menschen", so Sri Pascaran. Er ist längst zu einer zweiten Heimat für tamilische Gläubige  geworden. Der Tempel bietet eine Plattform für die unterschiedlichsten hinduistischen Strömungen und Traditionen und ist eine Möglichkeit für Tamilen, sich ihre Identität zu bewahren und sich selbst im fremdkulturellen Umfeld Deutschland zu vergewissern und zu behaupten (Baumann 2002,  Der Sri Kamadchi Ampal Tempel in Hamm. Forschungen zum Hinduismus in Deutschland. Manuskript ). Er ist also weit mehr als eine reine Nachbildung des Muttertempels in Kanchipuram zu verstehen. Er kann als Schnittstelle von Hindutraditionen angesehen werden. Es ist daher gerechtfertigt von Traditionsverdichtung, Popularisierung und Neuaushandlung bzw. Neukonzeption von Hindu-Traditionen zu reden. Daneben lässt sich auch von einer Traditionswahrung und Konfliktverdichtung sprechen (Wilke 2003, Seite 125). Er bietet ein Podium Religion auch in der Fremde zu bewahren und auszuüben. Verschiedene Traditionen rücken näher und dichter zusammen (als dies in der Form normalerweise der Fall wäre), ohne das dies zu Problemen führen würde. Dabei bilden sie jedoch eine Gruppe für sich, die Rituale finden getrennt voneinander statt. Jeder verehrt dort die Göttin auf ganz individuelle Weise und legt ein persönliches Gelübde (vrata) für sie ab (Wilke 2003, Seite 140). Es besteht ein friedliches Neben- und Miteinander.

Der Tempel ist sowohl für Sri-Lankesen als auch für Inder attraktiv. Die südindische Shankaracharya-Tradition mit ihrem gelebten apokryphen Smarta-Hinduismus, die sri-lankesische Agama-Tradtion des Shaivasiddhantas und die esoterische, tantrische Srividya-Tradition vermischen sich (Wilke 2003, Seite 140). Der Tempel ist darüber hinaus keiner politischen Ideologie verpflichtet, was die Attraktivität zusätzlich erhöht, da so Spannungen vermieden werden (Wilke 2003, Seite 136).

Pascaran akzeptiert zwar Trance, Ekstase und Gottesbesessenheit, unterstützt und fördert diese aber nicht besonders, nach eigenen Aussagen hält er einige tamilische Rituale für grausam und unnötig. Er akzeptiert sie aber in Zwangssituationen, beispielsweise im Befall einer schlimmen Krankheit. Gleichzeitig profitiert der Tempel natürlich auch von dem Ruf der  zahlreichen abgegebenen Gelübde für eine überstandene oder noch zu überstehende Krankheit und dem Interesse der Öffentlichkeit für aus unserer Sicht exotische Rituale, die für uns einen ungewohnten und seltenen Anblick bieten (Wilke 2003, Seite 137, 138).

Es wird deutlich, dass der Erfolg des Tempels ganz wesentlich mit dem Engagement, der Autorität sowie dem Charisma und der Präsenz des Priesters Pascaran verbunden zu sein scheint, viele Gläubige könnten sich sicher durchaus einen kleineren Tempel vorstellen.Pascaran  selbst entstammt der Lingayat- bwz. Virashaiva-Tradtion, obwohl bei dieser der Gott Shiva im Mittelpunkt steht, ist er ein Verehrer der Göttin (Wilke 2003, Seite 131). Er legt besonderen Wert auf orthodoxes, brahmanisches Ritual und auf äußerste Reinheit des Tempels, was an den zahlreichen Einweihungsritualen des Tempelrichtfestes  sowie den vielen Tempelvorschriften deutlich wird. Auf der einen Seite finden orthodoxe, brahmanische Rituale statt, auf der anderen Seite exklusive tamilische Rituale. Daneben treten auch tantrische Rituale auf (Wilke 2003, Seite 140). Der Tempel bietet eine Plattform sowohl für die sanskritisierte "große Tradition"  als auch für die "kleine Tradition" (wenig bis gar nicht sanskritisiert), also für "Mainstreamhinduismus" und "Volkshinduismus". Viele Tempelbesucher sind keine Verehrer der Göttin, sondern nutzen den Tempel als Plattform für ihre eigenen, auch auf andere Gottheiten bezogenen Rituale, beispiesweise Murugan (Wilke 2003, Seite 136). Pascaran stellt aber ebenso die Autorität der Vellalar, srilankesiche Priester, in Frage, die ein sehr starkes Kastenbewusstsein propagieren. Der Hammer Tempel hingegen ist für alle Kasten und Menschen offen und erbittet seinen Segen für sie und die ganze Welt. Pascarans besonderer Weg, gepaart mit seiner Toleranz und Kritik an Obrigkeiten, trägt sich zum immensen Erfolg des Tempels bei.

Der Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel ist einer der ersten Hindu-tamilischen Tempel in Deutschland überhaupt. 1989 gab es deutschlandweit nur vier weitere Hindutempel. Dort wurde die erste Prozession mit einem Wagen ausgeführt, hier werden die meisten Gelübde abgelegt (Wilke 2003, Seite 140). Es wird dort sicher noch viele weitere Entwicklungen geben, auf die wir gespannt sein dürfen.

Literatur

Baumann, Martin: Migration, Religion, Integration. Vietnamesische Buddhisten und tamilische Hindus in Deutschland. Marburg: Diagonal-Verlag, 2000.

Baumann, Martin:  Der Sri Kamadchi Ampal Tempel in Hamm. Forschungen zum Hinduismus in Deutschland. Manuskript.)2002,

Martin Baumann, Brigitte Luchesi, Annette Wilke (Hrsg.): Tempel und Tamilen in zweiter Heimat. Hindus aus Sri Lanka im deutschsprachigen und skandinavischen Raum, Würzburg 2003

Wiedergeboren in Westfalen von Melanie Liebheit (Dokumentarfilm), WDR 2009, luethje und schneider fil, hff münchen

Wilke, Annette: Die Göttin Kamaksi und ihr jährlicher sri-cakra-Ritus: Zur neuen Öffentlichkeit einer esoterischen Tradition in Hamm-Uentrop, in: M. Baumann et al., Tempel und Tamilen in zweiter Heimat, Würzburg 2003, 189-222.

Weblinks

http://www.kamadchi-ampal.de/index.php/der-tempel.html

http://www.baumann-martin.de/Kamad-Tem.html

http://zwo5.de/temple/temple_vid/tempel_vid.html

http://prezi.com/cc9g7fezbaw4/sri-kamadchi-ampal-tempel-hamm/strong

[Permalink]


Freitag, 10. Mai 2013
Aditi
By religionswissenschaftler, 04:02

http://www.kamalkapoor.com/hindu-deities/images/goddess-aditi.jpg


Aditi ist die vedische Mutter und Himmelsgöttin. Sie wird mit Begriffen wie Weite und Unendlichkeit verbunden.

Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Aditi

[Permalink]


Agni
By religionswissenschaftler, 04:02

 

Agni („Feuer“) ist in der vedischen Mythologie einerseits das Feuer selbst, andererseits der Gott des Feuers und Opfer- und Botengott (Götterbote/Mittler zwischen Menschen und Göttern), der unter anderem die Aufgabe hatte, das während den Verbrennungsritualen (Yajna) Geopferte (Butterschmalz/Fleisch) und die Segenswünsche der Gläubigen zu den Göttern zu bringen. Wenn zu Beginn des Opfers der Ruf der Gläubigen erklingt, sucht Agni die Götter und überbringt ihnen die Einladung der Götter. Er schützt das Herdfeuer ebenso wie das sakrale Opferfeuer (Yajna). Im Prähinduismus spielte die Feuerverehrung (als einzige Form des Opfers) – und mit ihr Agni – eine zentrale Rolle. (Die vedische Religion war ein Feuerkult, im Gegensatz zum späteren Hinduismus, der zum Bilderkult wurde.) In der Veda ist der Gott menschenähnlich dargestellt. Agni ist auch der oberste „Opferpriester“. Als Weltenhüter kann Agni Menschen nach deren Tod von ihren Sünden reinigen und ihnen so Unsterblichkeit verleihen.

Er diente auch zur Erklärung von Naturphänomenen wie dem Blitz; weitere Erscheinungsformen waren das Feuer in Holz und Stein sowie die Sonne am Himmel.

 

Eigenschaften

 

Agni gilt als grausam und gütig zugleich: So vertreibt er einerseits die Dunkelheit, verschlingt aber andererseits seine Eltern gleich nach seiner Geburt. Auch die Leichen auf dem Scheiterhaufen sind traditionell seine Beute. Agni ist kein furchterregender Gott, den man beschwichtigen muss, (sondern wohltätig). Er ist ein Freund der Menschen, Hüter und Schirmherr der Gemeinschaft und Beschützer gegen die schädigenden Mächte. Er gilt als Weiser und ihm wird von den Veden eine gewisse Intellektualität zugeschrieben. Er gilt als der Mund der Götter. Agni hat zwei Existenzen:

eine himmlische (verborgene) und eine irdische (offensichtliche). Agni symbolisiert abstrakt den göttlichen Willen oder Willenskraft in der Menschheit.

 

Ikonographie

 

Gewöhnlich wird Agni mit zwei Köpfen, sieben Armen, drei Beinen und feuerroter Körperfarbe dargestellt. Er trägt einen langen Bart. Flammen sind sein Gewand. Agni speit oftmals Feuer und

trägt eine Fackel oder einen flammenden Speer. Sein Vahana („Fahrzeug“/Reit- und Symboltier) ist ein Widder oder eine Ziege, mitunter bildet man ihn aber auch in einem von Rossen gezogenen Wagen ab. Seine Attribute sind Krug, heilige Schnur, Buch und Flammenschwert.

 

Verwandtschaft, Abstammung

und Geburt

 

Agni gilt als Sohn des Himmels und der Erde, weshalb man ihm nachsagt, entweder aus dem Blitz oder aus der Sonne geboren worden zu sein. Andere Quellen sehen ihn als Sohn der Aditi und des Rishi (vedischer„Weiser“/“Dichter“/“Seher“/“Sänger“/“Heiliger“) Kashyapa, weshalb er auch als Aditya gilt. Für manche Sagen ist seine Geburtsstätte auch der Feuerstein, der Funken schlägt. Agnis Frau ist die Göttin Svaha („So sei es“/die Göttin des Segenswunsches beim Opfer). Gelegentlich gilt er auch als Vater des Kriegsgottes Skanda („Spritzer“/“Ausgießung“) bzw. Kartikeya (der sonst als Sohn Shivas gilt). Shiva bot seinen Samen dem Opferfeuer Agni dar, der diesen wiederum der Flussgöttin Ganga (Ganges) zum Aufbewahren übergab, die ihn wiederum ins Schilf ablegte. Schließlich wurde Skanda mit sechs Köpfen und sechs oder zwölf Armen geboren. Agni ist Bruder von Indra und Surya (Sonnengott).

 

 Bedeutung Agnis im

rezenten Hinduismus

 

Im nachvedischen Hinduismus gilt Agni nur noch als Lokapala des Südostens. In den großen Epen findet er aber weiterhin Erwähnung. Im Ramayana verschont Agni beispielsweise Sita, die Frau Ramas, die um ihre Unschuld und Treue zu beweisen ins Feuer springt und unverletzt daraus wieder hervor geht. Damit wird ihre eheliche Treue bewiesen. Er versorgte auch den Affengott Hanuman, dem der Dämonenkönig Ravana im Kampf den Schwanz angezündet und verbrannt hatte (Ramayana).

Im heutigen Hinduismus spielt der Gott so gut wie keine Rolle mehr. Die Bilderverehrung kam hinzu und drängte den Kult der Feueropfer an den Rand. Damit entfiel auch immer mehr Agnis Aufgabe, die Opferspenden und Wünsche der Menschen an die Adressaten unter den Göttern weiterzuleiten. Agnis Rolle als „Opferpriester“ wurde später von Brahma übernommen.


Literatur

[Permalink]


Sonntag, 28. April 2013
AIDS-amma
By religionswissenschaftler, 17:02




AIDS-amma (Sanskrit:AIDSmutter) ist eine indische AIDSgöttin, Phänomen sowie Aufklärungskampagne. Sie wurde 1997 von Schullehrer Mr.H.H. Gerish aus Karnataka, dem ehemaligen Mysore, am Zuge des Welt-AIDS-Tages am 1.Dezember ins Leben gerufen. Ihr Tempel befindet sich gegenüber dem der Pockengöttin Mariyamman, deren Vorbild er folgte. Im Gegensatz zu dieser kann AIDS-amma aber weder heilen, noch vor der Krankheit schützen, noch Besitz ergreifen, noch infizieren, noch Wunder bewirken. Sie soll zwar verehrt werden, doch ihre einzige Kraft ist es, Gerish zufolge, den menschlichen Verstand zu erhellen und zu informieren. Eine mantraähnliche Äußerung, die von Dorfbewohnern am Schrein rezitiert wird, lautet: "Bitte AIDS-amma segne uns mit Information". Eine Inschrift des Schreins, der auf Kannada, der einheimischen Sprache in Karnataka geschrieben wurde, weist diese als wissenschaftlichen Tempel aus. Im Inneren des Heiligtums befindet sich ein weißer Stein, der als ihr Symbol gilt. Dahinter sieht man die Silhouette des Torsos eines Mannes und einer Frau, den Rücken zueinander gewandt, zwischen ihnen ist ein roter Kreis. Das Paar verkörpert die Religion, der Kreis ist das Symbol für AIDS oder im weiteren Sinne für die Wissenschaft als solches. Die weiße Farbe, verkörpert Gerish zufolge die Aufklärung, Wissen, den Verstand und die Einsicht, während die schwarze Farbe für Ignoranz und Unwissenheit steht. An verschiedenen Orten in der Nähe des Tempels, beispielsweise an der Außenfassade der nahestehenden Schule, an der Gerish arbeitet, stehen verschiedene Slogans, wodurch Aids übertragen wird, wodurch es nicht übertragen wird, wie man sich davor schützen kann, wo AIDS am häufigsten übertragen wird, was AIDS ist und was Aids nicht ist, sowie wie man sich nicht vor AIDS schützen kann, wie man sich nicht davor schützen kann und wie man mit Menschen umgehen soll, die es haben. Gerish zufolge, wählte er die Göttin, weil sie mehr Autorität und Glaubwürdigkeit als er als Mensch besitzt.  

Anlass für Gerish war ein Zwischenfall in Karnataka von dem er gehört hatte, bei dem ein AIDS infizierten Paar von der Dorfgemeinschaft verbannt wurde, da der Umgang mit der Krankheit als unheilvoll gilt. Nach dem Tod des Mannes, starb die Frau den Hungertod. Mit seiner Kampagne wollte Gerish dem entgegenwirken und über die Krankheit sowie Präventivmaßnahmen aufklären. Grund war auch die immer höher werdende AIDS-Rate in Indien, die laut Statistiken ansteigt. Studenten und Lehrer legten 1999 ein vrata (Gelübde) ab, Menschen über AIDS aufzuklären und zukünftig keine Infizierten mehr auszuschließen. Vor dem Schrein der AIDS-amma singen Schulkinder häufig bhajans, religiöse Preislieder auf Kannada. Der Göttin wird auch regelmäßig Puja von den Einwohnern dargebracht. Ihr Schrein darf nicht mit Schuhen betreten werden, wie auch für alle anderen Gottheiten üblich.

AIDS-amma wird durchaus kontrovers diskutiert und teilweise als Gefahr betrachtet, da gerade bei Dorfgottheiten (gramadevata) der Glauben, existiert, dass diese ein doppeltes Wesen haben und Krankheiten hervorrufen und davon heilen können. Darüber hinaus gab es nicht nur positive Reaktionen, denn durch den Tempel erhält der kleine Ort in Karnataka sowie seine Nachbarorte auch unangenehme und negativ wahrgenommene Aufmerksamkeit in Zusammenhang mit AIDS, seiner hohen Rate, sowie verschiedenen Zwischenfällen und Schlagzeilen dort. Das ist nicht jedermann recht. Darüber hinaus ist die Göttin quasi über Nacht aus dem Nichts entstanden, wie hat keine mythologische Entstehungsgeschichte, göttliche Verwandtschaft, kann keine Wunder wirken, über sie ist nichts weiter bekannt.

 

Wichtige Fragen in Zusammenhang mit AIDSamma sind: warum sich Gerish für eine weibliche Gottheit entschied, ob die Verehrer wie wirklich als wissenschaftliche Göttin oder aber doch als Verursacherin und Heilerin von der Krankheit ansehen, wie der Tempel von der Bevölkerung und der Umgebung wahrgenommen und aufgenommen wird und wie er sich entwickelt hat bzw. noch entwickeln wird.

 

AIDSamma war zwar Gerish Idee, doch sie ist längst nicht mehr sein Eigentum, sie gehört quasi den indischen Gläubigen, er kann ihre Entwicklung nicht mehr steuern oder kontrollieren. Obwohl Gerish der Göttin keinerlei Mythen zugeschrieben hat, können diese mit der Zeit entstehen und sich weiterverbreiten, Rituale könnten sich entwickeln, die Menschen könnten die Inbesitznahme durch sie suchen, sie könnte zu einer ambivalenten Krankheitsgöttin werden und so weiter.

 

Literatur

 

* Fabrizio Ferrari, Fromm smallpox to AIDS, Seite 62
* a new goddess for a new disease AIDSamma in a south indian village


[Permalink]


Montag, 08. April 2013
Annapurna
By religionswissenschaftler, 22:08



Annapurna ({{SaS|अन्नपूर्णा|annapūrṇā}} „die an Nahrung Reiche“, dabei bedeutet anna „Nahrung“ und pūrṇa „gefüllt; voll von“ in der Bedeutung "die Nahrungsschenkende"), auch Vishalakshi (die Breitäugige) genannt, ist eine hinduistische weibliche Gottheit, die als Göttin des Hauses, der Ernte, des Reises, des täglichen Brotes, des Kochens, des Überflusses und der Nahrung verehrt wird. Sie verleiht auch die Gabe des guten Kochens. Annapurna soll dafür Sorge tragen, dass niemand Hunger leidet. Sie gilt als eine Form der Muttergöttin Parvati und als Frau und Shakti Shivas. Sie wird als die Erhalterin des Wohlstandes angesehen.Es wird angenommen, dass derjenige, der die Mägen der Hungrigen mit Nahrung füllt, von den Kräften der Gottheit erfüllt ist. Im hinduistischen Glauben ist die Gottheit mit der Befugnis ausgestattet, Essen in unbegrenzter Menge zu liefern. Man glaubt, dass derjenige, der sie verehrt, niemals an Nahrungsknappheit im Leben leiden wird. Sie symbolisiert den göttlichen Aspekt der nährenden Pflege und der himmlischen Fürsorge. Die Gottheit wird auch, speziell in Südindien, wo sie sehr beliebt ist und wo ihr viele verschiedene Schreine gewidmet sind, als Göttin der Fruchtbarkeit, des Reichtums und der Landwirtschaft verehrt. Der berühmteste Tempel der Annapurna befindet sich in Kashi (auch Varanasi oder Benares genannt) in Indien. Neben ihrem Mann Shiva, der dort als Vishvanatha verehrt wird, gilt sie als Königin von Kashi. In Horanadu, das etwa 100 km westlich von Chikmagalur im südindischen Bundesstaat Karnataka liegt, befindet sich als weitere wichtige Kultstätte der Annapoorneshwari Temple. Annapurna ist die oberste Göttin und Königin von Kashi. Es heißt, dass sie selbst nichts isst, bis alle ihre Anhänger in ihrem dortigen Tempel mit ausreichend Nahrung versorgt sind. Annapurna wird auch Mutter der drei Welten (Triloka) genannt. In ihrer 108-Namen-Hyme wird sie neben der Spendung von Nahrung, auch mit Weisheit und Weltabgewandheit in Verbindung gebracht.


Ikonographie


Annapurna wird mit allerlei Schmuck und einem juwelenverzierten Topf, gefüllt mit Brei, in einer Hand und einer Pfanne oder einem Löffel in der anderen, um die Nahrung an ihre Verehrer zu verteilen, dargestellt. Die Göttin trägt Schmuck am Handgelenk. In einigen Darstellungen wird sie in Sitzhaltung und Shiva für gewöhnlich bettelnd mit einer Bettelschale in Form eines Schädels um Nahrung vor ihr dargestellt. Annapurna füllt seine Schale mit ihrem Löffel. Ihre Körperfarbe ist rot. Sie sitzt oftmals auf einem Thron oder Lotus (siehe Bild).


Mythologie


Eines Tages fand Shiva, der ein Bettelmönch war, nichts zu essen, so dass er hungrig war. Er wurde von allen nur abgewiesen. Er fragte den Weisen Narada nach der Ursache seines Hungers. Dieser sagte ihm, dass dies nur an seiner unglücklichen Frau liege. Eine glückliche Frau bringe ihrem Mann Glück. „Sieh dir Vishnu an! Er hat Devi Sri geheiratet und seitdem lebt er im Überfluss.“

Daraufhin begab sich der Weise wieder in seine Küche, wo er die hungernde Parvati sah, die dort in schwermütiger Stimmung dasaß. Ganeshas Ratte und Karttikeyas Pfau hatten die spärlichen Überreste aufgegessen. Parvati fragte den alten Mann, warum sie zur Armut verdammt war.

Narada erklärte: „Das liegt nur an deinem Mann. Ein fähiger Gatte ernährt seine Familie, indem er genug Geld verdient. Sieh dir Devi Sri an! Seitdem sie mit Vishnu verheiratet ist, lebt sie wie im Himmel“.

Annapurna dachte darüber nach, und am nächsten Morgen, nachdem Shiva fortgegangen war, nahm sie ihre Kinder und verließ das Haus. Nachdem sie eine Weile gegangen war, erschien Narada und lehrte sie, wie sie die Leute überzeugen konnte, ihr zu essen zu geben.

Annapurna besuchte viele Familien, bekam von allen etwas zu essen und kam mit einem Korb voll Nahrung nach Hause. Als Shiva hungrig und mit leeren Händen heimkehrte, gab sie ihm bereitwillig zu essen, bis er satt war. Er war so dankbar, dass er sie umarmte, bis er mit ihr eins wurde. Diese Vereinigung vollkommener Liebe wird oft in Skulpturen dargestellt, die als Ardhanarishvara (halb Mann und halb Frau) bekannt sind.

Ein anderer sehr populärer Mythos erzählt folgendes:

Eines Tages spielten Shiva und Parvati ein Würfelspiel. Das Spiel wurde so interessant, dass dabei Wetten abgeschlossen wurden. Parvati setzte ihre Juwelen und Shiva seinen Dreizack. Shiva verlor das Spiel und damit seinen Dreizack. Um ihn wieder zu gewinnen, wettete Shiva diesmal seine Schlange und verlor abermals. Als das Spiel schließlich endete, verlor Shiva alles, was er hatte, auch seine Bettelschale.

Shiva zog sich gedemütigt in einen Wald zurück, wo sich ihm der Gott Vishnu näherte, der ihn fragte, ob er abermals spielen wolle, um alles zurückzugewinnen, was er verloren hatte.

Unter seinen Ratschlägen ließ sich Shiva darauf ein und gewann alles, was er im vorherigen Spiel verloren hatte, wieder zurück.

Doch die Göttin Parvati wurde misstrauisch über Shivas plötzliche Wendung seines Vermögens und nannte ihn einen Betrüger. Das führte zu einem verbalen Duell zwischen den Ehepartnern. Schließlich griff Vishnu ein und sagte, dass die Steine nach seinem Wunsch verschoben waren und sie nur unter der Illusion standen, dass sie spielten.

Symbolisch ist Leben wie ein Würfelspiel – unberechenbar und außer Kontrolle.

Das verbale Duell wandte sich bald in eine philosophische Diskussion um und Shiva sagte, dass Besitztümer nur vorübergehend sind. Alles sei Maya, auch die Nahrung, die wir essen sei Maya. Parvati war aber nicht einverstanden, dass Nahrung nur eine Illusion ist. Sie argumentierte, dass wenn Essen nur eine Illusion sei, sie auch nur eine Illusion ist. Sie wollte wissen, wie die Welt wäre, wenn sie ohne Nahrung überleben müsse und verschwand.

Ihr Verschwinden bedeutete den Stillstand der Natur. Es gab keine jahreszeitlichen Veränderungen mehr. Alles blieb unfruchtbar, es gab keine Regeneration und Geburt. Bald kam es zu schwerer Dürre und Nahrungsmittelknappheit.

Shiva erkannte bald, dass er unvollständig ohne Shakti war.

Götter, Menschen und „Dämonen“ bettelten um Nahrungsmittel. Die Göttin Parvati konnte nicht ertragen, wie ihre Kinder vor Hunger umkommen, und erschien in Kashi und begann die Verteilung von Lebensmitteln.

Shiva erschien vor ihr mit einer Bettelschale und Parvati fütterte ihn. Shiva sagte, dass die Nahrungsmittel nicht als bloße Illusion abgetan werden können und dass sie erforderlich sind um den Körper, der Atman in sich trägt zu nähren.

Seitdem wird Parvati als Annapurna, Göttin der Nahrung verehrt.

Der Mythos verdeutlicht, dass Moksha nicht ohne Nahrung erreicht werden kann.


Ein weiterer Mythos erzählt, wie einst der Weise Vyasa nach Kashi kam, die Stadt der Bettler. Er und seine Jünger klopften an allen Türen der Stadt, doch sie bekamen nur eine magere Ausbeute. Also verfluchte der wütende Weise die Stadt und ihre Bewohner, sie würden 100 Jahre ohne Freundschaft, Weisheit und Glück leben müssen. Das gefiel Shiva natürlich gar nicht, schließlich war Kashi seine Lieblingsstadt. Also erschien die Göttin Annapurna von Vyasa und errichte dort ihre Küche. Dabei wurde Vyasa so satt, dass er seinen Fluch ganz vergass.


Ritual und Verehrung


Annapurna wird in vielen hinduistischen Haushalten verehrt. Die Bilder der Annapurna sind in Küchen, Restaurants und in der Nähe des Abendbrottisches zu finden, wo das Essen zubereitet wird und man nur nach dem Aufstehen für die Segnung Annapurnas das Essen serviert. Wenn die Menschen in den hinduistischen Haushalten Speisereste wegwerfen, so glaubt man, dass dies ihren Zorn erregt. Deshalb werden Krümel von Lebensmitteln nicht nach dem Essen verschwendet. Die Göttin wird am vierten Tag der Durga-Navaratri verehrt. Während des Annakuta-("Speiseberg"-)Festes im Herbst wird tatsächlich ein Berg von Speisen errichtet, der ihren Tempel ausfüllt. Während eines Festes im Frühling, das sie mit dem sprießenden Reis in Zusammenhang bringt, werden ihr Bildnis und ihr Tempel mit grünen Reissprossen geschmückt.


Bemerkungen


Der Berg Annapurna im Himalaya in Nepal trägt den Namen der Göttin.


 Literatur


* Swami Satyananda Saraswati, Annapurna Puja and Sahasranam (ISBN 18-87472-85-1)


 Weblinks


* http://www.helium.com/items/581763-hinduism-characteristics-and-attributes-of-annapurna Beschreibung von Annapurna bei helium.com] (englisch), abgerufen 28. Dezember 2012

* http://www.studymode.com/essays/Goddess-Annapurna-1286013.html

* http://artedea.net/annapurna/

* http://festivals.igiftstoindia.com/goddesses/annapurna.html

* http://www.sanatansociety.org/hindu_gods_and_goddesses/annapurna.htm

* http://www.indianetzone.com/28/annapurna_




[Permalink]


Mittwoch, 03. April 2013
Aryaman
By religionswissenschaftler, 22:34



[Permalink]


Brahma
By religionswissenschaftler, 22:34

http://www.yoga-vidya.de/Bilder/Galerien/gott-brahma.jpg

 


Brahma ist der hinduistische Gott der Schöpfung und der Weltenlenker.


Brahma wird dargestellt als alter Mann mit vier Köpfen und langem, weißen Bart. Sein vahana ist entweder ein Lotus, eine Brahmanengans oder ein

In seinen vier Händen hält er die Veden, einen Rosenkranz, eine Lotusblume sowie ein Ritualgefäß mit Wasser aus dem Ganges.


Mythologisch erscheint er häufig als der Gott der Dämonen Wünsche erfüllt und damit meistens als Auslöser weltlicher Katastrophen fungiert.


Mythologie


Literatur


[Permalink]


Dhumavati
By religionswissenschaftler, 22:12



Die tantrische Göttin Dhumavati ({{SaS|धूमावती|Dhūmāvatī}} „die Rauchende“) ist eine der zehn Mahavidyas (eine der zehn „großen Wissenden“, die die Shakti Shivas personifizieren und über bestimmte Siddhis verfügen) sowie Stadtteilgöttin (mohalla devi) von Benares. Sie kann als eine Avatare Parvatis betrachtet werden. Dhumavati ist die Göttin der Witwen und der sozial Ausgestoßenen. Innerhalb der tantrischen Mahavidya-Gruppe, in der sie stets an siebter Stelle genannt wird, nimmt sie eine außergewöhnliche, besondere Stellung ein und verkörpert den furchteinflößenden Aspekt des Weiblich-Göttlichen. Außerhalb des festen Kreises der Mahavidyas hat Dhumavati nur wenig Eigenleben entwickelt. Sie wird ausschließlich in tantrischen Schriften erwähnt. Da die Mahavidyas gelegentlich mit den Avatare Vishnus gleichgesetzt wurden, erscheint Dhumavati zum Teil als göttliche Mutter zur Zeit der Sintflut und wird mit Matsya in Beziehung gesetzt. Dhumavati ist die einzige Mahavidya ohne Ehemann, sie ist Shakti ohne Shiva. Sie ist die ewig Durst und Hunger Leidende und verkörpert somit unbefriedigte Bedürfnisse. Sie steht besonders in enger Verbindung zu Unglück, Armut, Entbehrung, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Unreinheit, Demütigung, Niederlage, Verlust, Enttäuschung, Frustration, Elend, Krankheit und Leid. Dhumavati steht für die Überlegenheit der Macht der Natur gegenüber allen anderen Kräften und damit für die Unüberwindbarkeit des Todes. Sie verfügt über ein erhebliches ugra- (gewalttätiges) Potential. In mittelalterlichen tantrischen Quellen wird sie mit der Vernichtung, Beherrschung, Schädigung, Bannung, Lähmung und Unschädlichmachung von Feinden verbunden (uccatana). Dort wird sie ausschließlich und einheitlich als gefahrvoll, bedrohlich, kriegerisch, zerstörerisch, unheilvoll und angsteinflößend betrachtet. Ihre Siddhi ist der Tod. Dhumavati personifiziert die Zerstörung der Welt durch Feuer, wenn nur noch der Rauch der Asche übrig bleibt. Trotz ihres überwiegend unheilvollen Charakters wird sie in ihrer ''1000-Namen-Hymne'' aber auch mit positiven Namen und Eigenschaften belegt. Darin erscheint sie morgens als junges Mädchen, tagsüber als verheiratet und abends als Witwe. Dort wird sie auch mit dem Gewähren von Nachwuchs verbunden. Außen hart, wird sie innerlich als mitfühlend und weichherzig beschrieben.

Die Göttin ist einsam, traurig, schädigend, unsicher, rau, unzugänglich, mürrisch, unzufrieden, indifferent, gequält, spröde, unbeständig, missgünstig, arglistig, angespannt, gierig und leicht zornig und hat, manchen Quellen zufolge, einen enormen sexuellen Appetit. Sie fängt gerne Streit an und sorgt für Missverständnisse. Dhumavati existiert in der Form von Rauch und kann sich wie dieser überall hinbewegen. Sie repräsentiert die Haftung an alles Irdische und verkörpert somit die Guna der Tamas („Unwissenheit, Trägheit, Dunkelheit, negative Kräfte“) und repräsentiert die daraus resultierende Unzufriedenheit. Dhumavati verweist auf die Nichtigkeit weltlicher Bedürfnisse und umfassende Erkenntnis und wird dadurch zur Göttin der Illusion Maya. Ihre Feinde soll sie durch stechenden Rauch besiegen können, ebenso kann sie ihre Adepten darin verbergen. Dhumavatis Beinamen sind: Alakshmi („Unglück“), Daridra („Armut“), Vidhiva („Witwe“), Nirrti („Elend“) und Jyestha („die Älteste“).


Entstehungsgeschichte/Dhumavatis Geburt


Die Puranas liefern verschiedene Anhaltspunkte zum Ursprung Dhumavatis, die ihren Charakter, die Bedeutung ihres Namens, ihren Witwenstatus und ihren Eigenschaften erklären. Einer Überlieferung zufolge soll Dhumavati aus dem (unreinen) Rauch, der sich ins Opferfeuer werfenden Göttin Sati, Shivas erster Frau, entstanden sein, daher auch ihr Name. Dadurch sind Satis negative Emotionen, die sie im Moment der Verbrennung empfand, auf Dhumavati übergegangen.

Ein anderer populärer Mythos erzählt folgendes: Sati habe einst ihren Gemahl Shiva um etwas zu essen gebeten, da sie unter schrecklichem Hunger litt. Shiva verweigerte ihr dies jedoch mehrfach und ignorierte so ihre Bedürfnisse. Sati wurde wütend, Rauch stieg aus ihrem Körper auf, woraufhin Sati ihn in einem Akt der Selbstbehauptung und der Unabhängigkeit einfach verschlang und sich damit selbst zur Witwe machte. Der Gott konnte sie aber davon überzeugen, ihn wieder auszuspucken. Daraufhin verfluchte er sie und verurteilte sie dazu fortan in Form der Göttin Dhumavati, der ewigen Witwe, zu leben. Ihre Existenz sollte von da an permanent durch Unheil, Leid und sogar Qual gekennzeichnet sein.

Eines Tages verweigerte Daksha Shiva, wohl aufgrund seiner unkonventionellen Lebensweise als Asket, die Teilnahme am Opfer. Als Sati davon erfuhr, wollte sie ohne ihn dort hingehen. Doch dieser verweigerte ihr aufgrund von befürchteten Konfrontationen seine Erlaubnis, ohne ihn zum Opferfest ihres Vaters Daksha zu gehen. All ihre Bemühungen, ihren Mann doch noch zu überreden, waren vergeblich. Sie nahm sogar die Gestalt einer erschreckenden Göttin an. Shiva versucht die anhaltende Diskussion abrupt zu beenden und will deshalb den Raum verlassen. Da fiel Sati in Wut und Rage, vervielfältigte sich und teilte sich in die zehn Mahavidyas auf, um Shiva den Ausgang zu versperren und ihn so einzukesseln. Sie verteilte sich in alle zehn „Himmelsrichtungen“ (die acht geografischen Haupt- und Neben-Himmelsrichtungen sowie Zenit und Nadir). Shiva wurde in Angst und Demut versetzt und gab schließlich nach, sodass Parvati ihr angestrebtes Ziel doch noch erreichte. Dabei wird Dhumavati im Südosten verortet.


Ikonographie und Symbolik


Dhumavati wird stets dargestellt als alte, schlichte, blasse, schmutzige, kranke, verhärmte, verwahrloste, ausgemergelte, schmucklose, schreckliche, furcheinflößende und hässliche Witwe mit hängenden, trockenen, langen Brüsten und zitternden Händen. Ihre Nase ist groß, lang und krumm. Die Ohren sind lang. Ihr Gesicht ist voller Falten. Ihre Haare sind grau, wild, offen und zerzaust. Dhumavati hat keine Zähne oder Zahnlücken im Mund. Sie hat einen harten, finsteren, ersten Gesichtsausdruck. Sie ist von grauer Körperfarbe, was von ihrer Verbindung zum Rauch herrührt. Teilweise wird ihr ein penetranter Geruch nachgesagt. Ihr Körper ist von Schweiß bedeckt. Die Göttin ist halb blind. Sie trägt ein weißes, abgenutztes Gewand, dass sie einer Leiche auf dem Leichenverbrennungsplatz abgenommen haben soll. Ihr wird nachgesagt, Knochen in ihrem Mund zu zerkauen, das Geräusch soll fürchterlich sein. Sie macht die Geräusche von Trommeln und Glocken, welche angsteinflößend und kriegerisch sind. Sie sitzt auf einem Wagen, vor den jedoch keine Zugtiere gespannt sind. Dies kann als die Ausweglosigkeit der sozialen Stellung der Witwen und der Parias in der Gesellschaft interpretiert werden. Dhumavati steht am Rande oder außerhalb der Gesellschaft. Sie kann sich nicht von der Stelle bewegen und ist in ihrer sozialen Situation gewissermaßen gefangen. Ihr Wagen führt buchstäblich ins Nichts, in die Leere. Dadurch ist sie aber auch frei von Einschränkungen und Verpflichtungen, die verheirateten Frauen auferlegt sind. Sie ist frei für spirituelles Streben wie beispielsweise Pilgerreisen, die ihr in ihren jungen verheirateten Tagen nicht möglich waren. Sie ist also auch als Befreiungsfigur der Witwen zu deuten, die im Hinduismus ausschließlich mit negativen Eigenschaften belegt werden, als unheilvoll und gefährlich gelten, Ärger hervorrufen sollen und unter anderem auf Grund ihrer unkontrollierten Sexualität gefürchtet und gemieden gelten.

Ihre Wohnstatt hat sie auf Leichenverbrennungsplätzen, verlassenen Häusern und Ruinen und Orten wie Wüsten, Wäldern, Wildnis oder Bergen, in den Wunden der Welt, im Rauch, Elend, Hunger und Durst, Krankheit, Frauen und insbesondere Witwen, in trauernden Kindern oder im Streit. Ihr Symboltier ist der Geier bzw. die Krähe, die auch auf ihrem Wagen sitzt oder als Banner dort zu sehen ist, als Aasfresser ein Symbol des Todes darstellt und in Zusammenhang mit dunklen, negativen Mächten, Unheil und schwarzer Magie steht. In ihren Händen hält sie oft eine Bettelschale (kalasa), teilweise Reiswerfel (surpa) oder Schwert und einen Korb, mit dem sie die Spreu vom Weizen (symbolisch das Wahre vom Unwahren) trennt. Die nahezu einzig freundlichen Züge, die sie in Abbildungen aufweist, sind die durch ihre rechte Hand angedeutete Wunschgewährungsgeste (varada Mudra) oder das Mudra der Zerstörung von Furcht (Abhayamudra).


Ritual und Verehrung


Besondere Verehrung genießt Dhumavati bei ungepaarten unverheirateten Mitgliedern der Gesellschaft wie Junggesellen, Prostituieren, Witwen, Asketen und Tantrikern. Für ihre Verehrung ist vorgeschrieben, dass sie nackt und nachts, schweigend mit verwildertem Haar an Leichenverbrennungsstädten, Wäldern, Bergen, in der Wildnis und an verlassenen, einsamen, wilden, unzivilisierten, abgelegenen, gefahrvollen Gegenden zu erfolgen hat und mit Fasten verbunden ist. Sie soll am 14. Tag der dunklen Monatshälfte in mondlosen Nächten begangen werden. Die Göttin hat eine besondere Vorliebe für Blut, Fleisch und Alkohol. Sie bevorzugt Opfergaben, die im rauchigem Feuer verbrannt werden (havanas). Ihre Adepten erhoffen sich durch ihre Verehrung von weltlichen Problemen gerettet zu werden, die Verleihung von Segen, die Erfüllung jeglicher Wünsche, Erlösung (moksha) und ihre Feinde besiegen zu können. Ihre Verehrung soll ein Gefühl der Einsamkeit hervorrufen und zur Entsagung von allen weltlichen, materiellen Bedürfnissen führen, ebenso Jähzorn hervorrufen. Sie, die ewige Witwe zu verehren, die Verkörperung der Unreinheit und des Unheilvollen, lässt den Gläubigen die Einheit hinter der vermeintlichen Zweiteilung der Welt und die wahre Natur des Lebens erkennen, in der es keine Unterscheidung zwischen Reinheit, Unreinheit, Heil und Unheil, Gut und Böse gibt und dass ohne Name und Form ist. Dhumavatis hässliche Gestalt und ihre soziale Ausgrenzung soll den Gläubigen lehren über den oberflächlichen Blick nach innen zu schauen, die innere Wahrheit zu erkennen und ihn von aller Furcht befreien. Wer die Angst vor dem Tod überwindet, dem soll die Göttin Unsterblichkeit und Erlösung bringen. Dhumavatis Mantra lautet: ''„Dhum Dhum, Dhumavati, svaha“''. Dieses Mantra mit Gift auf ein Leichentuch geschrieben, soll zur Vernichtung von Feinden führen. Anderen Texten zufolge, soll eine Krähe auf Verbrennungsplätzen verbrannt werden und, während man das Mantra der Göttin beständig wiederholt, die Asche anschließend im Haus des Feindes verteilt werden, was zu seiner sofortigen Zerstörung führen soll. Witwen, die unter ihrem besonderen Schutz stehen, sollen die Einzigen sein, die ihrer Macht widerstehen können. Tantrischen Texten zufolge, umgibt Dhumavati ihre Anhänger mit Rauch, um sie vor Feinden, Tod und Negativität zu beschützen.


 Religionshistorische Entwicklung/Der Tempel von Dhupcandi


Im modernen Hinduismus überwiegen Dhumavatis sanfte und gütige Züge. Sie ist von einer ursprünglich elitären tantrischen Göttin zur Göttin eines Stadtteils (mohala) im kontemporären Benares (Varanasi) aufgestiegen. In ihrem dortigen Tempel in Dhupcandi (die Chandi des Rauches). der nach ihr benannt ist, wird sie jedoch keineswegs in ihrer schrecklichen Form verehrt, sondern als wohlwollende, fürsorgliche, friedliche, milde, zugängliche, schützende und teilweise sogar mütterliche Göttin. Sie ist dort für den Schutz und das generelle Wohlergehen ihrer Verehrer verantwortlich, hauptsächlich für das der Familie. So wird sie in den ihr dort gewidmeten Murtis nicht etwa als Witwe, sondern als mit Blumen und Schmuck verzierte, wunderschöne, glückliche, verheiratete Frau dargestellt. Zu ihren Pujaris im Tempel zählen neben tantrischen Verehrern auch verheiratete Paare, die sie um Nachwuchs (in der Regel männliche Kinder) und die Erfüllung weltlicher Wünsche anflehen. Neben typisch tantrischen Opfern wie Zigaretten, Haschisch, Alkohol, Blut und Fleisch, werden ihr dort auch Blumen, Früchte, Weihrauch und andere übliche Opfergaben dargebracht. Ihre ursprüngliche tantrische Bedeutung ist dort kaum noch erkennbar. Stattdessen findet, wie für viele teilweise gefährliche hinduistische Gottheiten, eine zunehmende „Versüßlichung“ der Göttin statt. Sie erscheint eingebunden in das panhinduistische puranische Pantheon und angepasst an die große Göttin Mahadevi.

Der Tempel hat auch einen lokalen Ursprungsmythos Dhumavatis, die ihre Bedeutung gerade an diesem Ort erklärt. Dem Mythos zufolge wurden Satis verkohlte Leichenteile (pitha) nach ihrer Selbstverbrennung im ganzen Land verteilt. Jeder Körperteil - insgesamt 10 - ist mit der Entstehung einer bestimmten Mahavidya verbunden. Dhumavatis Kopf soll an dem Ort gefallen sein, wo heute der berühmte Tempel von Dhupcandi steht. Ihre Entstehung soll der aller anderen Mahavidyas zeitlich voraus gegangen sein.


 Literatur


* Xenia Zeiler, Die Göttin Dhumavati: Vom tantrischen Ursprung zur Gottheit eines Stadtviertels von Benares, Saarbrücken: Verlag deutscher Hochschulschriften 2011, Seite 1–189

* Kinsley, David R. (1997). Tantric visions of the divine feminine: the ten mahāvidyās. University of California Press. Dhumavati ISBN 978-0-520-20499-7.







[Permalink]


Durga
By religionswissenschaftler, 22:12

http://www.yoga-vidya.de/de/service/blog/wp-content/uploads/2009/09/durga_painting.jpg


Durga ("die schwer Zugängliche, die Unergründliche, die Unnahbare, die Unbesiegbare") ist die hinduistische Kriegsgöttin, Schutzgöttin, Siegesgöttin sowie Muttergöttin. Ursprünglich galt sie unverheiratete jungfräuliche Göttin, doch im Zuge von Pazifizierungsprozessen, gilt sie oftmals als Frau und Shakti des Shiva. Wann immer die Dämonen übermächtig zu werden drohen und dadurch die Weltordnung gefährden, manifestiert sich Durga, um das Gleichgewicht wieder herzustellen und die Welt zu retten. Dabei kämpft sie stets allein, ohne männliche Hilfe, gelegentlich unterstützt von Kali oder weiblichen Dämonen wie den Matrikas. Diese halten sie zurück, wenn sie im Blutrausch die Welt zu vernichten droht. Ihre Beinamen sind Chamunda und Chinnamasta. Im Vishnuismus gilt Durga als Schwester des Vishnu und wird als Subhadra zusammen mit Balarama im Jagannatha-Tempel in Puri in Orissa verehrt. Sie wird im unzugänglichen und abgeschiedenen Vidhya-Gebirge oder dem Himalaya beheimatet geglaubt. Daher wird sie häufig auch Vindhya-vasini (die in den Vidhya-Bergen Wohnende) genannt.

Sie verkörpert zahlreiche grenzhafte Aspekte und steht außerhalb der normalen Hindugesellschaft. So heißt es sie liebe Fleisch, Alkohol und Blut, Dinge die im hochbrahmanisierten Hinduismus verboten sind und in hohem Maße als unrein gelten. Von ihren Anhängern verlangt sie, dass sie ihr ihr eigenes Blut und Fleisch als Opfer darbringen. Durga wird insbesondere von Völkern, die am Rande der Gesellschaft leben, wie den Sabaras, einem Jägerstamm in den Bergen, verehrt.

Durga ist der schreckliche und zornvolle Aspekt der Mahadevi, Kali ist noch ein paar Grade furchtbarer als sie.

Durga ist ein Aspekt der Parvati, die als sie eines Tages wütend war, sich in die Durga verwandelte. Kali wiederum gilt als Aspekt der Durga. Sie entwickelte sich entweder aus ihrer abgelegten schwarzen Haut oder aus ihrer Stirn im Moment größter Wut.

Mythologie


Mythologisch ist sie vor allem als Vernichterin des "Büffeldämons" Mahisha bekannt, dann unter dem Namen Mahisha-mardini. Dieser berühmtester ihrer Mythen wird in der berühmtesten Episode der Markandeya-Purana, dem Devi-Mahatmya sowie in der Devi-Bhagavata-Purana erzählt.

Der Dämon Mahisha hatte einst Askese geübt und dafür vom Gott
Brahma die Gewährung eines Wunsches erhalten. Kein Mann und kein Tier sollte ihn je besiegen können.

Daraufhin wurde der Dämon unbesiegbar und tyrannisierte die drei Welten. Er stürzte
sogar den Gott Indra.

Da keiner der männlichen Gottheiten es wagte, es mit dem Dämonen aufzunehmen, erschufen
sie aus ihrem energetischen dritten Auge die mächtige Göttin Durga, die bereits voll ausgebildet und erwachsen herauskam.

Jeder der Götter stattete Durga mit einer Waffe oder einem seiner Attribute aus, um Mahisha zu besiegen. Sie reitet auf ihrem Löwen in die Schlacht.

Zunächst zog sie Durga in die Berge zurück, um dort Askese zu üben. Dabei wurde sie jedoch von
Mahishas Schergen gestört, die sie daraufhin allesamt tötete.

Als
Mahisha schließlich selbst auf Durga traf, machte er ihr Avancen und wollte sie, von ihrer Schönheit betört, schließlich heiraten.

Sie willigte unter dem Vorwand ein, dies zu tun, aber nur wenn er sie zu einem Kampf herausfordern würde. Da Mahisha die schöne Durga nicht als Gegnerin ernst nahm, nahm er die Herausforderung an.

Zunächst enthauptete Durga Mahisha in seiner Büffelform. Doch der Dämon verwandelte sich in einen Löwen Elefanten und schließlich in einen Mann. Sie prügelte so lange auf ihn ein, bis seine Seele aus seinem Körper entwich. Danach tötete sie ihn in seiner Büffelform, indem sie im ihren Dreizack
in die Brust rammte. Jetzt konnte seine Seele nicht mehr in seinen Körper zurückkehren. Mahisha wurde von Durga nach 10 Tagen des andauernden Kampfes getötet.

Danach wurde sie von allen Göttern verehrt und gepriesen. Durga versprach daraufhin, immer einzuschreiten, wenn die Welt durch Dämonen bedroht würde.

Charakteristisch für Durga ist, dass sie in ihrem Ursprung eine zutiefst unabhängige Göttin ist. Sie schafft sich weder männliche Diener oder Helfer, noch kämpft sie jemals an der Seite eines männlichen Verbündeten. Ihre Gegner sind ebenfalls stets Männer.

In der Mythologie des Vishnu erscheint Durga als Maya.
Sie ist es, die den Gott nach einer Periode der Weltschöpfung in den Schlaf fallen lässt und ihn anschließend wieder erweckt. Sie tötet die beiden Asuras
Madhu und Kaitabha, die Vishnu aus den Ohren krochen. Sie ist eine Verkörperung der Maya, die Vishnu in seinen Weltenschlaf fallen lässt. Als die Dämonen aus seinem Ohr kriechen, weckt sie ihn, indem sie seinen Körper verlässt, damit dieser sie töten kann.

Auch in die
Krishna-Mythologie wurde sie aufgenommen. Dort wird sie als Nanda als Tochter der Hirtenpaares Nanda und Yashoda geboren und gegen Krishna ausgetauscht, als der böse König Kamsa diesem nach dem Leben trachtet. Diesem erzählt sie von dessen Schicksal einst von Krishna gesiegt zu werden. Dabei lässt sie sich von Kamsa an einem Felsen erschlagen.

Bei anderer Gelegenheit heilte sie die Wunden Krishnas nach dessen Kampf mit
Kaliya.

Auch der Gott Krishna selber, nimmt als er Gefahr droht mit seiner Geliebten
Radha von deren Ehemann, dem Kuhhirten Ayanagosha im Liebesspiel entdeckt zu werden, die Gestalt der Durga an, um dessen Rache zu entgehen.

Bekannt ist auch der Mythenkreis um die beiden Dämonen
Sumbha und Nisumbha, die sie als Chinnamata bezwingt.

Als
Camunda enthauptet sie die Dämonen Canda und Munda und trinkt ihr Blut.



In der Form der Göttin Chandi (die Wilde) ist sie eine der bedeutendsten Dorfgottheiten Nordindiens.



Durga erscheint aber auch als Göttin, die ihren Verehrern hilft und ihre Verächter züchtigt. Davon zeugen zwei bekannte Geschichten aus Bengalen.

Nilambara, Indras Sohn und seine Frau Chaya wurde dazu verflucht auf der Erde als der Jäger Kalaketu und seine Gemahlin Phullara geboren zu werden. Sie hatte große Mühe sich von dem erjagten Wild des Mannes zu ernähren. Daraufhin baten die tierischen Waldeinwohner die Göttin Candi (eine Verkörperung und Erscheinungsform der Durga), sie von dem Jäger zu befreien und diese versprach ihrem Wunsch nachzukommen. als Kalaketu eines Tages wieder in den Wald ging, um etwas zu erjagen fand er nichts, außer eine goldene Eidechse, die er nach Hause brachte, um sie zuzubereiten. Als er dann nochmal los ging, um etwas Wichtiges zu besorgen und Phullara allein in der Höhle war, verwandelte sich die Eidechse in ein schönes junges Mädchen, es war niemand anderes als die Göttin Chandi. Da Phullara aber nicht wusste, wer sie war, hatte sie Angst, ihr Mann könne sich in sie verlieben, wenn sie nachts in der Hütte bliebe und sich dabei an ihren Mann heranmachen. Aber die Göttin blieb. Als der Jäger nach Hause kam und die Fremde bemerkte, riet er ihr die Hütte zu verlassen, da er sie für eine Frau aus reichem Hause hielte und sie sich durch die Gegenwart von Niedrigkastigen verunreinigen würde. Als sie ihm jedoch auf die Frage wer sie sei, keine Antwort gab, wurde er zornig und drohte sie zu töten. Er konnte ihn aber nicht spannen und der Jäger stand wie versteinert da. Da offenbarte sich ihm Candi in ihrer göttlichen Gestalt und wies ihn an sie zu verehren. Er sollte sein niedriges Handwerk aufgeben, nach Gujarat gehen und dort ein Königreich gründen und ihren Kult überall verbreiten. Mit dem Erlös eines Ringes, dem Candi ihm gegeben hatte, reiste er am nächsten Tag mit Phullara nach Gujarat. Hier gründete er eine Stadt, die viele Menschen aufnahm, die aufgrund einer Überschwemmung im Reiche Kalinga heimatlos geworden sind. Daraufhin zog der König dieses Landes gegen ihn zu Felde, nahm ihn gefangen und wollte ihn töten lassen. In der Nacht vor seiner Hinrichtung betete Kalaketu zu Chandi, die vor ihm erschien und dem König von Kalinga einen schrecklichen Traum schickte, dass er am nächsten Tag den Gefangenen freiließ, ihn wieder als König einsetzte und abreiste. Kalaketu und Phullara gingen später wieder in dem Himmel ein, aus dem sie stammten. Ihr gemeinsamer Sohn Pushpaketu herrschte lange Zeit glücklich über Gujarat.

Die verschiedenen Namen und Aspekte Durgas bezeichnen:

- ursprünglich verschiedenen regionale Gottheiten, die nach und nach auf den Kult der Durga übertragen, mit ihr identifiziert und gleichgesetzt wurden.

- die Göttin in einer vorübergehenden Funktion

- eine ehrenhafte Anrufung, häufig als Beiname

Sie erscheint beispielsweise als Chamunda, Chinnamasta, Kumari, Vidhyavasini, Kali, Maya oder Candi.

Obwohl diese Namen ursprünglich selbständige Göttinnen, die erst allmählich mit dem Kult der Durga verschmolzen, mit ihr identifiziert und gleichgesetzt sind, sie werden noch heute als von ihr getrennt aufgefasst und ihre Riten haben eigene Stellungen.

Durga tötetet den durch Askese übermächtig gewordenen Asura
Durga, den sie mit ihren Nägeln zerreißt und durch Pfeilschuss niederstreckt und nimmt danach dessen Namen an.

In
Nepal, in Kathmandu sowie in einigen Dörfern des Himalaya wird die Durga als Kumari (junges Mädchen/Jungfrau) verehrt. Zu diesem Zweck wird ein junges, jungfräuliches Mädchen im Alter von 12 Jahren anhand bestimmter körperlicher Merkmale ausgewählt und als Personifikation der Durga (als lebende Göttin) verehrt und im Palast erzogen. Diesen darf sie nur einmal im Jahr für die große Prozession der Durga verlassen. Der König lässt sich zu diesem Anlass von der Kumari ein Stirnmahl aufsetzen, küsst ihr die Füße und lässt sich dabei segnen. Die Kumari ist bis zu ihrer ersten Menstruation im Amt, danach wird eine neue Kumari gewählt.

Ikonographie


Durga wird dargestellt als jungfräuliche, schöne, verführerische, junge Frau von gelblicher Körperfarbe. Auf dem Kopf trägt sie eine hohe Krone. Sie hat meistens zehn Hände mit den Waffen und Attributen der verschiedenen Götter und reitet auf einem Löwen oder Tiger. Häufig stellt sie ihren Fuß auf den Kopf des toten Mahisha.

Ritual

In viel stärkerem Maße als ihr Aspekt als Kriegsgöttin und Königin der Schlacht, erscheint sie heute als mütterliche , fürsorgliche und zugängliche Göttin und verheiratete Frau und Mutter verschiedener Götter. Man kann mit guten Grund von einer Versüßlichung und Pazifizierung der Durga sprechen, die unter männliche Herrschaft gestellt wird, in der Regel unter die des Shiva. Sie erscheint als mild, brahmanisiert und saumyaisert. So gilt sie heute vermehrt als Aspekt der Muttergöttin Parvati und ist an diese angepasst.

Gläubige sehen Durga als eine Art Tochter an, die an ihrem Festtag sehnlichst erwartet wird. Man wartet auf ihre Heimkehr. Dabei wird Durga umwirtet und umsorgt. Sie soll sich von den Strapazen mit ihrem verrückten Mann Shiva ausruhen. Am letzten Tag des Festes wird Durga dann wieder verabschiedet, ein Bildnis der Göttin wird in den Fluss geworfen. Gläubige trauern dabei um sie und erwarten ihre Wiederkehr.


Obwohl der Aspekt der verheirateten Frau in der Devimahatyma nicht thematisiert wird, steht er heute im Zentrum der Durga-Feierlichkeiten.

Des weiteren werden an ihrem besonderen Feiertag häufig Waffen gehuldigt und geheiligt. Besonders das Schwert wird dabei als Verkörperung der Durga gepriesen. Ursprünglich galt das Dasharata-Fest als Fest der Soldaten und Könige, die um militärischen Erfolg speziell für das kommende Jahr baten, der von der Verehrung Durgas abhängig sein soll.

In Nepal, in Kathmandu sowie in einigen Dörfern des Himalaya wird die Durga als Kumari (junges Mädchen/Jungfrau) verehrt. Zu diesem Zweck wird ein junges, jungfräuliches Mädchen im Alter von 12 Jahren anhand bestimmter körperlicher Merkmale ausgewählt und als Personifikation der Durga (als lebende Göttin) verehrt und im Palast erzogen. Diesen darf sie nur einmal im Jahr für die große Prozession der Durga verlassen. Der König lässt sich zu diesem Anlass von der Kumari ein Stirnmahl aufsetzen, küsst ihr die Füße und lässt sich dabei segnen. Die Kumari ist bis zu ihrer ersten Menstruation im Amt, danach wird eine neue Kumari gewählt.


Das Hauptfest der Durga ist die Durga-Puja im Herbst. Dabei wird die Heimkehr der verheirateten Göttin in ihr Elternhaus gefeiert sowie ihr Sieg über den Büffeldämon. Zu diesem Zweck werden der Göttin auch blutige Tieropfer, meistens handelt es sich dabei um männliche Büffel, in Anlehnung an den Mythos, am 10. Tag des Festes dargebracht. Es handelt sich dabei um eine rituelle Wiederholung des Mythos. Dies ist auch als Demütigung des männlichen Geschlechts zu verstehen. In brahmanischen Kreisen, in denen Blutopfer abgelehnt werden, finden oft Substitutionsopfer mit rituell enthaupteten Kokosnüssen statt.

Durga steht auch in besonderem Zusammenhang mit Fruchtbarkeit, Frühling und Vegetation. Am Ende des Festes wird ihr Götterbild in einem Fluss versenkt.


Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Durga

[Permalink]


Ganesha
By religionswissenschaftler, 22:12

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/90/Ganesh_maharashtra.jpg/220px-Ganesh_maharashtra.jpg

Der Elefantengott Ganesha auch Ganapati (Herr der Scharen) ist der Sohn von Shiva und Parvati sowie jüngerer Bruder von Karrtikeya bzw. Skanda. Er ist der Gott der Weisheit sowie Schutzpatron der Schulen, Universitäten und Wissenschaften. Der Gott gilt als gnädig und gütig. Ganesha ist der Herr der Hindernisse (wobei er diese sowohl setzen als auch entfernen und überwinden kann) sowie der Gott des Anfangs. Er wird am Anfang neuer Unternehmungen wie Reisen, Hausbau, Heirat usw. angerufen und leitet das Ritual ein. Besondere Verehrung genießt er bei den indischen Geschäftsleuten. Ladenbesitzer haben fast alle eine Ganeshastatue auf den Verkaufstisch. Besondere Verehrung genießt Ganesha auch im Tantra, wo er als großer und beweglicher Liebhaber gilt und besonders als Herr der Hindernisse, der Feinden diese in den Weg stellen soll, verehrt wird. Beinamen des Gottes sind unter anderem Vigneshwara (Herr der Hindernisse),



Im Tantra ist er als Vinayaka bekannt.

Ganesha und die Frauen

Über den Ehestatus von Ganesha herrscht in Indien Uneinigkeit. Im Norden Indiens gilt er zumeist als Gatte von Siddi (Erfolg) oder Buddhi (Einsicht) bzw. Riddhi (Gedeihen), wobei diese auch abstrakt verstanden werden können, weniger als verkörperte Gottheiten. Im Süden Indiens gilt Ganesha hingegen als unverheirateter und immerwährender Junggeselle und Asket. Mythologisch wird dies damit erklärt, dass Ganesha erst heiraten wollte, wenn er eine Frau findet, die genauso schön wie seine Mutter Parvati ist, was natürlich unmöglich ist.

Ikonographie und Symbolik

Ganesha erscheint als kleiner, gedrungener Mann mit dickem Bauch und Elefantenkopf. Er hat einen abgebrochenen Stoßzahn. In seinen vier Händen trägt er zumeist Axt, Elefantentreiberstock, Schlinge und eine Schale für Süßigkeiten. Sein Reittier ist eine Ratte oder eine Maus. Seine Körperfarbe ist rot. Oftmals sitzt Ganesha mit übereinander geschlagenen Beinen oder auch tanzend.

Mythologie







Entstehungsgeschichten



Eines Tages wünschte sich Parvati einen Wächter für ihr Bad. So schuf sie aus dem Abrieb ihres Körpers, Schweiß, Salben, Ölen und dem heiligen Wasser des Ganges einen Sohn, den sie durch heilige Mantren zum Leben erweckte. Diesen nannte sie Ganesha.

Shiva, der mal wieder von seiner Meditation auf dem Himalaya zurückkam kannte das Wesen nicht und begehrte Einlass zu Parvati. Ganesha aber verweigerte diesen, denn auch er kannte Shiva nicht. So wurde Shiva zornig und schlug Ganesha den Kopf ab. Parvati war zutiefst traurig darüber und verlangte von Shiva den Schaden wiedergutzumachen. Den Kopf konnte der aber nicht mehr finden. So köpfte der Gott das erste Wesen das vorbeikam, dies war zufällig ein Elefant. Er setzte diesen daraufhin auf den Körper des toten Ganesha und erweckte ihn damit wieder zum Leben. So wurde Ganesha zum Herrn der Scharren Shivas und sollte fortan am Anfang jeden Rituals verehrt werden.

Eine Andere Variante erzählt, die Dämonen rückten den Göttern immer mehr auf die Pelle. So schuf Durga aus ihrem Lachen den Gott Ganesha, der fortan den Dämonen Hindernisse in den Weg stellen sollte.



Ein anderes Mythos über Ganeshas Aussehen erzählt, Parvati habe alle Götter zum Feste geladen, um den neu geborenen Ganesha zu ehren. Sie verlangte von allen Ganesh zu betrachten. Einzig der Planengott Sani (Saturn) weigerte sich, denn er besaß den bösen Blick und wollt Ganesh nicht töten. Parvati wurde zornig und bestand darauf. Daraufhin tat Sani was ihm geheißen und der Kopf des Ganesh verbrannte zu Asche.



Ganesha und die Frauen



Ganeshas Weisheit



Eines Tages entbrannte ein Wettbewerb zwischen Ganesh und seinem Bruder Skanda, um eine besondere Frucht. Derjenige der die Welt als erstes umrundete sollte diese gewinnen. Skanda stieg sofort auf seinen Pfau und flog um die Welt. Ganesha dagegen hatte auf seiner Ratte keine Chance gegen seinen Bruder. Also lief er um seine Eltern Shiva und Parvati herum. Von diesem nach dem Grund für sein merkwürdiges Verhalten gefragt, antwortete dieser, seine Eltern bedeuteten die Welt für ihn und diese sei in ihnen enthalten. Beeindruckt von der Weisheit ihres Sohnes gewann Ganesha die Frucht.





 

Entwicklung

Ganesha und die Wunder

Rituale und Feste



Literatur





[Permalink]


Ganga
By religionswissenschaftler, 22:10

http://sivanandaonline.org/newsupdates/wp-content/uploads/2011/06/Ganga.jpg

Die Göttin Ganga ist die weibliche, göttliche Verkörperung des heiligen Flusses Ganges. Wie alle indischen Flüsse und fließende Gewässer allgemein, so gilt die Ganga als heilig und weiblich. Sie ist mit Abstand der heiligste aller indischen Flüsse. Ihre Wasser gelten als rein, kühlend, erquickend, nährend, segenbringend, fruchtbar und erlösend. Sie gilt als Verkörperung von Gnade und ist stets wohlwollend zu jedem Verehrer.

Während der physische Fluss durchaus starke Verschmutzungen aufweist, so ist er für die Gläubigen stets makellos und durch und durch rein. Der irdische Fluss soll nur einen winzig kleinen Teil ihres Wesens enthalten. Gläubige sind der Auffassung, dass allein der bloße Anblick der Ganga sowie seine Berührung, Besprenklung oder ein Bad in ihm sofort von allen Sünden befreien und Erlösung (mukti/moksha) bringen. Dabei reinigt er die Menschen von den täglich entstehenden Verunreinigungen, ohne jemals selbst verunreinigt zu werden.

Tatsächlich ist der Fluss an seiner Quelle extrem schmal, klar und sauber. Je weiter ein Fluss von der Quelle entfernt ist, je weiter also seine Nähe zur Mündung, desto schmutziger, schmaler und trüber wird er. Im Falle der Ganga spielt dies für Gläubige aber keine Rolle. Tatsächlich werden überall heilige Städte am Laufe der Ganga errichtet und Benares, die wohl heiligste Stadt der Hindus, ist weit entfernt von der Quelle der Ganga.

Der Ganga wird nachgesagt, dass sie selbst heilende Wirkung hat, was auch in vielen Mythen beschrieben wird. Daher wird sie von Gläubigen oft um Heilung von Krankheiten angerufen.


Sie ist die Schwester der Parvati und wie diese ebenso wie diese Tochter des Himavat (Himalaya) und der Apsara Mena.

Ihren Ursprung hat die Ganga indischen Vorstellungen zufolge im Himmel. Sie durchfließt alle drei Welten, den Himmel, die Erde und die Unterwelt.

Im Himmel erscheint sie als Milchstraße.

Ganga und die Flussgöttin Yamuna werden oft vor Tempeln oder an den Eingangstüren von Tempeln als Türhüterinnen dargestellt. Dabei reitet Ganga stets auf einem Makara und hält Krüge mit Gangeswasser in ihren Händen. Dies weist wohl zum einen auf ihre reinigende Funktion hin, so wird alle Unreinheit beim Kontakt mit der Ganga abgestreift, zum anderen erfüllt sie so ihre Funktion als Schwellenhüterin und Vermittlerin zwischen den Welten, hier also die indische Welt der Sterblichen und die der Götter, als dessen Heimat Tempel im Allgemeinen angesehen werden.

Die Ganga gilt auch als Zweitfrau des Shiva, so dass es regelmäßig zu Eifersüchteleien zwischen ihr und der Parvati kommt.

Ganga gilt auch als Mutter des Skanda.

Sie erscheint durchweg als gnädige und gütige Göttin.

Die Ganga wird von Hindus als Mutter angesehen und einer ihrer häufigsten Beinamen ist in der Tat Gangama (Mutter Ganges).

Neben ihren mütterlichen und nährenden Eigenschaften, gilt die Ganga aber auch als axis mundis, eine Ort also der sämtliche Ebenen der Existenz miteinander verbindet. Er ist ein tirtha, also ein Furt oder heiliger Übergang von einer Existenzform in die andere.



Der Fluss Ganges


In der Tat war die Ganga für die Landwirtschaft und den Ackerbau des Landes stets von großer Bedeutung. ihre fruchtbaren Schlammablagerungen waren günstig für die Ernte, ihr Wasser nährend für den Boden. Sie ermöglichte die künstliche Bewässerung.



Mythologie


Es gibt die unterschiedlichsten Mythen über den Ursprung sowie die Entstehung der Ganga und ihren Weg zur Erde. Viele verbinden diesen mit den Göttern Brahma, Shiva, Vishnu und selbst Krishna.



Vor vielen Jahren verhalten sich die 60000 Söhne des Sagara ungebührlich und laut auf der Erde, so dass sie einen Asketen in seiner Einsiedelei bei seinen Kasteiungen stören. Dieser verbrennt sie daraufhin kraft seiner inneren Hitze, die er durch die Askese angesammelt hat, zu Asche. Zu diesem Schicksal sind sie viele Jahre verdammt, so dass es ihren Seelen unmöglich ist, ins himmlische Reich ihrer Vorväter zu gelangen. Viele Jahre darauf begeht deren Urururenkel, der mächtige Heilige Bhagiratha, Askese in den Bergen, woraufhin ihm in körperlicher Gestalt die Göttin Ganga erscheint, um ihm einen Wunsch zu gewähren. Dieser wünscht sich von ihr, dass sie von ihrer himmlischen Heimat auf die Erde gelangt, damit die Seelen seiner Vorfahren gereinigt und erlöst werden können. Die Ganga tut dies jedoch nur unter der Bedingung, dass ein Gott sich bereit erklärt ihren Fall auf die Erde zu bremsen, da der mächtige Fluss sonst die Welt zerstören würde. Shiva erklärt sich dazu bereit, indem er die Göttin durch seine Haare fließen lässt. Durch seine mächtigen Locken verläuft der Fluss in sieben Ströme, die sich über die verschiedenen Welten und Kontinente verteilen. So gebremst, spült die Ganga nun diese Asche der Söhne Sagaras hinweg und reinigt so die Erde. Dessen Seelen werden durch die Berührung mit der Ganga sofort gereinigt und alle Sünden werden ihnen vergeben. So gelangen sie in das Reich ihrer Vorväter und ihre Seelen werden erlöst. Auf Darstellungen Shivas ist die Ganga häufig zu sehen, wie sie aus Shivas haaren herabrinnt.

Ein anderer Mythos über den Ursprung der Ganga erzählt, dass einst der Gott Vishnu in seiner Avatara als Zwerg Vamana den Dämon Bali herausforderte, der ihm schließlich einen Wunsch gewährte. Er erlaubte ihm mit drei Schritte zu machen, wobei Vamana das Land, das er dabei durchzog behalten sollte. Schließlich aber verwandelte sich der Zwerg in einen Riesen und mit seinen drei Schritten durchdrang er alle drei Welten, Himmel, Erde und Unterwelt. Als er aber einen Schritt in den Himmel tat, entstand dabei ein Loch, durch das die Ganga floss und auf die Erde trat.

Wieder andere Geschichten erzählen, dass der Gott Brahma, der in seinem Gefäß stets Gangeswasser bei sich hat, dieses aus dem Himmel ausschüttete und dieses dabei auf dem Fuß bzw. den Zähen des Vishnu landete, der gerade dabei war seinen Schritt zu machen und so von da aus weiter auf die Erde floss.

Eine andere Version besagt, dass Vishnu eines Tages beim Anhören eines heiliges Liedes ihm zu Ehren selbst aus Rührung zerfloss und in flüssiger Form in das Gefäß des Brahma einging. So kam er mit der Ganga in Berührung und heiligte diese, bevor diese weiter ihren Weg zur Erde nahm.

Von Shiva wird gesagt, dass er eines Tages einen Sohn aus sich selbst heraus, aus seinem Samen sollte der Kriegsgott Karttikeya entstehen. Doch dessen gewaltige Hitze konnte niemand ertragen, so wurde er von Gefäß zu Gefäß weitergereicht. Selbst der Feuergott Agni war nicht in der Lage ihn zu halten. Einzig die Göttin Ganga konnte ihn aushalten und kühlte ihn mit ihren Wassern, bis die Samen zu einem Embryo und schließlich zum Kriegsgott Karttikeya wurden.

Viele Mythen erzählen der der großen heiligenden Wirkung der Ganga.

Andere wiederum machen deutlich, dass selbst der verkommenste Mensch und Verbrecher durch eine Berührung mit Gangeswasser in den Himmel gelangen und erlöst werden können.



Rituale



Die Ganga wird insbesondere in Ritualen angebetet, in denen man den Vorvätern gedenkt. Dabei wird sie entweder als Nahrung für diese bereitgestellt oder aber soll selbst als Mittel zur Bereitstellung von Nahrung für diese dienen.

Während es üblich ist in indischen Tempeln die Götterbilder mit Blumengirlanden zu schmücken, wird im Falle der Ganga tatsächlich der gesamte physische Fluss mit einer Girlande umgeben. Während man in Tempeln die Götterbilder umrundet, wandern Gläubige um den ganzen Ganges.



Hindus verstreuen die Knochen oder die Asche ihrer Verstorbenen häufig in die Ganga, da dies direkte Erlösung in ihren Augen garantiert und sie so in das Reich ihrer Vorväter eingehen sollen.

Menschen, die im Sterben liegen machen sich zu einer letzten großen Pilgerreise an die Ufer der Ganga auf, um dort sterben zu können und mit den Wassern der Ganga benetzt zu werden. Dabei werden auch oft Hospize an ihren Ufern angeboten.

Allein mit einem Tropfen Gangeswasser besprenkelt, zu werden soll von allen Sünden reinigen.



Die Ganga wird aber auch von Männern um männliche Nachkommen angebetet und Frauen entblößen an ihrem besonderen Festtag vor der Ganga ihren Sari, um so um Fruchtbarkeit und Nachkommen zu bitten.




Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2,



[Permalink]


Garuda
By religionswissenschaftler, 22:10



Garuda ist der König der Vögel und Feind der Schlangen bzw. alles Bösen. Die Nagas (Schlangen) sind der Mythologie zufolge, seine eigenen Vettern. Garuda ist das Reittier und ein großer Verehrer des Vishnu. Symbolisch betrachtet verkörpert Garuda den Aufstieg von der körperlichen Ebene zu höheren geistigen Bewusstheit. Die Schlangen, die er zu vernichten versucht und gegen deren Gift er immun ist, symbolisieren geistige Bewusstheit in einem erdgebunden Kontext. Im Volksglauben schützt Garuda vor Schlangen bzw. Schlangenbissen und vernichtet alles Böse. Er ist immun gegen Schlangenbisse.

Garuda ist Sohn der Vinata.

Dargestellt wird er mit Kopf, Schnabel, Krallen und Flügeln eines Adlers und dem Rumpf und Vorderfüßen eines Menschen sowie in goldener Körperfarbe.


Literatur



 

[Permalink]


Gramadevata
By religionswissenschaftler, 22:09

Gramadevata ({{SaS|ग्रामदेवता|grāmadevatā}} „Dorfgottheit“, aus grāma „Dorf, dörfliche Siedlung“ und devatā „Gottheit“) ist in der üblicherweise dem Hinduismus zugeordneten indischen Volksreligion eine lokale Schutzgottheit im ländlichen Indien, die zu einer Dorfgemeinschaft gehört. Es handelt sich dabei häufig um eine weibliche Gottheit, die von Brahmanen nicht verehrt wird. Sie tritt in unterschiedlichen Formen, Namen und Eigenschaften auf. Sie sind sowohl Schutz- als auch Muttergottheit des jeweiligen Dorfes oder einer ganzen Region. Meistens genießt sie besonders bei unteren Kasten und weiblichen Anhängern Verehrung. Die Beziehung zwischen Dorfgottheit und Bewohnern ist persönlicher und direkter als es bei den großen Gottheiten der Fall ist. Während diese als weit weg in himmlischen Sphären vorgestellt werden und unzugänglich sind, lebt die Göttin auf der Erde, mitten im Dorf oder in Bäumen und ist den Menschen so stets nah und zugänglich. Sie werden nicht durch Sanskrittexte, sondern durch eigene lokale Sprachen und Textgattungen, beispielsweise den aus Bengalen bekannten, berühmten Mangal-kavyas auf Bengali, verehrt, die die Göttin preisen, die Einführung ihrer Verehrung sowie ihren Aufstieg schildern, oftmals auch in Gedichten und Volkssagen. Vielfach gehen diese auf eine lange mündliche Tradition zurück.

Teilweise haben Gramadevatas unterschiedliche Namen, aber ähnliche Merkmale; es können auch Gruppen von Göttern gleiche oder ähnliche Ursprungsmythen haben, und viele unterscheiden sich von den allgemein hinduistischen Gottheiten wie Shiva, Vishnu oder Lakshmi durch ihre Darstellung. Andere wiederum gelten als Lokalformen dieser panindischen Götter, obwohl sie nicht unbedingt viel Gemeinsamkeit mit ihnen haben müssen. Es handelt sich dabei lediglich um einen Versuch, die Göttin für neugierige Außenseiter zugänglich zu machen und sie an die große Göttin anzugleichen und sie in ein allumfassendes, religiöses, panhinduistisches Universum einzufügen. Dies steht für den regen, fruchtbaren Austausch zwischen "großer und kleiner Tradition", den es immer schon gab. Häufig werden die kleineren Gottheiten in den großen Traditionen als Erscheinungsform einer Gottheit übernommen und statt den üblichen Blutopfern, die im brahmanischen Ritual streng verboten sind (Ahimsa) mit Substitutionsopfern, wie beispielsweise dem Köpfen von Kokosnüssen verehrt.

Unter den Gramadevatas gibt es mehr weibliche als männliche Gottheiten, besonders in Tamil Nadu und Odisha. Diesen Göttinnen wird häufig ein männliches Blutopfer (Bali), das vor ihrem Schrein enthauptet wird, dargebracht, um sie zu besänftigen, damit sie von ihrem Zorn ablassen und das Dorf verschonen. Dabei werden die Opfer oft als Verkörperung des Ehemannes der Göttin aufgefasst, der sie gedemütigt hat und so gebändigt wird. Sie sind also als ein Akt der Emanzipation zu verstehen. Im Gegensatz zu den großen Göttinnen, gelten sie als selbstbewusst, dominant, aggressiv, unabhängig, wild, launisch, ungestüm, gefährlich, gewaltsam, unberechenbar, zornig, blutrünstig, unbezähmbar, eigenwillig, heftig, fordernd und zerstörerisch. Sie gelten im Allgemeinen als unverheiratet, obwohl sie teilweise männliche Begleiter oder Partner und Bewacher haben. Speziell im Süden Indiens gelten diese jedoch überwiegend als Wächter und Beschützer ihrer Schreine, die ihre Befehle ausführen und sind ihnen gegenüber stark unterwürfig, untergeordnet und eindeutig unterlegen. Vielmehr ist das Dorf der eigentliche Partner der Göttin, mit dem sie in einem eheähnlichem Verhältnis lebt, ja verheiratet ist. Dorf und Göttin bilden eine untrennbare Einheit und sind aufeinander angewiesen, sind aneinander gebunden und erhalten sich gegenseitig. Bei Festen zu Ehren der lokalen Gottheiten, wird die Dorfgöttin oft mit dem Oberhaupt und Repräsentanten des Dorfes symbolisch verheiratet.

Jede Siedlung kann eine oder mehrere Gramadevatas haben, unabhängig von ihrer Größe. Es gibt mehr Dorfgottheiten als Dörfer in Indien, das seit jeher immer eine Dorfkultur war. Einige gehören nur zu einer einzelnen Siedlung, andere sind regional verbreitet. Im Unterschied zu den panindischen Göttern sind die Gramadevatas Teil des täglichen Lebens, und es besteht eine enge Beziehung zwischen den Gramadevatas und ihren Verehrern, während die "orthodoxen" Gottheiten, die mehr mit bestimmten Zyklen und Rhythmen des Universums in Verbindung stehen, oft nur angerufen werden, wenn es erforderlich ist. Aufmerksamkeit der Bewohner und bilden für sie die weitaus wichtigsten mythologischen Gestalten. Sie werden mit weit größerer Intensität als die großen "Mainstream-Gottheiten" des Hinduismus verehrt, die für die Dorfbewohner nur eine sehr untergeordnete und geringe Rolle spielen und oftmals befinden sich nicht einmal Schreine dieser Gottheiten in der Nähe des Dorfes. Stattdessen betrachten sie die Lokalgöttin als "ihre Göttin", die sie lieben. Im Zentrum der Verehrung steht dabei nicht das Individuum und deren Wünsche, wie bei den Mahadevis, sondern stets das Wohlergehen des Kollektivs, des Dorfes als solches sowie seiner Einwohner, das der Göttin am Herzen liegt. Es geht also immer um örtliche und existentielle Bedürfnisse des Dorfes. Dabei werden Fremde, die nicht zum Dorf gehören, oftmals vom Ritual ausgeschlossen, damit sie nicht von der Kraft der Göttin profitieren, die ja eigentlich für das Dorf und seinen Einflussbereich bestimmt ist. Eine weitere Besonderheit ist, dass im Gottesdienst der Dorfgottheiten im Gegensatz zu dem der großen Göttinnen, bei dem oft nur bestimmte Kasten beteiligt sind, das ganze Dorf teilhat, mitunter sogar Brahmanen und Muslime. Auch besteht ein gewisser Austausch zwischen den verschiedenen Kasten. Während die Feste der Mahadevis also viel individueller sind, scheint die Festtagskultur der "kleinen Gottheiten" also stets kollektiv zu sein und das ganze Dorf mit einzubeziehen.

Gramadevatas stehen in engem Zusammenhang mit Krankheit, plötzlichem Tod, Seuchen, Katastrophen und Unglück des Dorfes, die oft als Strafe der Göttin für eine Vernachlässigung ihres Kultes oder falsche Verehrung aufgefasst werden. Oft haben sie ein ambivalentes Wesen und sind sowohl Ursache als auch Heilung einer bestimmten Krankheit, vor der sie auch beschützen können. Eng mit dem Kult der Dorfgottheiten verbunden sind Besessenheit, Trance, Träume, Visionen und Ekstase. Oft agieren Menschen, von denen die Göttin Besitz ergreift als Medium und Orakel. Der besondere Platz der Göttin ist das Dorf. Der Ursprung der Dorfgottheit wird vor Entstehung des Dorfes angenommen, oft gelten sie als Mutter, Herrin, Gebieterin (amma) und Gründerin des Dorfes, die es geboren haben. Zeitlich gehen sie dem Dorf also voraus. Sie sind sowohl Ursprung als auch Mittelpunkt des Dorfes. Es gilt als ihr Besitz und die Dorfbewohner als ihre Kinder.

Zwischen Dorf und Gramadevata besteht ein sehr enger Zusammenhang, beide sind voneinander abhängig. Die Göttin fordert Verehrung der Dorfbewohner, im Gegenzug gewährt sie gute Ernte, Fruchtbarkeit, rechtzeitigen Regen, Heilung, Schutz vor Krankheiten, plötzlichem Tod und Dämonen. Der Wirkungs- und Machtbereich der Gottheit umfasst nur das Dorf und seine Bewohner. Sobald die Bewohner das Dorf verlassen, unterstehen sie weder Einflussbereich noch Schutz der Göttin.

Dorfgottheiten werden häufig nicht in anthropomorpher Form, sondern als roter, runder, unbehauener Stein, in einem Baum, als Wasserkrug oder an einem kleinen Schrein ohne Bildnis verehrt. Zu festlichen Anlässen erstellen die Dorfbewohner in Abbilder der Gottheiten aus Erde, um sie während dieser Zeit vorübergehend im Tempel unterzubringen und darzustellen. Oft wird dabei nur der Kopf der Göttin dargestellt, der auf dem Boden platziert wird, während das Dorf als Ganzes als Körper der Göttin gilt oder sie fest in der Heimaterde des Dorfes verankert ist. Die Dorfbewohner und das Dorf selbst leben dann quasi in oder auf dem Körper der Göttin. Häufig werden Schreine oder Symbole der Gottheit am Dorfrand und Eingang aufgestellt, um Fremde, Dämonen, böse Geister und Eindringlinge fernzuhalten und zu vertreiben.

Häufig sind Gramadevatas ganzen Regionen bekannt, wie beispielsweise Manasa im Norden Indiens und Mariyamman im Süden. Andere Dorfgöttinnen können außerhalb des Dorfes völlig unbekannt sein.

Im Zentrum der Mythologie der weiblichen Dorfgottheiten steht oft ihre ungerechte, demütigende und entwürdigende Behandlung durch einen Mann, der sie betrogen, verraten oder verlassen hat.


 Siehe auch

* Shitala
* Shashthi
* Minakshi
* Jagannath
* Kamakshi

 Literatur



* Denise Cush, Catherine Robinson, Michael York (Hrsg.): Encyclopedia of Hinduism. Routledge, London 2008. ISBN 978-0-7007-1267-0.
* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, village goddesses, Kapitel 13, Seite 197 bis 211





[Permalink]


Hanuman
By religionswissenschaftler, 22:09

http://0.tqn.com/d/hinduism/1/G/C/Z/mighty_hanuman_wj93.jpg


Hanuman, oder Hanumat ("der mit den Kinnbacken") ist der indische Affengott. Er ist der Schutzgott der Dörfer sowie Gott der Gelehrsamkeit. Darüber hinaus ist er der Schutzgott der Ringer, Boxer und Sportler, besonders in Bengalen. Im Tantra spielt er aufgrund seiner zahlreichen Siddhis eine wichtige Rolle. Hanuman ist auch unter den Beinamen Maruti  (Sohn des Windgottes) sowie Mahavir (großer Held) bekannt. Im Maharashtragebiet genießt er besondere Verehrung. Der Bhakti-Bewegung gilt er als Vorbild. Darüber hinaus ist er der Gegenspieler vom Planetengott Sani (Saturn) und selbst immun gegen dessen Einfluss, es heißt dass seine Verehrung genügt, um gegen den schlechten Einfluss des Saturn oder auch des Mars gefeit zu sein. Er ist allgemein der Beikämpfer böser Geister, Mächte und Gestirne und wird deswegen besonders angerufen, um diese abzuwenden. Er ist aber auch der Türsteher und Vermittler zu Rama und bestraft alle, die den Gott beleidigen.

 

Eigenschaften und Charakterisierung

Hanuman gilt als Freund, Berater, Begleiter, Botschafter, Verehrer und treuer Diener des Rama. Er verkörpert die Beziehung eines Dieners zu seinem Herrn und ist der Inbegriff von Treue, Frömmigkeit, Untertänigkeit, Pflichterfüllung und Gehorsam. Zahlreiche Straßenschreine sind ihm geweiht. Er ist einer der populärsten und zugänglichsten Hindu-Gottheiten. Wegen seiner Gelassenheit, seiner gelegentlichen Tollpatschigkeit und Naivität, seiner Treue, seiner Gutmütigkeit, seiner guten Laune und seines Humors ist er überall beliebt. Im Ramayana heißt es, dass niemand ihn an Sanftmut, Stärke, Liebenswürdigkeit und Klugheit überragen kann. Er ist bekannt für seine große Beweglichkeit, Schnelle, Ausdauer und Geschicklichkeit. Hanuman ist ausdauernd und schnell, bescheiden und zuverlässig. Hanuman ist ein tugendhafter, gutmütiger und freundlicher Gott, der stets selbstlos und uneigennützig handelt. Er erfüllt seine Versprechen, ist zuverlässig und vertrauenswürdig. Er wird als höflich und redegewandt vorgestellt. Oft überschätzt der Gott seine Kraft. Statuen ihm zu Ehren finden sich fast an jedem Straßenschrein. Der Gott verfügt über verschiedene Siddhis (magische Kräfte), so wird ihm verschiedentlich nachgesagt, er könne durch die Luft fliegen, sich größer und kleiner machen, seine Gestalt nach Belieben verändern, sein Körpergewicht beeinflussen, er sei immun gegen Feuer, seine Stimme sei wie der Donner, er hat die Kraft Berge und Bäume auszureißen, wenn er durch die Luft fliegt, rauscht es usw.



Hanuman ist Meister der vier Veden. Der Gott gilt auch als Dramenautor, der ein Werk in die Felsen geritzt haben soll.

 

Hanuman ist ein bramacharin, ein Waldeinsiedler, der im Zölibat lebt. Er wird als unverheirateter Gott verstanden. Er hat einen Sohn namens Makaradhuaj, der jedoch nicht durch einen geschlechtlichen Akt entstand.

 

Hanuman heilig sind die Hanuman-Languren, die als seine Verkörperungen gelten. Allein sie zu füttern, soll gutes Karma bringen. In Indien und vielen Tempeln genießen sie absolute Narrenfreiheit.

Ikonographie

Hanuman wird dargestellt als muskulöse Mischgestalt zwischen Mensch und Affe mit langem Schwanz. In der rechten Hand trägt er gewöhnlich eine Keule, die er als Waffe benutzt, in der linken einen Kräuterberg. Bekannt ist die Darstellung Hanumans mit geöffnetem Herzen, in dem sich Rama und Sita befinden. Er ist von gelber Körperfarbe und rötlichem Gesicht. Gelegentlich steht er auf auf der Stadtgöttin von Lanka.

Daneben gibt es Darstellungen des Gott, wie er den Gott Rama, ihm zu Füßen sitzend ehrt oder Rama und Lakshmana auf seinen Schultern trägt.


Gelegentlich wird er auch als vierköpfiger und vielarmiger Gott dargestellt, wobei die verschiedenen Köpfe Verkörperungen des Vishnu darstellen.



In jedem Ramatempel findet sich mindestens ein Bild des Hanuman, häufig ist er auch Türsteher des Tempels.



Gläubige zitieren ihm zu Ehren die Hanumanchalasa (die vierzig Verse an Hanuman), die Tulsidas zugeschrieben wird. 

 

Hanuman ist der Sohn des Windgottes Pavana bzw. Vayu und der Apsara Anjana sowie Bruder des Bhima. Er gilt aber auch als Sohn des Shiva, des Vishnu oder aber auch des Shiva und des Vishnu. Im Shivaismus gilt er häufig sogar als Avatare oder Erscheinungsform des Gottes Shiva.

 

Mythologie

Als Kind war Hanuman sich seiner Kraft nicht bewusst, so versuchte er eines Tages die Sonne, die er für eine Frucht hielt, zu erreichen und zu verspeisen. Daraufhin griff Indra ihn mit seiner Keule an und zerschmetterte ihm den Kiefer. Daher rührt auch der Name des Gottes. Als Wiedergutmachung verliehen die Götter Hanuman herausragende Eigenschaften. So wurde ihm Unverwundbarkeit und Unsterblichkeit zuteil. Wasser kann ihm nichts anhaben, dies verleiht ihm Varuna, Surya verleiht ihm den hundertsten Teil seines Glanzes und unterrichtet ihn in allen Wissenschaften. Vishvakarman der Baumeister, der Götter verspricht ihm, dass keine Waffe der Götter auch keine zukünftige Hanuman je verletzen kann. Hanuman stirbt erst, wenn er sich freiwillig dafür entscheidet.



Da Hanuman in seiner Jugend übermütig war und sich den Waldeinwohnern, den Rishis gegenüber unbotmäßig benahm, verfluchten sie ihn. Er würde sich seiner Kraft und Göttlichkeit nicht bewusst sein, erst in dem Moment, in dem er auf Rama treffen würde, würde der Fluch gebrochen werden.

Im Ramayana ist Hanuman der General und Minister des Affenkönigs Sugriva. Als Lakshmana und Rama nach Verbündeten suchen, um dessen entführte Frau Sita zu befreien, trifft er im Wald auf Hanuman, der sich ihm sofort anschließt. Rama war sofort von dessen Höflichkeit und Redegewandtheit beeindruckt. Rama und Sugriva verhandeln, dass beide sich helfen. Sugriva hilft Rama bei seinem Unterfangen und dieser hilft den wiederum dabei seinen Bruder Valin zu töten, der ihm den Thron raubte. Nachdem dies gelungen war, tröstete Hanuman die Frau des Valin, Tara. Er war es auch der danach Sugriva an sein Versprechen erinnerte Rama zu helfen.



Mit einem Satz springt er über das Meer nach Lanka und findet dort als erster den Aufenthaltsort Sitas. (bei diesem Sprung wird sein Schatten jedoch von einer Meeresdämonin unter Wasser gezogen und zwischenzeitlich verschluckt, doch durch das Ausdehnen seiner Körpergröße zwingt Hanuman das Ungeheuer, ihn wieder auszuspeien.) Dieser zeigt er einen Ring des Rama, als Beweis, doch sie lehnt ab sich von jemand anderem als ihrem eigenen Ehemann anfassen und retten zu lassen, um ihn nicht zu entehren.



Als der Bruder Ravanas Adiravana Rama und seinen Bruder Lakshmana in die Unterwelt entführt um diese zu opfern, folgt Hanuman ihnen. Er betritt den Tempel und setzt sich in das Bild der Göttin, wozu er seine Körpergröße schrumpft. Dieses fällt danach auf den Boden. Als Adiravana auftaucht und die Brüder gerade töten will, nimmt Hanuman wieder seine wahre Gestalt an und befreit die Brüder. Auf seinen Schultern trägt er sie schließlich zurück an die Oberfläche. Seinen Sohn Maraka Dhuaj setzt er als neuen Herrscher ein.

Zurück in Indien berichtet Hanuman Rama von Sitas Aufenthaltsort. Gemeinsam mit seinem Affenheer bilden sie eine Brücke aus Steinen, Felsen und Bergen über den Ozean, auf dem das Affenheer des Hanuman hinübersetzt.

Hanuman bittet die Göttin der Insel, diese zu verlassen und sich einen neuen Aufenthaltsort zu suchen. Zunächst kämpft Hanuman gegen zahlreiche Diener des Ravana. Als er gegen Indrajit, Ravanas Sohn zu Felde zieht, wirft dieser die Nase des Brahma gegen Hanuman, woraufhin der Gott sich demütig niederwirft. Er schmeißt einen Baumstamm gegen Indrajit. Danach wird er von Ravanas Schergen gefangengenommen und gefesselt. Da der Gott sich jedoch schwerer macht, bekommen sie ihn nicht hoch. Danach macht er sich so leicht wie möglich, nur um sich wieder schwerer zu machen und damit die Asuras zu erdrücken.

 

Zuerst will Ravana Hanuman töten, doch sein Bruder Vibhishana hält ihn davon ab. Daraufhin will Ravana Hanumans Schwanz anzünden, um ihn hässlich zu machen und ihn zu demütigen. Er versucht daraufhin seinen Schwanz mit Tüchern zu umwickeln, doch der Gott dehnt sich so aus, dass alle Tücher Lankas nicht gereicht hätten seinen Schwanz zu umhüllen. Am Ende lässt er  es aber freiwillig zu.

Ravana zündet Hanuman seinen Schwanz an, doch der Gott steht unter Schutz des Feuergottes Agni und zündet mit dem peitschenden Schwanz fast ganz Lanka an. Um sich zu kühlen, springt er ins Meer und aus seinem Schweißtropfen, der in das Maul eines großes Fisches fällt, entsteht später der Makara Dhuaj, der als sein Sohn gilt.

 

Bei der Schlacht werden viele von Ramas Kämpfers verletzt, so dass Hanuman in den Himalaya fliegt und von dort Heilkräuter für seine Affenarmee mitbringt.

 

Nach der Schlacht bittet Hanuman seinen Vorgesetzten Sugriva bei Rama verbleiben zu dürfen, anstatt wieder in seine Heimat zurückzukehren. Dieser willigt ein, verlangt aber einen Beweis für die Treue Hanumans zu Rama. Daraufhin öffnet Hanuman sein Herz und darin findet sich ein Bild von Rama und Sita. Dies genügt dem Affenkönig und fortan lebt Hanuman in Ayodhya und wird Diener, Türsteher sowie bester Freund des Rama. Als Dankeschön für Hanumans Hilfe schenkt Sita Hanuman eine kostbare Perlenkette. Hanuman bedankt sich und beißt in die Perlen. Von Sita daraufhin angesprochen, was sein merkwürdiges Verhalten soll, erklärt dieser, er wolle nachsehen, ob Rama in den Perlen ist. Als später Sita ihren Scheitel mit sindur bestreicht, um Rama zu ehren und sein Leben zu beschützen, fragt Hanuman nach dem Grund dafür und bestreicht sich als Zeichen seiner Liebe zu Rama gleich den ganzen Körper.



Im Mahabharata trifft Hanuman kurz auf seinen Bruder Bhima, der den Gott nicht erkennt. Zwar bezeichnet Hanuman sich hier selbst als alt und krank, aber es wird schnell klar, dass seine Kraft noch immer ungebrochen ist.

Hier erscheint er auch im Banner des Arjuna, als dieser gegen seine Brüder die Kauravas kämpft.

 Literatur


- Keul Ishvan Hanuman der Gott in Affengestalt Geschichte und Entwicklung seiner Verehrung

- Hanuman in indian art and mythology

- Hanuman der Affengott - Der treue Diener seiner Majestät

 


[Permalink]


Indra
By religionswissenschaftler, 22:09


Indra („stark“, „mächtig“) ist der vedische Götterkönig, Himmelsgott, Regen-, Wetter-, Fruchtbarkeits- und Sturmgott, aber auch Kriegs- und Schöpfergott. Als Sohn der Göttin Aditi ist er auch ein wichtiger Aditya („Söhne der Aditi“/Hüter von Ordnung, Gesetz und Wahrheit und moralischen Prinzipien/Beschützer vor Übeln und Krankheit/eng mit der Sonne verbunden/ihnen sind die zwölf Sternzeichen sowie die zwölf Monate zugeordnet/Wächter der himmlischen Gestirne). Mit Agni (Feuergott) und Vayu (Gott von Wind, Luft und Lebenskraft) bildet er eine frühe Göttertriade. Indra ist der berühmteste Gott der vedischen Zeit. Er ist der in den Hymnen der Rigveda am häufigsten besungene und angerufene Gott. In der Veda sind über 250 Hymnen an ihn gerichtet. Indra herrschte über Svarga (Svarloka), einem Teil des indischen“Paradieses“ (ähnlich dem germanischen „Wikingerparadies“ Walhalla für gefallene Krieger), in den Wolken, die den Gipfel des Weltenberges Meru umgeben. Auf Indras Befehl konnte sich dieser Himmel überall hinbewegen, wo er hin wollte. In Svarga ist eine riesige Halle für im Kampf gefalle Krieger. Indra und seine Gemahlin Indrani regierten dieses „Krieger-Paradies“, Apsaras (himmlische „Nymphen“), tanzten, während die Gandharven („Halbgötter, „Fabelwesen“, „Engelswesen“, „Geistwesen“, „Fruchtbarkeitsgenien“) die Musik dazu machten. Von Svarga sandte Indra gelegentlich Apsaras aus, welche verführerisch vor Männern tanzen sollten, welche der Gott für zu asketisch hielt.

Indra werden viele Heldentaten zugeschrieben. Er ist bekannt als Streiter gegen die „Dämonen“. Daher führte er auch die Götter in der Schlacht gegen die Asuras („Dämonen“/“Titanen“/Todfeinde der vedischen Götter) an. Einige der vielen Mächte, die Indra angeblich bezwang, z.B. die Asuras, sollen heutigen Gelehrten zufolge die Draviden, die Ureinwohner Indiens, repräsentieren.

 

Indra und die Maruts

 

Indras Diener sind die 180 Maruts (auch Rudras genannt), Götter der wilden Winde und Söhne des vedischen Gottes Rudra. Sie begleiten Indra in den Kampf und dienen ihm bei Hofe. Sie trugen Blitzpfeile und Donnerkeile. Dem Rigveda, der heiligen Hymnensammlung der Hindus zufolge, besaßen sie goldene Helme und ebensolche Brustpanzer. Ihr Charakter ist aggressiv, unbändig und wild. Sie spalteten mit ihren Äxten die Wolken, um so für Regen zu sorgen. Daher identifizierte man die Maruts meist mit den Wolken selbst. Sie fällten Bäume, verursachten Schaden. Sie waren in der Lage Berge zu erschüttern und ganze Wälder zu zerstören. Die spätere Überlieferung machte sie zu Söhnen der Göttin Diti. Da Diti 100 Jahre lang schwanger bleiben wollte und ihre Nachkommen damit sehr mächtig machen wollte, zerschmetterte Indra ihren gewaltigen Bauch mit einem Donnerkeil, so dass ihre Söhne früher geboren wurden. Die Maruts werden auch als Brüder Indras vorgestellt. 

 

 Eigenschaften


Indra trägt zahlreiche dionysische Züge (auch viele Ähnlichkeiten mit germanischen Göttern wie Odin oder Thor). Indra ist ein mächtiger Gott und gewaltiger Held, der vor Kraft strotzt und wird als der mächtigste Esser und Trinker beschrieben. Er soll wild, riesig, schnell und kriegerisch sein. Er vermag den Soma, ein berauschendes Getränk in riesigen Mengen zu trinken. Diesem Trank verdankt er seine ungeheuren Kräfte. Wenn er vom Soma getrunken hatte, wurde er so riesig, dass er Himmel und Erde vollständig ausfüllte. Er wird als etwas begriffsstutzig und schwerfällig dargestellt und ist den sinnlichen Genüssen erlegen. Der Gott ist leicht angeberisch veranlagt und hört sich gerne reden, er ist recht gesellig. Indra verkörpert insgesamt die produktiven Kräfte der Natur.

 

Ikonographie



In der hinduistischen Kunst wird Indra golden oder rot dargestellt. Normalerweise wird er von seinen göttlichen Dienern begleitet, manchmal auch von seiner Hündin Sarama. Wenn er nicht zu Fuß unterwegs ist, reitet er entweder auf seinem himmlischen Elefanten Airavata oder auf einem weißen Pferd (die beide bei der Quirlung des Milchozeans hervorkamen). Oft wird er vierarmig, furchteinflößend und mit dickem Bauch dargestellt. Eine Hand hält einen Donnerkeil (Vajra/kreisförmige Waffe mit Loch in der Mitte), seine besondere Waffe, mit dem er entweder seine Feinde erschlägt oder seine gefallenen Krieger wieder zum Leben erweckt, die zweite führt einen Speer (Stachelstock), die dritte hält einen Köcher mit Pfeilen und die vierte hält ein Netz der Illusionen und einen Haken bereit, um Feinde zu fangen und straucheln zu lassen. Indras Bogen ist der Regenbogen.

 

Mythologie/Vritra

und Namuci


Er hat den Drachen Vritra („Dürre“/“Gewitterwolke“/“Versperrung“) getötet, den Panis, eine Schar von reichen, geizigen „Dämonen“ die Kühe weggenommen (welche den Göttern gestohlen worden waren/sie stehen für das Licht, das Indra den Menschen bringt) und „die Wasser befreit“ (danach gab er dem Chaos wieder Form, erschuf Leben und ließ die Sonne von neuem scheinen), die Vritra zurückhielt (so dass es eine große Dürre gab). Der Vritramythos wird daher auch als Schöpfungsmythos interpretiert. Was mit Letzterem gemeint ist, hat die Forschung noch nicht eindeutig klären können. Indra soll den „Dämonen“ Namuci getötet haben, nachdem ihm dieser den Soma gestohlen hatte. Indra kann zunächst Namuci nicht besiegen, und er verspricht, ihn weder bei Tag noch bei Nacht, weder mit etwas Trockenem noch mit etwas Flüssigem zu töten. Dann schlug er ihm aber in der Dämmerung mit Schaum das Haupt ab. Da dies dennoch wie ein „Vertragsbruch“ aussah, wird Indra durch ein Reinigungsopfer von dieser Sünde befreit.

(Die Legende berichtet, dass Indra, nicht Vishnu, den „Dämon“ Bali bekämpfte. Bali fiel in Indras Kampf gegen eine Horde „Dämonen“, angeführt von Jalamdhara. Dabei ergoss sich ein Strom von Edelsteinen aus seinem Mund. Der erstaunte Indra schlitzte Balis Körper auf und sah zu, wie aus diesem sämtliche Juwelen entstanden: Die Knochen wurden zu Diamanten, die Augen zu Saphiren, das Blut zu Rubinen, sein Mark zu Smaragden, sein Fleisch zu Bergkristall, seine Zunge zu Korallen und seine Zähne zu Perlen.)

(Im hinduistischem Epos Ramayana wird erzählt, wie Indra Ahalya verführte, die Frau des Weisen Gautama. Eines Tages, als er erfuhr, dass Gautama in einer anderen Stadt war, besuchte der verkleidete Gott Gautamas Frau. Ahalya erkannte Indra zwar sofort, willigte aber trotzdem ein, sich ihm hinzugeben, da sie neugierig war. Doch als Indra sie verließ, kehrte Gautama gerade zurück und erriet sofort, was geschehen war. Der Wunder wirkende Weise ließ zuerst Indras Hoden abfallen. Dann verfluchte er seine Frau, dass sie in der Asche liegen und sich von Luft ernähren musste, bis Rama sie erlösen würde. Die Götter ersetzten später Indras Hoden durch die eines Widders.

 

Verwandtschaft und

Herkunft

 

Indras Frau ist die Göttin Indrani, die Göttin von Zorn, Nörgelei und Eifersucht. Er gilt als Sohn der Göttin Aditi und daher als Aditya. Als solcher sind Agni und Surya seine Brüder. Als sein Sohn gilt der Held Arjuna (aus der Mahabharata) In einer anderen Version wurde er aus Himmel (Dyaus) und Erde (Prithivi) geboren, die er gleich nach der Geburt für immer trennt. Ein berühmter Mythos erzählt auch, wie er seinen eigenen Vater entmachtet, die alte Ordnung stürzt und die Herrschaft über die Welt an sich reißt.

 

Indra im rezenten

Hinduismus

 

Im späteren Hinduismus ist Indra den Göttern Brahma, Vishnu und Shiva deutlich unterlegen und untergeordnet, er hat nur noch die Funktion eines Regengottes inne. Er wird als Büßer dargestellt, weil er den Brahmanen Vritra getötet hat und gilt als etwas schwerfällig und begriffsstutzig. Von den beliebteren neueren Göttern und Helden wird er im Kampf häufig besiegt. So wird er vom „Dämon“ Ravana besiegt und ist dem Krishna unterlegen.

(Als die Kuhhirten eines Tages dem Gott Indra huldigen wollten, meinte Krishna, genauso gut könnten sie den Berg Govardhana und ihre Herden anbeten, da der Berg ihre Herden und diese sie versorgten. Dann erklärte er, dass er selbst der Berg sei und ihm Anbetung gebühre. Der wütende Indra sandte daraufhin einen Sturm, doch Krishna riss einfach den Berg aus und hielt ihn sieben Tage und sieben Nächte über die Hirten und ihre Herde. Da erstaunte Indra so sehr, dass er vom Himmel herabstieg und Krishna bat, sich mit seinem Sohn, dem Helden Arjuna, anzufreunden.)

Indras Stürme sind also nicht mehr so mächtig wie zuvor. Er wurde zunehmens schwächer und musste immer wieder Vishnu um Hilfe bitten, wenn er von „Dämonen“ angegriffen wurde. Wenn jetzt die Geschichte mit Vritra erzählt wird, ist Indra mehr schwach und feige und braucht die Hilfe der neuen Hochgötter Shiva und Vishnu, um den Drachen zu erschlagen. Es wird beschrieben, dass Indra immer öfter den Soma trank, nicht um Kräfte zu sammeln, sondern nur um trunken zu sein.

Den Puranas zufolge bestehen Indras Hauptschwächen darin, seinen sinnlichen Gelüsten und dem berauschenden Somatrank übermäßig ergeben zu sein. Heutzutage gilt er nur noch als Lokapala (Wächter und Schützer der vier bzw. acht Himmelsrichtungen) des Ostens und vergöttlichter König, der über das Himmelsreich Svarga auf dem Berg Meru herrscht. Auch er findet in den großen Epen Indiens, dem Mahabharata und dem Ramayana regelmäßig Erwähnung. In der Mahabharata erscheint er zum Beispiel als Vater des Helden Arjuna, den er im Laufe des Epos immer wieder (im Exil) unterstützt. Im Gegensatz zu vielen anderen vedischen Göttern ging die Gestalt Indras nicht in neuere hinduistische Götter auf und es kam zu keiner Umwandlung der Identität.


Literatur












 

 

[Permalink]


Jagannatha
By religionswissenschaftler, 22:08

http://www.hindugodwallpaper.com/images/gods/zoom/349_004.jpg


Jagannatha ("Herr der Welt, Weltensohn") ist eine Verkörperung des Vishnu bzw. Krishna und wird in Puri im indischen Bundesstaat Orissa verehrt. Der Sage nach wurde die Knochen des Krishna nach seinem Tode eingesammelt und nach Puri gebracht.


Dort wird er zusammen mit seinem Bruder Balarama und seiner Schwester Subhadra in einem Schrein verehrt. Einmal im Jahr verlässt das Götterbild zu einer großen Prozession, dem Rathayata (Fest des Wagens) mit anschließenden Götterbad den Tempel. Bei diesem Fest werden vorübergehend alle Kastenunterschiede aufgehoben. Gelegentlich werfen sich Menschen in religiöser Ekstase vor den Wagen, und werden dann von diesem zermalmt.

Es heißt der göttliche Architekt Vishvakarma, hätten den Tempel für den König von Puri erbaut. Allerdings tat er dies nur unter der Bedingung, dass der König das Werk vor seiner Fertigstellung nicht ansehen dürfe. Doch der König war neugierig und riskierte einen Blick. Daraufhin verschwand Vishvakarma und ließ das Werk unverrichtet zurück. Den Statuen fehlen bis heute Arme und Beine. Allerdings soll der Gott Brahma ihnen Leben eingehaucht haben und Augen verliehen haben.



Literatur

 

[Permalink]


Kali
By religionswissenschaftler, 22:08



Kali ("die Schwarze, die Zeit") ist die hinduistische Göttin des Todes, der Zeit und der Zerstörung. Sie ist die hinduistische Muttergöttin sowie Schutzgöttin von Bengalen und insbesondere des nach ihr benannten Kalkutta (von Kalighat=Schritte der Kali/nach diesem Tanz ist auch ihr dortiger Tempel benannt). Sie ist die Gattin und Shakti des Shiva. Sie gilt ebenso als Schutzgöttin der Diebe und Kriminellen.

Kali ist die zerstörerische und zornige Form der
Mahadevi. Mythologisch entstand sie aus der Stirn der Durga im Moment größten Zorns oder aus der abgelegten schwarzen Haut oder Körperfarbe der Parvati, nachdem Shiva diese wegen ihrer dunklen Hautfarbe Kali nennt und die Göttin damit verärgert.


Ikonographie


Gewöhnlich wird Kali dargestellt mit dunkler oder blauer Körperfarbe, nackt, mit herabhängenden, trockenen Brüsten, dürr, heraushängender Zunge, roten blutunterlaufenen Augen und vier Armen. Ihre Haare sind, wie bei wilden und unabhängigen Göttinnen allgemein üblich lang und offen. Sie trägt eine Kette aus Menschenschädeln, einen für die 50 Buchstaben des Sanskritalphabets. Als Ohrringe trägt sie Babyleichen. Um die Taille trägt sie eine Kette aus abgeschlagenen Menschenhänden. Häufig sagt man, dass ihre Zunge mit Blut beschmiert ist. In einer ihrer vier Hände trägt die Göttin ein blutiges Schwert, in der anderen einen abgeschlagenen Menschen- oder Dämonenkopf. Die übrigen zwei Hände deuten die Geste der Wunschgewährung und der Überwindung der Furcht an. Häufig steht Kali mit ihrem linken Fuß auf Shiva, vereinigt sich geschlechtlich mit ihm oder tanzt auf seinem leblosen Körper. Wie dieser hat sie ein energetisches drittes Auge auf der Mitte der Stirn. Ihr Vahana ist eine Eule. Häufig sitzt sie auf dem Rücken eines Geistes. Wie Shiva lebt Kali auf Friedhöfen und Leichenverbrennungsstädten. Auf dem Schlachtfeld ist sie zuhause. Ihr zugehörige Tiere sind Schakale, Eulen und Hunde. ebenso wird sie mit Kobolden verbunden.

Mythologie


Kalis Mythologie wird vor allem in der berühmten Kalikapurana, in der Devi-Bhagavata-Purana erzählt sowie in Teilen des Devimahatyma des Markandeya-Purana, die aber vorrangig Durga gewidmet sind und in denen sie eher eine untergeordnete Rolle einnimmt. Kalis berühmtester Mythos ist der Kampf gegen den Dämon Raktabija, welcher durch Askese übermächtig geworden war. Kali tötete ihn, doch sobald sein Blut den Boden berührte, erstand er wieder auf und vervielfältigte sich. Kali trank daraufhin sein Blut, bevor es den Boden berührte und verschlang den Dämon mit einem Satz.

Von ihrem Sieg berauscht, tanzte Kali ekstatisch und gefährdete damit die Welt. Da keiner sie aufwecken konnte, wandten sie die Götter an Shiva, ihrem Ehemann. Auch Shiva hatte keinen Erfolg, als er sie ansprach. Erst als er sich unter sie warf, so dass sie auf seinem leblosen Körper tanzte, erwachte Kali aus ihrer Trance und unterbrach ihren Tanz der Zerstörung.

Ein anderer Mythos erzählt von einem Tanzwettbewerb
zwischen Shiva und Kali. Ein Einsiedler im Wald, der gerade Askese betreibt, fühlt sich von ihrem Lärmen und Wüten gestört, woraufhin er sich wich wütend an Shiva wendet, diese zu beruhigen. Es kommt also zu einem Wetttanzen, bei dem Kali natürlich unterlag, da sie Shiva, dem Meister des Tandavatanzes und Nataraja (König und Gott des Tanzes) nichts entgegen setzen konnte.

Das Bhagavata-Purana erzählt, wie Kali von einer Bande von Räubern und Mördern, Thugs genannt, verehrt wird. Diese entführen einen Brahmanensohn, da der Führer der Bande sich einen Sohn wünscht und wollen ihn dem Bildnis der Kali zum Opfer anbieten. Doch die Reinheit und der Glanz des Brahmanenjungen verbrannten Kali, so dass diese zornig wurde und aus ihrem Bild heraustrat. Daraufhin bestrafte sie die Räuber für ihre Torheit und tötet sie alle. Es wird beschrieben, wie Kali und ihre Schar wilder Dienerinnen sich die abgeschlagenen Köpfe der Mörder im Spiel gegenseitig zuwerfen und sich an ihrem Blut erlaben.

Auch an einer prominenten Stelle des Ramayana raucht Kali auf, als Rama nachdem er den Dämonenfürst Ravana besiegt hat mit Sita nach hause zurückkehren will und dabei gegen einen übermächtigen Dämon kämpfen muss. Rama ist vor Angst wie gelähmt, was Sita nicht mit ansehen kann. So verwandelt sich die ansonsten unterwürfige und sanfte Göttin in die schreckliche Kali und zerreißt den Dämonen mit Leichtigkeit.

Kult und Rituale


Der Kult der Kali ist in einigen Zügen ungewöhnlich. Früher wurden der Kali von der Sekte der Thug, Indiens geheimer Meuchelmörderbande, blutige Menschenopfer dargebracht. Ihnen galt sie als Schutzgöttin der Mörder, Diebe und Kriminellen und wurde als schwarze, dunkle Göttin verehrt. Noch heute werden Kali blutige, stets männliche Tieropfer in ihren Tempeln, besonders auf den Lande, dargebracht. Im Gegensatz zum Kult der Durga finden diese aber nicht periodisch nur an bestimmten Festtagen, sondern täglich und auch ganz ohne mythologischen Zusammenhang ihr zu Ehren statt. In brahmanischen Kulten finden stattdessen Substitutionsopfer statt, in denen Kokosnüsse vor dem Schrein der Göttin rituell enthauptet werden. Kalis Hauptfest ist Dipavali im Herbst und wird besonders in Bengalen gefeiert.

Kalis Bedeutung für den Hinduismus

Kalis Bedeutung liegt vor allem in ihrem grenzhaften und ungewöhnlichen Charakterzügen sowie ihrer Lebensweise. Sie liebt Blut, trinkt Alkohol und isst Fleisch. Sie erscheint als zornige, schreckliche, furchterregende,stets wilde und ungebändigte Göttin. Sie ist unabhängig und ordnet sich keiner anderen männlichen Gottheit unter. Im Zusammenhang mit Shiva behält sie stets eine gewisse Unabhängigkeit und ist es häufig, die den Gott dominiert. Damit kehrt sie gesellschaftliche Verhaltensweisen und Geschlechterrollen in paradigmatischer Weise um.

Von Zeit zu Zeit wird Kali von Shiva in ihren wilden Charakterzügen und Verhalten gebändigt und zurückgehalten. Doch dies ist eher die Ausnahme in ihrer Mythologie. Es gibt jedoch zwei mythologische Typen, von denen Kali stets zur Ruhe gebracht wird: zum einen Shiva in seiner leichnahmähnlichen Form, zum anderen durch das Auftauchen eines Kindes auf dem Schlachtfeld, dass ihn ihr spontan mütterliche Gefühle weckt.

Gewöhnlich ist sie es eher, die Shiva zu wilden, verrückten und gefährlichen Verhalten anstiftet oder aber die beiden stiften sich dazu gegenseitig an und bestärken oder ermutigen sich dazu. Zuweilen führen sie ihren Tanz der Zerstörung auch gemeinsam auf.

Kali erscheint gewissermaßen als Shivas andere Frau, die zu seinem wilden und grenzhaften Verhalten passt und ihn darin auf perfekte Weise ergänzt.

Dennoch erscheint Kali auch als fürsorgliche und mütterliche Göttin, die ihre Gläubigen als ihre Kinder betrachtet. Ihren Feinden gegenüber ist sie zwar hart und gnadenlos, ihren Verehrern gegenüber entfaltet sie aber zugleich ihre beschützende und mütterliche Seite. So schützt sie Menschen vor Dämonen und anderen Gefahren und Widrigkeiten. Wer sie verehrt, so heißt es, überwindet negative Eigenschaften wie Angst und Furcht und sieht die Welt, wie sie wirklich ist. Kali zerstöre innerliche Antriebe und Leidenschaften, innerliche Schwächen und Fehler.


Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Kali




[Permalink]


Kama
By religionswissenschaftler, 22:07

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c8/Kamadeva1.jpg/250px-Kamadeva1.jpg


Kama ("Begehren/Liebe") ist der Gott der Liebe und des Frühlings. Er ist auch unter dem Namen Manmata bekannt.

Schon zu
vedischen Zeiten galt er als Verkörperung der Begierde.

Darstellt wird Kama mit Pfeilen aus Blumen und einem Bogen aus Zuckerrohr, dessen Sehnen aus Bienen gebildet werden. Er reitet auf einem grünen Papagei, gelegentlich auch auf einem Spatz oder Elefanten. Sein Emblem ist das
Makara.

Kama ist der Sohn entweder des
Brahma, aus dessen Herzen er hervorgegangen sein soll oder des Dharma und der Göttin des Glaubens, gelegentlich auch der Sohn der Göttin Lakshmi und der Bruder des Manu. Verheiratet ist er mit Rati (Lust, Begehren) bzw. Priti (Freude). Er ist der Herr der Apsaras. Sein Freund und Begleiter ist der Frühling.


Er ist verschiedenen Darstellungen zufolge der älteste Gott, der sowohl Macht über Götter, Tiere als auch Menschen hat.

Sein berühmtester Mythos handelt von seiner Auseinandersetzung mit
Shiva. Parvati stiftete ihn dazu an, Shivas Askese im Himalaya mit einem seiner Liebespfeile zu stören, woraufhin ihn der Gott als Strafe zu Asche verbrannte. Von da an wurde er als Ananga (der Körperlose) bekannt, der sich jedes mal wieder materialisierte, wenn zwei Liebende sich vereinigen. Verschiedenen Überlieferungen wurde er von Shiva auf Geheiß seiner Gattin Parvati wieder zum Leben erweckt. Oder er wurde als Sohn des Krishna und der Rukmini als Pradyumna wiedergeboren.

Das
Holifest, das im Norden Indiens zu Ehren Krishna gefeiert wird, wird ihm Süden zu Ehren Kamas als buntes Erntedank- und Frühlingsfest gefeiert.

Einer der vier Hauptziele des hinduistischen Lebens ist
Kama (Lust, Begierde) neben Artha (Wohlstand), Dharma (Rechtschaffenheit) und als höchstes Ziel Moksha (Befreiung, Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt).

 

Literatur

[Permalink]


Kamakshi
By religionswissenschaftler, 22:06

http://www.rudraksha-ratna.com/homepage_products_images/kamakshi.jpg

Kamakshi oder Kamakshiyamman ({{SaS|कामाक्षी|Kāmākṣī}}, aus kāma „Begehren; Liebe“ und akṣi „Auge“, also etwa: „die Lustäugige“, die Liebesäugige oder „die Wünsche von den Augen Ablesende, auch Sri-Kamakshi-Ampal (śrī: ehrenvolle Anrede auf Sanskrit, ampal: „Göttin“ auf Tamil) eingedeutscht Kamadchi oder auf Tamil Kamatci oder auch Kamakanni oder Kanniyamman genannt, ist die hinduistische, tamilische, tantrische, hauptsächlich in Südindien verehrte Muttergöttin sowie Göttin der Barmherzigkeit, die aus der offenen Himmelswölbung hervorging, um die Devas von den Asuras zu befreien und den „Dämon“ Bhandakasura erschlug. Kāmākṣī' ist auch Beiname der Shakti Shivas. Kamakshi ist eine göttliche Form von Parvati und erscheint als milde, mütterliche und zugängliche Göttin. Sie gilt auch als Göttin der Wissenschaften und aller Weisheit, zu der Shiva sie erklärte und wird in vielen Haushalten als Familiengöttin verehrt. Ursprünglich war sie eine erotische und gewalttätige Göttin. Die Legende besagt, dass Kamakshi Verehrung in Form eines Shiva-Lingams aus Sand unter einem Mango-Baum verrichtete und so um Shivas Hand zum Heiraten anhielt.


In Hamm in Nordrhein-Westfalen befindet sich der Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel als der größte Hindu-Tempel zu ihren Ehren in Deutschland und der zweitgrößte Europas. Dieser orientiert sich in der Bauweise an dem für Hindus wichtigen Kanchi-Kamakshi-Tempel in Kanchipuram in Tamil Nadu und ist der einzige Diaspora-Tempel der Göttin. Ein weiterer wichtiger Kamakshi-Tempel befindet sich auch in Goa in Shiroda und in Chennai (früher ''Madras'') im indischen Bundesstaat Tamil Nadu. In Ostindien ist Kamakshi unter dem Namen Kamakhya bekannt. In manchen Regionen kennt man sie auch als Lalitambika oder Tripurasundari.


In Deutschland wurde ein Bildnis und der Wagen der Kamakshi zeitweise in einer religiösen Museumsausstellung namens Altäre - Kunst zum Niederknien 2001 im Museum museum kunst palast in Düsseldorf gezeigt. Ein Hindupriester weihte die den Wagen mit der Statue der Göttin vor Beginn der Ausstellung, um die Göttin so zu inthronisieren und wiederholte dieses Rituale auch noch einige Male. Die Statue der Göttin wurde hierzu eigens in Südindien angefertigt und von hier nach Deutschland verschickt. Sie war eine Leihgabe des Sri-Kamadchi-ampal-Tempels in Hamm, die diese extra hierfür in Auftrag gegeben hatte, da der dortige Priester zum diesem Zweck nicht die Statue der Kamakshi verwenden wollte, die für Prozessionen benutzt wird.


Kamakshi soll in Kanchi in der Grotte Kamakotti (Grotte der zehn Millionen Sehnsüchte) gelebt haben. Kamakshi galt ursprünglich als wilde, erotische, gewalttätige und blutdürstige Göttin, die erst durch den Heiligen Shankara gezähmt und in eine milde Form verwandelt wurden sein soll. Dazu setzte dieser, der Legende zufolge das Sri-Chakra, dass das Wesen der Göttin von Grund auf verwandelte. Neben rein brahmanischen Ritual, gehören zur Verehrung der Kamakshi auch tantrische Elemente wie die Verehrung des Sri-Chakra-Symbols (besonders in der tantrischen Srividya-Richtung).

Kamakshi ist Inbegriff von Schönheit, Ruhe und Frieden. Sie fordert nichts, sondern verströmt Liebe und Güte, wenn man sie bittet und dabei ihr Bildnis betrachtet. Der gütige Blick (Darshana) der Göttin erfüllt alle an sie gerichteten Bitten, Sehnsüchte und Wünsche und ist in ihren Ritualen von zentraler Bedeutung. Die Göttin ist ganz Auge. Zusammen mit Minakshi (der Fischäugigen) und Vishalakshi (der Breitäugigen) bildet sie eine Dreiheit von Augengöttinnen.


Ihr Festtag findet jedes Jahr zwischen Februar und März statt. Dabei wird in Kanchipuram am neunten Tag ihr silberner Tempelwagen umhergezogen. Ihr Geburtstag ist zwischen Oktober und November.


Kamakshis Mythologie findet sich hauptsächlich im Kamakshivilasa und im Kanchipuranam.


Ikonographie und Symbolik


Kamakshi ist eine vierarmige Göttin. In ihren oberen Händen trägt sie unter anderem einen Bund aus fünf Blumenpfeilen und ein Band, mit dem sie symbolisch die Menschen mit den Göttern verbindet, die Menschen von ihren Problemen befreit und die Unwissenheit (avidya) einfängt, in ihren unteren Händen eine Lotosblüte oder einen Papagei und einen Bogen aus Zuckerrohr (beides auch Attribute des Kama), Attribute der Tatkraft und Fruchtbarkeit. Sie kann auf einem Lotus sitzend im Lotossitz (Padmasana) und mit einem lächelnden Gesichtsausdruck dargestellt werden. Häufig trägt sie eine hohe Krone, neben der ein Halbmond zu sehen ist sowie ein rotes Sari. Unter ihr befindet sich stets das dreidimensionale Sri-Chakra-Symbol, ein abstraktes, tantrisches, dreieckiges Diagramm (auch Yantra oder Sriyantra genannt).  Diese abstrakte Form ist für die Göttin weitaus wichtiger als die anthropomorphe Darstellungsweise. Der Körper der Göttin ist häufig mit Blumen, Goldschmuck, Perlen, Edelsteinen und einer Girlande um ihren Rücken verziert. Kamakshis Symbole stehen für Tatkraft, Schutzgewährung, Güte und Fruchtbarkeit. Ihre Augen sollen die Götter Brahma, Vishnu, Rudra, Sarasvati, Lakshmi und Parvati ausstrahlen sowie zehn Millionen Liebesgötter. In der Regel wird ihre Statue links von Lakshmi und rechts von Sarasvati flankiert.


Mythologie


Die Legende berichtet, dass Kamakshi erschien, als Shiva mit seinem energetischem dritten Auge den Liebesgott Kama zu Asche verbrannte. Kama hatte Shivas Yogameditation unterbrochen und so den Zorn des Gottes auf sich gezogen. Dies geschah genau in den Moment, als Shiva dabei war seine Meditation zu beenden. Er schloss seine Liebespfeile auf Shiva ab, wozu ihn Shivas Frau Parvati aufgefordert hatte. Von Shiva gingen daraufhin Flammen und Funken auf und er verbrannte den Gott zu Asche. Dieser erschien daraufhin als ein kleiner Haufen Asche. Die Ganas des Shiva formten die Asche zu der Form eines Mannes und baten den Gott ihr mit seinen Atemzügen Leben einzuhauchen. So entstand der Charakter Bhanda. Ihm wurden verschiedene Mantras gelehrt und er führte Askese. Shiva gewährte ihm den Segen, dass niemand, der durch sexuelle Vereinigung geboren werde, in der Lage dazu sei, ihn zu töten.

Da der Dämon durch einen toten Deva, den Kama, entstand, wurde er wie ein Dämon geboren. Bhanda war ein Produkt des Zornes Shivas. Er jagte und bestrafte die Götter. Er übernahm Indras Stadt und seine Armee. Sie nahmen Zuflucht unter Shivas Lotusfüßen, der sie bat Zuflucht zu Devi zu nehmen. Sie versteckten sich in einem Geheimgang in Kanchi. Aber ''Bhanda'' kommt ihnen auf die Schliche, in der Absicht sie zu töten. Indra führte dann ein Feueropfer (Yajna) für Devi durch. Aus diesem Opfer entstand das Sri-Chakra und die schöne Göttin Kamakshi. Sie erschien in ihrer Höhle und stampfte mit den Füßen in der Stadt Kanchi, in der Art eines Erdbebens auf und brachte Bhanda zum Straucheln und Fallen. Sie tötete ihn schließlich und grub ein Loch für seine Beerdigung und errichtete eine Siegessäule. Die Götter errichten ihr zu Ehren einen Tempel in der Stadt Kanchi.


Der Mythos erzählt, dass die Sonne ihre Strahlen über den Tempel ausbreitete und dass die vier Veden zu den Wänden des Tempels wurden. Das Heiligtum wurde in Form eines Dreiecks, des Sri-Chakra, errichtet. Kamakshi blieb in Form des Sri-Chakra und so wurde das Sanktuarium in Form eines stilisierten Dreiecks ausgerichtet.

Kamakshi soll jedoch nachts des öfteren aus ihrem Tempel "ausbebrochen" sein und Unheil in der Stadt angerichtet haben. Niemand wagte es, die Göttin anzusehen. So wandte sich das Volk an den Weisen, Adi Shankara, der versprach die Göttin zu zähmen.

Shankara war ünglücklich darüber, dass das Volk Kamakshi als unheilvolle Göttin bezeichnete. So stellte er sich hinter die Siegessäule am Tempel. Er vergoss Ströme von Tränen zu ihren Füßen. Seine Augen richteten sich dabei auf das Sri-Chakra. Shankara gelang es die Wut aus Kamakshi zu entfernen und sie in das Sri-Chakra zu übertragen und dort zu bannen.

Die Muttergöttin bald ihre Wut bald auf und wurde zum Inbegriff von Ruhe, Schönheit und Frieden. Sie erhielt von ihr auch die Gewissheit, dass sie ohne seine Erlaubnis nicht die Tempel verlassen würde, um in die Stadt zu gehen.



Der Mythos verdeutlicht die Zähmung der ursprünglich wilden und gefährlichen Göttin Kamakshi, die entweder durch die Verheiratung mit Shiva oder aber durch die magischen Rituale des (ebenfalls männlichen) Weisen Sri Shankara, die die gefährliche Sexualität der Göttin unter männliche Kontrolle bringen. Ihre Bändigung erfolgt auch durch die Identifizierung mit der königlichen Göttin Lalita-Tripurasundari, durch die sie auch ins brahmanisierte, sanskritisierte panhinduistische Pantheon aufgenommen wird.



Kamakshi ordnete nun an, dass das Sri-Chakra von nun an das Symbol ihrer Verehrung sein sollte.

Literatur


* Martin Baumann: Der Sri Kamadchi Ampal Tempel in Hamm. Forschungen zum Hinduismus in Deutschland. Manuskript, 2002.

* Martin Baumann, Brigitte Luchesi, Annette Wilke (Hrsg.): Tempel und Tamilen in zweiter Heimat. Hindus aus Sri Lanka im deutschsprachigen und skandinavischen Raum, Würzburg 2003, ISBN 3-89913-300-5


Weblinks


* http://www.hindu-blog.com/2010/04/goddess-kamakshi-about-hindu-goddess.html

* http://de.scribd.com/doc/73723636/the-story-kamakshi-and-kanchi








 

 


[Permalink]


Karttikeya
By religionswissenschaftler, 22:06




Karttikeya ( von den Kirttikah [[Plejaden]] abstammend, auch Skanda (Spritzer, Springer, Ausgießung. in der Bedeutung der Angreifer), Kumara (junger Mann), Subrahmanya (Brahmanenfreund) oder Murugan bzw. Murukan (junger Mann) genannt), weitere wichtige Namen sind Vel (der Begehrte), Velan (der Träger des Vel-Speeres), Kevvelan (der mit dem roten Speer), Katampan (der die Girlande aus der Frucht des Katampu-Baumes trägt) oder Arumugan (der Sechsköpfige) ist der hinduistische Kriegsgott, General der Götter, Gott der Diebe sowie Schutzgott der Kinder insbesondere vor Krankheiten und Gift. Er verkörpert den Planeten Mars (Mangala). Er ist der Sohn des Shiva und der Parvati sowie jüngerer Bruder des Ganesha. Verschiedentlich gilt er aber auch als Sohn des Agni. In seiner südindischen Form als Murugan wird er aber auch als Sohn der tamilischen Kriegsgöttin Korravai aufgefasst. Verheiratet ist er mit Indras hellhäutiger Tochter Kaumari oder Devasena (die Armee der Götter) und der dunkelhäutigen Bewohnerin der südlichen Berge Valli.  Allerdings gilt er auch als großer Büßer und Asket, ähnlich seinem Vater Shiva und ihm sind verschiedene heilige Bußstätten in Indien geweiht. Karttikeya ist eng mit dem Kult der Muttergöttinnen verbunden, die sein teils wildes, teils sanftes Gefolge bilden.


Ikonographie



Karttikeya hat sechs Köpfe und zwölf Arme. Der Gott hat stets jugendliches Aussehen. Er ist von roter Körperfarbe. Er reitet entweder auf einem Elefanten oder auf einem Pfau. In den Händen hält er entweder Pfeil und Bogen oder aber einen Speer (vel). Weitere Attribute sind: Glocke, Hahn und Flagge. Häufig trägt er auch eine rote Girlande, die aus einer bestimmten roten, heiligen Pflanze, dem Katampu-Baum gefertigt wird um den Hals.

Geburtsgeschichte


Karttikeya wurde geboren, um den Dämon Taraka zu besiegen, welcher durch Askese unbesiegbar geworden war und die drei Welten erobert hatte. Keiner der Götter wagte es, es mit ihm aufzunehmen. Im Taraka-Maya-Krieg schleuderte Karttikeya seinen Speer gegen Taraka und durchbohrte damit dessen Berg und Brust.

Zu diesem Zweck paarte sich Shiva mit Parvati. Doch noch bevor er sie schwängern konnte, vergoss er seinen Samen und übergab ihn dem Feuergott
Agni, der gelegentlich als dessen Vater gilt, zur Aufbewahrung. Dieser konnte ihn jedoch nicht tragen und überreichte ihn der Ganga, die ihn ebenfalls nicht behalten konnte und ihn in einem Schilf im Gebirge ablegte. Dort entstanden aus dem Samen Karttikeya, die von den sechs Plejaden (Siebengestirn) gefunden und aufgezogen wurden. Unter ihnen wurden sie zu sechs Kindern. Später kehrten die Kinder zu Shiva und Parvati zurück, die die Kinder sehr liebte und allzu heftig umarmte, so dass sie zu einem verschmolzen. So entstand Karttikeya, der fortan sechs Köpfe und zwölf Arme hatte. In alternativen Versionen des Mythos entsteht Karttikeya auch aus den Funken von Shivas dritten feurigem Auge.

Verschiedene Themen, die im Mythos angesprochen werden sind hier von Bedeutung: Der Gott entsteht immer auf asexuelle, unnatürliche Weise und wird stets ohne das Zutun einer Frau geboren. Parvati ist seine Mutter nur in dem Sinne, als das sie zu seiner Entstehung beiträgt, indem sie die Kinder allzu heftig drückt.

Ein weiterer südindischer Mythos über die Geburt Murugans erzählt die Geschichte anders: dort ist Murugan so etwas wie der illegitime, unerwünschte Bankert aus der Beziehung von Shiva und Parvati, die anderen Götter lehnen ihn zunächst ab und Indra versucht sogar ihn zu töten.

Murugan lobt sich nach seiner Geburt selbstherrlich, streitet mit Brahma über die Ursilbe Om und versucht sich als Schöpfer aufzuspielen.

Karttikeya und sein Bruder Ganesha

Weitere mythologische Themen sind die Rivalität zu seinem Bruder älteren Bruder Ganesha.

Der Mythos erzählt, dass einst Shiva die beiden Brüder zu einem Wettkampf aufforderte: sie sollten herausfinden, wer am schnellsten von ihnen die Welt umrunden könnte. Da jedoch der dicke Ganesha auf seiner Ratte keine Chance gegen den drahtigen Karttikeya auf seinem Pfau hatte, ersann er eine List: er lief einfach um seine Eltern Shiva und Parvati herum, als diese ihn nach der Bewandtnis danach fragten sagte dieser schlau: "Ihr seid für mich die Welt". So wurde Ganesha der Sieg in dem Wettbewerb zugesprochen, worüber Karttikeya sich sehr ärgerte.

In Südindien wird diese Geschichte anders erzählt. Dort ist Karttikeya unter dem Namen Murugan der weit wichtigere und, populärere und bekanntere Gott, der wahre Sohn Shivas und er und nicht Ganesha der ältere Bruder. Dort ist er der Sieger des Wettbewerbes und bekommt seine beiden Frauen als Siegespreis zugesprochen, alternativ einen schönen Granatapfel (palam). In dieser Version des Mythos sagt sein Vater Shiva zu ihm: "Ärgere dich nicht. Du bist die Frucht (palam ci)".

Im Norden Indiens fehlt Skanda häufig auf Bildern, die Shivas heilige Familie zeigen, dort sieht man stets Parvati und Ganesha. Im Süden hingegen ist der Somaskanda-Typ geläufig, in dem zwar stets Murugan aber selten Ganesha dargestellt wird.

Der Gott Murukan


Karttikeya
ist unter dem Namen Murukan der südindische, tamilische Kriegs- und Jagdgott der Bergstämme (kurrincci), ein Stammesgott sowie der Schutzgott der Tamilen. Es ist Berggott und Gott der ewigen Jugend sowie auch der Liebe und der Zeugungskraft, ein Fruchtbarkeitsgott. Murugan ist der Häuptling sowie Ahnherr der Jägerstämme. Alles was die Berge beherbergen, ist bezeichnenderweise sein Besitz. Als Jagdgott verschafft er das Wildbret, wehrt das Übel ab und vertreibt die Furcht. Er ist Bringer von Regen und Spender von Fruchtbarkeit. Die Tamilen sehen in ihm einen Kulturheros. Er ist ihr meistverehrter Gott. Er gilt seit jeher als Schützer der tamilischen Sprache und Literatur. Murugan wird heute insbesondere mit Schutzwirkung gegen Gift verbunden, gegen das der Gott selbst immun ist. Er hat zahlreiche Liebschaften und erscheint selbst als  Liebhaber schöner Frauen, gerade in Verbindung mit illegitimen, vor- oder außerehelichen Liebschaften und heimlicher, freier Liebe (kolavu), wie sie bei tamilischen Bergvölkern lange üblich war. Dies zeigt sich hervorragend in dem Mythos der Liebschaft zwischen ihm und Valli. In tamilischen Liebesgedichten werden die Helden und Liebhaber junger Frauen, die zu diesen heimlische Liebschaften unterhalten häufig mit Murugan verglichen und auch so genannt. Man sagt ihm nach in jungen Frauen wilde Liebesraserei zu entfachen. Mit seiner Gattin Valli war er erst lange Zeit durch freie Liebe verbunden, bevor er sie ehelichte.

Valli ist die Tochter einer Gazelle und wurde in einer Grube für essbare Knollenpflanzen in den Bergen geboren. Ein Jägerehepaar nahm sie als Tochter auf und erzog sie. Als sie zwölf Jahre alt wurde, war Valli ein sehr schönes Mädchen, das auf die Hirsefelder aufpassen musste. Dabei begegnete ihr eines Tages Murugan als Jäger, später als shivaitischer Asket, beide verliebten sich auf den ersten Blick ineinander. Doch Valli wollte, dass Murugan sich ihre Liebe verdiente. Also zog er mit einem Bild seiner Geliebten in den Händen auf einem Matal-Pferd (ein Pferd aus den Zweigen von Palmen), wie es der Brauch für Unvermählte verlangte durch das Land in unerfüllter Sehnsucht zu seiner Geliebten. Davon tief beeindruckt trafen sich Valli und Murugan dann heimlich jede Nacht. Als aber die Hirsefelder bestellt waren, riefen die Adoptiveltern Valli wieder zu sich nach Hause. Darüber war Murugan tief bestürzt. Eine Dienerin der Valli verhalf beiden nachts zur Flucht, dabei wurden sie aber vom Jägerpaar entdeckt und verfolgt. Als aber schließlich Murugan dem Jäger seine göttliche Identität offenbarte, gab er den beiden seinen Segen. Beide heirateten und der Brautvater legte dabei Vallis Hand auf die Hand Murugans, womit er die Ehe legitimierte. So nahm Murugan Valli bei sich und seiner ersten Frau Devasena auf, die sie wie eine Schwester behandelte.





Murugan ist eng mit der Farbe rot verbunden: sein Speer trägt eine rote Farbe, sein Hahn ist rot, an seinem Speer klebt Blut, er ist mit einer bestimmten roten, heiligen Pflanze, dem Katampu-Baum verbunden, die als Girlande oft um seinen Hals hängt, seine Körperfarbe ist rot, er wurde auf einem roten Lotus geboren, er ist mit der roten Farbe der Berge verbunden, besonders mit der aufgehenden und untergehenden Sonne sowie dessen Flora und Fauna.

Murugans Speer, der Vel, hat an der Spitze die Form eines Margosa-Blattes, welchem man große apotropäische (dämonenabwehrende) Kräfte sowie Schutz vor Krankheiten nachsagt.

Murugans Beiname lautet Ceyyon (der Strahlende, der Rote). Viele seiner anderen Namen verweisen auf die Farbe rot. Von der tamilischen sowie auch von der singhalesischen Bevölkerung Sri Lankas wird er unter dem Namen Kataragama verehrt.

Murugans wichtigste Heldentat ist sein Kampf gegen den Dämon der Furcht (Cur).  Im Kampf gegen Murugan verwandelte er sich in einen riesigen Mangobaum, der zwischen dem  Meer und der Erde wuchs. Murugan gelang es schließlich den Dämon durch das Werfen seines Speers in zwei Teile zu spalten, der danach wieder in seine Hand zurückkehrte. Da der Dämon aber von Shiva den Wunsch erfüllt bekam nicht sterben zu können, erlaubte er den beiden Teilen in Form eines Hahnes und eines Pfaus weiter zu leben, doch Murugan machte den Hahn zum Emblem seiner Flagge und den Pfau zu seinem Vahana.

Anhänger des Murugan piercen sich Nacken und Wangen mit dem Speer des Gottes. Weitere Rituale für ihn sind der Kavadi-Tanz. Dabei hängen seine Verehrer sich schwere Rahmen bzw. Bögen aus Holz, mit Pfauenfedern geschmückt (ein Symbol Murugans) auf denen häufig Milchkannen stehen und die entweder den vel oder ein Bild Murugans selbst in der Mitte um den Hals und tanzen ekstatisch dazu, bis sie sich selbst in Trance bringen. Murugan wird neben Indien auch auf Sri Lanka und weiten Teilen der indischen Diaspora verehrt. Murugan ist einer der häufigsten Götter, dem in der hinduistischen Diaspora Tempel geweiht sind.

Literatur





[Permalink]


Krishna
By religionswissenschaftler, 22:05

http://www.krishna.kz/sites/default/files/Lord-Krishna.jpg


Krishna („der Dunkle“/“der Schwarze“) gilt traditionell als achte Avatare des Gottes Vishnu im dritten Weltzeitalter (Dvarparayuga). Krishna ist eine nicht vedische Gottheit. Er ist eine Gottheit des modernen Hinduismus. Sein Name taucht, im Gegensatz zu Vishnu, erst vergleichsweise spät im dritten oder vierten Jahrhundert vor Christus in den Schriften auf. Vishnu soll die Gestalt des Krishna angenommen haben, um Kamsa, einen Dämonenkönig und Tyrannen zu töten. Hierbei soll sich Vishnu zwei Haare ausgerissen haben. Das weiße wurde zu Balarama, Krishnas älterem Bruder, das schwarze zu Krishna selber (Krishna=“der Schwarze“). Vishnu inkarnierte sich als achter Sohn Devakis, des Königs Schwester. Er soll sich aus einer ursprünglich selbständigen, heroisierten regionalen Volksgottheit und Dorfgottheit entwickelt haben und ist wohl erst später im Zuge der Sankritisierungsprozesse in das brahmanisch-hinduistische Weltbild eingeordnet und der klassischen Zehner-Avatara-Liste hinzugefügt wurden. Er handelte sich wohl ursprünglich um eine alte regionale Hirtengottheit. Krishna gilt traditionell als einzige vollständige, vollkommene Avatare (Purna-Avatare) des Hindu-Gottes Vishnu, von dem alle anderen Avatare ausgehen (Avatari). Alle anderen Avatare weilen im transzendenten Körper Krishnas. Er ist völlig eins mit dem höchsten Bewusstsein und eine wahre Inkarnation des unendlichen kosmischen Bewusstseins in menschlicher Form. Während viele Avatare sowohl zeitlich als auch funktionell begrenzt sind, handelt es sich bei Krishna um einen vollständigen Avatar. Die anderen Avatare werden lediglich als Teilavataras (amshas/kalas) aufgefasst. Krishna ist heute einer der beliebtesten Hindugötter. Er ist der Gott der Hingabe (Bhakti), der Liebe, der himmlischen Freuden und des Frohsinns. In vielen Zusammenhängen tritt Krishna als eigenständige, sogar höchste Gottheit auf, sodass seine Abhängigkeit von Vishnu deutlich in den Hintergrund tritt. Viele neohinduistische Sekten betrachten Krishna als Gott und verehren ihn nicht im Bewusstsein einen Avatar vor sich zu haben. Er soll sich ursprünglich aus einer alten Hirtengottheit entwickelt haben. Der vermutlich historische Krishna Vasudeva weißt Züge der tribalen, ländlichen Bevölkerung auf. Ursprünglich soll er wohl ein Anhänger der Bhagavata-Sekte gewesen sein und in Westindien in Mathura (im Bundesstaat Uttar Pradesh) gelebt haben und dort verehrt worden sein. Er wurde wohl mit dem Schlangenkult in Verbindung gebracht. Er war Führer der Yadavas und der König von Dwaraka. Durch Wanderprediger verbreite sich sein Kult in ganz Indien.


Für die Geschichte des Hinduismus sind zwei Konzeptionen Krishnas besonders von Bedeutung: Krishna als Wagenlenker, Kriegsheld und Hauptgestalt des Epos Mahabharata und der
Bhagavadgita („Gesang des Erhabenen“) und Krishna, der Hirte (Gopala), Gott der Kuhherde und Liebling der Hirtinnen (Gopis). Er weißt also Merkmale eines Vaishya und eines Kshatriya zugleich auf. Seine Geburt und Lebensgeschichte wird auch ausführlich im Harivamsha („Geschlecht des Hari“=des Gottes Vishnu in der Gestalt Krishnas) erklärt, einem 16000 Doppelverse (Slokas) langen Anhang zum Mahabharata. In seiner Person erreicht das Gottesbild der indischen Mythen sämtliche Ausdrucksformen des Gefühls und der Poesie. Für seine Anhänger hat Krishna eine einzigartige Stellung als Urquell (Avatari) aller anderen Inkarnationen. Mit seinen Tod im Jahre 3102 vor Christus beginnt das gegenwärtige Zeitalter des Kaliyuga (das Zeitalter des moralischen und physischen Verfalls).

Krishna führt zahlreiche Beinamen, unter anderem Gopala („Kuhschützer“/Hirtengott), Balakrishna

(„kraftvoller Krishna“, Krishna als Kind), Jaganatha („Herr der Welt“), Gowinda („Kuhhirte“), Devadideva („Gott der Götter“) und Bhagavata („Besitzer des Glücks“/“Erhabener“), Parameshvara („der höchste Kontrollierende“), Purushottama („das höchste Selbst“, höchste Person“), Mohana („Faszinierender“), Hrishikesha („Herr der Sinne“), Parambrahman („das höchste Brahman“), Vasudeva („Gott des Gedeihens“) oder einfach Ishvara („Herr“/“Gebieter“/Wunschgottheit/erwählter Gott“). Doch auch der Name Vishnu („der Wirkende“, „der Allesdurchdringende“) kann zum Beinamen Krishnas werden, was darauf hinweist, dass Vishnu für viele nur als Teilaspekt Krishnas gilt.



Krishna wird durchgängig nur mit positiven Eigenschaften verbunden. Krishna ist sinnlich, sanft, allanziehend, gütig, freundlich, gnädig, mild, bescheiden, verführerisch, selbstlos, demütig, gehorsam und verständnisvoll. Er gilt als ewiger Freund der Menschen. Er ist den Menschen gegenüber zutiefst demütig und gehorsam, obwohl er der Herr des Universums ist. Krishna ist eine Verkörperung von Weisheit und selbstlosem Handeln. Er wird von den Anhängern sämtlicher Kasten (varnas/jatis) verehrt. Krishna liebt alle Menschen (unabhängig von ihrer Kaste und ihrem Geschlecht), auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten und sogar seine Feinde und erfüllt ihre Wünsche. Voller Mitleid und in grenzenloser Güte befreit er sie von Kreislauf der Wiedergeburten. Krishna ist der Wohltäter und Verteidiger der Unterdrückten gegen die Unterdrücker. Krishna ist der Ehemann aller Frauen auf der Welt. Er ist der Heer der drei Welten (Triloka) und ein Meister des Yoga. Er ist ein loyaler Verbündeter der Menschen und hilft immer seinen Freunden.

Krishna bringt allen Menschen bedingungslose Liebe entgegen, unabhängig von Kaste oder Geschlecht. Er steht den Menschen besonders nahe und ist für sie greifbar, im Gegensatz zu manch anderen Hindugöttern, die vergleichsweise fern sind. Krishna ist ein loyaler Verbündeter der Menschen. Er hilft seinen Freunden, und erfüllt die Wünsche der Gläubigen. Krishna war das Vorbild und das herausragende Genie seines Zeitalters. Er war eine große historische Persönlichkeit. Krishna war auch ein großer Staatsmann, der König und Gründer der Stadt Dvaraka. Für seinen politischen Einblick und seine weise Staatskunst wurde er von den fähigsten Herrschern seiner Zeit bewundert. Sein weiser Ratschlag wurde von Königen und Herrschern gesucht. Krishna war ein Meister der Freiheit und ein Friedensstifter. Er hatte wunderbaren Weitblick und vertrat überaus liberale Ansichten. Die Welt hatte noch keinen größeren Staatsmann gesehen als Sri Krishna.


Es gibt verschiedene sektarische Bewegungen für Krishna:

Swami Prabbhudhaba gründete um 1960 in Amerika die Hare-Krishna-Bewegung (internationale Gesellschaft für Krishna Bewusstsein/ISKCON), eine Bhakti-Sekte. Daneben gibt es noch die die

Bewegung der Bhagavatas. Die Hare-Krishna-Bewegung geht unmittelbar auf die von bengalischen Mönchen Chaitanya begründete Form der Krishna-Verehrung zurück. Swami Pradhumbhada sieht sich dabei in seiner Nachfolge.

Die Mitglieder der Hare-Krishna führen ein asketisches, mönchsähnliches Dasein, ordnen sich unter und lehnen Fleisch, Drogen Alkohol, Glücksspiele sowie Geschlechtsverkehr, der nicht der Fortpflanzung dient, ab. Die Bewegung wurde 1966 in den Vereinten Staaten gegründet und verbreitete sich rasch in vielen westlichen Großstädten. Um Frieden und Glückseligkeit zu erlangen, müssen die Gläubigen ihr Leben in den Dienst Krishnas und seiner sterblichen Vertreter stellen, wobei sie sich auf die in der Bhagavadgita enthaltenen Lehren stützen. Verschiedene Mantras, wie Hare Krishna und Hare Rama, werden sowohl privat, zur persönlichen Läuterung, wie auch in der Öffentlichkeit bei Straßenprozessionen rezitiert. Die Mitglieder tragen safrangelbe, lange Gewänder (Dhotis für Männer, Saris für Frauen: wobei die Männer häufig kahl geschoren sind und die Frauen Kopfbedeckungen tragen müssen. Ihre weltlichen Aktivitäten umfassen Gemeindearbeit, das Anwerben neuer Mitglieder sowie Gelegenheitsarbeiten. Der Bewegung wurden Gehirnwäsche und die Anwendung aggressiver Methoden bei der Bekehrung Jugendlicher vorgeworfen. In Deutschland entstanden erstmals 1969 Zentren der Bewegung. Derzeit gibt es hier neun Hauptzentren und etwa 25 Treffpunkte für Anhänger. Die Zahl der aktiven, in Tempeln lebenden Anhänger („Gottgeweihte“) wird in Deutschland auf 150 bis 200 geschätzt, die Zahl der weiteren Anhänger („Gemeinde“) auf etwa 5000. Weltweit zählt die Anhängerschaft ungefähr 15000.

Der Name Hare bezieht sich auf den weiblichen Aspekt der Freude Krishnas, also seine Geliebte und Shakti, die Göttin Radha, die als Vermittlerin Krishna angesehen wird. Von ihr heißt es, sie stellt das Bindeglied zwischen Mensch und Gott da. Beide werden als vollkommen gleichberechtigt dargestellt. Swami Pradhumbhada sag sich als Verkörperung von Krishna und Radha zugleich an und verkleidete sich auch als beide.

Daneben gibt es noch die Bewegung der Bhagavatas, die besonders durch die Bhakti lehrt. Sie berufen sich auf die Literatur der Pancaratras, lehrreiche Tiergeschichten (Fabeln) und Moralgeschichten rund um Vishnu und Krishna.




4. Krishna als Kuhhirte

(Balakrishna/Gopala)



Im Laufe der Jahrhunderte vermischten sich eine Vielzahl von Krishna-Vorstellungen miteinander.


Während die Bhagavadgita der körperlichen Liebe (Bhakti) einen verhältnismäßig geringen
Spielraum zuweist, wird diese im Fall des Kuhhirten (Gopala) Krishna zutiefst gefühlvoll und erotisch dargestellt. Die Liebesbeziehung zwischen Gott und den Gläubigen (Bhaktas) wird in de beliebten Geschichten von Krishnas Begegnungen mit der ehebrecherischen Hirtin (Gopi) Radha dargestellt. Darunter Krishna der „Butterdieb“, ein ungezogenes, listenreiches, schelmenhaftes aber liebenswertes Kind (das mit der Stadt Vrindavana, südlich von Delhi, in Verbindung gebracht wird),sowie Krishna der blauhäutige, flötenspielende Hirtengott.

Krishna, der Allanziehende, gilt als achter Sohn von Vasudeva und Devaki. Er soll von Kuhhirten (Nanda und Yashoda) aufgezogen worden sein. Krishna wurde im Kerker des bösen „Dämonenkönigs“ und Tyranns Kamsa in Mathura geboren, dann in das Dorf Gokula im Zauberwald Vrindavana (dem heutigen Brindavan) geschmuggelt, um unerkannt bei den Kuhhirten zu leben.

König Kamsa war vom Maharishi und Götterboten Narada, dem geistesentsprossenen Sohn Brahmas, prophezeit worden, dass er von einem seiner Neffen vernichtet werden würde. Also setze er seine Schwester Devaki und ihren Gemahl Vasudev gefangen und tötete (der biblischen Jesusgeschichte nicht unähnlich) deren Söhne gleich nach der Geburt. (Er befahl auch (ähnlich wie der christliche König Herodes) die Tötung aller Knaben unter zwei Jahren.) (Krishnas Geburt wird in farbigen, eindrucksvollen Bildern geschildert.) Eines Tages aber befahl ihnen Vishnu, ihren neugeborenen Sohn Krishna gegen die Tochter eines Kuhhirten auszutauschen, der am anderen Ufer des Flusses Yamuna lebte. Krishna ließ die Wachen einschläfern und befreite seinen Vater von den Ketten. Darauf öffneten sich wie durch ein Wunder die Tore des Gefängnisses und Vasudev konnte sein Kind zum Fluss tragen. Als die Zehe des Kindes das Wasser berührte, teilte sich dieses sofort, sodass Krishna und sein Vater trockenen Fußes hinüber gelangten. (So werden Krishnas göttliche Identität und und seine Wunderkräfte schon als Säugling spürbar. Krishna zeigt sich auch seinen Eltern in einer Vision in seiner göttlichen Gestalt mit vier Armen. Er verhält sich von Anfang an nicht wie ein gewöhnlicher Säugling, sondern beginnt sofort zu sprechen.) Vasudev ließ seinen Sohn in der Obhut des Hirtenpaares Yashoda und Nanda. Darauf schickte König Kamsa, dem alleshinterbracht worden war, den als Amme verkleideten „Dämon“ Putana, um den Jungen zu töten. Doch Krishna sog so lange an der vergifteten Brust des „Ungeheuers“, bis alles Leben aus diesem wich. Damit befreite er sie in seine unendlichen Güte vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburt.


Krishna wuchs inmitten von Kühen, Affen, Pfauen und alten Freunden auf. Schon früh wird seine göttliche Herkunft spürbar, beispielsweise wenn er zwei Bäume zugleich entwurzelt, oder seine Adoptivmutter Yashoda erschrocken das gesamte Universums in der Kehle ihres Ziehsohnes erblickt. Eines Tages soll er auch den vedischen Götterkönig und Regengott Indra herausgefordert haben. Die Hirten beteten eines Tages zu Indra. Da meinte Krishna ebenso gut könnten sie den Berg Govardhana und ihre Herden anbeten, weil dieser ihre Herden und diese wiederum sie versorgten. Später erklärte Krishna, dass er selbst der Berg sei und ihm Verehrung gebühre. Darüber war Indra
zutiefst verärgert und ließ es sieben Tage und sieben Nächte lang stürmen. Krishna nahm daraufhin mit dem kleinen Finger den Berg und hielt ihn wie einen Schirm über die Hirten und Herden, bis der Sturm vorüber schließlich war. Da erstaunte Indra und musste Krishnas Überlegenheit anerkennen. Daraufhin bat er Krishna sich mit seinem Sohn Arjuna anzufreunden, dessen Geschichte im Mahabharata erzählt wird. Ein anderes Mal rettete er seine Stadt Vraja vor einem großen Feuer, indem er dieses einfach verschluckte. 

Auf Krishna geht auch die Verehrung der heiligen Kuh zurück, die Krishna mit Essen und Trinken im Zauberwald Vrindavana versorgt. Sie war es auch, die als erste die Göttlichkeit Krishnas und Radhas erkannte.


Krishna war ein sehr verspieltes, lebhaftes Kind. Er verbrachte eine glückliche und unbeschwerte
Kindheit. Bekannt sind viele Sagen von Krishnas Schelmentaten, mit denen er seine Umgebung erfreute. Er spielte seinen Eltern viele Streiche, klaute seiner Mutter Yashoda Süßigkeiten, süße Milch und Butter, ärgerte die Kühe und entwendete den Hirtinnen (Gopis) die Kleider.

Dennoch kann man Krishna nie wirklich böse sein und verzeiht ihm seine manchmal üblen
Streiche schnell. Er wird niemals für seine Streiche bestraft. Eine magische, faszinierende Anziehungskraft geht von ihm aus, der man sich nicht entziehen kann.

Bekannt ist auch die Geschichte, in der Krishna den Hirtinnen (Gopis) die Kleider klaute, sich in einem Baum versteckte und sie erst wieder zurückgab, als sie mit über dem Kopf gefalteten Händen wieder herauskamen und einzeln vor ihm erschienen. Krishna soll 84000 Geliebte (Gopis) gehabt haben. Mit seiner Flöte spielte er ihnen zum Tanz im Mondlicht. Die Flöte (als Symbol für den Mensch/die unbewegte Materie) ertönt nicht von selbst, sondern erst durch den Hauch Krishnas, so wie der Mensch erst durch die Anwesenheit Krishnas erweckt wird. Die Flöte symbolisiert die Stimme des Höchsten, der alle, die ihn hören, Menschen und scheue Tiere, anzieht, in seinen Bann zieht und zu himmlischen Freunden ruft. Die Löcher in der Flöte stehen für die Sinnesorgane, das Gemüt und den Intellekt. Sie versinnbildlichen das Verhältnis zwischen der Sphäre des Göttlichen und der Sphäre des Materiellen. Bei seinem Rundtanz, dem Rasamandala, wollen alle Hirtinnen bei ihm sein und ihn anfassen und so lässt Krishna sich unzählige Hände wachsen und vervielfacht unzählige Male seine Gestalt. Dabei steht Krishna immer zwischen zwei Gopis und hält ihre Hände. Das Rasamandala ist ein vollkommenes Symbol für den Tanz des Lebens, in dem die Seele immer mit ihrem Geliebten, der höchsten Seele, verbunden ist.


Besonders bekannt sind die Liebesgeschichten um Krishna und die ehebrecherische Hirtin (Gopi)
Radha, seine Shakti und Göttin der Hingabe (die oft als Inkarnation Lakshmis gesehen wird), mit der er oft zusammen dargestellt wird. Ihre Geschichten werden in den Bhagavata-Puranas ausführlich beschrieben. Die Göttin Radha regelt die Liebesdinge im Zauberwald Vrindavana.

Zuerst wollte Radha sich eigentlich von Krishna fernhalten, weil sie eifersüchtig auf ihre zahlreichen Nebenbuhlerinnen war und ihn für sich allein haben wollte und beobachtete das Treiben zunächst nur aus der Ferne. Doch ihre tiefe, fromme, bedingungslose, hingebungsvolle, aufopferungsvolle, inbrünstige und alles überwindende Liebe zu Krishna, lässt sie willentlich alle gesellschaftlichen Normen, Pflichten und Zweifel vergessen und überwindet alle Hindernisse. Sie

lässt sich mit ihrem ganzen Dasein auf den jugendlichen Gott ein. Krishna und Radha schenken sich vollkommene spirituelle, reine Liebe. Nachts spazieren sie bei Mondschein die Yamuna entlang und tauschen ihre Kleider. Ihr Mann Ayanagosha, ein Kuhhirte, erfährt jedoch von Radhas Affäre mit Krishna. Außer sich vor Wut macht er sich auf die Suche nach dem Paar. Doch Krishna nimmt die Form einer Göttin an und so können die beiden dem Zorn des Hirten entkommen. (Einmal kommt Vishnu sogar selbst auf die Erde und tritt neben Krishna.) Radhas Verhältnis mit Krishna steht dabei für die Liebesbeziehung zwischen Gott und den Gläubigen, wobei die Liebe der Anhänger stets vonKrishna erwidert wird. Die Liebe zwischen Gott und den Mensch wird dabei als vollkommen gleichberechtigt dargestellt. Wenn Radha und Vishnu beisammen sind, geht es beiden gut, sobald sie aber getrennt sind, leiden sie. In allen Überlieferungen ist Radhas Schicksal unauflöslich mit dem des verführerischen Krishna verbunden. Ihre Trennung von Krishna behandelt das Thema der Liebe im Getrenntsein und bildet das Gegengewicht zur Leidenschaft und Ekstase ihrer Vereinigung mit dem Hirtengott. Ihre Sehnsucht steht dabei für die Sehnsucht der Seele nach Gott. Ihre Liebschaft war der Überlieferung nach nur von kurzer Dauer. Als Krishna älter wurde, verließ er Radha und die Hirtinnen und ging in die Stadt, um in Dvaraka (dem heutigen Dwarka/an der Südspitze der Halbinsel Gujarat in der Nähe von Mombay) König zu werden. Sehnsuchtsvoll wartet Radha seitdem auf Krishnas Wiederkehr. Einige der Hirtinnen starben sogar an gebrochenem Herzen.

Krishna soll in seiner Kindheit viele „Dämonen“ getötet haben, darunter auch den fünfköpfigen „Schlangendämon“ (Naga) Kaliya. Dieser vergiftete die Wasser der Yamuna und so warf der Gott ihn ins Meer zurück. Viele Abbildungen zeigen ihn beim Tanz auf seinem Kopf. Krishnas Tanz auf dem Haupt des „Dämons“ steht dabei für die Vernichtung des Egos durch Gott und die Auflösung der Individualität. Die fünf Köpfe der Schlange stehen für die fünf Sinne des Menschen. Nur wenn der Mensch seine fünf Sinne unter Kontrolle bekommt und sich Gott übergibt, wird er frei. Nach und nach säuberte Krishna den Wald von „Dämonen“, befreite diese so vom Kreislauf der Wiedergeburten und verbrachte viele Helden- und Wundertaten, wie die Rettung seiner Heimatstadt Vraja von einem großen Feuer oder die Heilung eines Blinden. In dieser Form trägt Vishnu den Beinamen Balakrishna („kraftvoller Krishna“/Krishna als Kind). Kamsa hörte von seinen Heldentaten und beschloss, ihn zu töten. Doch Krishna vernichtete nicht nur ihn (und setzte den rechtmäßigen König wieder ein), sondern alle „Dämonen“, die sich in der Umgebung eingenistet hatten und erfüllte so die Prophezeiung.

Krishna soll ursprünglich mit der Rukmini (einer Inkarnation Lakshmis) verheiratet gewesen sein, die er zusammen mit 16107 Jungfrauen und Prinzessinnen entführte, aus der Gewalt von „Dämonen“ befreite (die Ehemänner tötete) und sie heiratete. Mit jeder von ihnen zeugte er unzählige Kinder. Mit der Rukmini zeugte Krishna später den von Shiva mit seinem energetischen dritten Auge (Bindi) zu Asche verbrannten Liebesgott Kama (Pradyumna) neu.

Die Erzählungen über Krishna sind im umfangreichen Schriftwerken niedergelegt, vor allem in der Bhagavadgita aus dem 2. Jahrhundert vor Christus, der Bhagavata-Purana aus dem 9. Jahrhundert, dem Harivamsha, aus dem vierten Jahrhundert, wie auch in Jayadevas Gitagowinda, dem „Gesang des Kuhhirten“ aus dem 12. Jahrhundert.



Dargestellt wird er meist tanzend im blauer Körperfarbe, einer Panflöte bzw. Bambusquerflöte (Bansuri) in der Hand und mit einer Straußenfeder auf dem Kopf. Häufig findet sich eine Kuh, sein heiliges Tier, unter seinen Füßen. In der Bhagavadgita wird Krishna traditionell als Wagenlenker Arjunas, wie er das Muschelhorn bläst, dargestellt.







5. Krishna als Kriegsheld und

Erlösungsgott in der

Mahabharata und im

Bhagavadgita


Krishna gilt seinen Anhängern als höchster Gott, Manifestation des Höchsten, Heilsbringer, „Heiland“ und universeller Erlösergott, der keine Beschränkung von Ort und Zeit kennt. Der kriegerische Krishna des Mahabharata-Epos und der Bhagavadgita soll sich aus der Verschmelzung zweier Stammeshelden entwickelt haben. Als König Arjunas Wagenlenker, , Freund, Berater und spiritueller Lehrer übernimmt er die Schlüsselrolle in der bekanntesten Episode des Mahabharata (4. Jahrhundert vor Christus bis 4. Jahrhundert nach Christus), dem „Gesang des Erhabenen“ oder der Bhagavadgita (sechstes Buch der Mahabharata) ein religiös philosophisches Lehrgedicht und zugleich heiligstes Erbauungsbuch des Hinduismus aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus, die zugleich den dramaturgischen Höhepunkt des Epos am Vorabend der Schlacht darstellt.

Ein Familienzwist zwischen zwei Fürstenfamilien, den Pandavas und den Kaurawas, um die Thronnachfolge, hat sich bis zur kriegerischen Auseinandersetzung gesteigert. Die Kauravas planten sogar die Pandavas bei lebendigem Leib zu verbrennen, doch die Pandavas konnten entkommen und aus der Fehde wurde Hass. Die Kauravas überlisten Yudisthtira, einen Pandava, beim Glücksspiel und schicken die Pandavas für vierzehn Jahre ins Exil. Begleitet und unterstützt werden sie in dieser Zeit von Krishna, seinem treuen Bruder Balarama und Arjunas Vater Indra. Fürst Krishna ist ein Verbündeter und Vetter der Pandavas und insbesondere ein guter Freund, Berater und Lehrer von Arjuna, dem Sohn von Indra. Er versucht zwischen den verfeindeten Adelsfamilien zu vermitteln und begleitet, als dies fehlschlägt. Prinz Arjuna (ein Bogenschütze und Held), der Heerführer der einen Partei, der sogenannten Pandavas, auf dessen Seite Krishna steht, sieht am Vorabend der Schlacht von Kurukshetra im Heer der Gegner die eigenen Verwandten, Freunde und Lehrer gegenüber und zögert, die Schlacht zu eröffnen. Krishna tritt als Zeichen inniger Freundschaft als Wagenlenker von Arjuna verkleidet auf (er weigert sich zu kämpfen, während seine Heere, die Yadavas, auf der Seite der Kauravas sind), spendet ihm Trost und es gelingt ihm, dem Zögernden nach einem langen philosophisch-religiösen Dialog (Lehrgespräch) zum Kämpfen zu bewegen. In dieser Rolle lehrt Krishna verschiedene Wege (Margas oder Yogas) zur Erlösung (moksha/mukti) und gibt sich als allmächtiger Gott zu erkennen. Krishna bewertet alle drei Wege zur Erlösung (den Weg der Tat/Karmamarga/den Weg der Erkenntnis/Jnanamarga/den Weg der Liebe/Bhaktimarga) als vollkommen gleichberechtigt, empfiehlt jedoch Bhakti (Hingabe/Teilhabe/Liebe zu Gott) als höchsten aller Pfade) Er ist demnach der einzig wirklich Handelnde im Universum und somit der einzige Gegenstand, dem Liebe (Bhakti) entgegengebracht werden kann, wobei er seinerseits die Liebe seiner Anhänger erwidert. Arjuna gegenüber gibt er sich als der Gott Vishnu zu erkennen, indem er ihm für kurze Zeit in seiner schrecklichen vielköpfigen, vielarmigen und pyramidenförmigen Gestalt des jüngsten Gerichts (Vishvarupa/“der „Vielgestaltige) das ganze Universum (einschließlich der Götter) vor Augen führt, bevor er sich wieder in die verständnisvolle, vertraute, menschliche und freundliche Gestalt Krishnas zurückverwandelt. Krishna offenbart Arjuna auch den Grund seiner Herabkunft:


Er belehrt ihn an seine Pflicht (Dharma) als Anhänger der Ksatriya-Kaste zu kämpfen. Dabei soll
Arjuna auf die Früchte der eigenen Tat (Karma) verzichten, weder Sieg noch Niederlage bedenken, also allein dem ewigen Gesetz (Dharma) des Karma verhaftet sein. Jede Tat soll als ein Akt der Hingabe an Gott verstanden werden. Krishna zeigt ihm weiter den richtigen Weg zu Gott, den Sinn des Lebens und die Einheit von Atman (Einzelseele) und Brahman (Weltseele), (das Wesen der Seele). Erst wenn man diese Einheit erkennt, gelangt man ins Nirwana („Erlischung des Leidens“). Er lehrt auch die Lehre vom Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara). Weiter lehrt Krishna, dass die materielle, veränderliche und vergängliche Welt der Erscheinungen nichts als ein Schein ist (Maya) und einzig das unvergängliche, unveränderliche und abstrakte Brahman Wirklichkeit ist.

Die unsterbliche Seele kann an den vergänglichen Freunden des Lebens keine Befriedigung finden.
Leben ist Leid (Dukkha). Abschließend ruft Krishna zum Verzicht auf. Er versöhnt die gegensätzlichen Forderungen von Opfer und weltlicher Pflicht einerseits und Meditation und Verzicht andererseits durch seine Ergebenheit gegenüber Gott (Bhakti). Alle Lebewesen sind die ewigen Kinder Gottes (Harijans) und werden Glück finden, wenn sie jede Tat als Akt der Hingabe Gott übergeben. Durch diese Preisgabe wird das Selbst (Atman) aus dem Kreislauf der Wiedergeburt befreit (Moksha/Mukti), sodass es in das ewige geistige Reich des Brahman zurückkehren kann, um wieder mit Krishna, seinem ewigen Freund, vereint zu sein. Weiter beschreibt Krishna die Einheit von Purusa (Geist) und Materie (Prakriti) und lehnt sich damit eng an die Lehre des philosophischen Sankhya-Systems an.
Krishna erklärt Arjuna weiter, dass er zuvor bereits sieben mal auf die Welt herabgestiegen sei und
sich im Gegensatz zu ihm, an seine vorherigen Existenzen erinnern kann. Er hat vollkommenes Wissen, spirituelle Weisheit und Erkenntnis. Krishna kann sich als jedes noch so winzige Detail seiner vorangegangen Existenzen erinnern, auch wenn diese bereits Millionen Jahre zurückliegen. Krishna verfügt also im Gegensatz zu Arjuna über unbegrenztes Wissen. Weil er unbegrenztes Wissen besitzt, verfügt er über ein Erinnerungsvermögen, das grenzenlos ist.

Im Anschluss an die Mahabharata wird über Krishnas Tod im Harivamsha berichtet. Krishna zog
sich 36 Jahre nach der Schlacht, bei der fast sämtliche Teilnehmer umkamen nach dem Tod seines Bruders Balarama, in den Wald zurück und meditierte dort barfüßig. Ein vorbeikommende Jäger hielt Krishna daher versehentlich für eine Gazelle und erschoss ihn mit einem Pfeil. Er traf ihn dabei an seiner linken Ferse, seiner einzig verwundbaren Stelle. Krishna befahl dem unglücklichen Jäger nicht zu trauern und stieg in einer Lichtsäule zum Himmel auf. Kurz danach versank auch die Stadt Dwaraka im Meer. Mit Krishnas Tod im Jahre 18.02.3102 vor Christus, beginnt das moderne Zeitalter, das Kaliyuga (das Zeitalter des moralischen und physischen Verfalls).



6. Verehrung Krishnas


Die Krishna-Verehrung ist eine der populärsten im heutigen Hinduismus. Krishna ist einer der beliebtesten, meistverehrten und zugänglichsten Hindugötter, neben Ganesha, dem elefantenköpfigen Weisheitsgott und Sohn Shivas, bei dem stets großer Andrang herrscht und Hanuman, dem lebensfrohen, schalkhaften Affengott und treuen Wegbegleiter Ramas, der fast an jedem Straßenschrein verehrt wird.

Zahlreiche religiöse Feiertage beziehen sich auf Krishna. Für keinen anderen Gott gibt es so viele Feierlichkeiten. Der Name Krishna ist den meisten Westeuropäern viel bekannter als Vishnu selber.

Ein wichtiges Fest zu Ehren Krishnas ist das sogenannte Janmashtami im August, das in seiner Bedeutung dem Weihnachtsfest der Christen in Bethlehem gleichkommt. Dort wird der Geburtstag Krishnas gefeiert. Die Feierlichkeiten dauern zwei Tage. Es werden bunte Krishna-Lilas („Spiel“)

begangen. Am zweiten Tag stehen die Kinder im Mittelpunkt. Die Jungen verkleiden sich als Krishna, die Mädchen als dessen große Liebe Radha. Sie spielen den ganzen Tag ihre Geschichten nach. Das Fest wird sogar im indischen Fernsehen übertragen. Es wird traditionell in Mathura gefeiert, dem Ort von Krishnas Geburt. Das Fest wird mit Gottesdiensten (Puja) und Bühnenspielen (Lila) gefeiert. Während der Puja, dem rituellen Gottesdienst, verehrt der Priester das göttliche Kind in einer Puppe in einem kleinen Bett, welches die Frauen vorher über und über mit Blumen schmücken.

Ein weiteres wichtiges Fest zu Ehren Krishnas ist das Holifest, eine Art Erntedankfeier und
Karnevalsfest im Frühling (März). Man feiert das Ende des Winters und den Anfang des Frühlings.

Das Fest ist eng verbunden mit den sorglosen Spielen Krishnas in seiner Jugend. Dort bewirft man
sich mit bunten Wasser und bunten Farben und bemalt sich mit rotem Farbpulver. Bei diesem Fest werden alle Kastenunterschiede vergessen und vorübergehend aufgehoben. Es ist auchein sehr geselliges Fest, da man Freunde und Verwandte besucht. Holi ist auch ein Fest der guten Absichten. Die Menschen begleichen ihre Schulden oder erlassen sie ihren Schuldnern. Sie legen ihre Streitigkeiten bei und wünschen sich gegenseitig Glück.

Daneben gibt es auch noch das Naga-Panchami-Fest im Juli und August, das an die Tötung des „Schlangendämons“ Kaliya durch Krishna erinnert. Kinder führen dort Krishna-Lilas auf. Dort tanzen sie auf den Köpfen von künstlichen Schlangen im Wasser. Sie spielen den Sieg Krishnas über Kaliya nach. Man füttert und verehrt Schlangen und säubert Brunnen und Schächte von ihnen.


Krishna wird auch im indischen Bundesstadt Orissa in der Stadt Puri unter dem Namen Jaganatha („Herr der Welt“) als Lokalgottheit verehrt. Es wird dort ein Götterbild (Murti), das angeblich die Knochen oder die Asche von Krishna enthält, in einer Wagenprozession mitgeführt. Jedes Jahr wird dort für ihn das berühmte Rathayatra, das Pilgerfest des Wagens (Rades) (im Juni und Juli) aufgeführt, dass Kasten (jatis) aller Art besuchen und in dem sich früher Gläubige (Bhaktas) teilweise in einem religiösen Wahn vor den Wagen warfen, dabei zermalmt wurden und sich so selbst opferten (ritueller Selbstmord). In Orissa werden Krishna (in seiner Form als Jaganatha) sein Bruder Balarama und seine Schwester Subhadra (für Vaishnavas eine Verkörperung Durgas) als sehr populäre Dreiheit verehrt.


Literatur


[Permalink]


Kubera
By religionswissenschaftler, 22:05

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/84/Kubera_on_man.jpg/220px-Kubera_on_man.jpg




[Permalink]


Lakshmi
By religionswissenschaftler, 22:04

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/7b/Ravi_Varma-Lakshmi.jpg/250px-Ravi_Varma-Lakshmi.jpg


Sri Lakshmi ist die Göttin des Glücks, der Liebe, Schönheit, aber auch des Reichtums und Überflusses sowie der Fruchtbarkeit und der Gesundheit. Insbesondere ist sie mit Königswürde und königlicher Autorität verbunden. Sie ist die Gattin und Shakti des Hindu-Gottes Vishnu und steht ihm auch bei allen seinen Avataren zur Seite. So ist sie Sita für Rama, Radha für Krishna, Bhumi oder Padma für Varaha, Dharani für Parashurama usw. Lakshmi verkörpert allgemein die vorbildliche und treue Ehefrau, sie ist unterwürfig und für den Bereich des Haushalts zuständig. Ihre geläufigsten Beinamen sind Padma und Kamala (beides Lotus). Lakshmi wird auch mit verschiedenen Körperteilen verbunden, die, wohnt die Göttin in ihr, Glück und Fruchtbarkeit bringen.



Entwicklung

In den Veden ist von einer Göttin Sri die Rede. Sie ist eng mit dem Wohl, dem Ruf, dem Erfolg, der Autorität und der Würde des Königs verbunden und gilt als Verkörperung von Glück und teilweise Unglück. Die Rigveda beschreibt sie als das Kissen, den Thron und den Sitz des Herrschers. Der Herrscher wechselt zwar, doch der Sitz oder Thron bleibt stets der selbe. Sri wurde vor allem mit Ernte und Fruchtbarkeit assoziiert und gilt ebenfalls als Schutzgöttin der Bauern. Als ihre Söhne galten Schlamm und Dünger. Dieser Aspekt der Fruchtbarkeit und Ernte wird noch heute deutlich, wenn Bauernfrauen auf dem Lande und Dörfern einen Altar aus Kuhdung für sie errichten. Erfolg und Fall des Herrschers sind eng von ihr abhängig. Sie erscheint als sehr unstete, umtriebige Göttin, die Herrscher verlässt nur um zum Nächsten zu gehen.



Sie erscheint hier aber noch nicht verbunden mit Vishnu, sondern meistens als Frau des Indra, seltener des Varuna oder auch anderer vedischer Götter, wie Kubera oder Surya.



Aber auch die Dämonen versuchen von Zeit zu Zeit von ihr Besitz zu erlangen, so Bali und Prahlada. Steht sie diesen zur Seite, so haben stets die positiven Seiten dieser Wesen die Oberhand.



Sri soll sich auch in jeder tugendhaften Frau verkörpern und in ihr wohnen.

Ikonographie und Symbolik



Lakshmi erscheint in Darstellungen meistens vierhändig. Sie sitzt auf einem roten Lotus. Häufig hält sie aber auch rote Lotusse in ihren Händen oder es regnet Gold daraus. Der Lotus symbolisiert sowohl Fruchtbarkeit als auch spirituelle Erleuchtung. Ihre Körperfarbe ist entweder golden oder rötlich. Ihr vahana ist der Elefant. Dieser schüttet häufig Wasser aus dem Ganges über ihr Haupt entweder aus Krügen oder aber aus ihren Rüsseln. Der Elefant verkörpert und symbolisiert dabei sowohl Fruchtbarkeit als auch königliche Autorität. Auf dem Haupt trägt sie eine hohe Krone.



In jedem Vishnutempel befindet sich mindestens ein Bild der Göttin.



Daneben existieren Bilder, die sie gemeinsam mit Vishnu auf der Weltenschlange Ananta Sesha zeigen oder sitzend auf dem Vogelmensch Garuda. In ersterem Fall sitzt sie häufig zu Füßen des schlafenden Vishnu und massiert ihm in devoter Haltung dieselben. In Zusammenhang mit Vishnu wird Lakshmi fast immer kleiner dargestellt, dann häufig nur mit zwei statt vier Armen und deutlich in devoter, untergeordneter Haltung.



Im Jagannatha-Tempel kocht sie die Speisen für die Gläubigen, die für das prasada kommen.

Im Vishnu-Tempel von Badama thront Vishnu auf einem hohen Stuhl, während Lakshmi dabei auf dem Boden sitzen muss. Sie legt dabei devot ihre Hand auf sein Knie.



Die Göttin wird nahezu ausschließlich mit positiven Eigenschaften verbunden und gilt als fortwährend gnädig und gütig.



Mythologie



Mythologisch entsteht Lakshmi aus der Quirlung des Milchozeans. Als eine von vierzehn Kostbarkeiten geht sie aus diesem hervor und wird aus einer Lotusblüte geboren. Der Gott Vishnu nahm sie zur Frau. Ihre Geburt wird von vielen glücksverheißenden Symbolen begleitet. Die ganze Welt freut sich mit ihr. Es ertönt Musik. Die Rishis preisen sie und die Göttin Ganga schenkt ihr eine Blütenkrone, die nie verwelkt.



Rituale

Laksmi wird besonders an Divali im Herbst verehrt, dem indischen Lichterfest und Neujahrsbeginn. Dort ist es vielerorts Sitte Krach zu machen und so die unglücksbringende Schwester der Lakshmi, die Alakshmi, zu vertreiben. An diesem Tag soll man besonders großzügig sein, Spielbänke werden aufgesucht.

Lakshmi als Vermittlerin und ideale Verehrerin



Lakshmi wird sowohl von den Panchatantras als auch von der Sri-Vaishnava-Bewegung als ideale Gläubige und Vermittlerin zu Vishnu angesehen.



Literatur


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Lakshmi










[Permalink]


Manasa
By religionswissenschaftler, 00:34



Manasa ({{BnS|মনসা|manasā}}; Sanskrit: „die Absicht“, „die Verstandesgeborene“) ist eine besonders in Bengalen sowie auch in Assam verehrte hinduistische Volks- ''(gramadevata)'' und Schlangengöttin und Giftgöttin sowie Göttin der Fruchtbarkeit, der Hochzeitsriten und des Wohlstandes. Sie gilt vor allem als Schutzgöttin vor Schlangenbissen und Infektionskrankheiten sowie als Schutzgöttin der Schlangenbeschwörer. Auch Kinder stehen unter ihrem besonderen Schutz.  Ihre buddhistische Entsprechung ist die Schlangengöttin Janguli. Sie wird zu den Nagas gezählt. Manasa ist die Schwester von Sesha (''Ananta'') und Vasuki. Sie gilt entweder als Tochter von Kashyapa und Kadru oder auch als uneheliche Tochter des Shiva. Sie soll aus dem Verstand (''mana'') des Kashyapa entstanden sein. Mit diesem kann sie Reptilien und Schlangen kontrollieren. Die Göttin hat ein doppeltes Wesen: ist sie zornig, kann sie mit Schlangenbissen strafen, ebenso kann sie Menschen aber auch davon heilen bzw. davor beschützen oder ihr Leid lindern (sie kontrolliert ihn also). Daher ist einer ihrer Beinamen auch Vishahara („Giftentfernerin“). Dem Mahabharata zufolge hat sie auch den großen Gott Shiva, nachdem dieser nach der Quirlung des Milchozeans das Gift des Vasuki verschluckt hatte, so dass sein Hals blau anlief, (Nilakantha) geheilt. Dazu sog sie das Gift in sich ein und spuckte es auf die giftigen Reptilien. Ihre anderen Beinamen sind unter anderem: Nagini („weibliche Schlange“), Nagesvari („Königin der Schlangen“), Astikamata („Mutter des Astika“), Janguli („Giftkennerin“), Jagatgauri („Schönheit der Welt“), Patma („Lotus“), Patmavati („die Lotusgeborene“), Nitya („die Ewige“) Nagamata („Mutter der Schlangen“), Shaivi, Vaishnavi, Nagabhogini, Yogeshvari („Herrin des Yoga“) und Siddhayogini. Das linke blinde Auge (bisdristi) der Göttin ist das „böse“, giftige, mit dem sie durch ihren ''bösen Blick'' töten kann, während sie das rechte Nektarauge (amritanayan) zum Heilen benutzt. Blinden Menschen wird in Indien oft ein ''böses Auge'' oder böser Blick nachgesagt, und sie gelten als unheilvolle Krankheits-Orakel. Manasa ist freundlich und liebevoll zu denen, die sie anbeten, und hart und gnadenlos zu denen, die sich weigern, sie zu verehren. Manasa wird textlich hauptsächlich in der Mahabharata, den Puranas und der in Bengalen zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert entstandenen Manasa-Mangal-Kabya repräsentiert. Sie geht aber vermutlich auf eine ältere orale Tradition zurück.


 Ikonographie


Manasa erscheint in Darstellungen meistens als junge sinnliche juwelenverzierte Frau mit einer Krone, die von sieben Kobras gebildet wird. Ihr Reittier (vahana) ist die Schlange, gelegentlich auch ein Schwan (Hamsa). Sie sitzt auf einem Lotus. Ihre Attribute sind Wassertopf und Schlange, Rosenkranz und Manuskript. Sie ist von gelblicher Körperfarbe und trägt ein rotes Kleid. Man stellt sich die Göttin mitunter auch als einäugig vor. Gelegentlich trägt sie auch ihren Sohn Astika auf dem Arm.

Daneben existiert aber auch das Bild einer alten, hässlichen, schrecklichen, furchterregenden, hinkenden Göttin mit fischartigem Gesicht und „hexenartigem“ Aussehen.


Mythologie


Manasa ist eine selbstbewusste, sinnliche, unglückliche, missmutige und leidende Göttin.


 Manasa, Shiva und Chandi


Ihr wohl berühmtester Mythos erzählt von ihrer Geburt und der Ablehnung und Demütigung durch ihre eifersüchtige Stiefmutter Chandi, eine Erscheinungsform der Parvati, die sie hasste: Manasa wurde vom Gott Shiva unabsichtlich gezeugt. Eines Tages landete etwas von dessen Samen auf der Statue eines jungen Mädchens, die die Mutter des Vasuki geschnitzt hatte. Aus dieser wurde daraufhin die Göttin Manasa geboren. Shiva begehrte sie zunächst, doch als er von ihr erfuhr, dass es sich bei ihr um seine Tochter handelte, nahm die Göttin sie bei sich auf und versteckte sie in einem Blumenkorb, doch seine Frau Chandi, die Manasa für eine Konkubine ihres Mannes hielt, kam dahinter, akzeptiere ihre Stieftochter nicht, schlug sie und versuchte sie zu quälen, wo sie nur konnte. Eines Tages brannte Chandi Manasa sogar ein Auge aus. Einmal, als Chandi Manasa wiederholt trat, warf Manasa ihr einen Blick aus ihrem giftigen Auge zu und machte sie damit bewusstlos. Daraufhin musste Manasa Shiva verlassen, da ein Zusammenleben so nicht möglich war. Der traurige Shiva setze Manasa an einem verlassenen Ort aus und schuf eine Begleitung, Freundin, Beraterin und Schwester mit Namen Netu oder Neta für sie aus seinen Tränen des Reue.

Doch Chandi war immer noch nicht zufrieden, und so machte sie Manasa weiterhin das Leben schwer. Die Göttin riet Manasa, in ihrer Hochzeitsnacht mit dem Weisen Jaladkaru Schlangen zu tragen. Daraufhin warf Chandi einen Frosch ins Manasas Schlafgemach, so dass die Schlangen verrückt wurden. Jaladkaru erschrak dabei so sehr, dass er Manasa verließ und ihr davonlief. Einigen Überlieferungen zufolge kehrte er aber später zu ihr zurück. Von ihm gebar sie dann ihren Sohn Astika.


 Manasa, Chand und Behula


Aber auch danach hatte es die Göttin weiterhin schwer, da sie nicht genug Verehrer hatte. Also arbeitete sie daran, die Zahl ihrer Anhänger zu vergrößern. Besonders ein Mann aber, der reiche verwitwete Kaufmann Chand Sadagar aus Champaka Nagar, weigerte sich vehement, sie zu verehren. Um ihren Kult durchzusetzen, musste sie speziell ihn davon überzeugen, sie anzubeten. (Eines Tages in einem früheren Leben sah Chand Manasa nackt und wurde dafür von ihr dazu verflucht, wiedergeboren zu werden und viel Leid ertragen zu müssen. Dieser verfluchte seinerseits Manasa, dass sie niemals Verehrer finden würde, bevor sie ihn davon überzeugt, sie anzubeten.) Dieser aber war ein treuer Verehrer von Shiva und Chandi, die ihm die Fähigkeit verliehen, durch Magie Pflanzen und Obstbäume zu erschaffen, und war nicht bereit, sich von ihnen für Manasa abzuwenden. Daraufhin erschien sie ihm in Gestalt eines schönen jungen Mädchens, in das er sich augenblicklich verliebte. Sie willigte ein, ihn zu heiraten, aber nur unter der Bedingung, dass er ihr seine magischen Fähigkeiten schenkte. Sobald er das getan hatte, vernichtete sie seinen wunderschönen Obstgarten, den er danach nicht mehr wiederherstellen konnte. Aber Chand betete Manasa immer noch nicht an, selbst als sie sich ihm in ihrer göttlichen Erscheinung zeigte. Manasa schwor, ihn für seine Missachtung büßen zu lassen, und nahm die Gestalt einer Schlange an, um Chandas sechs Söhne zu töten. Sie ruinierte seine Geschäfte, indem sie seine Schiffe, beladen mit kostbaren Schätzen, versenkte, ihn an einem fremden Strand aussetze und ihn in Verzweiflung zurückließ. Er fand eine zeitlang Zuflucht bei seinem alten Freund Chandraketu, doch als er erfuhr, dass dieser Manasa verehrte, verließ er ihn sofort und warf auch seine Kleider weg, die dieser ihm zuvor geschenkt hatte. Danach bettelte Chand um etwas zu essen und ging zum Fluss hinunter, um ein Bad zu nehmen. Während er badete, schickte Manasa ihm eine große Maus, die ihm seinen Reis aufaß, so dass er nichts mehr zu essen hatte. Doch er fand einige rohe Wegeriche, die Kinder am Flussufer liegen gelassen hatten. Danach arbeite er in einer Brahmanenfamilie als Mäher und Drescher, aber Manasa verdrehte seinen Kopf, so dass er ganz dumm wurde, und die Brahmanenfamilie lehnte ihn ab.

Nach vielen Bedrängnissen kehrte Chand schließlich nach Hause zurück und baute sein Leben allmählich wieder auf. Im Himmel hatte Manasa zwei Freunde, Apsaras, die überlegten, wie Manasa Chand Sadagar für sich gewinnen könnte. Die eine wurde als Lakshmindra, Chands Sohn, geboren, die andere als Tochter von Saha, einem Kaufmann aus Nichhani Nagar und Freund von Chand Sadagar. Als Lakshmindra das Erwachsenenalter erreichte, wurde er mit einem Mädchen namens Behula verlobt. Wie es vor der Heirat üblich war, wurde ein Astrologe befragt, und dieser sagte voraus, dass Lakshmindra in der Hochzeitsnacht an einem Schlangenbiss sterben würde. Chand ließ sogleich ein Haus aus Stahl erbauen, wo sein Sohn mit seiner Braut in Frieden leben sollte. Kein Riss sollte so groß sein, dass auch nur ein Stift hineingelangen konnte. Er ließ es von mit Schwertern bewaffneten Männern, Mungos und Pfauen bewachen. Aber Manasa schüchterte den Erbauer derart ein, dass er eine Öffnung, nicht breiter als ein Haar, in der Mauer ließ, und versteckte sie mit einem kleinen pulverisierten Stück Holzkohle. Durch diesen Spalt krochen ein Dutzend Schlangen hinein, doch Behula reichte jeder einen Teller Milch. Aber als sie schließlich eingeschlafen war, glitt doch eine Schlange hinein und tötete den Bräutigam.

Behula verbrannte Lakshmindra nicht, sondern legte ihn, wie es bei Todesfällen durch Schlangenbisse in Indien üblich ist, auf ein Floß, setze sich neben ihn und fuhr mit ihm den Fluss hinunter, beständig zu Manasa bettend. Nach sechs Monaten traf sie an einem Flussufer auf Netu, die Waschfrau der Götter und Schwester der Manasa. Sie bemerkte sofort, an ihrer Aura über ihrem Kopf, dass Netu keine gewöhnliche Sterbliche sein konnte. Ein junger hübscher Knabe spielte neben ihr und ruinierte ihre Arbeit. Plötzlich sah sie, wie sie immer wieder auf ihn einschlug und ihn erwürgte, die Leiche neben sich legte und weiterarbeitete. Nach Sonnenuntergang und getaner Arbeit schüttete sie ein paar Tropfen Wasser aus einem Krug über ihn und erweckte ihn so wieder zum Leben. Der Junge hatte ein Lachen im Gesicht, als wenn er nur geschlafen hätte. Behula landete am Ufer, fiel Netu vor die Füße und bat sie, ihr den Krug zu leihen, um Lakshmindra wieder zu beleben. Diese führte Behula in den Himmel. Dort führte sie den Göttern einen Tanz auf, der den Göttern so gut gefiel, dass sie Manasa überzeugten, Lakshmindra wieder zum Leben zu erwecken. Diese willigte schließlich ein, aber nur unter der Bedingung, dass Behula Chand bekehren würde. Behula versprach es und Lakshmindra wurde wieder zum Leben erweckt.

Behula und Lakshmindra gingen nach Hause, und nach langer Zeit kamen sie zum Haus ihres Vaters und hielten an, um ihren Vater und ihre Mutter zu besuchen. Aber sie blieben nicht und machten sich noch den selben Tag auf nach Champaka Nagar. Die ersten Menschen, die sie trafen, waren ihre eigenen Schwägerinnen, die ans Flussufer gekommen waren, um Wasser zu schöpfen. Behula hatte sich als eine arme Kehrerin verkleidet, und sie hatte einen schönen Fächer, auf dem sie jedes Mitglied der Chand-Familie dargestellt hatte. Sie zeigte den Fächer ihren Schwestern und sagte, dass sie Behula sei, eine Kehrerin und Tochter von Saha, einem Kehrer und Ehefrau von Lakshmindra, Sohn des Kehrers Chand. Die Schwägerinnen liefen nach Hause, um den Fächer zu zeigen. Sanaka war sehr überrascht, aber sie dachte an die Lampe im Stahlhaus. Sie rannte zum Hochzeitsgemach, doch die Tür war für ein Jahr fest verschlossen. Daraufhin ging sie zum Flussufer und traf dort Behula und ihren Sohn Lakshmindra. Behula sagte, dass sie erst nachhause zurückkehren würde, wenn Chand sich bekehren lassen würde.

Letzten Endes opferte er ihr, auf Drängen seiner Stieftochter Behula eine Blume, obwohl er sie dabei nicht ansah und die linke unreine Hand dazu benutze. Manasa akzeptiere diese Geste und brachte Chanda Lakshmindra und seine anderen sechs Söhne und sein Vermögen (Schiffe und Obstgarten) wieder zurück und brachte ihm und seiner Familie von da an Glück. Fortan wurde Manasa in ganz Indien verehrt.

An dieser Geschichte wird deutlich, wie Manasa von einer ursprünglich untergeordneten hinduistischen Volksgöttin Eingang in das offizielle Pantheon fand. Ihre Beziehung zu Chandi greift zudem kulturell-soziale Realitäten und Beziehungen auf, in denen das Verhältnis zur Stiefmutter ein sehr ambivalentes und oftmals angespanntes ist. Ebenso wird das schwierige Verhältnis der Tochter zum Vater und zum Ehemann thematisiert. Des Weiteren handelt die Erzählung von vielen starken und selbstbewussten Frauenfiguren, wie Manasa und Behula. Sie verkörpern das Matriarchat, während Chand Sadagar und Shiva das Patriarchat verkörpern. So ist es auch dem klugen Wirken einer Frau zu verdanken, dass Chand einlenkt und sich Manasa zuwendet. Sie also bewirkt letztendlich den positiven Ausgang der Handlung. Behula verkörpert das Idealbild der hingebungsvollen Ehefrau, ähnlich wie Sita im Ramayana.

Der Mythos verdeutlicht auch die ursprünglichen Spannungen zwischen dem Shiva-Kult und dem Göttinnenkult und zeigt, wie Manasa allmählich in das shivaitische Pantheon integriert wurde. Die Mythen um Manasa haben oftmals erotische Bezüge.


 Dhyana der Manasa


Manasas berühmtestes Dhyana, das Auskunft über ihre wesentlichen Eigenschaften gibt und das bei ihrer Verehrung rezitiert wird, ist folgendes:

''Ich verehre die Göttin, die Mutter der Schlangen, deren Gesicht wie der Mond ist, die eine anmutige Erscheinung hat, die Großzügige, die auf einem Schwan reitet, die Edle, die ein rotes Gewand trägt, die immer alle nur erdenklichen Segnungen gibt, die ein lächelndes Gesicht hat, die geschmückt ist mit Gold, Edelsteinen und vielen anderen wundervollen Juwelen aus Schlangen, die von acht Schlangen begleitet wird, die wundervolle Brüste hat, die eine Yogini ist und die jede Form annehmen kann, die sie will.''


 Ritual und Verehrung


Manasa wird vor allem während der Regenzeit verehrt, in der die Schlangen aus ihren Löchern kriechen, womit ein erhöhtes Risiko von Schlangenbissen einhergeht. Besondere Anbetung erfährt sie vor allem, während der Naga-Panchami-Festtage. Dort wird Schlangen, die als ihre Verkörperung gelten, Milch in ihre Erdhöhlen gegossen, und sie werden mit Bananen gefüttert. Manasa wird zumeist in Form eines Zweiges, eines rot bemalten Steins oder eines heiligen Topfes (Manasar-bari), gefüllt mit Wasser, verehrt. Dabei findet eine Gemeinschaftsküchenfeier statt, wo einige Dorfbewohner versammelt sind und Tontöpfe, Girlanden, Muschel-Schaalen, Eisen-Armreifen, rot umrandete Saris, Weihrauch und Speiseopfer wie Mangos, Melonen, Bananen und Süßigkeiten darbringen.

In Bengalen wird an ihrem Festtag kein warmes Essen (acanthine) zubereitet, der Herd nicht entzündet, und Töpfe mit Reis werden offen auf die Fenstersimse gestellt. Man glaubt, dass die Göttin es vor dem Verderben schützt, und verspeist es am nächsten Tag. Die Frauen des Hauses stellen Alpanas der Göttin aus Erde her mit Reispaste auf dem Herd, und eine Sij-Pflanze wird in den Backofen gelegt. Der kalte Reis wird dann zusammen mit kaltem Gemüse gegessen, nachdem es in kaltes Wasser getunkt wurde (panta bhat), danach wird Tee auf einer kleinen Flamme erhitzt, um den Tag und die Zeremonie zu beenden.

Manasa heilig ist der Sij-Baum, eine Art Kaktus mit heilenden Wirkungen, der oftmals auch als ihr Wohnort gilt. Dieser spielt bei rituellen Handlungen eine große Rolle, oft finden sie unter diesem Baum statt. In den an sie gerichteten Ritualen muss Manasa beschwichtigt werden. Der Göttin werden in manchen Regionen teilweise auch blutige, männliche Tieropfer (beispielsweise Gänse oder Ziegen), sogenannte Balis oder Balidans, dargebracht, dir vor ihrem Schrein enthauptet werden. Hauptsächlich wird sie von den unteren Kasten verehrt. Frauen beten sie bei diesem Ritual auch um Nachkommen, besonders Söhne, an. Ebenso wird sie um Regen und ganz allgemein um Erfüllung von weltlichen Wünschen angerufen. Bis heute ist Manasa die einzige hinduistische Göttin, deren Rituale ausschließlich mit der linken, unreinen Hand verrichtet werden. Sie genießt besonders bei Frauen Verehrung. Ihre Rituale finden oft an Flussufern statt.

Ihre Puja wird von den Bauris, einer niedrigen Landarbeiterkaste, im Freien auf einem irdenen Schrein gehalten. Bambusrohre werden in jede Ecke des Altars gestellt und mit einem Baumwollfaden zusammengebunden. Der Altar wird mit Zinnober markiert, wie der rote Topf, in den ein Mangozweig gelegt wurde. Neben anderen Opfern, die auf den Altar gelegt werden, wie Milch, Platanen, Weihrauch, Sandelholzöl, angezündete Lichter und Reis, wird auch ein Sij-Zweig auf den Altar gelegt in roter Kleidung eingewickelt. Nach einem Tieropfer wird das Blut des Tieres in einen anderen Topf gegeben und der Göttin dargebracht.

Ihr zu Ehren finden jährlich auch die berühmten Aufführungen der Schlangenbeschwörer (Jhanpan) statt.

Dabei werden auch große Schauspiele, Tänze, Musicals und Live-Shows mit lebenden giftigen Schlangen, die man teilweise auch auf ihren Altar legt, zu Ehren der Manasa aufgeführt, in denen die populären Geschichten aus den Mangalkavyas nachgespielt werden. Manche durchbohren dabei auch ihren Körper mit Metall, um die Göttin zu beschwichtigen.


 Literatur


* Sabita Baishya Baruah: Manasa: The Indian Serpent Goddess: Linguistic and Literary Aspects of Assamese Manasakavya and Bengali Manasamangal. A Comparative Study. Lap Lambert Academic Publishing

* Thomas Welbourne Clark: Evolution of Hinduism in Medieval Bengali Literature: Śiva, Caṇḍī, Manasā.'In: Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London, Bd. 17 Nr. 3 (1955), S. 503-518

* Edward C. Dimock, Jr: Manasā, goddess of snakes: the Sasthī myth. In: Myths and symbols; studies in honor of Mircea Eliade. University of Chicago Press 1969, ISBN 0226438279

* Maity Pradyot Kumar: Historical Studies in the Cult of the Goddess Manasa. Kolkata 1966

* W. L. Smith: The one-eyed goddess: a study of the Manasā maṅgal. Almqvist & Wiksell, Stockholm 1980











[Permalink]


Montag, 01. April 2013
Mariyamman
By religionswissenschaftler, 02:29

http://www.scheffel.og.bw.schule.de/faecher/science/biologie/seuchen/pestgoettin.jpg


Mariyamman (Sanskrit: „Mutter Mari“, „Perlenmutter“, „Regenmutter“ "die veränderte Mutter", "die mit den vielen Erscheinungsformen") auch Muthu-Mariyamman (muthu=heilige Anrede auf Tamil), Sri-Muthu-Mariyamman (Sri=heilige Anrede auf Sanskrit), Mari, Marika, Mariamma, Amman, Mahamaya ("große Illusion") oder Mariamman genannt, ist die in Südindien und besonders bei den malaysischen Hindus sowie in der indischen Diaspora verehrte hinduistische, tamilische Mutter- und Dorfgöttin (gramadevata), Regen-, Krankheits- sowie Pockengöttin, aber auch Schutzgöttin vor Cholera. Generell wird sie für fiebrige Erkrankungen und Infektionskrankheiten im Allgemeinen verantwortlich geglaubt. Man schreibt der Göttin auch zu Menschen das Augenlicht nehmen zu können und es anschließend ihnen wiederzubeschaffen. Daneben wird sie auch mit Fruchtbarkeit und Wohlstand in Verbindung gebracht. In den Kannada-sprechenden Regionen gilt Mariyamman als Schutzgöttin der Stadt Mysore und Shakti der Sonne. Sie ist eine tamilische Kulturheroin. Sie ist die von Tamilen mit Abstand am meisten verehrte Göttin und ist im südlichen Indien weit über bestimmte Dorfgrenzen hinaus überregional verehrt und bekannt. Ihr Gatte ist Muniyanti im südlichen Indien oder auch Bhairava, eine wilde Erscheinungsform Shivas im tamilischen Sri Lanka. Mariyamman gilt im Süden als Verkörperung von Parvati. Bei ihrem ekstatischen Tanz verstreut sie die "Perlen" von ihrer Perlenkette, die die Göttin von sich wirft und die dann die Pockenkrankheit verursachen. Sie wird besonders im indischen Bundesstaat Tamil Nadu sowie in Karnataka und Andhra Pradesh verehrt. In Nordindien entspricht ihr weitestgehend die Pockengöttin Shitala. Mariyamman ist in der Lage sowohl mit Krankheiten zu infizieren, als auch davon zu heilen, davor zu bewahren oder ihr Leid lindern (sie kontrolliert die Krankheit also) sowie Besitz von Menschen zu ergreifen. Vorzugsweise findet sie bei den niedrigen Kasten und insbesondere Frauen und Kindern Verehrung. Pockenerkrankungen werden häufig als ihre Strafe für eine Vernachlässigung ihres Kultes gesehen. Die Göttin ist wohltätig und fürsorglich zu ihren Verehrern und unnachgiebig und schädigend zu denen, die ihr ihre Anbetung verweigern. Die Göttin wird oft als blutrünstig und wild beschrieben. Pocken gelten als Zeichen ihrer Anwesenheit und werden auch als Augen, Perlen oder Küsse der Göttin bezeichnet. Manche glauben, dass es den Zorn der Göttin hervorruft, Pocken zu behandeln und die Krankheit dadurch sogar noch schlimmer wird. Statuen der Göttin werden häufig am Eingang von Dörfern aufgestellt, um Fremde, unerwünschte Besucher und Feinde abzuwehren und fernzuhalten. Ein großer Tempel ihr zu Ehren, der Sri Muthumariamman Tempel befindet sich in Hannover und wird hauptsächlich von Tamilen besucht. Mariyamman wird oft mit Renuka oder Yelamma gleichgesetzt.


Ikonographie


Dargestellt wird Mariyamman tausendäugig und vierhändig. Sie trägt den Kopf einer Brahmanenfrau (ihr erster wurde von ihrem Sohn auf Geheiß ihres Mannes aufgrund einer Verfehlung der Göttin abgetrennt) und hat den Körper einer Unberührbaren, was ihr widersprüchliches Wesen ausdrückt. Sie trägt eine Trommel (damaru), um die eine Schlange als Griff gewickelt ist und ein Messer oder Schwert in den rechten Händen und einen Dreizack (trishula) und eine Schale (kalasa) in den linken. Auf ihrem Kopf ist eine Futterschwinge befestigt. Mariyamman ist von roter Körperfarbe. Sie trägt ein gelbes Kleid und eine Perlenkette um ihren Hals. Sie wird aber auch als schwarze Gestalt unter einem Baldachin von fünf Schlangen vorgestellt. Zwei kleine Zähne ragen aus ihrem Mund. Feuerzungen gehen von ihrem Kopf bis zu den Schultern. Mariyamman wird meist zusammen mit zwei "Dämonen" dargestellt, der linke stellt ihre freundliche und segnende Seite dar, der rechte ihre zerstörerische, wütende und wird mit Reißzähnen und wilder Mähne dargestellt.


Entstehungsmythos


In Mariyammans Mythen stehen zumeist ihre Keuschheit, Treue und Reinheit, das Leiden ihrer Mutterschaft und wie sie von ihrem Ehemann verletzt, verraten und betrogen wird, im Vordergrund. Auch das Thema ihrer Enthauptung ist darin von zentraler Bedeutung. Es existieren drei Mythengrundtypen: Mariyamman als keusche Jungfrau, als verheiratete keusche Ehefrau oder aber als Brahmanentochter.

Einem Mythos zufolge war Mariyamman die Frau von Tirunalluvar, einem tamilischen Dichter, der ein Paria war. Bald litt sie an Pocken und ging auf der Suche nach Nahrung von einem Haus zum anderen. Sie benutze Blätter des Neem-Baumes oder Margosa-Baumes zum Fächern, um die Fliegen aus den Wunden fern zu halten. Sie wurde geheilt. Dann sah sie, dass die Leute sie als Göttin der Pocken verehrten. Um die Pocken fernzuhalten, hängen sie Neem-Blätter, die der Göttin heilig sind, über die Türen ihrer Häuser.


Ein anderer Mythos erzählt folgendes:


Eines Tages kam das Trimurti zu Nagavali, der Frau des Pirihu, einem der berühmten sieben Rishis, der gerade abwesend war, um ihre Schönheit und Tugend zu bewundern, von der sie gehört hatten. Aber die Göttin, die die Götter nicht kannte, war wütend über ihr Eindringen in ihr Haus und verwandelte sie in Kinder. Die Götter wurden wütend und beschimpften und verfluchten sie. So verblasste ihre Schönheit und ihr Gesicht wurde von Pocken entstellt. Als ihr Ehemann nach Hause kam und ihr hässliches entstelltes Gesicht sah, schickte er sie fort. Er verfluchte sie dazu als "Dämonin" wiedergeboren zu werden und die gefürchtete Pockenkrankheit zu übertragen, weswegen Menschen sie lieben und verehren werden. Fortan hieß sie Mari, "die Veränderte".


Wieder einer anderen Version zufolge beneidete Mariyamman, die aufgrund ihrer Tugend, Reinheit und Treue viele Wundertaten wirkt, wie Sand zu Töpfen zu formen oder Krüge allein dadurch, dass sie sie auf ihrem Kopf stellte, zum Kochen zu bringen, als ihr Ehemann nicht zu hause war, zwei vorbeikommende Gandharvas, die sich sexuell vereinigten. Dadurch verlor sie ihre magischen Kräfte. Als ihr Mann nach hause kam und dies bemerkte, unterstellte er ihr Ehebruch und ließ sie als Strafe für ihr sexuelles Missverhalten von ihrem Sohn enthaupten. Später belebte er sie wieder mit dem Kopf eines Brahmanenfrau und dem Körper einer Unberührbaren.


In dieser Variante des Mythos entspricht Mariyamman der Renuka, der Mutter des Parashurama. Renuka wurde einst von ihrem Sohn Parashurama, der sechsten Avatare des Vishnu auf Befehl seines Vaters, des Weisen Jamadagni, aufgrund eines phantasierten Ehebruchs geköpft. Doch in dem Moment kam eine Pariafrau, die Renuka aus Mitleid umarmte, um sie zu schützen. Parashurama forderte sie mehrfach auf zu gehen, doch die Frau blieb. Daraufhin enthauptete Parashurama beide Frauen gleichzeitig mit einem Schlag. Sein Vater gewährte ihm jedoch die Bitte, seine Mutter gleich danach wieder zusammenzusetzen und wiederzubeleben. In der Eile vertauschte er aber die Köpfe und setze Renuka versehentlich den Kopf der Pariafrau auf, während diese nun den Kopf der Renuka, einer Brahmanenfrau, aufgesetzt bekam. Fortan wurde sie als Göttin Mariyamman verehrt, während Renuka zu Yelamma wurde.


Bekannt ist sie auch als Durgamma, der Tochter eines Brahmanen. Sie wird vor der Ehe von ihrem Mann verführt. Eines Tages äußerte er den Wunsch die Zunge einer Kuh zu verzehren. Durgamma erkannte, dass ihr Mann ein Unberührbarer in Verkleidung eines Brahmanen war, nahm sie sich vor Wut das Leben. Sie verwandelte sich nach ihrem Tod in eine Göttin um sich an ihm zu rächen. Sie nahm eine Sichel, um dem Betrüger den Kopf abzuschlagen (nach anderen Versionen des Mythos verbrannte sie ihn zu Asche) und ihn so ebenfalls zu demütigen und zu erniedrigen. Den betrügerischen Ehemann verfluchte sie dazu, fortan immer wieder als (männlicher) Büffel wiedergeboren zu werden, um ihr dann geopfert zu werden. Dadurch wurde sie zur Schutzgöttin der betrogenen Frauen.


Einer anderen Mythologie zufolge ist sie die Schwester des Vishnu und als Mahamaya bekannt.


 Ritual und Verehrung


In Ritualen muss Mariyamman besänftigt werden. Zu ihrem Kult gehört ein Ritual des Feuerlaufs, bei dem Männer über glühende Kohlen rennen und sich schließlich vor dem Bild der Göttin zu Boden werfen. Der Göttin werden in manchen Regionen auch blutige, männliche Tieropfer (Schweine, Hühner, Ziegen), Balis oder Balidan genannt, dargebracht, die vor ihrem Schrein geköpft werden. Früher sollen ihr auch Menschenopfer dargebracht, speziell in der Region um Karnataka, worden sein. Die beliebteste Opfergabe ist jedoch das Pongal, eine Mischung aus Reis und grünen Bohnen, die meistens im Tempelkomplex oder Schrein gekocht werden, in Terracottatöpfen mit Feuerholz. Eine Feier ihr zu Ehren ist das ''Blumenfest'' in Pudukkottai. Einige rasieren sich dabei die Haare ab, während andere ekstatische Tänze, begleitet von Trommelschlägen aufführen oder sich auf dem Boden rollen. Männer und Frauen tragen leuchtend gelbe Saris und laufen in den heißen Sommermonaten auch meilenweit mit Wassertöpfen, gefüllt mit Kurkuma und Neem-Blättern oder brennenden Töpfen auf ihren Schultern, während Angehörige Gaben auf Bambusstangen legen. Es werden auch verschiedene Gelübde (vratas) abgelegt, wobei man von Gläubigen mit Wasser überschüttet wird. Einige wichtige Rolle spielen auch die sogenannten Matangis, Frauen aus den unteren Kasten (Madiga genannt), von denen man glaubt, dass sie in einer Art Trancezustand und von der Göttin besessen sind. Diese sind unverheiratet und haben ihr Amt ein Leben lang inne. Die ''Matangi'' verkörpert die Göttin und tanzt in dieser Zeit wie wild umher, trinkt Rauschmittel und stößt ihr Hinterteil auf die herumstehenden Leute. Vorbeigehende im oder vor dem Tempel, besonders Mitglieder der höheren Kasten, suchen den Kontakt zu ihr und werden von ihnen mit großer Freude bespuckt und beschimpft und so mit Glück gesegnet. Was sonst undenkbar wäre und als schlimmste Verunreinigung gelten würde, ist hier ausdrücklich gewünscht, Gläubige suchen die Nähe der Matangi. Während dieses Festes sind die üblichen Schranken der verschiedenen Kasten und alle sozialen Normen kurzfristig aufgehoben und konterkariert. Der Sinn des Festes ist es die Wurzeln des Dorfes und der unteren Kasten zu bestätigen. Bei ihren jährlichen Hochzeitsfeierlichkeiten in Kannapuram wird Mariyamman, während einer Nacht zumindest teilweise kurzzeitig als Witwe verstanden. Sie wird meist in der Form eines Steines in der Erde, der ihr Gesicht und ihren Kopf darstellen soll, verehrt, während das ganze Dorf ihren Körper bildet. Dorfbewohner leben ihrem Verständnis nach also auf oder in dem Körper der Göttin. Eines ihrer größten Feste findet in Samayapuram statt. Dort werden rituelle Selbstgeißelungen mit heiligen Waffen durch Zunge und Wangen vorgenommen, um die Göttin zu beschwichtigen. Ein Wagen mit dem Bildnis der Göttin wird dabei von den Gläubigen mit Seilen an ihren Wangen befestigt, durch das Dorf und um den Tempel der Göttin gezogen. Bei einigen Festen zu Ehren der Mariyamman finden auch Prozessionen mit Lichtlampen statt. In der Nacht tragen Gläubige Öllampen in einer Prozession.


Mariyamman wird auch in vielen tamilischen Filmen und Musik thematisiert. Sie hat sich heute zu einer Gottheit der Mittelklasse entwickelt.


Tempel


* Mariamman Koil, Pilakool

* Mariamman Temple, Ho Chi Minh City

* Mariamman Temple, Bangkok

* Mariamman Temple no 4 veerapandi

* Mariamman Temple, Pretoria

* Punnaiallur Mariamman

* Samayapuram Mariamman Temple

* Sri Mahamariamman Temple, Kuala Lumpur

* Sri Mariamman Temple, Penang

* Sri Mariamman Temple, Singapore

* Sri-Muthumariamman Tempel, Hannover



siehe auch

* Shitala

* Renuka


Literatur


* Egnor, Margaret (1984) The changed mother or what the smallpox goddess did when there was no more smallpox. Contributions to Asian Studies, Retrieved from ATLA Religion Database.

* Younger, Paul (1980) A temple festival of Mariyamman. The Journal of the American Academy of Religion. Oxford: Oxford University Press

* Voorthuizen, Anne van (2001) Mariyamman’s sakti: the miraculous power of a smallpox goddess. Boston: Brill

* Henry Whitehead: The Village Gods of South India. Oxford University Press, London u. a. 1921, S. 29–33 (englisch; Fundstellen von „Mariamma“ im Buch online lesen auf archive.org).


 weblinks


* http://www.sainadhreddy.in/2012/06/shri-mariamman-prominent-goddess-of.html

* http://enfolding.org/wikis-4/tantra-wikiwikis-4tantra-wiki/deities/mariyamman/

* http://www.indianspice.co.za/2009/07/the-story-behind-marieamman/







[Permalink]


Minakshi
By religionswissenschaftler, 02:24



Minakshi ({{SaS|मीनाक्षी|Mīnākṣī}} [{{IPA|miːˈnɑːkʂiː}}] „die Fischäugige“) oder auch Minatciyamman ist eine in Südindien sowie in Teilen der indischen Diaspora  verehrte, tamilische, hinduistische Göttin. Sie ist den Gramadevatas zuzurechnen.  Minakshi ist Mutter-, Kriegs- sowie Schutzgöttin der Fischer, der Pandyadynastie und der Stadt Madurai. Sie wird als lokale Erscheinungsform von Parvati identifiziert und war eine große Verehrerin des Gottes Shiva. Minakshi ist die Schwester Vishnus und Gefährtin Shivas. Als ihre Heimstätte gilt der Minakshi-Tempel von Madurai, wo dem Mythos zufolge die Hochzeit zwischen ihr und Shiva stattfand. Minakshi wird anthropomorph mit grüner Haut dargestellt, ihr Attribut ist ein Papagei und ein Blumenstrauß. Gelegentlich trägt sie auch ein Schwert. In der Regel wird sie neben zwei Fischen abgebildet. Ihr Vahana ist ebenfalls ein Fisch.


Der Name Minakshi bedeutet „die Fischäugige“. Die Deutung des Namens ist unklar. Meist wird angenommen, das Epitheton „fischäugig“ beziehe sich auf die Schönheit der Augen der Göttin, welche die lange und anmutige Form und den Glanz eines Fisches hätten, das heißt kokette, liebreizende Augen (in ähnlicher Weise werden in der indischen Dichtung die Augen schöner Frauen oft mit Lotosblättern verglichen). Teils wird der Name auch damit erklärt, dass die Götter indischen Vorstellungen zufolge ebenso wenig wie Fische mit den Augen blinzeln. Eine weitere Herleitung kommt daher, dass die Göttin ursprünglich von Fischern verehrt wurden und daher eine Schutzgöttin der Fischer sei. Tatsächlich war auch das Symbol der Pandyadynastie ein doppelter Karpfen. In Ritualen spielt der Blick (Darshana) der Göttin eine zentrale Rolle. Die Göttin ist ganz Blick. Zusammen mit Kamakshi (die Liebesäugige) und Vishalakshi (die Breitäugige) bildet sie eine Dreiheit von Augengöttinnen.


Minakshi ist im Wesentlichen eine lokale Gottheit, die sich nur an ihrem Haustempel in Madurai in Tamil Nadu im zentralen Schrein manifestiert. Dort wird sie zusammen mit ihren Gemahl Shiva, der dort Sundareshvara heißt, als Hauptgottheit verehrt. Sie steht hierbei jedoch im Mittelpunkt. In Südindien gibt es darüber hinaus einige wenige Tempel, in denen ein Nebenschrein Minakshi gewidmet ist. Zudem errichteten ausgewanderte Tamilen in Port Louis, der Hauptstadt von Mauritius, und in der texanischen Stadt Pearland Minakshi-Tempel. Die Verehrung von Minakshi ist auch in der Ferne auf ihren Ursprungsort Madurai bezogen.


Ihre Mythologie findet sich hauptsächlich in der Erzählung von den 64 heiligen Vergnügungen des Shiva und der Erzählung von der Madura-Gegend.


Ursprungsmythos


Eines Tages tötete Indra einen „Dämonen“, obwohl dieser niemandem geschadet hatte. Dieser Akt brachte einen Fluch über Indra, der ihn zwang, immer weiter zu wandern, bis er ging, um einen Weg zu suchen, bei dem niemand ihm sagen würde, wo er weiter hingehen soll, um ihn von seiner Sünde zu erlösen. Nach vielem Wandern wurde Indra von seinem Leiden durch die Kraft eines befreiten Shivalingams in einem Wald erlöst, und so baute er einen kleinen Tempel an dieser Stelle. So geschah es, dass es zu dieser Zeit in Südindien einen Pandyan-König namens Malayadhwaja Pandiyan gab, der eine kleine Stadt mit dem Namen Manavur regierte, die ganz in der Nähe dieses Shivalingam lag. Er war der Sohn von Kulashekara Pandiyan. Er kam, um das Shivalingam kennenzulernen und beschloss, einen riesigen Tempel für Shiva im Wald Kandambavanam (tamil vanam bedeutet Wald) zu bauen. Er entwickelte auch die Region zu einem feinen fürstlichem Staat namens Madurai. Der König war kinderlos und suchte einen Erben für das Reich. Shiva gewährte ihm seine Gnade durch ein Ayonija-Kind (ein Kind, das nicht aus dem Mutterleib geboren wurde). Dieses aus dem Opferfeuer des Königs geborene Kind war drei Jahre alt und eigentlich die Inkarnation der Muttergöttin Parvati, der Frau von Shiva. Sie wurde wie ein Junge erzogen und erhielt den Namen Tatatalai.

Sie wurde mit drei Brüsten und fischförmigen Augen geboren. Es wurde gesagt, dass ihre zusätzliche Brust verschwinden würde, sobald sie ihren zukünftigen Mann kennenlernen würde. Sie wurde Tatatakai oder Minakshi aus den Worten mina (d.h. Fisch) und aksi (d.h. Auge) genannt.


Sie würde zu einer Shiva-Shakti-Personifikation werden. Nach dem Tod des Königs, ihres Vaters, regierte sie das Reich mit großer Weisheit und geschickter Verwaltung. Aus ihr wurde eine große Kriegerin, die die ganze Welt erobern wollte. In einer ihrer Expeditionen und Feldzügen ging sie zum Himalaya-Gebirge und wollte dort das Herr des Shiva herausfordern. Doch beim Anblick des Gottes verschwand ihre zusätzliche dritte Brust. Shiva gelang es Minakshi zu zähmen. Überwältigt von Bescheidenheit, Unschuld, Unterwürfigkeit und Schüchternheit, begann sie mit Ihrer Zehe verlegen den Boden zu kratzen. Ihr Charakter wandelte sich also völlig. Viele der Göttinnen und Götter kamen, um ihre Ehe zu bezeugen.

Auf den Hochzeitsfeierlichkeiten in Madurai weigerten sich die anwesenden Götter, das servierte Essen zu verspeisen, bis Shiva nicht seinen majestätischen Tanz, den Tandava, für jedermann vor Ort vorführen würde. An diesem Ort fand der Tanz des Chidambaran vor den Augen seiner Frau Minakshi statt. Er verkörperte und fusionierte alle Kräfte des Lebens und Schönheit zu einer Einheit. Am Ende verschmolz Minakshi mit dem Shivalingam und wurde die Darstellung des Lebens und der Schönheit. So gelang es Shiva aus der großen Kriegerin und Königin der Schlacht ein schüchternes Mädchen und am Ende eine gehorsame und unterwürfige Ehefrau zu machen. Gemeinsam herrschen sie über die Stadt, Shiva unter dem Namen Chokkalingam bzw. Sundara Pandhya. Zusammen zeugten sie den Gott Kartikeya (tamilisch ''Murugan''), der ihnen als Thronnachfolger unter dem Namen Ugra Pandya als Herrscher über Madurai folgte. Mit der Zeit verschwanden Minakshi und Shiva aus der Stadt und zogen sich in ihren Tempel zurück. Der Gott, so heißt es, kehre jedoch regelmäßig dorthin zurück, um nach den Einwohnern zu sehen und zahlreiche Wunder zu wirken. Er bleibt der wahre Herrscher der Stadt.



Einem anderen Ursprungsmythos zufolge inkarnierte sich Minakshi, um so den bösen, gottlosen König Pandyan, den Herrscher von Pandya zu töten. Dieser ließ nämlich den lokalen Tempel der Göttin Minakshi in Madurai schließen. Daraufhin wurde die Göttin zornig und wollte sich rächen. Sie inkarnierte sich die Göttin als neugeborenes Kind, das ein merkwürdiges Armband trug. Nun war es so, dass die Frau des Königs das selbe Armband trug. Der König fand das Mädchen auf dem Boden seines Palasts liegen. Der König fand das Kind und wollte es, da er selber kinderlos war und sich ein Kind wünschte, adoptieren. Doch die Hofastronomen sagten ihm voraus, dass ihm das Mädchen Unglück über sein Haus bringen würde, so ließ der König dann doch von seinem Vorhaben ab.


Also legte er das Kind in einen Korb und ließ es den Fluss hinuntertreiben. Doch ein Kaufmann fand das Mädchen, zog es als seine Tochter auf und nannte es Kannakai.


Einige Zeit vorher inkarnierte sich auch der Gott Shiva auf Erden und kam in einem Dorf ganz in der Nähe der Flussmündung als Kaufmann zur Welt. Als er von der sonderbaren Herkunft des Mädchens hörte, ging er hin und heiratete sie.


Doch eines Tages verarmte der Kaufmann und so wollte er in die Stadt gehen, um dort das Armband von Kannakai zu verkaufen. Diese warnte ihn noch davor, doch der Kaufmann ließ sich in seinem Vorhaben nicht beirrten.


Nun war es so, dass die Frau des Königs ihr Armband einige Tage zuvor verloren hatte. Also wurde der Kaufmann in Madurai beim Verkaufen des Armbands verhaftet und vor den König gebracht, der ihn für einen Dieb hielt und hinrichten lies.


Als der Kaufmann nicht zurückkam, machte Kannakai sich auf den Weg in die Stadt Madurai und erfuhr was geschehen war. Voller Wut erschlug sie den König von Pandyan. Von da an wurde sie vom Volke von Madurai verehrt. Da sie aber vom Töten nicht mehr genug kriegte, verwandelte sie sich in die Göttin Durga, eine Göttin die man zu besänftigen für weise hält.


 Literatur


* W. Norman Brown: The Name of the Goddess Mīnākṣī Fish-Eye. In: Journal of the American Oriental Society 67 (1947). S. 209-214.

* C. J. Fuller: The divine couple's relationship in a south Indian temple: Mīnākṣī and Sundareśvara at Madurai. In: History of Religions 19 (1980). S. 321–348.

* Paula Richman (ed.), Extraordinary Child: Poems from a South Asian devotional genre. Honolulu: University of Hawaiʻi Press, 1997, ISBN 978-0824810634
















 


[Permalink]


Sonntag, 31. März 2013
Mitra
By religionswissenschaftler, 03:55





[Permalink]


Parvati
By religionswissenschaftler, 01:39

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c2/Parvati_Ganesha.jpg/220px-Parvati_Ganesha.jpg


Parvati
(die Bergesgeborene) ist die Frau und Shakti des Shiva. Sie ist Tochter des Himavat (Himalaya) und der Apsara (Nymphe) Mena sowie Schwester der Ganga, der Flussgöttin vom Ganges. Sie ist die große hinduistische Muttergöttin und stellt die sanfte Seite der Mahadevi (der großen Göttin) dar. Sie ist die treue, hingebungsvolle, geduldige, gehorsame Ehefrau, ein leuchtendes Beispiel für Gatten- und Mutterliebe. Ihre Kinder sind der elefantenköpfige Ganesha und der Kriegsgott Karrtikeya. Gemeinsam mit diesen und Shiva stellt sie das Beispiel und Ideal einer perfekten Hindu-Familie dar. Sie gilt als Shivas zweite, wiedergeborene Frau Sati. Wie dieser lebt sie in den Berges des Himalaya. Ihre Beinamen sind:

Mythologie

Nachdem Shivas erste Frau Sati sich ins Opferfeuer warf und ihn so zum Witwer machte, zog Shiva traurig durch das Land umher und übte sich für lange Zeit in Askese. Da die Götter aber befürchteten, Shiva würde dadurch zu mächtig (in der Tat ist zu lange Askese etwas, das sogar die Götter bedrohen kann und diese zwingt dem Asketen einen Wunsch zu erfüllen) beschlossen sie Satis Leichenteile wieder zusammenzusetzen und sie als Parvati inkarnieren zu lassen.

Doch Shiva zeigte zunächst gar kein Interesse an Parvati und erkannte sie auch nicht wieder. Stattdessen zog er sich weiter von der Welt zurück, ohne für Familienleben oder Frauen empfänglich zu sein. So tat Parvati es Shiva gleich und übte lange und qualvolle Askese, um ihn auf sich aufmerksam zu machen und so für sich gewinnen zu können. So stand sie beispielsweise für 100te von Jahren auf einem Bein in einem Fluss, in Sommerhitze übte sie Askese zwischen vier Feuern, ernährte sich nur von Blättern und Luft oder setzte sich im Herbst und Winter den Gezeiten aus. So bemerkte sie Shiva, der sie besuchte und versuchte sie in Versuchung zu führen von ihrer Askese abzulassen, um ihre Ernsthaftigkeit zu überprüfen. Er wollte sich dazu bringen, schlecht über ihn zu reden, warnte ihn vor Shiva, indem er diesen als abscheulich im Äußeren und verrückt im Verhalten nannte. Er wollte wissen, ob sie sich über die Entbehrungen im Klaren war, die sich zumuten musste, wenn sie Shivas Frau würde. Da wurde Parvati sehr böse, woraufhin sich Shiva in seiner wahren Gestalt zu erkennen gab. Die beiden heirateten, wurden von Brahma betraut und die Intensität ihrer Vereinigung in den Bergen erschütterte die Welt und dauerte 1000de von Jahren.

Parvati wurde vor allem geschaffen, da die Götter einen Sohn Shivas benötigten, um den mächtigen Dämonen Taraka aufzuhalten. Dieser hatte so lange Askese geübt, bis er von den Göttern der Wunsch gewährt bekam, unbesiegbar zu sein, bis auf einen Sohn des Shiva. Dies war jedoch nahezu ausgeschlossen, da der asketische Shiva kein Interesse an Frauen hatte. Also vereinigten sich Parvati und Shiva, doch Shivas Samen fiel dabei auf die Erde. Er übergab ihn daraufhin dem Feuergott Agni, doch dieser konnte ihn nicht halten und so gab dieser den göttlichen Samen an die Flussgöttin Ganga weiter, die ihn ihrerseits aber auch nicht behalten konnte und ihn in einem Gebirge im Schilf ablag. Darauf entstand dann der Kriegsgott Karrtikeya, auch Skanda genannt, der sein Schicksal erfüllte und in der sogenannten Taraka-Maya den Dämonen schließlich besiegte. anderen Versionen zufolge hatte Shiva alleine sechs Kinder hervorgebracht. Parvati aber drückte diese als sie sie erstmals zu Gesicht bekam so sehr, dass das sie zu einem verschmolzen, fortan sechs Köpfe tragend. Wider anders heißt es, Parvati liebte Karrtikeya so sehr, dass ihr die Milch zu fließen begann, als sie ihn erblickte.

Eines Tages erschuf sich Parvati einen Wächter, als Shiva mal wieder nicht zuhause wahr und sich auf dem Himalaya in Askese zurückzog. Da sie nicht gestört werden wollte, schuf sie sich einen Wächter aus ihrem eigenen Körper ohne Zutun ihres Mannes. Dazu benutze sie Schorf, Schmutz, Schweiß, Blut und Abrieb ihres Körpers. Daraufhin vermischte und modellierte sie diese Substanzen mit Salben, Harzen, Ölen und Gangeswasser und erweckte ihn mit heiligen Mantren zum Leben. so entstand Ganesha, den sie vor dem Bad postierte. Als Shiva nachhause kam und Einlass gewährte, wurde ihm dieser von Ganesha, der ihn nicht kannte, verweigert. Der wütende Shiva schlug ihm daraufhin den Kopf ab. Als Parvati dies bemerkte, war sie sehr traurig und zornig auf Shiva und verlangte von ihm das Leben ihres Sohnes wiederherzustellen. Da Shiva den Kopf nicht mehr finden konnte, enthauptete er das nächste Lebewesen, das vorbei kam, welches zufällig ein Elefant war. diesen setzte Shiva nun seinem Ziehsohn auf den Kopf und erweckte ihn damit wieder zum Leben. So entstand also Ganesha, der Elefantengott. Dieser wurde nun so auch zum Sohn Shivas und von ihm als Herr übrer seine göttlichen Schaaren eingesetzt.



Obwohl in der Mythologie die harmonische Beziehung von Parvati und Shiva überwiegt, streiten sich die beiden auch hin und wieder, beleidigen sich gegenseitig und sind zornig aufeinander. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Parvati mit Shiva Würfel spielt und er dabei seine geliebten Attribute (besonders sein kostbares Lendentuch) alle nacheinander an sie verliert, er dabei zornig auf sie wird und sie ihn auslacht. Oder aber Parvati gehorcht Shiva nicht, so dass er sie für 100 Jahre auf die Erde verbannt, wo sie als einfache Fischerstochter leben muss, bis er sich in einen Fischer verwandelt, ebenfalls inkarniert, einen Hai fängt und sie nun auch in ihrer irdischen form abermals heiratet und sie anschließend wieder im Himmel aufnimmt. Einmal hält sie ihm im Spaß die Augen von hinten zu, woraufhin Shiva zornig wird, sich auf seiner Stirn ein drittes Auge bildet, womit er die gesamten Wälder des Himalaya niederbrennt. Doch wieder gelingt es Parvati Shiva zu beruhigen und bringt ihn dazu ihre geliebte Heimat wieder herzustellen. Eines Tages stiftete Parvati den Liebesgott Kama dazu an, Shivas Aufmerksamkeit in seiner Askese auf sie zu erregen, so dass dieser ihn mit einem seiner Liebespfeile traf. Darauf wurde Shiva jedoch sehr zornig über die Störung und verbrannte Kama mit seinem dritten Auge zu Asche. Parvati bat ihn diesmal den Gott, ohne den es keine Liebe in der Welt gab, wieder zum Leben zu erwecken, was dieser schließlich tat. Es heißt sie hätte sich mit Shiva auf seiner Asche vereinigt und ihn dadurch neu gezeugt. Einmal nennt Shiva Parvati aus Spaß Kali (die Dunkelhäuftige), woraufhin sie sehr böse wird und zutiefst verletzt und beleidigt ist (die dunkle Hautfarbe entspricht nicht den indischen Schönheitsidealen). Niemals ist also der Streit von Dauer, am Ende sehen beide ihre Fehler ein und versöhnen sich wieder.

So überwiegt das Bild Parvatis, in dem sie bedingungslos zu Shiva hält und ihn sogar verteidigt. So beispielsweise als ihre Mutter Mena von ihrer Heirat mit Shiva erfährt. Aufgrund des ungebändigten und verrückten Verhaltens und seines ungewöhnlichen Äußeren ist sie gegen die Heirat und schämt sich für ihren Schwiegersohn. Es heißt sogar sie falle in Ohnmacht, droht damit sich das Leben zu nehmen. Doch Parvati gelingt es sie zu beruhigen und verteidigt ihren Ehemann energisch gegen jede Kritik. Auch wenn sie sich zuweilen angeregt durch Menas Kritik über Shiva beschwert, beispielsweise darüber, dass sie kein Haus zum Leben hat und ständig den Wittergungen auf den Bergen ausgesetzt ist oder darüber, dass Shivas Schmuck unsittlich und nicht akzeptabel ist, ist dies stets nur sporadisch, die meiste Zeit über hält sie doch stets uneingeschrenkt zu ihrem Mann.



Ikonographie

Parvati wird meistens als schöne junge Frau mit schwarzer oder dunkler Körperfarbe mit Ohrgehänge dargestellt. Wie Shiva hat sie ein energetisches, drittes Auge auf der Mitte der Stirn und trägt häufig wie dieser Schlangen um den Hals. Ihr Reittier ist entweder ein Löwe oder ein Tiger. In den Händen hält sie häufig Lotus und Rosenkranz. Auf Abbildungen zeigt man sie in der Regel neben Shiva, mit diesem in Harmonie vereint oder auf seinem Schoß sitzend. Geläufig sind Darstellung von Parvati, Shiva, ihren Kindern und dem Stier Nandi im Kailash auf dem Himalaya, die sie einträchtig zusammen zeigen, wobei Parvati häufig die Kinder säugt oder den Arbeiten einer Hausfrau nachgeht. Daneben gibt es noch das Bild des Ardhanarishvara, Shiva als halb Mann und halb Frau, links als Parvati, rechts als Shiva, mit jeweils charakteristischen Attributen und Ohrschmuck. Diese Ikonografie zeigt sie in vollendeter Harmonie, alle Polaritäten überwindend.

Parvatis Symbol ist die Yoni (Quelle, Schoß, Ursprung), die das weibliche Geschlechtsorgan (Vulva) verkörpern soll und eine runde Form hat. H-äufig sie ist diese unter dem Symbol ihres Mannes zu finden, dem Lingam (Penis). Beide stellen geschlechtliche Vereinigung dar, die Polaritäten der Existenz darstellend und überwindend.



Bedeutung der Parvati

Parvati ist vor allem mit drei wichtigen hinduistischen Ideen bzw. Konzepten verbunden: die Idee der Shiva-Shakti, der des Linga-Yoni und des Ardhanarishvara (halb Mann/halb Frau).

Sie ist die milde, sanfte, friedliche und gütige Form des Weiblich-Göttlichen. Wenn sie aber doch einmal in Zorn gerät, so erschafft sie aus sich selbst heraus weitere Göttinnen wie beispielsweise Durga oder Kali, die sie aus ihrer abgelebten schwarzen Haut gebiert, nachdem Shiva sie Kali nennt, eine schwere Beleidigung der Göttin. Daraufhin treibst sie so lange energische Askese, bis Brahma auf sie aufmerksam wird und ihr einen Wunsch gewährt. Daraufhin wünscht sich Parvati helle Haut zu haben, um Shiva zu gefallen. So legt sie also ihre dunkle Haut oder Körperfarbe ab und wird zur Gauri (der Goldenen). Auch wird Parvati gebeten an einer Schlacht gegen den Dämonen Daruka teilzunehmen, doch die Göttin erschafft dazu aus ihrer Wut die Kali. Fast scheint es also so, als wenn Parvati zu Gefühlen wie Wut nicht in der Lage ist, dazu ist die Erschaffung anderer Göttinnen als Parvatis Alter Egos nötig, die diesen Aspekt der Parvati ausleben, sie selbst erscheint stets als friedliche, gnädige Göttin.

Parvatis wichtigster Aspekt besteht neben dem des Idealbildes einer Frau, Mutter und Ehefrau und der Askese hauptsächlich darin Shiva zu bändigen, ihn an sich zu binden und zu domestizieren. Sie bringt ihn regelmäßig von seiner Askese ab und führt ihn in den Bereich des liebenden, vorbildlichen Mannes, Familienvaters und Haushälters ein, Bereiche die Shiva zunächst zutiefst zuwider waren und an denen er Spaß findet.... Daneben soll sie aber auch seine ungezügelte Sexualität bremsen (die auch von Zeit zu Zeit gefährliche Ausmaße annehmen kann), in dem sie sie mit ihrer Yoni auffängt und so zum Stillstand kommen lässt. So gibt es die Erzählung, dass Shivas Lingam vor Erregung und Hitze so groß wurde, dass er die ganze Welt zu zerstören drohte, erst als dieser in die Form der Yoni eingehen konnte, wurde es gekühlt, nahm wieder Normalgröße an und fand wieder zur Ruhe. Danach war die Welt gerretet. Parvatis Aufgabe ist es also auch Shivas enorme Sexualität in geregelte und gesellschaftlich akzeptierte Bahnen zu lenken.

Als Shakti (Energie, Kraft, Macht) Shivas bildetet Parvati eine Art Gegenewicht zu ihm. Sie ist das dynamisch-aktivev Prinzip, während Shiva ohne sie statisch und passiv ist. Sie treibt ihn zum Wirken in der Welt, zum Handeln und zur Schöpfung an sich an, Shiva ist nichts ohne Shakti und besitzt Kraft nur in Potenz und benötigt Shakti um diese freizusetzen. Sie ist das weibliche Prinzip und seine Energie und Stärke, dass jeder Gottheit zur Seite gestellt ist und die ihn ergänzt und vollendet. Als Shakti wird Parvati auch als Schöpfung an sich angesehen, als Urquell und Schöpferin der materiellen Welt, die alles andere in sich transzendiert. So wird sie zur kosmischen Mutter, die alles durchdringt. In einer berühmten Stelle des Linga-Purana heißt es: "Parvati ist Shakti, Shiva ist Shaktiman (Besitzer von Shakti), Parvati ist Erde Shiva Himmel, Parvati ist Objekt, Shiva Subjekt, Parvati ist Schöpfung, Shiva Schöpfer, Parvati ist Nacht, Shiva Tag, Parvati ist Frau, Shiva Mann, Parvati ist Rede, Shiva Bedeutung"....

Im Vergleich zu Kali etwa ist Parvati diejenige, die Shiva bändigt und kontrolliert, beispielsweise mit ihren sanften Blicken. seinem zerstörerischen Tanz des Tandava weiß sie ihren lieblichen Tanz entgegenzusetzen.

Wenn Shiva Feuer ist, ist sie Wasser. Sie ist es die als eine Art Vermittlerin zwischen ihr und ihrem Manne wirkt. In einer Hymne wird sie beispielsweise gebeten bei Shiva ein gutes Wort für einen Gläubigen einzulegen und Gnade walten zu lassen.


Literatur

 


* David R. Kinsley: Hindu Goddesses: Visions of the Divine Feminine in the Hindu Religious Tradition, University of California Press, Berkeley, Los Angelos, London 1988. ISBN 0-5200-6339-2, Parvati

[Permalink]


Prajapati
By religionswissenschaftler, 01:11

Prajapati ({{SaS|प्रजापति|prajāpati}} „Herr der Geschöpfe“) ist in der vedischen Mythologie der androgyne Schöpfergott, das erste aller Wesen sowie ''Herr der Geschöpfe'', aus der die empirische Welt als Emanation hervorgeht. Er schuf aus eigener Kraft unzählige Kinder, darunter auch Ushas, die Morgenröte. Er ist das männliche Weltprinzip, das sich mit Vac, der Göttin der Sprache und dem weiblichem Prinzip, paart.


In seiner Rolle als Schöpfergott und kosmischer Architekt wird er auch oft Vishvakarman genannt. Prajapatis Name taucht in zahlreichen bekannten Mythen anderer populärer vedischer und hinduistischer Götter und Gestalten wie Indra, Soma, Shiva, Garuda, Krishna und Manu. Auch die zehn Weisen, von denen die Menschheit abstammen soll, werden so genannt und eben so die sieben, bzw. 10 oder 21 Seher oder Rishis (Prajapatis), darunter auch Narada, Daksha und Marichi. Prajapatis Name taucht bereits in der Rigveda auf, in welcher zahlreiche Hymnen seiner Anrufung gewidmet sind, daneben auch in den Brahmanas und den Upanishaden.



Mythologie


In seinen Mythen wird Prajapati besonders mit Theogonie und Kosmogonie in Verbindung gebracht.

Prajapati brachte nacheinander durch Aussprechen der Silben,
Bhu, Bhuva und Svah, Erde, Luftraum und Himmel hervor. Er ist auch der Schöpfer der Devas und ihrer Gegenspieler, der Asuras, die er aus seinem Atem bzw. seiner Lebenskraft (asu) hervorbrachte, daher auch der Name der letzteren. Er stellte ihnen zwei Gaben zur Verfügung, die Wahrheit und die Lüge, zwischen den sie wählen sollten. Die Devas entschieden sich für die Wahrheit, während die Asuras die Lüge wählten.

Wieder eine andere Version weiß zu erzählen, dass Prajapati weinend aus dem
Urozean auftauchte. Die Tränen, die ins Wasser fielen, wurden zur Erde, diejenigen, die der Gott abwischte, aber zu Himmel und Äther. Dann schuf Prajapati Nacht und Tag, die Jahreszeiten, den Tod, die Tiere und am Ende - aus Einsamkeit - die Menschen. Nach ''RV 10.121'' entwickelte er sich aus einem goldenen Embryo (Hiranyagarbha).

Einem Mythos, der ihn mit dem Urwesen
Purusha, in der Purusha-Sukta in Verbindung bringt, opfert er sich den Göttern, um aus seinem Körper bzw. Körperteilen die Welt hervorgehen zu lassen (RV 10,121). Zuvor opferten sich die Götter ihm selber, woraus Sonne, Mond, Götter, Himmel, Erde und die Himmelsrichtungen entstanden.

Dieser Mythos erklärt auch die Entstehung der verschiedenen Kasten. Aus seinem Mund wurde die
Brahmane|Priesterkaste, aus seinem Armen wurde die Kshatriya|Kriegerkaste, aus seinem Beinen wurde die Kaste der Vaishya|Bauern und Händler und aus seinen Füßen schließlich die unterste Kaste der Shudra|Arbeiter und Diener. In einer alternativen Version derselben Sage wird berichtet, wie aus seinem seinem Atem ein Stier entstand, aus seiner Seele ein Mensch, aus seinen Augen ein Pferd, aus seinem Ohren ein Schaf und aus seiner Stimme eine Ziege.

Der Mythos erzählt auch davon, wie Prajapati mit
Ushas Inzest begehen wollte, doch sie verwandelte sich in ein Reh und floh. Da wurde er zum Rehbock, dessen Samen zur Erde fiel und die ersten Menschen hervorbrachte. Eine andere Version erzählt, dass Prajapati sich mit Ushas in den verschiedenen Gestalten vereinigt und so mit ihr alle Wesen schuf. Dafür wird er später vom Gott Rudra bestraft, der erst von ihm abließ als der Gott ihm versprach ihm zum Herrn der Tiere Pashupati zu machen.



Spätere Entwicklung


Im Hindu-Epos Mahabharata gilt Prajapati als Schützer des Sexualorgans. In brahmanischer Zeit wurde er zum Urgott und zur Personifikation des Priestertums sowie zum Schöpfer der Rituale. Brahma wird häufig als Weiterentwicklung von Prajapati verstanden und mit Mythen in Verbindung gebracht, die später auf Prajapati übertragen wurden. Heute ist Prajapati noch immer ein Beiname des Schöpfergottes und Weltenlenkers Brahma. Prajapati zählt dennoch zu den großen Aufsteigern der vedischen Epoche, der den Übergang zum Hinduismus in der Verschmelzung zu Brahma erfolgreich überstanden zu haben scheint. Im heutigen Hinduismus spielt Prajapati keinerlei Rolle mehr in Anbetung und Glaube. Der Begriff Prajapati bezeichnet heute lediglich das hinduistische Jahr.




Literatur


* Rachel Storm: Enzyklopädie der östlichen Mythologie; Reichelsheim 2000. (Prajapati)
* Ulf Diederichs:
Indische Märchen und Götterlegenden; Deutscher Taschenbuch Verlag 2006 (Prajapati)







[Permalink]


Nächste Seite »

Kostenloses Blog bei Beeplog.de

Die auf Weblogs sichtbaren Daten und Inhalte stammen von
Privatpersonen. Beepworld ist hierfür nicht verantwortlich.